Dienstag, 14. Juli 2009

In 10 Tagen um Tasmanien, 2. Teil

Der Rueckweg von Marions Lookout hat und noch eine Ueberraschung beschert: Kurz bevor wir den Car park erreichten, sahen wir auf einmal auf der Wiese neben uns eine reihe von Wombats grasen. Einer von denen war ganz besonders kuehn und hatte sich ein Fleckchen gleich neben dem Steg der unseren Weg markierte ausgesucht. Vorsichtig haben wir uns genaehert, aber den Wombat schien das nicht zu interessieren. Wir kamen so nah an ihn ran, dass wir ihn haetten streicheln koennen, wenn wir die Hand ausgestreckt haetten (was wir natuerlich nicht getan haben, Wombats moegen das nicht). Ihn hat es auf jeden Fall nicht gestoert. Er hat nur kurz aufgeschaut, die Nase geruempft und weiter gegrast. Wombats sind cool!

Am selben Abend noch sind wir bis zum suedlichen Teil des Nationalparks nach Lake St. Clair gefahren, um wenigstens dort 2 tage wandern zu koennen. Einmal in einer der Huetten schlafen musste schon drin sein. Zunaechst jedoch brauchten wir eine Bleibe fuer die Nacht. In der Naehe des Sees ist ein Hotel, welches auch SChlafsaele hat, so hiess es im Lonely Planet. Leider stand dort nicht, dass das Hotel die sChlafsaele ueber Winter zu macht. Da es schon spaet war und das naechste Hostel ein paar Kilometer entfernt hatten wir keine andere Chance als uns ein Hotelzimmer zu nehmen. Im Endeffekt haben sich diese 95 Dollar aber auch gelohnt, da wir Unmengen Kaffee und Tee auf unserem Zimmer vorfanden, die auf mysterioese Weise den WEg in unsere Provianttasche gefunden haben, das Bedzimmer eine BADEWANNE hatte und das Fruehstueck sehr ueppig ausgefallen ist. So laesst es sich leben.

Trotzdem konnten wir uns am naechsten Tag rechtzeitig von dieser Gemuetlichkeit losreissen und uns auf den Weg machen. Wir hatten zwei Moeglichkeiten, unsere Wanderung zu gestalten:

1. Die Faehre zum noerdlichen Ende des Sees nehmen und von dort aus ins Pine Valley zu wandern um in der dortigen Huette zu uebernachten

2. Entlang des Sees bis zum noerdlichen Ende wandern und dort in der Huette schlafen. Die Huetten entlang des Overland Tracks sind alle unbemannt und sehr einfach eingerichtet (meistens nur Holzpritschen und ein Ofen oder Gasheizung), kosten dafuer aber auch nichts.

Am Visitor Centre am See angekommen gab es die erste Enttaeuschung: auf Grund geringen Publikumsverkehrs fuhr die Faehre nicht, daher mussten wir uns fuer die zweite Loesung entscheiden. Man sagte uns, dass wir bis zum Ende des Sees ca. 5 Stunden brauchen wuerden, was nicht nach sehr viel klang. Leider hatten die Leute vom Visitor Centre dort nicht mit unserer Langsamkeit und vor allem schlechten Ausruestung gerechnet. Nach 5 Stunden hatten wir gerade mal 2/3 des Weges absolviert. Zu unserem Glueck steht aber auf 2/3 des Weges auch eine Huette, so dass wir uns entschlossen haben, die Nacht dort zu verbringen. Diese Huette war zwar kleiner als die anderen und hatte nur einen Kohleofen statt Gasheizung, aber die Umgebung war schoen und wir hatten keine Lust mehr, in unseren nassen Schuhen weiter zu laufen.

Das Problem bei einem Kohleofen ist nur, dass man ein richtig heisses Feuer braucht, um die Kohlen in Gang zu kriegen. Genug kohlen waren trocken gelagert worden, aber leider nicht genug Holz, so dass wir stundenlang versuchten, das Feuer richtig in Gang zu kriegen, und es trotzdem nicht schafften. Nach uns kamen noch zwei Australier an, und auch die haben es nciht auf die Reihe bekommen. Wir mussten uns also damit begnuegen, uns in unsere warmen Schlafsaecke (die waren wirklich extrem warm!) zu kuscheln.

Es war zwar kein Vergnuegen, am naechsten Tag in die immer noch nassen Schuhe zu steigen und uns auf den Rueckweg zu machen, aber wir hatten (wie auch schon am Tag zuvor) strahlenden Sonnenschein, das machte alles wieder vergessen. Leider hatte dieser Sonnenschein auch dazu gefuehrt, dass die Schneeschmelze einsetzte und der Weg teilweise noch nasser war als am Tag zuvor. Trotzdem brauchten wir fuer den Rueckweg nur 3,5 Stunden, fragt mich bitte nicht warum wir am Tag zuvor 1,5 Stunden laenger gebrqaucht haben, ich weiss es naemlich nicht!

Das liess uns noch genuegend Zeit, mit unserem fahrenden Kuehlschrank zum naechsten "Point of interest" zu fahren, naemlich ins Huon Valley in den Suedosten der Insel. In dieser ganzen Gegend gibt es nur ein Hostel, und das ist in dem kleinen Ort Geeveston. Das Hostel war ein Einfamilienhaus, bwohnt von den Besitzern, die ein paar ihrer Zimmer an Gaeste vergeben. Ausser einer Langzeitmieterin waren wir aber glaub ich die ersten Gaeste ueberhaupt in dieser Wintersaison, zumindest zeugten die Spinnweben in unserem Zimmer davon, dass lange keiner mehr da gewesen war. Aber egal, das Hostel war guenstig und wir blieben ja nur eine Nacht.

Am naechsten morgen sind wir dann in den Tahune Forest Park gefahren, wo es einiges zu sehen gibt, z. B. einen 600 Meter langen Treetop walk, der sich auf 40 m Hoehe durch die Baumwipfel windet. Der Hoehepunkt davon war der "Cantilever" eine Plattform, die nur von einer kranaehnlichen Stahlkonstruktion gehalten wird. Das bedeutete, wenn sich jemand bewegt hat, hat er gleichzeitig auch die Plattform zum schwingen gebracht. Mehrere atemberaubende Haengebruecken gab es zu erkunden und den "groessten Baum Australiens". Das Ding hat einen Umfang von 16 m und einen Durchmesser von gut 5 m, und wiegt ca. 405 Tonnen!!

Abends haben wir uns noch nach Kettering aufgemacht, um die letzte Faehre nach Bruny Island, dem letzten Teil unserer reise, zu erwischen. Bruny Island war allerdings ein bisschen enttaeuschend. Dort gibt es wahnsinnig spektakulaere Felsformationen zu bestaunen, nur leider kann man diese vom Land aus nicht sehen, da dort keine Strasse oder Wanderweg hin fuehrt. Man muesste eine teuere Bootsfahrt mitmachen, die aber in den Wintermonaten gar nicht angeboten wird...

Trotz dieses etwas ettaeuschenden Abschlusses war es doch eine super Erfahrung gewesen. Tasmanien hat so viel natuerliche Schoenheit, dass man hier glatt mehrere Monate verbringen koennte, um wirklich alles zu erkunden (wir haben nur einen Bruchteil von dem gesehen, was sehenswert waere!).

Aber morgen geht es leider wieder zurueck aufs Festland. Aber irgendwann komme ich hierhin noch mal zurueck und wandere den Overland Track. Das wird dann aber im Sommer gemacht!

Bis bald

Montag, 13. Juli 2009

In 10 Tagen um Tasmanien

Moin! Zuerst mal muss ich mich fuer die lange Wartezeit entschuldigen, in der es von mir nix neues gab. Da mein Computer aber immer noch nicht einsatzfaehig ist (in ganz Tasmanien scheint es keinen Laden zu geben, der Ladegeraete fuer alte iBooks verkauft; selbst der Apple Store hier in Hobart hat die nicht mehr), kann ich weder schreiben wenn ich auf Tour bin noch Bilder hochladen, da das hier in der Staatsbibliothek nicht erlaubt ist. Internetcafes kosten hier mehr als das doppelte als auf dem Festland.

Nun aber zum wesentlichen. Ich habe mir zusammen mit Christian (den ich hier wieder getroffen habe) ein Auto gemietet, um 10 tage lang die Wunder von Tasmanien zu bestaunen. Wunder sind es wahrlich, denn ich habe noch keine Insel gesehen, in der so viele verschiedene Vegetationszonen so nah beieinander sind. Tasmanien ist ungefaehr so gross wie NRW, und hat doch von schneebedeckten Bergen ueber grosse Regenwaelder bis hin zu weissen Straenden alles zu bieten, was das Herz begehrt.

Unsere Reise fuehrte uns zunaechst zu einem Fleck, der ein eher dunkles Kapitel in der tasmanischen Geschichte darstellt. Urspruenglich war Tasmanien als Strafkolonie gedacht fuer Gefangene aus England und Irland. Diese wurden Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts zu Tausenden nach Australien und Tasmanien ausgesiedelt, weil die hiesigen Gefaengnisse zu klein geworden waren und Australien schoen weit weg war. Als Insel eignete tasmanien sich besonders als Strafkolonie, daher wurden hier weit mehr Gefangene hin verfrachtet.
Die groesste "Gefaengnissiedlung" wurde auf der Tasman Peninsula im Osten des Landes errichtet, heute als Port Arthur Im Laufe der Jahre wurden hier tausende von Gefangenen zur Arbeit in Kohleminen und Fabriken gezwungen.

Das besondere an Port Arthur ist aber etwas anderes. Als ein Ort, an dem den Gefangenen oft unrecht getan wurde und viele Menschen durch Umstaende zu Tode gekommen sind, fuer die sie nicht verantwortlich waren, zaehlt Port Arthur heutzutage zu den Orten auf der Welt, die am meisten von Geistern heimgesucht werden. Seit den 1870er Jahren wollen Bewohner und Besucher immer wieder Geister gesehen haben, mal in der Kirche, mal im ehemaligen Gefaengnis oder im Kinderheim. Davon natuerlich fasziniert haben wir uns dazu entschlossen, eine naechtliche Geistertour durch den Ort zu machen. Unser Tourguide hat uns an den verschiedenen Orten der Geistersichtungen die Geschichten zu den Personen erzaehlt, die dort als Geist erschienen sind. die "Erscheinungen" gab es allerdings nicht nur in Form von Geistern, sondern auch von bestimmten Geruechen. Angeblich haben z.B. ein Besucher an einer Stelle den starken Geruch von Formaldehyd wahrgenommen, waehrend die anderen nichts rochen. Es stellte sich heraus, dass an diesem Ort ca. hundert Jahre vorher Experimente mit formaldehyd gemacht wurden. Wir haben an diesem Abend zwar keinen Geist gesehen oder gerochen, trotzdem war die Fuehrung spannend und gut.

Nach einer Nacht im Auto (Daihatsu Charade, nicht empfehlenswert fuer zum drin schlafen) haben wir uns zur Freycinet Peninsula aufgemacht, einer Halbinsel etwas weiter im Norden der Ostkueste. Auf dieser Halbinsel liegt "Wineglass Bay", eine Bucht, die wie ein Weinglas geformt ist. Ausserdem zeichnet diese sich aus durch kristallklares Wasser, weissen Sandstrand und Regenwald, der bis an den Strand heran reicht. Der Nachteil: Um zu dieser Bucht hin zu kommen, muss man erst einmal einen zweistuendigen Marsch durch Berg und Tal auf sich nehmen. Die Haelfte der Zeit braucht man allerdings nur, um zum Wineglass Bay Lookout hoch oben auf dem Berg zu gelangen, was uns dann auch gereicht hat. Ausser der schoenen Aussicht hatte diese Halbinsel auch viel Wildlife zu bieten, es wimmelte hier nur so von Wallabies, Voegeln und anderen Tieren. Bei einem anderen kleineren Spaziergang in die Bucht von Sleepy Bay bin ich am dortigen Strand fast ueber einen Seehund gestolpert, der dort faulenzend vor einem Stein lag. Ich hab ihn erst gesehen, als ich zwei Meter vor ihm stand, aber er hat sich von uns auch in keinster Weise aus der Ruhe bringen lassen.

Der folgende Tag brachte eine willkommene Abwechslung: Etwas weiter inlands nordwestlich von der Freycinet Peninsula liegt der Evercreech Forest Reserve Park, ein Stueck Regenwald, in dem man gemuetlich auf sich eng windenden Pfaden die Natur geniessen kann. Dort fuehrte zwar eine Teerstrasse hin, aber das haette einen Umweg von 50 km bedeutet, also haben wir unseren Daihatsu ueber unbefestigte Strassen durch die Berge gejagt, was uns einen Mordsspass bereitet hat und die Leute von unserer Autovermietung in den Wahnsinn getrieben haette. Im Winter ist Tasmanien kein sehr beliebtes Reiseziel, und so waren wir auch die einzigen, die an diesem Tag zu dieser Zeit die Wunder des Regenwaldes erkunden wollten. Wir hatten (wie die Tage zuvor auch schon) Glueck mit dem Wetter, und so konnten wir ungestoert durch den Regenwald wandern. Und es gab eine ganze Menge zu entdecken, von exotischen Pflanzen (ich weiss jetzt wie Myrrhe aussieht) ueber eine ganze Menge Tiere, die sich im Dickicht versteckten. Der Weg ging entlang eines groesseren Baches hin zu einem stattlichen Wasserfall. Da es in den Wochen zuvor viel geregnet bzw. in den hoeheren Regionen geschneit hatte, fuehrte der Bach viel Wasser, was uns auf dem Rueckweg zum Carpark ein kleines Problem bereitete. Auf dem Hinweg gab es zur Ueberquerung des Baches eine Bruecke. Auf dem Rueckweg jedoch hatte man sich eine einfachere Loesung einfallen lassen: Man hatte an einer Stelle, an der relativ viele Steine waren, einfach eine Leine gespannt. Das Problem war nur, dass die meisten Steine unter Wasser waren, und der Bach war an dieser Stelle etwa 7-8 Meter breit. Also hiess es entweder Seiltaenzer spielen oder baden gehen. Ich entschied mich fuer letzteres und versuchte, von Stein zu Stein zu huepfen, was mir allerdings schon im Ansatz misslang. Danach ist mir eingefallen, dass ich ja zumindest meine Schuhe haette ausziehen koennen. Naja. Auf dem Rueckweg zur Ostkueste hatten wir dann unsere erste Begegnung mit wild lebenden Wombats, die unsere Strasse kreuzten. Leider waren diese beiden Exemplare eher scheu und liefen weg, als wir sie filmen wollten. Nachdem wir die letzte Nacht im Hostel geschlafen hatten, musste heute wieder das auto herhalten. Um Kosten zu sparen hatten wir uns entschlossen, Hostel und Auto als Uebernachtungsstaette immer abzuwechseln.

St. Helens an der Ostkueste als Uebernachtungsstaette zu waehlen war ein guter Zug, denn von da aus konnte man sowohl die "Bay of fires" als auch die "Peron Dunes" besichtigen und es am gleichen Tag noch nach Launceston, der zweitgroessten Stadt Tasmaniens, schaffen. Wenn man im Auto schlaeft, wird man automatisch beim ersten Sonnenstrahl wach, was in diesem Fall nur von Vorteil ist. So haben wir uns die nahe gelegenen Duenen beim Sonnenaufgang anschauen koennen (was allerdings den Umstand nicht aenderte, dass wir davon etwas enttaeuscht waren, da die Bilder, die wir von denen gesehen hatten, wesentlich spektakulaerer aussahen). Die Bay of fires hingegen sah ziemlich fantastisch aus. Die Felsen an dieser Kueste enthalten allesamt Eisen. Und was passiert mit Eisen, das mit Sauerstoff in Verbindung kommt? Richtig, es rostet. Die gesamte Bay of fires bestand aus rostroten Felsen und Gesteinsbrocken, die einfach Klasse aussahen. Das hoert sich jetzt vielleicht langweilig an, aber wenn ihr die Bilder seht werdet ihr eines besseren belehrt.

Fuer den Weg inlands nach Launceston haben wir uns wieder fuer die "Road Less TRavelled" entschieden, denn der Highway brachte uns nicht dorthin, wo wir hin wollten. Also verliessen wir bei Pyengana (auch als "Pjoengjang" bekannt, ich konnte mir den Namen einfach nciht merken...) den Highway und setzten unsere Raeder wieder auf eine unbefestigte Strasse, die uns aber zu zwei Naturschauspielen brachte, die (fast) einzigartig waren. Zum ersten gab es hier die St. Columba Falls, angeblich mit 91 Metern die hoechsten Wasserfaelle in Tasmanien. Ob das stimmt oder nicht, auf jeden Fall waren sie gewaltig und sahen fantastisch aus, vor allem, da sie mitten im Regenwald waren. Von dort aus fuehrte eine noch schlechter erhaltene Strasse einen steilen Berg rauf bis zur oberen Kante der Ralph Falls. Diese waren deshalb so atemberaubend, weil diese Wasserfaelle an einer geraden Wand ca. 80 Meter in die Tiefe stuerzten, und man von dem dortigen "Lookout" einen Ausblick auf halb Tasmanien hatte. Ausserdem ging es von der Kante des Lookouts ebenfalls 80 m gerade in die Tiefe. Der Weg von dort aus fuehrte uns ueber mehrere Kilometer gravel road wieder bergab, bis wir ungefaehr eine Stunde spaeter wieder Teer unter unseren Reifen hatten und die Fahrt mit hoeherer Geschwindigkeit in Richtung Launceston fortsetzen konnten.

Den Nachmittag haben wir in Launceston damit verbracht, die "Cataract Gorge" rauf- und wieder runter zu wandern, eine Schlucht, die direkt am Rande der City anfaengt und sich mehrere Kilometer entlang des oertlichen Flusses erstreckt. Ein paar Kilometer Flussaufwaerts kann man sich dann entscheiden, ob man die Schlucht mit hlfe eines Sessellifts (dem laengsten einspannigen Sessellifts der Welt) oder einer Schwingbruecke die Schlucht ueberqueren moechte. Auf der anderen Seite der Schlucht gab es ein Restaurant, welches uns nicht durch die Auswahl an Speisen beeindruckte, sondern die Abzahl der Pfauen und Possums, die frei auf dem Anwesen ihr Unwesen trieben. Ich kann nur immer wieder betonen, wie unheimlich niedlich Possums sind. Der Abend wurde noch dazu genutzt, im Kino "Transformers 2" anzuschauen. Der Film ist zwar ganz in Ordnung, aber wenn man ihn nicht sieht hat man nichts verpasst. Im Hostel in Launceston gab es dann noch eine weitere Sehenswuerdigkeit: Die dickste Katze der Welt.

Am naechsten Tag ging es von Launceston ueber Devonport an der Nordkueste, nach Stanley, einem verschlafenen kleinen Fischernest. Devonport ist das erste was man von Tasmanien sieht, wenn man sich entschliesst, diese Insel per Faehre zu erreichen. Die "Spirit of Tasmania" bedient die einzige Faehrverbindung zum Festland. Spontan habe ich mich dazu entschlossen, meine Rueckreise nach Melbourne auf diesem Schiff zu buchen. Es war nicht viel teuerer als das Flugzeug und es ist mal wieder eine Abwechslung zum ewigen fliegen (ganz davon zu schweigen dass es umweltfreundlicher ist).
Stanley ist ein kleiner Ort, der an sich nicht viel zu bieten haette, waere da nicht die Nuss."The Nut" ist ein Berg bzw. Monolith, der eine nicht geringe Aehnlichkeit von der Form her mit dem Uluru aufweist. Er ist zwar nicht so gross wie der rote Bruder, aber er zeichnet sich durch seine geographische Lage aus: Er liegt auf einer Halbinsel im Meer, die nicht groesser ist als der Berg selber und die nur durch einen sehr schmalen Isthmus mit einer anderen Halbinsel verbunden ist. Es gibt zwei Wege, auf die Spitze des Berges zu gelangen, zum einen per Sessellift, zum anderen ueber einen sehr steilen Fussweg. Wir hatten die Nacht im Auto am Fusse des Berges hinter uns gebracht, und kamen so in den Genuss, die aufgehende Sonne von der Spietze des Berges zu betrachten. Da der Sessellift allerdings noch nicht in Betrieb war, mussten wir den mit Muskelkatergarantie ausgestatteten Weg per Fuss auf uns nehmen. Aber es hat sich gelohnt!

Noch am selben Tag ging es dann in Richtung des Herzen von Tasmanien, dem atemberaubend schoenen "Cradle Mountain Lake St. Clair National Park". Vom cradle Mountain im Norden des Parks bis zum Lake St. Clair im Sueden sind es 80 km, die nicht per Auto oder Fahrrad, sondern nur per pedes zu bewaeltigen sind, denn hier erstreckt sich der bekannteste Mehrtages-Wanderweg von Australien, der "Overland Track". Vom Fusse des Cradle Mountain geht es an der Westflanke dieses gewaltigen Berges entlang bis ins Waterfall Valley, wo die erste Huette steht, in der man uebernachten kann. Um den ganzen TRack zu laufen, braucht man 5 - 7 Tage, wenn nichts dazwischen kommt. Im Sommer ist dieser Weg ein beliebtes Ziel fuer fortgeschrittene Wanderer, im Winter allerdings trauen sich nur wenige, diesen Weg zu laufen, da die Bedingungen sehr widrig sind. Wir hatten uns in den Kopf gesetzt, den ersten Teil bis zur Waterfall Valley Huette zu laufen und dann wieder umzukehren. Allerdings haben uns da verschiedene Faktoren einen Strich durch die Rechnung gemacht

1. Wir haben verschlafen. Der Wecker stand auf 7 Uhr, um 8.30 Uhr waren wir dann wach. Der Weg vom Anfang des Tracks bis zur Waterfall Valley Huette dauert mindestens 6 Stunden fuer erfahrene Wanderer. Im Winter ist die Zeit knapp bemessen, und wenn man in eisigen Hoehen wandert, sollte man dies nicht im dunkeln tun, weil da ein Fehltritt fatale Folgen haben koennte

2. Wir waren nicht auf diese Masse Schnee vorbereitet, die uns an der Westflanke des Cradle Mountain erwartete. Bis zu den Hueften!

Trotzdem haben wir uns noch auf den Weg gemacht, da wir uns die Aussicht auf die schneebedeckten Berge und die Bergseen rundherum doch nicht entgehen lassen wollten. Wir hatten es bereits bis zum hoechsten Punkt der ersten Etappe geschafft (Marions Lookout auf 1220 Metern), als wir einsehen mussten, dass der Schnee zu tief und die Zeit zu knapp werden wuerde, noch bis zur Huette zu kommen. Trotzdem hatte es sich gelohnt, da die Aussicht von Marions Lookout auf den Cradle Mountain und die umgebenden Berge grandios war.

Teil 2 der Geschichte folgt bald!

Ingo

Montag, 29. Juni 2009

...

Moin!

Gute und schlechte Neuigkeiten. Die schlechte zuerst: Mein Computer ist momentan in einem unbenutzbaren Zustand, da mein Ladekabel kaputt gegangen ist. Ich kann also erst wieder einen laengeren Bericht posten, wenn ich ein neues Kabel hab.

Die gute Nachricht ist, dass ich im Vorhinein meine besten Fotos von den Expeditionen der letzten Wochen auf meinem USB Stick gespeichert hab, und ihr jetzt Zugang habt zu neuen Fotos von meiner Tour von Alice nach Adelaide, Barossa Valley und Kangaroo Island. Viel Spass

Ingo

P.S. Bilder von Kangaroo Island gibts doch erst beim naechsten mal. Keine Zeit mehr!

Sonntag, 21. Juni 2009

Wasted in Barossa

Kaum erholt von der Tour von Alice Springs nach Adelaide bin ich zusammen mit Christian und Eike mit derselben Tour Company nach Barossa Valley gefahren, um mir dort ein paar Wineries und vor allem deren Inhalt „reinzuziehen“.

Wie bei jeder Tour ging es morgens zu einer unmenschlichen Zeit los. Diesmal wurde uns aber Gnade gewährt und wir sind erst um 7 Uhr vom Hostel abgeholt worden. Die Gruppe war wieder einmal recht klein, und erfreulicherweise waren diesmal nur junge Leute an Bord.

Die Fahrt ins Barossa Valley hat fast schon Heimweh in mir geweckt. Die Gegend dort sieht aus wie der Schwarzwald bzw. andere deutsche Mittelgebirge, in denen Wein wächst. Ausser ein paar Eukalyptusbäumen und Palmen (die dort aber nicht natürlich wachsen) war wirklich alles wie in Schland.

Unsere erste Station war das größte Schaukelpferd der Welt. Dieses Hottehü ragt etwa 100 m in die Höhe, und gegen einen Obolus von 2 Dollar darf man darauf steigen. Nur Steph (eine Holländerin, von der später noch mehr zu lesen sein wird) und ich haben uns darauf gewagt, alle anderen haben den Schwanz eingezogen und die Zeit dafür genutzt, sich einen Kaffee und ein Sandwich einzuverleiben. Letzteres habe ich mir auf die Schnelle auch noch geholt, um für den Besuch beim ersten Winzer etwas im Magen zu haben. Als erstes ging es zum Jacobs Creek Visitor Center. Jacobs Creek ist eine der bekannteren Marken in Australien und wird in die ganze Welt exportiert. Dort gab es die ersten sechs Weine zum probieren und eine kleine Tour durch das Visitor Center.
Bei der Weinprobe hat Eike sich als Biertrinker geoutet, wenn auch unfreiwillig. Während alle anderen der Prozedur einer Weinverkostung folgten (riechen, schwenken, noch mal riechen, nippen, den Wein auf der Zunge tanzen lassen bevor man den Abgang mit einem genießenden Schlucken vorbereitet und das wohlige schaudern und nachschmecken des Abgangs, nachdem der Wein seinen Weg durch die Speiseröhre gefunden hat), nahm er das Glas, kippte es auf Ex und verlangte nach mehr. Der verstörte Blick unserer jungen Weinchefin verriet deutlich, dass sie sich nicht ganz sicher war, ob sie sich nun Mensch oder Tier gegenübersah.

Den Namen des zweiten Winzers habe ich schon wieder vergessen, aber ich glaube es war Peter Lehmann. Der Name sagt übrigens einiges über die Geschichte von Barossa Valley aus.

Als Australien noch aus 7 verschiedenen, voneinander unabhängigen Kolonien bestand, hat man in South Australia sich dagegen entschieden, wie die anderen Kolonien Strafgefangene aus England und Irland zur Ansiedlung zu übernehmen. Stattdessen hat man schon sehr früh nach der Gründung die Glaubens- und Religionsfreiheit ausgerufen. Dieser Ruf blieb nicht ungehört, und so machten sich aus ganz Europa Menschen auf nach Australien, um dort ungestört ihrem Glauben nachgehen zu können. Darunter waren auch viele Deutsche aus Ostpreußen und Schlesien. Diese deutschen Auswanderer gehörten zu einer kleinen lutheranischen Glaubensgemeinschaft, die Mitte des 19. Jahrhunderts in ihrem Gebiet immer mehr unter Druck von der katholischen Kirche geraten ist. So haben ein paar hundert Leute beschlossen, nach South Australia auszuwandern, um dort ihren Glauben frei ausleben zu können. Auf dem Weg dorthin hat man unter anderem auch ein paar Rebstöcke aufgegabelt, in der Hoffnung, diese dort anpflanzen und damit Geld verdienen zu können. Nach einer beschwerlichen und langen Überfahrt an der afrikanischen Küste und dem Kap der guten Hoffnung vorbei ist man bei Kangaroo Island in der Nähe von Adelaide an Land gegangen. Erste Versuche, dort Wein anzubauen verliefen erfolgreich, und so machte man sich später in Richtung Festland auf, um dort geeignetes Land zu finden, um dort den Weinanbau zu kultivieren. Etwa 20 km nördlich vom heutigen Adelaide stieß man dann auf Land, welches verheißungsvoll fruchtbar aussah: Barossa Valley.
Noch heute sind hier über 60 Winzer zu Hause, und fast alle haben einen deutschen Namen. Weiter südöstlich von Barossa Valley, in dem kleinen Städtchen Hahndorf, wird der deutsche Einfluss aufrecht erhalten. Dort bekommt man in fast jedem Geschäft Kuckucksuhren, Bierkrüge von deutschen Biermarken und ähnliches. Die Restaurants sind allesamt in bayrischem Stil gehalten, und aus den Lautsprechern plätschern deutsche Trinklieder. Als Krönung steht mitten im Dorf ein Schild aus Holzbalken mit der Aufschrift „Hahndorf – Unser Dorf soll schöner werden“ mit dem Niedersachsenwappen drauf.

Aber zurück zur Weinprobe. Bei Peter Lehmann gab es zu meinem Missfallen zur Hälfte Ports und Sherries, die ekelhaft süß waren. Schnell weiter nach Richmond Grove.

Dort hatten wir eine Führung von einer durchgeknallten Amerikanerin, Essy. Sie war, wie man so schön sagt, ein echtes Original, da sie mit ihrer verrückten Art zu erzählen wirklich jeden zum lachen gebracht hat. Sie war auch die einzige, die für unsere Kameras mit den Weinen posieren wollte. Wie, das seht am besten selbst...

Nach drei Winzern war es angebracht, mal wieder was in den Magen zu bekommen, also ging es zum lunch in einen typischen „Landgasthof“. Wir konnten wählen zwischen Chicken Schnitzel, Känguruh-Steak, Fish of the day („Perch“, was auch immer das ist) und Pasta. Ich hab mich für den Fisch entschieden, und es war eine sehr gute Wahl, wenn auch ein bisschen wenig. Aber da das Essen im Tourpreis zu 79 Dollar (etwa 50 Euro) mit drin war, will ich nicht meckern.

Der letzte Winzer trug den abstrusen Namen Seppeltsfield. Von den Weinen her war dies das absolute Negativhighlight, da 80 % der Weine Port oder Sherry waren, aber zu diesem Zeitpunkt war das eigentlich schon egal, weil wir alle schon gut einen sitzen hatten und alles alkoholhaltige genommen haben dessen wir habhaft werden konnten. Steph (oder auch einfach nur „Dutchy“) ist auch Sozialarbeiterin, daher empfanden wir es als unsere Pflicht, dieser Truppe von Alkoholikern unsere professionelle Hilfe anzubieten. Zum Glück nahm dieses Angebot niemand an.,

Abends gegen 5 waren wir dann wieder im heimischen Adelaide, alle ein bisschen beschickert aber Glücklich. Steph hatte im laufe der Tour angedeutet, dass sie mit derselben Company eine 2-Tages-Tour nach Kangaroo Island gebucht hat. Da ich das auch machen wollte, haben wir uns für die Tour am Mittwoch verabredet. Das ist allerdings eine andere Geschichte.

Going underground Teil 2 oder "Ich bin ein Tennisball"

Nach dem Abendessen war dann Party angesagt. Naja, was man so in Coober Pedy, einem verschlafenen Nest im Outback so unter Party versteht. Wir machten uns auf den Weg in einen der wenigen Pubs in Coober. Da angekommen, mussten wir leider feststellen, dass dort absolut gar nichts los war. Keine Leute, keine Musik und das Bier war teuer. Nach ein paar Partien Foosball (bei uns besser als Tischfussball bekannt) und Pool haben wir uns dann langsam aber sicher wieder auf den Rückweg gemacht. An unserem Schlafgemach war inzwischen auch die andere Gruppe, die die Tour in umgekehrter Reihenfolge gemacht hat, angekommen und schon heftig am Trinkspiele spielen. Das versprach noch interessant zu werden, also gesellte ich mich dazu. Der Tourguide ließ es sich nicht nehmen, an uns seine Deutschkenntnisse auszuprobieren. Diese beschränkten sich auf drei Sätze: „Das ist Scheiße!“, „Ich bin ein Tennisball“ und „Gute Nacht mein Schmetterling!“ Diese hat er dafür aber fleißig praktiziert. Der Abend ist dann doch noch ganz lustig geworden.

Der nächste Tag begann so grässlich, dass es gar nicht schlimmer geht. Um 5 Uhr morgens lief Shane, unser Tourguide mit Topf und Kelle umher und sang uns aus unserem wohlverdienten Schönheitsschlaf. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es dann weiter in Richtung Adelaide. Der Rest der Reise verlief Ereignislos, immerhin hatten wir noch glatt 700 km vor uns und von daher wenig Zeit, etwas anzuschauen (mal ganz abgesehen davon, dass es auf dem Weg ausser ein paar ausgetrockneten Salzseen nichts anzuschauen gab).Letzten Ende gab es dann aber noch etwas positives zu berichten: Fast alle, die auf der Tour dabei waren, stiegen in Adelaide im Cannon Street Backpackers ab. Da wir noch einiges an Essen von der Tour übrig hatten, gab Shane uns zwei große Kisten mit Fleisch, Käse, Obst und Gemüse mit, da wir die nicht aufgebraucht hatten. Die Verpflegung für die nächsten Tage war auf jeden Fall erst mal sichergestellt.

Mittwoch, 17. Juni 2009

Going Underground

Einer der wenigen Minuspunkte an Touren ist, dass sie immer zu den unchristlichsten Zeiten beginnen. Samstag morgens, 6.30 Uhr. In einer Viertelstunde sollten wir abgeholt werden, als bei Christian, meinem mal ja mal nein Begleiter, das Handy klingelt. Unser Tourguide steht bereits vor dem Eingang und wartet auf uns. In aller Hektik noch mal gecheckt, ob alles dabei ist, und dann den dicken Rucksack und die zwei anderen Taschen gepackt und Raymond, meinem Mitbewohner noch einmal kurz Tschüss gesagt, bevor es dann in den Bus ging.

Die 2-Tages-Tour von Alice springs nach Adelaide dient hauptsächlich zum Transport zwischen diesen beiden Städten. Der einzige touristisch sehenswerte Punkt zwischendrin ist Coober Pedy, die Opal-Hauptstadt von Australien.

Unsere Gruppe war diesmal sehr klein, es waren nur 4 Deutsche, 2 Italiener, 1 Amerikaner und 1 Kanadier dabei. Die beiden Italiener, Federico und Anastasia, sowie Rebecca, eine andere Deutsche, hatten wir schon anfangs der Woche am Uluru getroffen. Der Kanadier und der Amerikaner hatten sich zwar etwas zurück gehalten, aber ansonsten war es eine ganz lustige Truppe. Shane, unser Tourguide, war auch total in Ordnung und sehr laid back. Seine Musik auf dem iPod zeugte auch von einem guten Geschmack, da war von Xavier Rodd, über Bob Dylan, ACDC, Metallica bis hin zu Björk so ziemlich alles drauf, was auch auf meinem ist (ausser natürlich die deutschen Sachen).

Mittagessen gab es in Kulgera, einem kleinen Roadhouse auf der Hälfte der Strecke nach Coober Pedy. Ich glaube, auf jeder Tour mit Übernachtung gibt es mindestens einmal Tortillas. Da kann sich jeder nämlich selbst aussuchen, was er darauf haben möchte.

Nach ca. weiteren 350 km kamen wir am frühen Nachmittag so gegen 15 Uhr in Coober Pedy an, einem kleinen verschlafenen Nest mitten im Outback. Coober Pedy ist dafür bekannt, dass die meisten der ca. 3000 Bewohner unter der Erde wohnen, und so wurden auch wir unterirdisch einquartiert. Ein Schlafsaal mit 52 Betten war alleinig unser, und er war so groß, dass wir darin Fussball spielen konnten, was wir auch ausgiebig ausgenutzt haben, v.a. Shane, Federico, Anastasia, Eike, Christian und ich. Kurz nach unserer Ankunft haben wir dann eine Tour in der benachbarten Opalmine gemacht, die zu einem Museum umfunktioniert worden ist. Ich wusste gar nicht, wie schweineteuer so ein Opal ist. Im Gegensatz dazu sind die Kosten, um nach Opal graben zu können bzw. dürfen extrem gering. Z. B. kostet ein 50m x 50m Claim nur etwa insgesamt 300 Dollar. Danach kann man mit Schaufel und Spaten anfangen zu Graben. Auch eine gute Methode, Opale zu finden ist das „noodling“. Wenn Stollen maschinell gegraben werden, kann es sein, dass die Maschinen ein paar Opale mit ausgraben, die dann zusammen mit dem anderen Schutt auf einem Haufen landen. 20 % der Opale landen somit auf dem Müll. Noodling heißt einfach diese Haufen zu durchsuchen. Dabei kann man Opale im Wert von mehreren 1000 € finden.

Das Abendessen war der Hammer. Wir hatten Tische bei einer lokalen Pizzeria reserviert, und für uns 9 Leute wurden dort tatsächlich 5 Familienpizzen aufgetischt. Ich bin noch nie auf einer Tour so satt geworden wie da.

P.S.: Fortsetzung folgt

P.P.S.: Der nächst untenstehende Beitrag ist auch neu ...

Die Ulurutour

Erst kommt die Arbeit, dann das Vergnügen. Dieser Maxime streng folgend habe ich mich in dieser Woche genuesslich zuruecklehnen koennen, da ich nach dreimonatiger Schaffenszeit in Alice Springs meine Meriten verdient und ein weiterreisen möglich gemacht hatte. Obwohl ich liebend gerne so frueh wie moeglich aus Alice springs abgehauen waere, habe ich den Abschied aus Alice noch um eine Woche verschieben muessen, da ich das wichtigste noch nicht gesehen hatte: Den grossen Stein, das Wahrzeichen der Aborigines Zentralaustraliens, oder einfach nur „The Rock“: den Uluru, un(reise)gebildeten Nichtaustraliern meist immer noch bekannt unter seinem kolonialistischen Namen Ayers Rock.

So haben Christian und ich eine Dreitaegige Tour gebucht, die uns an drei Tagen zu drei verschiedenen landschaftlich bedeutenden Sehenswürdigkeiten bringen würde: den Kings Canyon, die Kata Tjutas und den Uluru. Die lautsprachliche Betonung beim letzten liegt uebrigens auf der letzten Silbe, da dieser Name aus der Sprache der Anangu-Aborigines entnommen wurde, die seit 1985 wieder die rechtmaessigen Eigentümer des Landes und des Berges sind.

Montags morgens um 6.30 Uhr ist normalerweise keine Zeit, in der man mich mit der Erwartung ansprechen sollte, mehr als undefinierte Grunzlaute als Antwort zu bekommen. Die Umstände an diesem Tag erzwangen es aber, dass wir um diese Zeit schon schlotternd und frierend (ja es wird kalt im Winter!) mit gepackten Sachen vor unserer Herberge standen und auf den Tourbus warteten. Gottseidank war die Verspätung nur minimal, und wir konnten nach ein oder zwei anderen Stopps aufbrechen auf unsere 450 km lange Fahrt zum Kings Canyon.
Von der Gruppe hat man auf dem ersten Teil der Fahrt nicht viel mitbekommen, da alle gepennt haben. Kein Wunder, wenn man mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen wird. Die Gruppe bestand aus 5 Deutschen, 4 Australiern, 3 Franzosen, 2 Holländern, 1 Israelin, 1 Schottin, 1 Brite, 1 Däne und 1 Schweizer. Die deutschen waren mit Ausnahme von Christian und mir alle zwischen Schule und Uni, was für deutsche Backpacker typisch ist. Die 4 Australier (2 Pärchen) waren schon älteren Semesters (tw. Ende 50). Ein französisches Pärchen war noch dabei, die sich aber total von der Gruppe abgesondert und ihr eigenes Ding gemacht haben. Der Brite und die Schottin waren auch schon nicht mehr die jüngsten, so dass unsere Gruppe ein aussergewoehnlich hohes Durchschnittsalter bekommen hat.

Die erste Station war Kings Canyon, ein großes Felsmassiv, welches über eine Strecke von mehreren Kilometern in einem 90 (oder mehr) Grad winkel mehrere 100 Meter in die Tiefe abfällt. Entstanden ist er durch ein Erdbeben vor 200 Millionen Jahren, in der Nähe, wo das heutige Alice Springs liegt. Im übrigen ist der Grand Canyon in den USA im Gegensatz zu diesem gar kein Canyon, sondern eine Gorge, also eine Schlucht. Ein Canyon ist nur ein Canyon, wenn das Felsmassiv an einer Seite steil nach unten geht.

Leider waren zu dem Zeitpunkt als wir da waren noch ca. 10 andere Touren da, so dass es dort ziemlich voll geworden ist. Gen Abend sind wir dann zu unserem Campground gefahren, einer Feuerstelle mitten in der Pampa. Vorher hatten wir noch gut Feuerholz gesammelt. Nachdem wir das Lagerfeuer in Gang gebracht hatten, gab es erst mal Abendessen: Känguruh Chilli con carne mit Reis, Kartoffeln und Salat. Dann haben wir noch lange ums Lagerfeuer herum gesessen, bevor wir in unsere Swags gekrochen sind. Swags sind Leinenschlafsäcke mit eingebauter dicker Isomatte. Darin konnte man wiederum seinen eigenen Schlafsack legen, und wenn man sich dann noch alle Winterklamotten, deren man habhaft werden kann, anzieht, dann ist es auch einigermaßen warm gewesen. Trotzdem habe ich mir für den Notfall eine kleine Flasche Whiskey eingepackt. Geschlafen hab ich in der ersten Nacht nicht wirklich gut.

Der nächste Tag begann schrecklich. Um 5.30 Uhr (!!) Wurden wir lauthals geweckt und dazu getrieben, das Camp zu räumen und zu frühstücken. Schließlich hatten wir wieder mal eine lange Fahrt von mehreren 100 km vor uns, bevor wir an unserem Tagesziel, den Olgas bzw. den Kata Tjutas ankamen. Das erste was einem bei der Anfahrt auf die Kata Tjutas auffällt ist das Gesicht von Homer Simpson, wie es auf dem Boden liegend gen Himmel starrt. In wirklichkeit besteht dieses „Gesicht“ aber aus mehreren Hügeln, die so angeordnet sind, dass sie von der Seite, von der die Strasse kommt, so aussehen wie Homer. Wie als ob das beabsichtigt gewesen wäre. Die Kata Tjutas sind eine Anhäufung von Kuppelartigen, ca. 350 meter hohen Hügeln, zwischen denen man gut herumwandern kann. Da aber diese Hügel genau wie der Uluru für die Aborigines ein Heiligtum ist, ist die Besteigung ein absolutes No-go. Ganz davon abgesehen wäre das auch nur ein Job für Extremkletterer, da alle Wände von den Hügeln glatt sind und extrem wenig Halt bieten. Trotzdem haben wir einen kleinen Spaziergang von 7 km gemacht und dabei wunderbarste Natur gesehen.

Nach einem ausgiebigen Lunch sind wir dann weiter zum diesmal nahe gelegenen Uluru gefahren, um dann dort einen kleinen Spaziergang zu machen und den Berg während des Sonnenuntergangs zu beobachten. Bei dem Spaziergang am Uluru ist mir zum ersten Mal aufgefallen, wie grün es um den Berg herum eigentlich ist. Der Grund ist offensichtlich: Nach Regenfällen fließen fast überall kleine Wasserfälle runter, so dass es rund um den Berg richtig feucht ist.

An dem Sunset Viewing Point angekommen waren nur wenige Gruppen dort, so dass wir uns einen guten Platz sichern konnten. Aber nach und nach kam Reisebus nach Reisebus an, und am Ende standen dort ca. 15 Busse, und es waren 100e von Leuten da, um sich den Sonnenuntergang anzuschauen. Wir hatten vorher noch unsere Biervorräte aufgefüllt, so dass einem genussvollen Untergang nichts im Wege stand. Alle anderen Gruppen hatten die Nobelvariante mit eigenem Tisch und Wein bzw. Champgner gewählt, was für uns sehr zum Vorteil war, aber dazu später.

Der Untergang war fantastisch. Obwohl Dominik, einer der anderen Deutschen, in einem gestellten Foto versucht hatte, den Uluru aufzuessen, blieb dieser standhaft und wechselte wie nach Fahrplan die Farbe von gelblich über Orange, hellrot, dunkelrot, lila-blau bis hin zu grau die Farbe.

Nachdem der Sonnenuntergang abgeschlossen war, verließen alle anderen Gruppen fluchtartig die Szenerie. Das hieß, die Tische mit dem Wein wurden mitsamt den Bediensteten stehen gelassen. Diese wollten natuerlich ihren Wein und ihr Essen loswerden und verteilten dies an uns arme Backpacker. So muss das sein!

Abends haben wir im Ayers Rock Resort Campground übernachtet. Wieder am Lagerfeuer, wieder in Swags, aber diese Nacht war wesentlich wärmer. Das eigentlich Highlight kam aber erst später: Kurz nachdem die meisten schlafen gegangen waren, hörte ich es auf einmal im Gebüsch rascheln, und plötzlich kam, 10 meter von uns entfernt, ein Dingo die Böschung runter und lief in Richtung Campingplatz, etwa 5 m an unserem Campground entfernt vorbei. Ich hatte vorher schon mal einen Dingo aus dem Auto heraus gesehen, aber noch nie so nah und so deutlich. Die Schuhe hatten wir übrigens alle unter unserem Swag versteckt, denn Dingos lieben Schuhe.

Die Nacht war außerordentlich kurz, denn am nächsten Morgen wurden wir schon um 5 (!!!) aus den Federn gescheucht. Diesmal ging es direkt ohne Frühstück zum Sunrise Viewing Point am Uluru, wo wir letzteres dann nachgeholt haben. Der Sonnenaufgang war mindestens genau so toll wie der Untergang, mit umgekehrter Farb-Reihenfolge.

Danach hatten wir die Option, entweder den Uluru zu besteigen oder den 9 km Walk darum herum zu machen. Trotz Aufklärung und deutlicher Missfallensäußerung seitens unseres Tourguides Jason haben sich ein paar doch dazu entschieden, den Berg zu besteigen, was aus meiner Sicht ein absolutes No-go ist. Unser Guide hat gemeint, das wäre das selbe, als würde man mit Schuhen und Shorts in einen islamischen Tempel gehen. Die Spitze des Uluru ist ein Ort, der in der Aboriginal-Kultur nur von Aboriginal-Männern betreten werden, die den Initiationsritus vollziehen oder schon vollzogen haben.

Eigentlich gehört der Uluru den Anangu Aboriginals, da die Regierung ihnen das Land Mitte der 80er Jahre zurück gegeben hat. Ursprünglich hatte es von regierungsseite damals geheißen, dass die Anangu alle Rechte über das Land bekommen würden, und zwar uneingeschränkt. Über ein Jahr lang hat dann die Regierung über der Ausarbeitung eines Vertrages gearbeitet, und in dieser Zeit hat sich herauskristallisiert, dass die Eigeninteressen der Regierung am Uluru viel zu groß und damit die Einbußen im Tourismus riesig gewesen wären. So hat man lange versucht, einen Vertrag auszuarbeiten, der einem eigene Optionen offen ließ. Am Ende kam dann dabei heraus, dass man den Anangu das Angebot gemacht hat, ihnen das Land zurück zu geben, allerdings mit drei Bedingungen: 1. Der Weg auf den Gipfel muss weiter für Touristen offen bleiben, und 2. die Regierung darf Teerstraßen durch das Gebiet der Anangu bis zum Uluru bauen, und 3. die Anangu mussten das Land für weitere 99 Jahre an die Regierung verpachten. Wenn diese Bedingungen nicht erfüllt werden könnten, würde das Land nicht zurück gegeben. So hat man die Anangu mehr oder weniger dazu gezwungen, dem zuzustimmen, obwohl es gegen ihre eigene Gesinnung war.

Es ist eine Sache von Respekt gegenüber anderen Kulturen nicht auf diesen Berg zu steigen. Sogar unser Tourguide, der diese Tour zweimal pro Woche macht, hat gemeint, er sei noch nie auf den Berg gestiegen und wird das auch niemals tun. Auf der anderen Seite ist der Aufstieg saugefährlich. 36 Menschen sind dabei in den letzten drei Jahren schon ums Leben gekommen oder an den Nachwirkungen gestorben (bspw. Herzinfarkt). Der Aufstieg ist extrem Steil, komplett ohne Schatten und man hat nur ein Seil, an dem man sich festhalten kann. Da fiel mir die Wahl, um den Berg herum zu gehen, nicht schwer.

8 km lang war der Weg um den Uluru herum, und kein bisschen langweilig, weil auf jeder der drei Seiten des Uluru eine andere Vegetation wächst. In der Ferne haben wir ein ganzes Rudel Dingos heulen gehört, und der Uluru sah von nahem noch viel fantastischer aus als in der Totalen.

Um ca. halb elf hiess es dann Abschied nehmen vom großen Stein und wieder zurück in Richtung Alice. Aber eine letzte Attraktion blieb noch. So ca. 100 km vor Alice haben wir an einer Kamelfarm gehalten, bei der wir für einen kleinen Obolus von 5 Dollar die Möglichkeit hatten, für ein paar Minuten auf einem Kamel zu reiten. Das war extrem lustig, vor allem als das Kamel aufgestanden ist und sich wieder hingesetzt hat. Erst ging es ein paar 100 Meter in langsamem Trott dahin, bevor es dann im Trab wieder zurück lief. Da ich noch nie vorher in irgendeinem Sattel gesessen bin, war das eine lustige Erfahrung.

Am späten Nachmittag waren wir dann zurück. Es war gerade noch Zeit für eine Dusche und ein kleines Schläfchen, bevor wir uns dann im Toddys zum gemeinsamen Dinner wieder getroffen haben. Später ging es dann auch mit den Jüngeren Crewmitgliedern in den Pub, wo der Abend noch feuchtfröhlich ausgeklungen ist. Insgesamt war es eine geile Tour, bei der sich jeder Cent gelohnt hat.

Mittwoch, 20. Mai 2009

Das fliegende Klassenzimmer II. Teil

Heute stand ein Besuch bei der „Alice Springs School of the Air“ an, einer der interessanteren Schulen auf dieser Welt, da das Klassenzimmer mehrere Millionen Quadratkilometer umfasst.

Als der Flying Doctor Service immer mehr beliebtheit erfuhr und die meisten Einwohner auf den abgelegenen Farmen technisch aufgerüstet und sich ein 2-Way-Radio zugelegt hatten, entstand hier in Alice Springs die idee, dass man diese technischen Voraussetzungen ja auch auf andere Weise nutzen könnte, nämlich, um die Kinder schulisch zu unterrichten. Sonst hätten die Kinder schon ab dem frühesten Kindesalter in ein Internat teilweise 600 km weit weg gehen müssen. Deswegen wurde vor 57 Jahren die ASSOA (Alice Springs School of the Air) gegründet. Inzwischen gibt es die Schule nicht nur in Alice Springs, sondern auch in den meisten anderen größeren Städten.

Trotzdem umfasst das Einzugsgebiet der ASSOA im Durchmesser etwa 1200 km (wer mir aus dieser Information heraus jetzt die Quadratkilometerzahl berechnen kann kriegt ein Eis wenn ich wieder da bin).

Das „Klassenzimmer“, also der Raum, in dem der Lehrer sitzt kann man sich vorstellen wie bei der Tagesschau bevor das Hintergrundbild dazuanimiert wird. Das Pult ist riesig und alles ist blau. Auch die ASSOA ist im Internet-Zeitalter angekommen, und die Übertragung der Schulstunden wird nicht mehr über das Funkgerät gemacht wie noch bis 2005, sondern nur noch per Webcam. Dass die Einwohner auf den Farmen mit dem dafür nötigen Zubehör ausgestattet werden, dafür sorgt der Staat. 15.000 Dollar werden pro Schulkind für technische Geräte wie Fax, Scanner, Computer, Webcam aber auch für Bücher und andere Unterrichtsmaterialien usw. ausgegeben. Der Schulraum selbst war auch gespickt mit Webcams. Eine natürlich für den Lehrer, eine andere hing an der Decke und war auf das Pult gerichtet. Diese war dafür da, dass der Lehrer dort das Buch hinlegen kann, damit die Kinder aus diesem Buch vorlesen können.

In der School of the Air werden verschiedene Altersklassen unterrichtet, von Vorschülern bis 4. klasse-Alter. Es gibt aber nur ein Klassenzimmer, daher kann jede Klasse nur etwa eine Stunde pro Tag Unterricht am Computer haben. Da das natürlich viel zu wenig ist, hat jede Familie einen Home Tutor (meistens die Mutter des Kindes), der in Absprache mit dem Lehrer den restlichen Unterricht mit den zur Verfügung gestellten Materialien leistet. Diese Materialien und die Arbeiten des Kindes werden dann wöchentlich an die School of the Air geschickt und dann dort ausgewertet.

Eine Webcam ist auch im Zuschauerraum, so dass die Kinder auch sehen können, wer ihnen denn gerade bei der Schulstunde zuschaut. Der zuständige Lehrer hatte daran wohl gefallen gefunden und hat immer, wenn ein Kind etwas richtig gemacht hatte, in den Zuschauerraum geschaltet und uns gebeten, Jury zu spielen und Punkte dafür zu verteilen. Da wir zwar per Webcam sichtbar aber nicht hörbar waren, ging das aber nur mit Handzeichen. Wir haben natürlich immer 10 Punkte gegeben.

Laut Eigenwerbung ist die Schulbildung, die dort vermittelt wird, genau so gut wie auf jeder anderen Schule auch. Ich kann zumindest sagen, dass bei der ASSOA alles menschenmögliche getan wird, um den Kindern in den abgelegenen Gebieten eine Chance auf einen angemessenen Bildungsstand zu geben. Find ich gut!

Dienstag, 19. Mai 2009

Und schon wieder ein neuer Eintrag ...

So langsam geht meine Zeit hier in Alice Springs ja nun auch zu Ende, und ich will diesen Ort nicht verlassen, ohne dass ich alles interessante, was es hier zu sehen gibt, auch wirklich gesehen habe. Heute habe ich dem Royal Flying Doctor Service einmal einen Besuch abgestattet, was auch ziemlich interessant war, denn man konnte quasi live bei der Arbeit zuschauen. Erst musste man ein Werbefilm über sich ergehen lassen, bevor man dann in den Raum geleitet wurde, in dem die Funkzentrale ist.

Auf der Karte rechts ist das gesamte Einzugsgebiet der fliegenden Ärzte eingezeichnet. Von Alice Springs aus werden alle Communities im Umkreis von 600 km um Alice herum angeflogen. Die Pins auf der Karte markieren die Landebahnen, auf denen die Flugzeuge landen können, Einige davon sind geteert, die meisten sind aber nur Buckelpisten, die bei Nacht mit Öllampen beleuchtet werden müssen.
Zu dem Zeitpunkt als ich da war, waren gerade zwei Flugzeuge im Einsatz, von denen man die Route hier auf der Karte anhand der roten Fäden erkennen kann.

Danach hab ich mich noch auf nen Kaffee und Kuchen im hauseigenen Café gegönnt, bevor ich mich dann wieder auf Richtung Arbeit machen musste.

Was ich morgen mache weiß ich noch nicht. Vielleicht statte ich mal der "School of the Air" einen Besuch ab. Werdet ihr ja sehen :)

Ingo

No matter where you are or whatever you do, always remember ...

Montag, 18. Mai 2009

Und am Anfang war die Quelle

Servus. Heute habe ich meinen freien Vormittag mal dazu benutzt, ein bisschen auf der Schiene der Geschichte von Alice Springs zu wandeln, denn ich habe mich per Pedes aufgemacht zur alten Telegraph Station, die etwa 3km nördlich von der heutigen Stadt Alice liegt.
Um den bis Ende des 19. Jahrhunderts von der Welt fast abgeschotteten Süden Australiens ein Stück näher mit der europäischen Welt zu verbinden, wurde von Seiten des englischen Mutterlandes und der 5 australischen Kolonien (damals gab es das Land Australien so noch nicht) ein Großprojekt geplant: Eine Telegrafenleitung bis nach Down Under. Bei der Frage, ob es besser sei, eine Überseeleitung bis nach Perth zu verlegen und von dort aus eine Überlandleitung zu bauen, oder die Überseeleitung nur bis nach Darwin zu bauen und die Leitung durch Central Australia zu verlegen entschied man sich aus mehreren Gründen für die letztere:
1. Überseekabel sind damals deutlich im Preis gestiegen
2. Kurz zuvor wurde der Entdecker john McDouall Stuart losgeschickt um eine mögliche Trasse für die Überlandleitung zu finden. Was sich anhört wie ein Himmelfahrtskommando war am Ende doch erfolgreich, denn Stuart hat als erster Mensch die Süd-Nord Traversierung durch die Mitte lebendig überstanden und auch noch eine mögliche Trasse für die Telegrafenleitung gefunden.

Da es aber auf Grund der geringen Signalstärke nicht möglich ist, von Darwin nach Adelaide in einem durch zu telegrafieren, mussten auf der Strecke bemannte Telegrafenstationen gebaut werden, von denen die Nachrichten weiter gegeben wurden. Eine dieser Stationen war Alice Springs. Benannt wurde die Telegrafenstation nach einem kleinen Wasserloch im Flussbett des Todd River. Da dieses Wasserloch nicht austrocknet über die Dry Season, hat man damals dort eine Quelle vermutet (was aber gar nicht stimmt), und deshalb hat man dieses Wasserloch "Alice Spring" getauft, nach der Frau des damaligen Gouverneurs Charles Todd.

Erst in den 1920er Jahren, als man nahebei in den McDonnells Ranges Gold gefunden hatte, wurde 3 km südlich von der Station eine Stadt gegründet, die zu ihrer Gründungszeit noch Stuart (nach dem Entdecker) hieß. Erst als sich herausstellte, dass diese Stadt im Volksmund auch Alice Springs genannt wurde, hat man die Namensänderung vorgenommen.

Bis in die 1980er Jahre hinein blieb Alice auf Grund schlechter infrastruktureller Anbindung nur ein kleines Dorf. Der Zug war sehr unzuverlässig, da die Gleise bei Regenzeit ständig unterspült und beschädigt wurden (einmal ist der Zug sage und schreibe 10 Tage zu spät in Alice Springs angekommen, die Reisenden wären unterwegs fast verhungert) und die Straßen waren nur schlecht befahrbar. ERst Anfang der 80er, als eine neue moderne Zugstrecke und der Stuart Highway ausgebaut wurden, wuchs Alice Springs langsam aber sicher. Heute leben hier 28.000 Menschen, die meisten leben dabei vom Tourismus, da der bekannteste Berg Australiens j bekanntlich "nur" 450 km von hier entfernt ist.

Soviel erst mal dazu. Für mich war das eigentlich aber nur Nebensache, denn für mich war eher der Weg das Ziel. Denn die Telegrafenstation liegt nur in Spuckweite von den McDonnell Ranges entfernt und ist damit ein wunderbarer Ausgangspunkt zum wandern. Hier startet der sogenannte Larrapinta Trail, ein 225 km langer Wanderweg in den McDonnell Ranges, für den man laut offizieller Auskunft 2 Wochen braucht, und zwar One Way. Ich habe aber nur den Trigg Hill erklommen, von dem man aus eine wunderbare Sicht über die Landschaft hat. Auf dem Weg zurück entlang des Todd River konnte ich einen Schwarm Wedge Tailed Eagles (neben Seeadlern die einzige Adlerart Australiens) beobachten und hab einfach nur die Zeit in der Natur dort genossen. Leider musste ich viel zu früh schon wieder nach Hause, da die Arbeit gerufen hatte. Aber die Idee des wanderns in den McDonnell Ranges hat mich nicht losgelassen. Ich werde wohl an meinem nächsten freien Tag die erste Etappe des Larrapinta Trails bewandern. Diese geht von der Telegraph Station über 24 km moderates Terrain bis zur Simpson Gap westlich von Alice Springs. Als ich das einem Arbeitskollegen erzählt habe, hat der mir spontan angeboten, dass er mich dann mit dem Auto da wieder abholen würde. Darauf freue ich mich jetzt schon.

Mehr Bilder als hier gibt es natürlich in dem Fotoalbum zu bestaunen. Dass die Fotos so schön geworden sind liegt weder am Fotografen noch an der Kamera ...

Donnerstag, 14. Mai 2009

...

Nach langer Zeit der Dürre und Askese hier im einsamen Alice Springs (ja ich weiß, ich habs schon schwer ...) ist endlich mal wieder was passiert. Bisher hab ich es viel zu selten ausgenutzt, dass wir hier eine der schönsten Landschaften Australiens in der Umgebung haben, die McDonnell Ranges. Bis letzte Woche Samstag. Eike, Christian und ich haben uns für einen Tag ein Geländefahrzeug ausgeliehen (Toyota Landcruiser) und sind damit durchs Gelände geheizt. Der gute Eike schuftet hier für ne Autovermietungsfirma, und bei denen haben wir dann das teuerste Auto für den Preis vom billigsten bekommen (normalerweise hätte der 250 Dollar gekostet für einen Tag, bezahlt haben wir 60 :) )

Und zwar ging es nach Palm Valley. Das ist ein abgelegenes Tal ca. 150 km westlich von Alice Springs in den West McDonnell Ranges. Die ersten 120 km ging es noch über normale geteerte Straßen, aber die restlichen 25 km ... waren einfach nur geil. Die "Straße" war mehr ein felsiger Trampelpfad, bei dem die Stoßdämpfer ordentlich in Mitleidenschaft gezogen wurden. Aber Spaß hats gemacht. Belohnt wurden wir dafür mit einer der tollsten Landschaften überhaupt. Aufgrund besonderer klimatischer Bedingungen wachsen in diesem abgelegenen Tal total viele Palmen, die es sonst in Australien nicht gibt. Wir waren zwar nicht die einzigen Besucher an diesem Tag, aber gemessen an der Schönheit dieses Fleckchens Erde waren doch erstaunlich wenig Besucher da.

Da wir den Tag voll ausnutzen wollten sind wir dann noch weiter gefahren um ein paar Stellen uns anzuschauen, die uns vorher von Chris, einem Arbeitskollegen bei Woolworths empfohlen worden sind. Das waren zum einen die Ochre Pits, wo es Gestein in allen Farben zu bestaunen gab. Diese Steine wurden früher von den Aborigines für ihre Felsmalereien benutzt. Danach ging es noch weiter nach Ormiston Gorge, einer tiefen SChlucht in den McDonnell Ranges.

Dort angekommen habe ich festgestellt, dass mein iPod nicht mehr da war. Ich hab das ganze Auto auf den Kopf gestellt, aber nix. Da ist mir eingefallen, dass ich ca. 80 km vorher rausgegangen bin zum Wasser abschlagen, dabei musste der wohl rausgefallen sein. Als wir bei Ormiston Gorge dann losgefahren sind war es fast schon dunkel, und als wir dann an der Stelle angekommen waren, wo wir angehalten hatten, war es schon Stockduster. Aber kaum waren wir an den Rand gefahren, da fielen die Scheinwerfer auf etwas schwarzes im Schotter. Auf den zweiten Blick stellte sich dieses schwarze als meine Kopfhörer mitsamt iPod heraus. Über 5 Stunden lang lagen die da, und waren immer noch unberührt. Das ist Outback!

Ausserdem hatten wir auf dem Rückweg noch die Chance, den Mondaufgang über den McDonnell Ranges zu bewundern. Spektakulär sag ich da nur! Will mehr davon.


Ingo

Donnerstag, 30. April 2009

Halbzeitpause

Ein Spiel hat 90 Minuten, hat einmal der als Fussballtrainer missverstandene Philosoph Sepp Herberger gesagt. Dieser Weisheit möchte ich noch eine Krone aufsetzen, indem ich sage, dass in der Mitte die Pause so sicher ist wie der 5 Uhr Tee bei den Briten. Diese Metapher lässt sich mühelos auf andere Bereiche des öffentlichen Lebens übertragen. Mein Spiel dauert 12 Monate, und auch hier ist nach der Hälfte eine Pause angebracht. Es wird Zeit, zu rekapitulieren, das lobzupreisen, was gut gelaufen ist, Fehler auszumerzen, neue Angriffstaktiken zu planen. Sechs Monate ist ziemlich genau die Zeit, die man braucht, um Land und Leute kennenzulernen, aber sechs Monate ist auch eine gute Zeit, den Kurs zu korrigieren und neue Taktiken aufzustellen. Was das bedeutet? Lest selbst

1. Die Ankunft
2. Land und Leute
3. Facebook-Freundschaften
4. Ich wär so gerne Millionär
5. Daheim ist es doch immer noch am schönsten
6. Kilometer machen
7. Halbzeitpause
8. Kilometer machen mal anders
9. Land und Leute völlig anders
10. Die Inselfrage
11. Ostküstenschock

Keine Angst, das hört sich nach viel zu lesen an, aber wenn dieser Text hier neben den Buddenbrooks in jeder Buchhandlung als Standardwerk zu sehen sein wird, werdet ihr stolz sagen können: „Ich hab es zuerst gelesen!“

Ach so, ich hab noch etwas vergessen. Es gibt eine Sache im Leben eines Backpackers, die von äusserster Wichtigkeit ist: Die Auswahl der Musik auf dem eigenen mp3 Player. Die Frage, ob man die richtige Musik auf dem iPod hat, ist auf einer 2 1/2 Tage lang andauernden Zugfahrt eine Entscheidung zwischen Leben und Tod. Deswegen gibt es bei den jeweiligen Kapiteln immer eine Empfehlung, welches Lied dazu gehört werden sollte, wenn man das Kapitel liest. Wem das passende Musikstück gerade nicht zur Hand sein sollte, dem kann ich allerdings auch nicht helfen (so ist das Leben halt...)

1. Die Ankunft
Musik: Down Under von Men At Work

München, 16.30 Uhr. Die Frisur hält. Seoul, 15.00 Uhr. Die Frisur hat schon etwas gelitten. Sydney, 6.00 Uhr. Die Frisur ist völlig am Arsch. Im allgemeinen gilt, dass das innere befinden sich im äußeren Erscheinungsbild widerspiegelt. Das war hier definitiv der Fall, denn nicht nur die Frisur war in die Binsen gegangen, sondern – dank zweier schlafloser Nächte im Flugzeug – auch meine körperliche Verfassung. Das wäre alles kein Problem gewesen, wenn wir am frühen Abend in Sydney gelandet wären, denn dann hätte ich schon geruhsam ins Bettchen kriechen können. Aber nein, es musste ja 6 Uhr morgens sein und es galt einen ganzen Tag mit einem Hammer – Jetlag zu überstehen.
Zuerst überwog noch die Neugier, die Aufregung, 16.000 km weit weg zu sein vom eigenen zu Hause auf einem Kontinent, indem alles anders herum läuft, sogar das Wasser in der Klospülung. Gegen Mittag schon musste mit einer ordentlichen Dosis Koffein nachgeholfen werden. Dieses haben wir uns in einer uraustralischen Institution einverleibt, bei Hungry Jacks. Uraustralisch ist Hungry Jacks aber nur, weil der Name Burger King schon vor der eröffnung der ersten Filiale dieser Multi-Kette markenrechtlich vergeben war (und zwar an eine kleine Butze, ein Roadhouse mitten im Nirgendwo. Der Besitzer hat durch Zufall mitbekommen, dass Burger King noch keinen Markenschutz auf diesen Namen in Australien angemeldet hatte. Jegliche Versuche seitens von Burger King, diesen Namen auch in Australien benutzen zu dürfen, sind abgeblockt worden. So ist und bleibt Australien das einzige Land auf der Erde, in der Burger King nicht Burger King sein darf).

Am ersten Tag war alles anders. Jedes Feuerwehr- oder Polizeiauto, jede Tankstelle, jeder Supermarkt, jedes Tier, was einem vor die Füße kam, wurden gnadenlos abgelichtet, vermutlich in dem blödsinnigen Glauben, ich würde so etwas nicht noch einmal wieder sehen. Spätestens aber, als ich die ersten Fotos auf meinen Computer geladen habe, wurde die Hälfte davon schon wieder gelöscht. Die Tankstellen sahen aus wie die in Deutschland, die Polizei- und Feuerwehrautos waren auch schon nicht mehr so spannend, nur die Tiere blieben drauf. Schon nach den ersten paar Tagen war klar: In Sydney ist vielleicht alles ein bisschen größer als in den deutschen Großstädten, aber viel anderes gab es hier nicht zu sehen. In den Supermärkten gab es fast die gleichen Produkte (außer natürlich vernünftiges Brot), die Autos hier hatten nur andere Namen. Nachdem die Sehenswürdigkeiten abgeklappert waren, war auch schnell klar: ich muss hier wieder raus! Ich wollte das wirkliche Australien sehen, gefährliche Tiere, das Outback, Bushwalks machen etc. Außerdem musste ich mich beeilen, in den Norden zu kommen, da bald die Regenzeit losgehen würde, und ich die nächsten 6 Monate dort nicht mehr hinkommen würde. Goodbye Sydney, hello Darwin

2. Land und Leute.
Musik: G’day G’day von Slim Dusty

Nachdem ich in Sydney die ganze Zeit nur mit meiner Gruppe verbracht hatte und kaum interkulturellen Kontakt pflegen konnte, brach ich zusammen mit Christian, einem anderen Step-In Work & Travel Backpacker in Richtung Darwin auf. Dort haben wir dann unseren ersten echten Australier kennengelernt: Carl, unseren Tourguide auf der 3-Tages-Safari in die Kakadu & Litchfield National Parks. Naja, eigentlich ist er ja gar kein Aussie, sondern ein Kiwi, der sich für einen Aussie hält, aber das ist jetzt auch nicht so wichtig, immerhin lebt Carl schon seit vielen Jahren in Australien. Außerdem stellt er genau das dar, was man sich so im allgemeinen unter einem Australier vorstellt: sonniges Gemüt, Easy-going (nur dann nicht, wenn es um die Einhaltung des Zeitplans ging). In unserer Safari-Gruppe waren aber auch noch zwei richtige Aussies, ein Pärchen aus Tasmanien. Die drei unterschieden sich in vielem vom Rest von der Gruppe. Als wir beispielsweise an einem unserer Zelte des Nachts eine riesige Spinne entdeckten, stand eine Traube von ungläubig schauenden und vor Angst schlotternden Touries davor. Unser tasmanischer Freund wurde herbei gerufen, um die Spinne zu identifizieren und uns zu sagen, ob die giftig sei. Er kam, sah und meinte „Och, das ist doch nur eine Huntsman. Die ist nicht gefährlich, mit denen haben wir als Kinder gespielt“. Zur Erklärung: Die Huntsman-Spinne ist die größte der Welt ihrer Art. Sie ist zwar nicht wirklich giftig für Menschen, aber pfeilschnell und wahnsinnig respekteinflößend. (Um ein Bild davon zu bekommen, gebt mal Huntsman bei youtube ein).
Als Christian und ich in unser Zelt gegangen sind, haben wir dort auch eine kleinere, aber für europäische Verhältnisse immer noch große Spinne vorgefunden. Da wir nicht wussten, was das für eine war, haben wir Carl zu Hilfe gerufen, der nur lapidar meinte, wir sollten uns nicht in die Hosen scheißen, das sei nur eine Baby-Huntsman. Mit diesen Worten nahm er sie in die Hand und schmiss sie aus dem Zelt.
Dies soll nur ein Beispiel dafür sein, wie laissez-faire die Australier mit solchen Sachen sind. Eine Sache sollte man allerdings immer beachten: Gib ihnen Schlangen, Spinnen, Krokodile, Haie und man wird dir sagen „Das ist doch alles harmlos. Mach dir da mal keinen Kopf drum.“ Aber nimm ihnen ihr Vegemite weg, und sie versichern dir, dass ihnen innerhalb der nächsten halben Stunde der Himmel auf den Kopf fallen wird. Australier haben, was das angeht, einen wahrhaft komischen Geschmack. Vegemite ist eine Paste, die normalerweise auf labbrigem Weißbrot serviert wird und wie Maggi mit Gewürzen schmeckt, also absolut ungenießbar. Aus welchem Grund auch immer, aber die Australier lieben, ja geradezu vergöttern ihr Vegemite, und es gehört zum morgendlichen Frühstück genau so dazu wie Hashbrowns (so etwas wie Reibeplätzchen) , ein Spiegelei, bacon und sehr komisch schmeckende Wurst („bangers“). Das australische Frühstück ist für mitteleuropäische Zungen mehr als gewöhnungsbedürftig (obwohl Hashbrowns und Spiegelei schon mal ein guter Anfang ist).
Australier sind im großen und ganzen locker drauf. Es kommt nicht selten vor, dass man, vor allem in den kleineren, weniger touristischen Orten, auch von fremden Leuten mit einem freundlichen und ernstgemeinten „G’day, how’s it goin’?“ begrüßt wird, sei es in dem Laden, indem man einkauft, wenn man nach dem Weg fragt oder einfach nur von einem vorbei gehenden Passanten. Die Hilfsbereitschaft steht dem in nichts nach. Als wir z.B. unser Auto gekauft hatten, haben wir im Nachhinein festgestellt, dass das Abblendlicht und der Zigarettenanzünder nicht funktionierten. Wir hatten das Auto bei einer Werkstatt gekauft, und trotz eines gründlichen Checks des Autos haben wir den Defekt nicht bemerkt, weswegen ich davon ausgehe, dass der Defekt kurz nach dem Kauf eingetreten sein muss. Also sind wir am nächsten Tag noch einmal zur Werkstatt gefahren, um das richten zu lassen. Der Meister hat unser Auto dann auch sofort unter die Lupe genommen und vor unseren Augen noch einmal gründlich gecheckt und die Mängel behoben. Während dessen durften wir uns kostenlos an den im Werkstatt-Kühlschrank aufgebahrten Hopfentee gütlich tun. Nach etwa 2 Stunden war er fertig, und als wir ihn fragten, ob er noch etwas dafür bekomme (er hatte neue Leuchten eingebaut, einen neuen Switch und einen Verteiler für den Zigarettenanzünder neu eingebaut), meinte er nur, er habe uns das Auto doch verkauft, da müsse er auch dafür sorgen, dass es in einem guten Zustand sei. Er wollte nur eine Postkarte von uns um zu wissen, ob wir mit dem Auto unser Ziel erreicht hätten.
Aber wie bei vielem liegt in Australien gut und böse nah beieinander. So locker wie die Leute sind, so bürokratisch sind die Behörden. Obwohl Australien ein Land ist, hat jeder Staat seine eigenen Gesetze, und die scheinen nicht aufeinander abgestimmt zu sein. So ist es z.B. nur unter sehr großen Umständen möglich, ein Auto, welches in einem Staat angemeldet ist, in einem anderen zu verkaufen. Unser Campervan z.B. war registriert im Northern Territory, da wir es in Darwin gekauft hatten. In Perth, in Western Australia, wollten wir es wieder verkaufen. Am einfachsten ist es, in Perth ein Auto mit einer Registrierung in Western Australia zu verkaufen, da man dann einfach nur zum Office des Department of Planning and Infrastructure hingehen und gegen eine kleine Gebühr den Namen ändern muss. Wenn man allerdings ein Auto aus Northern Territory verkaufen und es vorher in Western Australia anmelden will, muss man folgendes tun:

1. Eine neue Registrierung machen. Das heißt, dass das Auto durch den TÜV muss (der hier natürlich nicht TÜV heißt). Diese Inspektion allein kostet mehrere 100 Dollar. Davor muss man noch zu einer Werkstatt, um alle Mängel zu beseitigen. Das ganze ist deshalb lächerlich, weil man es auch dann machen muss, wenn die Registrierung im anderen Staat noch gültig ist.
2. Jedes Auto, das in Western Australia angemeldet ist, was jünger als 25 Jahre ist, MUSS eine elektronische Wegfahrsperre haben. Diese einzubauen kostet ca. 250 Dollar. Da das nur in Western australia so sein muss, haben alle anderen Autos natürlich keine Wegfahrsperre, das bedeutet, dass der Einbau unumgänglich ist
3. Auch wenn man noch eine bestehende Versicherung in einem anderen Staat hat, muss man eine neue Haftpflicht in dem neuen Staat erwerben.

Wenn wir unser Auto, welches noch für ein halbes Jahr im Northern Territory registriert war, hätten ummelden wollen, hätten wir 650 Dollar dafür bezahlt. Plus die Gebühren für die Namensänderung beim Verkauf. Also haben wir uns dazu entschlossen, den steinigen Weg zu gehen, und den Verkäufern nahezulegen, den Namen des Besitzers auf dem Postweg in Northern Territory zu ändern. Aber auch das war umständlich. Zunächst musste man sich dafür etwa geschätzte 20 Formulare ausdrucken, bei denen wir nur zur Hälfte wussten, was sie bedeuteten So etwas wie Amtshilfe gibt es hier nämlich nicht, die Damen von dem Office in Perth konnten und wollten uns dabei nicht weiterhelfen. Dann mussten diese Formulare auf dem Postweg nach Darwin geschickt werden. Die Namensänderung ist aber erst abgeschlossen, wenn ein Teil der Formulare aus Darwin wieder zurück geschickt wurde. Die ganze Prozedur kann bis zu 2 Wochen dauern. Letztendlich haben wir aber ein paar Leute gefunden (fünf Deutsche, wobei ich mich immer noch frage, wie 5 Leute in dem Van mitfahren wollten, der nur 3 Sitze hatte), die die Prozedur auf sich nehmen wollten. DANKE!!

3. Facebook – Freundschaften
Musik: Freunde von den Toten Hosen

Seit der Invention von social network hat sich die Bedeutung des Begriffs „Freund“ stark verändert. Hat man früher jemanden nur mit „Freund“ angeredet, wenn dieser jemand wirklich zu dem engsten Kreis derer gehört, die wirklich alle Geheimnisse von einem selbst kennen, so ist es heute so, dass man auf social network Internetseiten (wie myspace, facebook, studivz, meinvz, lokalisten und wie sie alle heissen) Leute als „Freunde“ einladen kann, die man vielleicht vorher noch nie in seinem Leben gesehen hat. Jeder, der sich auf einer solchen Seite anmeldet, kann dort sein eigenes Profil erstellen, Fotos veröffentlichen, Blogs schreiben, und eben auch Freunde einladen und mit ihnen chatten.
Wer als Backpacker nach Australien geht, muss bei Facebook angemeldet sein, oder man ist draußen. Geht man in ein Hostel in den Aufenthaltsraum und fragt in die Runde, wer denn bei Facebook angemeldet ist, schnellen 95 % der Hände in die Höhe. Die anderen 5 % sind gestern erst angekommen. Da sie das aber nicht auf sich sitzen lassen wollen, sieht man diese 5 % schnell aus dem Raum eilen, und ehe der letzte die Hände wieder runter genommen hat, kommen sie wieder mit gestrecktem Zeigefinger in den Raum rein, als ob nichts gewesen wäre. Gut, das ist jetzt etwas dramatisiert, aber im großen und ganzen gibt es die Wirklichkeit wieder. „Freundschaften“ zwischen Backpackern im wirklichen Leben sind nur von sehr kurzer Dauer, manchmal dauern sie nur einen Tag. Trotzdem trifft man immer wieder Leute, bei denen man sich denkt „Die sind eigentlich ganz korrekt. Schade, dass wir uns danach nie wieder sehen werden“. Social Networking bietet dazu eine willkommene Alternative: Man kann auf verschiedene mediale Arten und Weisen an den weiteren Aktionen der „Freunde“ teilhaben, indem man sich z.B. Fotos oder Videos ansieht oder mit ihnen chattet, wenn sie gerade online sind.
Trotzdem ist nicht alles Gold was glänzt. Der letzte Skandal, indem Facebook beschuldigt wurde, die Daten von Mitgliedern für andere Zwecke als die eigenen zu benutzen, hat dies noch einmal gezeigt. Wir leben in einer medial gläsernen Welt, in der wir aufpassen müssen, dass die Medien wie z.B. das Internet für uns nicht zu alltäglich werden, sprich dass wir die Angebote, die an uns Benutzer gemacht werden, weiterhin kritisch hinterfragen.
Und damit ist nicht nur das Angebot der Mediendienstleister wie Facebook gefragt, sondern auch die Angebote von Menschen, die einen als „Freund“ auf dem eigenen Profil hinzufügen möchten. Ich für meinen Teil möchte kein Freund unter Tausenden sein, wenn ich mir nicht sicher sein kann, dass mir dieses Freundschaftsangebot auch im realen Leben gemacht worden wäre, und nicht nur, weil ich dann einer von vielen in einer möglichst hohen Nummer bin, die auf dem Profil eines aufmerksamkeitsgeilen Menschen erscheint.
Zur Beruhigung an alle, die mich als Freund auf Facebook haben: Ihr gehört nicht dazu, denn ihr gehört zu den ausgewählten Personen, die mir zumindest zu einem jeweiligen Zeitpunkt in meinem Leben was bedeutet haben und es auch immer noch tun, sei es auch nur für eine kurze Weile.

4. Ich wär so gerne Millionär
Musik: Song Of Labour von Babylove & The Van Dangos

„Ich wär so gerne Millionär, dann wär mein Konto niemals leer ...“ Die Prinzen waren schon eine beschissene Band und eigentlich schäme ich mich auch dafür, dieses Zitat mit einzubringen, aber es passt nun mal zu dem was mir momentan am meisten fehlt. Quizfrage: Was ist Work & Travel ohne Work? Richtig, ein totaler Finanzkollaps.
Als wir in Sydney gelandet sind, standen wir vor einer wichtigen Entscheidung: Erst reisen, dann arbeiten oder erst arbeiten und dann reisen? Es war Ende September, und im Norden von Australien würde bald die Regenzeit anbrechen, die dann ein halbes Jahr andauern würde. Deshalb entschieden wir uns dazu, sofort in den Norden aufzubrechen, dort alles anzuschauen was es anzuschauen gab, die Westküste entlang zu reisen und dann im Südwesten nach Arbeit zu suchen. Hätte ich damals einen Schimmer gehabt, was diese besch&()% Rezession alles anrichtet, hätte ich mich zu 100 % dagegen entschieden. So haben wir aber erst einmal mehr als zwei Monate damit verbracht, das Geld wie Krösus und sein Kumpan auszugeben: Zuerst eine 3-Tages-Safari im Kakadu National Park, ein Auto gekauft, einen Rundflug über die Bungle Bungles gemacht usw. usf. Wir haben das Geld nicht nur mit vollen Händen ausgegeben, wir haben es säckeweise unter die Leute gebracht, immer in dem Glauben, dass es im Süden leicht sein würde, Arbeit zu finden. Als wir dann im Dezember in Perth angekommen waren, begann uns langsam zu dämmern, dass es diesmal nicht so ganz laufen würde, wie geplant: die großen Minenkonzerne wie z.B. Rio Tinto begannen mit Massenentlassungen in ganz Western Australia. Dem folgten dann auf Grund geringer Auftragslage Massenentlassungen im verarbeitenden Sektor. Heerscharen von Backpackern strömten aus dem Norden nach Perth, auf der Flucht vor der nassen Regensaison, für die der nationale Wetterdienst die schlimmsten Zyklone seit Ewigkeiten vorhergesagt hat.
In der Nähe von Perth sind zwei Weinanbaugebiete, die normalerweise sichere Arbeitsplätze für Backpacker ab Januar bieten. Schon im Dezember diesen Jahres war aber klar, dass der Sommer eindeutig zu heiß gewesen und ein Großteil der Früchte eingegangen ist. Erst Anfang März statt wie normalerweise Anfang Januar fielen die ersten Jobs hier an, und das auch nur sehr spärlich. In der Stadt spitzte sich die Lage weiter zu, da Scharen von Backpackern aus Sydney, Melbourne und Adelaide kamen in der Hoffnung, hier Arbeit finden zu können, da es in den anderen Großstädten noch schlimmer aussah. Melbourne und Adelaide waren zu arg gebeutelt von den Feuern und einer Hitzewelle, die so vorher noch nie in Australien verzeichnet wurde. Fast alles Obst und Gemüse fielen ihr zum Opfer, was wiederum die Hauptarbeitsquellen für Backpacker in diesen Gegenden sind. Gleichzeitig kam die große Flutkatastrophe in Queensland, durch die auch die Felder von den Bauern so in Mitleidenschaft gezogen wurden, dass Arbeit darauf nicht mehr möglich war. In Sydney waren so enorme Massenentlassungen zu verzeichnen, dass Perth den meisten als einziger Ort erschien, in dem es möglich sei, Arbeit zu finden. Pustekuchen.
Ich hatte Glück, da ich zumindest ein kleines bisschen Arbeit in einer Metzgerei gefunden hatte. Ich konnte zwar nur zwischen 9 und 18 Stunden pro Woche arbeiten, aber zumindest konnte ich davon mein Hostel und den Großteil meiner Kosten bezahlen. Das ging für zwei Monate so. In der Zwischenzeit hatte ich fast das ganze Geld aufgebraucht, welches ich mir in Deutschland angespart hatte. Ich habe zwar ein bisschen Geld von meinen Eltern bekommen, aber eigentlich wollte ich dieses Geld auf keinen Fall benutzen. Zwischendurch kam dann mal wieder ein Rettungsanker wie die Steuerrückzahlung vom Finanzamt oder eine Zahlung meines alten Vermieters für meine Küche, durch die ich dann wieder etwas Oberwasser bekommen hatte.
Aber irgendwann kriegt man einen Rappel, wenn man jeden Tag nur auf Arbeitssuche geht und einfach nichts in Aussicht ist. Anfang März beschloss ich, dass das ein Ende haben muss, da ich nicht meine Zeit in Australien damit verplempern wollte, auf den St. Nimmerleinsteag zu warten, an dem es endlich mal wieder Arbeit in Perth geben würde. Ich musste wieder on the road gehen. Durch andere Backpacker habe ich erfahren, dass die Chancen höher sind, einen Job zu bekommen, je weiter man nach Norden fährt. Die Trockenzeit nahte, und daher machten sich viele auf in Richtung Nordwestküste und Darwin. Dahin wollte ich aber nicht wieder zurück, und deswegen sitze ich jetzt hier in Alice Springs, mitten im Outback. Die Chancen, hier etwas zu bekommen, sind besser als irgendwo anders, da alle Backpacker und Touristen hier nur für ein paar Nächte sind, um „den Stein“ (Uluru bzw. Ayers Rock) zu sehen, und dann weiter in Richtung Darwin oder Adelaide zu fahren. Ich möchte fast sagen, Alice Springs ist momentan der einzige Ort in Australien, an dem es möglich ist, schnell Arbeit zu finden. Red Centre, ich komme!
Und was soll ich sagen: Bereits nach einer Woche hatte ich meinen ersten Job sicher, und zwar als Autowäscher bei Avis. Da Avis seine Autos am Flughafen stationiert hat, hieß es von nun an jeden morgen zum Flughafen gondeln. Die Routine bei dieser Arbeit lief folgendermaßen ab:

1. Chronik: aufschreiben, wie viel Kilometer das Auto runter hat und wie viel Benzin im Tank ist
2. saugen
3. Interieur abwischen und mit ganz viel Raumspray einduensten
4. Fußmatten auswaschen
5. Aussen schrubben
6. Aussen kärchern
7. Fenster putzen

Pro Auto dauert das ganze etwa 20-30 Minuten. In unregelmäßigen Abständen müssen die fertigen Autos dann zum Flughafen oder in die Stadt gebracht werden. Arbeitszeit ist meistens von morgens 7.30 Uhr bis Nachmittags etwa um 16.00 Uhr, mal früher mal später je nachdem wie gerade die Auftragslage ist. Seit dieser Woche habe ich noch einen zweiten Job, auf den ich mich schon ziemlich freue: ich arbeite nachts als nightfiller bei Woolworth. Das heißt, meine Tage werden dann so aussehen, dass ich morgens um 7.15 Uhr aus dem Haus gehe, Nachmittags zwischen 4 und 5 irgendwann wiederkomme, um 17.45 Uhr wieder abhaue und dann um ca. 0.15 Uhr wieder heimkehre. D. h. Montags und Mittwochs bis Freitags, denn Dienstags hab ich bei Avis frei und Samstags / Sonntags kann ich nicht bei Woolworths arbeiten. Das heißt umgerechnet arbeite ich etwa zwischen 75 und 80 Stunden die Woche. Mal schauen, wie lang ich das mache. Aber die Million hab ich damit in Nullkommanix in der Tasche ... *

5. Daheim ist es doch immer noch am schönsten
Musik: The Road Ahead von Babylove & The Van Dangos

Über dieses Sprichwort kann man als Backpacker eigentlich nur lachen, und zwar aus zwei Gründen. Der erste ist offensichtlich: Gehe in die Welt hinaus und lass dich forttreiben, dann wirst Du zehn Flecken finden, an denen es schöner ist, und zweitens ist „Daheim“ für einen Backpacker meistens ein verrosteter Campervan, ein 6-Bett Zimmer mit eingebautem Kakerlakennest oder ein undichtes Zelt. Was schöneres kann ich mir bei weitem nicht vorstellen.
Hier in Alice Springs ist das ein bisschen anders, da ich hier nicht mehr in einem Hostel wohne, sondern in einer Art 1-Zimmer Apartment lebe, welches ich mir mit Raymond, einem Taiwanesen teile. Es ist ganz angenehm zu wissen, dass man in der nächsten Zeit nicht mehr umzuziehen braucht und auch, dass man weiß, dass nicht jeden Tag ein neuer ins Zimmer kommt, bei dem man nicht weiß, ob man jetzt alle seine Wertsachen 24 Stunden am Tag am Körper tragen muss. Besagtes Sprichwort hat also auch etwas wahres an sich.

6. Kilometer machen
Musik: 500 Miles. Entweder von Peter, Paul & Mary oder diesen 80er Jahre Hit. Könnt ihr euch aussuchen.

Australien hat knapp 40.000 km Küste. Obwohl wir auf unserem Weg schon jemanden getroffen haben, der diese Strecke zu Fuß mit seinen zwei Kamelen und seinem Hund zurückgelegt hat (bzw. zurücklegen wollte), bieten sich doch andere Arten und Weisen an, diesen außerordentlich riesigen Kontinent zu bereisen. Folgende habe ich bisher ausprobiert
1. Fliegen. Es gibt mehrere relativ günstige Airlines, mit denen es sich lohnt zu fliegen, wenn man früh genug bucht. Für Vielflieger lohnt sich z.B. der Quantas-Flugpass, bei dem man 5 Inlandsflüge für einen Sonderpreis bekommen kann. Unsympatisch wird das ganze aber dadurch, dass dieses Angebot nur für Touristen, nicht aber für Australier gilt. Ansonsten kann man besonders günstig mit Tiger Air fliegen, einem Unternehmen mit Basis in Singapur, die aber im Süden Australiens sehr billige Inlandsflüge anbieten. Dann gibt es noch Jetstar (die Billigtochter von Quantas) und Virgin Blue (Richard Branson macht auch wirklich mit allem Kohle: In den Flugzeugen kann man alle Fernsehsender auf eigenen Monitoren im Vordersitz empfangen bzw. eine Auswahl von Filmen ansehen, aber nach ein paar Minuten wird der Bildschirm schneeig. Dann darf man seine Kreditkarte zücken und durch einen Schlitz an der seite des Monitors ziehen, bevor man weitersehen darf. Ein Schlitz-Ohr, der Branson!)
2. Das eigene Auto. Wenn man durch ein Land fährt, wo es an jeder Ecke etwas zu entdecken gibt, ist das eigene Auto das bequemste Fortbewegungsmittel, denn es hat gegenüber Bus, Bahn und Lift den Vorteil, dass man an den ganz besonders schönen Stellen so lange bleiben kann, wie man möchte. Deswegen haben Christian und ich uns auch dazu entschlossen, in Dar nach einem Campervan ausschau zu halten, der uns von dort aus die rund 5.000 km nach Perth kutschieren würde. Nach kurzer Suche hatten wir uns in einen Van verknallt, der in Deutschland nie im Leben durch den TÜV gekommen wäre: Ein Mitsubishi L300 Baujahr 1983. Das Dach war schon mehr als nur angerostet, die Heckklappe ging nicht mehr vernünftig auf, da die Pneumatik nicht mehr funktionierte, das Vorderlicht ging nicht mehr, der Zigarettenanzünder sowieso nicht mehr usw. Da wir das Auto aber von einem Mechaniker gekauft haben, hat der uns die Sachen alle noch gerichtet, bevor wir mit unserem „Überraschungsei“ die Reise angetreten haben. Geschlafen wurde hintendrin auf einer Kingsize Matratze, und ,so ging es dann von Campingplatz zu Campingplatz durch die Wildnis Australiens. Auch wenn der Bus ab und zu mal ein paar Macken gehabt hat war es doch eine kluge Entscheidung gewesen, da wir wirklich alles gesehen haben, was es auf der Strecke zu erleben gab. Schweren Herzens haben wir uns in Perth dann von dem inzwischen liebgewonnenen Auto wieder getrennt. Später hat es Melanie, unsere Mitfahrerin ab Broome, an der ‚Great Ocean Road wiedergesehen, parkend auf einem Campingplatz mit steckendem Schlüssel und inliegenden Papieren. Glück gehabt, kann man da nur sagen, denn das Auto wird wohl bei den Nachbesitzern seinen Geist aufgegeben haben.
3. Eine Zugfahrt die ist Lustig. Vor allem dann, wenn man in dem Zug 2 Tage lang mikt den selben Leuten verbringt, die dann zum Familienersatz werden. So geschehen zwischen Perth und Adelaide. Die zweitägige Zugfahrt habe ich in guter Gesellschaft verbracht, u. a. mit drei anderen deutschen Backpackern und zwei älteren Herren aus England und Australien (die Namen von den beiden habe ich allerdings schon wieder vergessen, muss ich zu meiner Schande gestehen). Der Australier kannte sich sehr gut mit Land und Leuten aus, und da er schon öfter diese Strecke gefahren ist, konnte er uns auch als Reiseleiter informativ zur Seite stehen. Mit den anderen Deutschen habe ich mich schnell angefreundet, so dass wir unseren „Familienurlaub“ (die Rollen Papa, Mama, Oma und Kind waren von Anfang an klar verteilt) in Adelaide noch für ein- bzw. zwei Tage verlängert haben (das Kind hat unseren 4-Personen-Haushalt schon frühzeitig verlassen müssen).
Ich denke, dass die Reise xmit dem Zug durch die Nullarbor-Plain viel intensiver ist als mit dem Auto, zumal die Zugstrecke mitten durch geht und der Highway diese große Steppe im Süden nur streift. Im großen und ganzen hat sich die Fahrt gelohnt. Trotzdem werde ich in Zukunft wieder auf die preiswerteren Varianten umsteigen.
Der große Nachteil beim Zugfahren liegt allerdings im Preis. Mit 196 Dollar war es das teuerste Fortbewegungsmittel, welches ich zwischen Perth und Adelaide hatte wählen können. Ein Flugzeug hätte mich rund 60 Dollar weniger gekostet, mit einem Lift zu fahren wäre sogar wahrscheinlich um die Hälfte preiswerter gewesen. Preiswert wird das Reisen mit dem Zug erst dann, wenn man sich zu Anfang des Aufenthaltes einen Rail Pass holt. Der kostet 590 Dollar, und damit kann man alle Langstrecken von Southern Railways für ein halbes Jahr befahren, so oft und so weit man will. Allerdings ist dieses Angebot beschränkt auf die Linien „Indian Pacific“ (Perth – Adelaide – Sydney u. vice versa), „The Ghan“ (Adelaide – Alice Springs – Darwin u. andersrum) und „Overlander“ (Adelaide – Melbourne u. vice versa). Das bedeutet, dass man damit weder die Westküste noch die Ostküste bereisen kann.


7. Halbzeitpause
Musik: Jeder nach seinem Geschmack

So, hier dürft ihr euch nen Tee, Kaffee, Bier, Schnaps oder sonst was holen, um euch mein restliches Geschreibsel schönzutrinken. 15 Minuten Pause.










8. Kilometer machen mal anders
Musik: Waltzing Matilda von Slim Dusty (oder Rolf Harris)

Jeder kennt die Szenen aus irgendwelchen Western oder schlechten Filmen mit Elvis Presley in der Hauptrolle. Junger Spund schnürt sein Päckchen und will von zu Hause weg, sei es einfach nur, um abzuhauen, oder um an einem anderen Ort sein Glück zu versuchen. Er steht an den Gleisen, wartet darauf dass ein Güterzug mit einem offenen Waggon vorbei kommt, schwingt sich elegant darein, packt seine Gitarre aus und klimpert für den Rest seiner Reise lustig drauflos. Soweit die Hollywood-Version. Wie bei so vielem ist das im realen Leben (leider) ein bisschen anders. Denn obwohl dies die vermeintlich preiswerteste Art des Reisens ist (und somit die Backpacker-Freundlichste), so ist es auch die risikoreichste. Nicht nur, dass man beim ein- bzw. aussteigen den Verlust sämtlicher Extremitäten riskiert, wenn man vom Schaffner erwischt wird mitten in der Pampa, kann es auch mal vorkommen, dass man mitten im nirgendwo rausgeschmissen wird, und das ist hier in Australien keine schöne Sache. Deswegen scheidet diese Art und Weise zu Reisen schon mal eindeutig aus (ja liebe Eltern, ihr könnt aufatmen.) Da ich aber trotzdem meinen Geldbeutel einigermassen geschlossen halten möchte (zumindest was die Art der Fortbewegung angeht) werde ich mich in Zukunft auf die zwei noch übrig gebliebenen Arten zu reisen beschränken:
1. Lift offer. In jedem Hostel hier hängen Angebote für „Lifts“, d.h. Mitfahrgelegenheiten in alle Himmelsrichtungen (na gut, hier in Alice Springs geht es entweder nur nach Norden oder Süden) aus. Das ist eigentlich eine gute Art, preiswert zu reisen, und es ist sicherer als per Anhalter fahren (was ich im übrigen keinem über lange Strecken in Australien empfehlen würde, da es hier schon zu etlichen Zwischenfällen gekommen ist). Beim Lift offer kann man sich vorher mit den Mitfahrern auf einen Kaffee treffen und die erst mal kennenlernen, bevor man sich endgültig entscheidet, mitzufahren (keiner will bei jemandem mehrere Tage im Auto hocken, den er nicht leiden kann).
2. Überland-Bus. Greyhound Australia bietet Fahrten in ganz Australien für gute Preise an. Auch in die kleinsten Ortschaften fährt mindestens einmal in der Woche ein Bus, so dass man für gutes Geld wirklich überall hinkommt. Der Nachteil ist dabei eindeutig der Platzmangel, aber wenn der Bus nicht gerade voll besetzt ist, ist das auch kein Problem.

9. Land und Leute völlig anders
Musik: Mann aus Alemannia von Reinhard Mey

Auch wenn ich jetzt hier in Alice Springs durch die Arbeit ein paar mehr Australier kennengelernt habe, so ist die Anzahl insgesamt doch relativ gering. Das wird sich aber hoffentlich in Zukunft ändern, da ich vorhabe, meine Mitgliedschaft im Hospitality Club vermehrt auszunützen (was ich blöderweise bisher noch überhaupt nicht gemacht habe). Das hat zwei Vorteile. Zum einen sind die Überanchtungen damit wesentlich preiswerter, zum anderen hoffe ich, dadurch zumindest ein paar Landeseinwohner während meiner Zeit hier kennen zu lernen. Bisher hab ich nämlcih eigentlcih fast nur deutsche und Iren kennengelernt.

10. Die Inselfrage
Musik: Island in the sun von Harry Belafonte

Als Krönung meines Aufenthaltes in Down Under habe ich mir gedacht, dass es schön wäre, noch ein oder zwei Wochen auf einer Pazifik-Insel zu verbringen. Aber welche, das steht noch nicht ganz fest. Folgendes steht bisher zur Auswahl:

Bali ‡ Vorteil: Ist total preiswert, sowohl die Anreise als auch die Übernachtung. Nachteil: Total touristisch überlaufen, da alle Backpacker, die nach Australien kommen, dorthin fahren.

Fiji ‡ Vorteil: Zumindest ein Teil der Inseln ist nicht touristisch erschlossen und noch relativ naturbelassen. Nachteil: Unstabile politische Situation nachdem der ehemalige Präsident unrechtmäßig mit militärischen Mitteln die Macht an sich gerissen hat. Könnte leicht zu Ausschreitungen kommen.
Thursday Island ‡ Vorteil: Die größte der Torres-Straßen-Inseln zwischen dem Nordosten Australiens und Indonesien ist noch fast überhaupt nicht touristisch erschlossen und somit deswegen meine erste Wahl, der große Nachteil ist aber die Anreise, denn es gibt nur zwei Wege: Von Cairns aus kann man für viel Geld mit dem Flugzeug dorthin fliegen (was die weitaus unromantischere Variante ist), und man kann für wenig Geld von der Spitze des Cape York (der Halbinsel im Nordosten) mit der Fähr hinfahren. Das Problem dabei ist allerdings, dass man für alle Straßen nördlich von Cairns ein 4 WD Auto braucht, und dann hat man noch 1000 km vor sich bis zur Fähre. Eine 4WD Tour dahin kostet mind. 1500 Dollar.
Kürzlich hat mich ein ehemaliger kommilitone angeschrieben, der mir Kontakte in Indonesien vermittelt hat. Dadurch hat sich weiterhin die Möglichkeit ergeben, nach Java oder Jagyakarta zu fahren, aber damit habe ich mich zumindest bisher noch nicht beschäftigt. Ich werde dann noch rechtzeitig von meiner Entscheidung berichten.

11. Der Ostküstenschock
Musik: Concrete Jungle von Bob Marley

So friedlich und so idyllisch die landschaftlich atemberaubende Westküste war, so wenig Erwartungen habe ich an die Ostküste. Wenn man den Worten anderer Reisender glauben darf, habe ich nämlich die schönsten Ecken Australiens schon gesehen. Wo es an der Westküste einen Nationalpark nach dem anderen zu bestaunen gab, einer schöner als der andere, reiht sich an der Ostküste Von Sydney bis Brisbane Betonklotz an Betonklotz. Obwohl die Orte alle wunderhübsche Namen haben („Surfers Paradise“, „Gold Coast“), wenn man sich die Bilder davon anschaut, möchte man schon gar nicht mehr hinfahren. Der einzige Fleck, an dem es zwischen Sydney und Brisbane wohl landschaftlich schön sein soll, ist Byron Bay. Ansonsten ist die Südostküste eine einzige Partymeile. Ab und zu ist das ja mal ganz schön, aber erstens bin ich dafür nicht nach Australien gefahren, und zweitens sind diese Backpacker-Parties in jeder Stadt und in jedem Club gleich. Um eben jenem angesprochenen Ostküsten-Schock zu entgehen, werde ich wohl direkt von Tasmanien nach Brisbane fliegen, um von dort die wunderschönen Inseln (v.a. Whitsunday und Fraser Island), das Great Barrier Reef und die tropischen Dschungel von Cape York im Norden zu bereisen, bevor es dann im August wieder zurück nach Sydney und von dort aus nach Seoul geht. Soweit der Plan, mal schauen, was draus wird.

Bis die Tage & haltet die Ohren steif

Ingo

* Die Arbeit bei Avis hab ich inzwischen wieder drangegeben. Ist doch zu stressig geworden.

Mittwoch, 8. April 2009

Neue Bilder Online

Unter anderem mit Schlange. Schaut einfach mal in den Ordner Alice Springs rein. Bis demnächst

Ingo

Mittwoch, 1. April 2009

Vom Autowaschen, von Semmelknödeln und sonstigen Trivialitäten

Obwohl ich jetzt eigentlich gern in meinen wohlverdienten Schlaf sinken würde (immerhin hab ich heute 7,5 h Autos gewaschen, war ne Stunde schwimmen, hab ein Vorstellungsgespräch gehabt, war einkaufen etc.) mal wieder ein kurzes update. Wie man merkt hab ich mich in Alice Springs ganz gut eingelebt, obwohl es hier immer noch sauheiß ist (im Durchschnitt war es die letzte Woche 37 Grad im Schatten, Höchsttemperatur versteht sich).

Mein tages- und Wochenablauf sieht momentan folgendermaßen aus: Morgens um halb sieben steh ich auf und werde dann von einem Arbeitskollegen mit zum Flughafen genommen, wo Avis das Büro und die Autos stehen hat. Meine Aufgaben sind dabei Autos putzen, dreckige Autos vom Flughafengebäude zur Wash Bay fahren, saubere wieder zum Terminal bringen. Avis hat auch noch ein Büro in der Stadt, aber keine Autos da. Das bedeutet, dass wir ein paar Mal am Tag auch saubere Autos in die Stadt bringen und dreckige wieder abholen müssen. Das mache ich sechs Tage pro Woche, dienstags hab ich frei (ich konnte mir aussuchen, ob ich einen oder zwei Tage frei haben will).

Vorgestern hab ich dann noch einen Anruf von Woolworths bekommen (das ist nicht das gleiche wie das Woolworth in Deutschland, sondern mehr wie Rewe), weil ich mich da als Nightfiller beworben hatte. Ich wurde zu einem Job Interview bzw. einem Assessment Center eingeladen, welches gestern stattgefunden hat. Ich muss da wohl keinen allzu schlechten Eindruck gemacht haben, denn heute habe ich den nächsten Anruf bekommen, ob ich nachmittags noch mal schnell zu einem zweiten Job Interview kommen könne. Ich also von der Arbeit gekommen, schnell geduscht und wieder da hingeflitzt. Zwischendurch hab ich noch erfahren, dass Eike, ein anderer deutscher Backpacker der da arbeitet, wohl ganz gut Werbung für mich bei seinem Chef gemacht hat. Es geht doch nichts über Vitamin B. Naja auch das zweite Interview muss wohl gut gelaufen sein, denn ich hab danach noch einen Anruf von ebenjenem Eike bekommen, der meinte, dass sein Chef ihm gesagt hat, dass ich anfangen kann. Also hab ich jetzt zwei Jobs, einen tagsüber und einen nachts. Mal schauen, wie lang ich das schaffe :)

Ansonsten gibt es hier nicht viel neues, es hat sich so langsam der Alltag wieder eingeschlichen. Ich wohne gerade mit Raymond, einem Taiwanesen auf einem Zimmer in einer Art Motel, wo ganz viele Leute aus aller Herren Länder wohnen, die alle hier in Alice Arbeit gefunden haben. Aber eigentlich sehe ich meinen Zimmergenossen nur ganz kurz, da ich morgends bis nachmittags arbeite und er abends und nachts.

Ich vermisse hier richtig die deutsche Küche. Um richtig australisch essen zu gehen fehlt meistens entweder die Zeit, das Geld oder die Begleitung (oder alles drei). Aber ab und zu tu ich mich dann mal mit anderen deutschen zusammen und dann kochen wir gemeinsam. Gestern z.B. hab ich mit Eike zusammen Rouladen mit Semmelknödeln gemacht. Er die Rouladen ich die Semmelknödel. Leider war der Senf bei den Rouladen viel zu scharf, ansonsten wäre es top gewesen. Und ich war verdammt stolz, dass mir die Semmelknödel gelungen sind, da ich die zum ersten Mal gemacht hab (*mirselberaufdieschulterklopf')

ihr seht, es ist in der Zwischenzeit nichts weltbewegendes passiert. Aber ich muss jetzt wirklich ins Bett gehen, also gute Nacht und bis bald

Ingo

Montag, 23. März 2009

Zwei kleine Neuigkeiten

1. Seit gestern sind einige wunderschoene Bilder aus Alice Springs online, und

2. Ich habe seit gerade eben einen Job!!! Endlich!! Ein Full Time Job bei AVIS als car cleaner! Ausserdem hab nich heut vom Supermarkt einen orangensaft geschenkt bekommen, weil der mit einem falschen Preis im Computer verzeichnet war. Da hat mir die Kassiererin den einfach geschenkt. Ich bin schon ein charmanter bursche :)

Bis die Tage

Ingo

Freitag, 13. März 2009

Eine schrecklich nette Familie

Ich sitze gerade in Alice Springs im Hostel und – man mag es kaum glauben – es regnet. Und zwar wie aus Kübeln. Also dachte ich mir Ingo, das ist ein Zeichen dafuer, dass Du mal wieder was schreiben musst. Das Resultat davon bekommt ihr jetzt als detaillierte Beschreibung meiner Reise von Perth nach Alice Springs um die Ohren gehauen, ob ihr wollt oder nicht.

Mein Job in Perth hat nicht wirklich viel Geld eingebracht. Ich konnte davon gerade mein Hostel und meine kulinarischen Necessitäten abdecken. Also musste eine Veränderung her. Ich hatte mich bei einer Bücherei als „Library Service Officer“ beworben, indem ich dort persönlich erschienen war, was auf die anwesende Mitarbeiterin anscheinend schon mal einen positiven Eindruck gemacht hat. Der Unterschied zwischen einem „Librarian“ und einem „Library Service Officer ist“, dass der eine die Bücher verwaltet, die der andere in die Regale einsortiert. Das Problem bei dem Job war nur, dass die Zeit bis zum Ende der Bewerbungsfrist mehr als eine Woche betrug, was wiederum bedeutet, dass ich wahrscheinlich gegen 1.000 residents herausstechen musste. Von der Jobsuche in Perth dermassen enttäuscht habe ich mir geschworen: „Entweder ich krieg diesen Job oder ich hau hier ab!“. Die schlauen unter euch wissen jetzt, welche Möglichkeit von beiden eingetreten ist. Fuer die anderen sei es hier noch mal klar und deutlich gesagt: Ich habe den Job natürlich nicht bekommen.

Also hieß es dann wohl Abschied nehmen von den Menschen, die ich in den 2 1/2 Monaten doch recht lieb gewonnen hatte. Denn in dem Hostel, in dem ich war, gab es erstaunlich viele Leute, die fuer laengere Zeit in Perth geblieben sind. Z.B. habe ich das 6er-Zimmer fast die ganze Zeit mit Marianne, Ceri und Stef bzw. Andy geteilt (Irland, Wales, England, Deutschland), während die anderen zwei Betten immer wechselnd belegt waren. Mit der Zeit sind daraus richtig gute Freundschaften geworden, die (hoffentlich) auch über Australien hinaus bestehen bleiben.

Wenn Reisen, dann aber auf die australische Art, dachte ich mir, als ich den Zug von Perth nach Adelaide gebucht habe. Wo sonst in Europa hat man die Chance, mit einem Zug zwei Tage lang durch die Wueste zu fahren? Die Strecke beträgt etwa 3.000 km und beinhaltet die längste gerade Schienenstrecke der Welt!! Am Sonntag, ziemlich genau um 11.55 Uhr mittags, setzte sich der Koloss in Bewegung. Der Zug bestand aus zwei Teilen, der Gold Class und der Red Kangaroo Class. In der Goldklasse hatte jeder sein eigenes Schlafabteil inkl. Bedienung in der eigenen Kabine. In dem Red Kangaroo Sleeper Abteil sah das schon ein bisschen anders aus, da gab es dann nur noch Snacks im Restaurant und 4er Schlafkabinen, und da wo ich war, der Red Kangaroo Day/Nighter Seat Abteilung, war keinerlei Komfort mehr zu erwarten. Aber trotzdem, oder gerade deswegen, war die Reise zwar lang, aber nicht langweilig. Denn weil diese Klasse so schön billig war, waren die Backpacker hier fast unter sich. Ab und zu waren auch ältere Personen in dem Abteil zu sehen, die das einfache Reisen auch immer noch reizte.

Ich hatte zum Glück einen Zweiersitz für mich alleine, so dass ich ein wenig mehr Bewegungsfreiheit hatte als die meisten anderen. Nach kurzer Zeit bin ich mit den Leuten um mich herum ins Gespräch gekommen, was natürlich total interessant war, weil man sich als Backpacker immer gute Tips geben kann, wie und wohin man reisen sollte und was man lieber lassen sollte. So hab ich mich lange mit Lukas und Caro unterhalten (beide natuerlich, wie so viele Leute hier, Deutsch), und mit einem älteren Herren aus England und einem aus Australien. Letzterer war zuständig für die Unterhaltung einer Website des Tourismusboards. Während der Fahrt kam ihm die Idee, auf seiner Website eine spezielle Rubrik mit Berichten von Backpackern für Backpacker einzurichten, da er mitbekommen hatte, wie nützlich diese Art von Informationsaustausch sein kann. So haben wir lange damit zugebracht, ihn mit Informationen unsererseits zu bestücken, die er mit auf die Website stellen koennte. Dafuer hat er uns viel über Australien erzählen können, denn immer, wenn wir an einer interessanten Stelle unserer Reise angekommen waren, konnten und durften wir ihn mit Fragen löchern und hatten so unseren eigenen Guide während der Fahrt.

Aber bereits kurz nachdem die Fahrt begonnen hatte, wusste ich auch, warum der Zug 2 Tage brauchen würde: 1. Stand der Zug mehr als er fuhr, immer auf einen entgegenkommenden zug auf der eingleisigen Strecke wartend (Güterzüge hatten IMMER Vorrang), und 2. war die Höchstgeschwindigkeit 120 km/h, meistens fuhr der Zug aber immer nur 80. Aber gestört hat das eigentlich nicht, weil wir entweder unsere angeregte Diskussion über Gott und die Welt im Zug fortgeführt hatten, oder ich mich und die Welt um mich herum in einem Buch vergaß (Excuse Me While I Whip This Out von Kinky Friedman. Sehr gutes Buch über „Country singers, Presidents and other Troublemakers“). Am ersten Tag so gegen 23.30 sind wir an unserem ersten dreistündigen Zwischenstop angelangt: Kalgoorlie. Die etwas betuchteren konnten im Zug eine Tour durch Kalgoorlie mitsamt Besichtigung der „Open Pit“, der größten offenen (Gold-)Mine buchen. Da ich das aber schon gesehen hatte und wie die anderen auch kein Geld mehr dafür hatte, haben wir uns gemeinsam dazu entschlossen, etwas schnelles zu Essen zu holen, um die teuren Dinner-Preise im Bordrestaurant zu umgehen. So sind wir alle zu Dominos Pizza gegangen (eine Kette ähnlich wie Pizza Hut die es aber erstaunlicherweise nur in Europa nicht gibt). Danach haben wir noch eine kleine Stadtführung von unserem australischen Freund bekommen. Irgendwann kam die Idee, bei McDonalds noch einen Kaffee zu holen. Das Problem war: Mäckes hatte zwar 24 h geöffnet, aber nur am Drive-In Schalter. Dort angekommen, weigerten sich die Mitarbeiter uns zu bedienen, weil wir nicht in einem fahrbaren Untersatz saßen. Wie bescheuert geht es eigentlich. Das Angebot, dass man uns ein Taxi rufen würde, mit dem wir dann durch den Drive-In-Schalter fahren könnten, haben wir dann „dankend“ abgelehnt. So etwas bescheuertes hab ich selten gehört.

Gegen 2.30 Uhr fuhr der Zug dann langsam wieder an und wiegte uns leise in den Schlaf. So zumindest hätte es sein sollen.Bill Bryson schrieb einmal in seinem Buch „Frühstück mit Känguruhs“ über die Reise mit dem Indian Pacific, dass er sich nicht getraut hatte, in das Day/Nighter Abteil zu gehen, weil die Reisenden dort spätestens am zweiten Tag wie Zombies aussahen. Spätestens jetzt weiß ich, was er damit gemeint hat. Die Beinfreiheit war zwar größer als im Flugzeug normalerweise, aber gemütlicher machte es den Sitz zum Schlafen trotzdem nicht. In der ersten Nacht habe ich vielleicht drei Stunden geschlafen, könnten auch weniger gewesen sein.

Jeder, der schon einmal in einem Filmmuseum oder dem Bavaria Filmpark oder etwas ähnlichem gewesene ist, der weiss, wie man früher im Film Zugfahrten simuliert hat: Man hat Leinwandrollen mit Landschaftsbildern hinter den Fenstern platziert, die so abgerollt wurden, dass es so aussah, als ob der Zug wirklich fahren würde. Am nächsten Tag kam ich mir so vor, als ob jemand immer wieder dieselbe Rolle an unserem Fenster abspielen würde. Wir waren in der Nullarbor Plain angekommen, Australiens große Steppe, die den Südwesten vom Südosten teilt. Sie erstreckt sich über mehrere 1.000 km von West nach Ost und mehrere 100 km von Nord nach Süd. Nullarbor kommt aus dem Niederländischen, da die Holländer zuerst Fuß auf dieses Stück Ödnis gesetzt haben. Kein Wunder, möchte man sagen, alles was hier wächst ist Gras, aber dieser Witz ist wirklich zu flach. Für die Ungebildeten unter euch: Arbor heißt Baum, und Null heißt ... Null. Um es kurz zu fassen: Kein Haus, kein Baum, ab und zu mal ein Strauch, und das für die nächsten 1000 km. Und ungefähr hier fing dann auch die längste gerade Schienenstrecke der Welt an.

Am Nachmittag desselben Tages kamen wir in Cook an, einer Geisterstadt genau in der Mitte der Steppe. Von hier aus wurde die Eisenbahnlinie in beide Richtungen gebaut. Als diese aber fertig war, wurde dieser Ort rasch entvölkert, weil es für die meisten keine Arbeit mehr gab. Diejenigen, die zunächst da blieben um die Strecke instand halten zu können, haben diesen Ort, der einst zu blühen schien mit einer Schule, einem Krankenhaus, einem Schwimmbacken und sogar einem Basketballfeld, auch verlassen. Nur noch vier Personen leben hier, sie kümmern sich um die hunderte von Passagieren, die 4x pro Woche vorbei kommen und sich in dem einzigen noch intakten öffentlichen Gebäude, dem Souvenirshop, mit (Über-)Lebensmitteln und Tand bereichern wollen. Ansonsten verbrachten wir die Zeit damit, die Ruinen von Cook zu betrachten. Wahrscheinlich in den letzten Tagen der Besiedelung von Cookwurde an die Aussenwand des Hospitals ein Spruch verewigt, der die Lage dieser Stadt wiedergab: „Our Hospital needs your help: Get Sick!“ stand dort in großen Lettern.
Nach einer Dreiviertelstunde war aber auch dieses Outback-Erlebnis wieder vorbei, und die Sirene des Zugs ließ alle Passagiere wieder in ihre Abteilungen strömen.

Kurze Zeit später ist Sonja aus München noch zu unserem kleinen Grüppchen dazu gestoßen, womit wir nun schon vier kleine deutsche Backpacker in der riesigen Steppe waren. Wir vier hatten uns gesucht und gefunden, denn schon bald hatten sich die Familienverhältnisse herauskristallisiert: Sonja und ich waren Papa und Mama (wir waren die älteren), während Lukas und Caro die Rollen von Kind und Oma angenommen hatten. Während so einer Zugfahrt kommt man auf sehr bescheuerte Ideen!

Die zweite Nacht im Zug war dann zwar etwas länger, aber auch nicht wirklich erholsam. Um halb sieben klingelte der Handywecker, was mir gerade noch Zeit für ein kurzes Frfühstück und einen Kaffee gab. Erst nach dem Kaffee allerdings ist mir die veränderte Leinwandrolle vor den Fenstern aufgefallen. Jemand hatte die mit Gras- und Steppenlandschaft gegen eine mit Häusern und kleinen Gärten und vor allem Bäumen drauf eingetauscht. Wir hatten in der Nacht die Nullarbor Plain hinter uns gelassen und befanden uns bereits in den Suburbs von Adelaide. Um Punkt 7.20, also genau nach Fahrplan, rollte der Indian Pacific majestätisch in den Bahnhof von Adelaide ein. Wenige ganz abenteuerliche Reisende, unter anderem auch unser australischer Freund, blieben sitzen, um noch weitere 24 Stunden in diesem zug bis nach Sydney zu fahren, die meisten waren aber glücklich, endlich aussteigen zu können.

Eigentlich wollten wir in die Stadt laufen und uns gemeinsam ein Hostel für die nächsten zwei Tage suchen, aber da stolperten wir bereits auf dem Parkplatz über einen Shuttle Bus des Backpacker Inn Hostels. Der Fahrer meinte, gerade heute würde ein komplettes Viererzimmer frei, das incl. Frühstück jeden von uns 24 Dollar pro Nacht kosten würde. Das hörte sich ganz nach dem an, was wir suchten, also ließen wir uns von ihm in die Stadt zum Hostel bringen.
Das Hostel war angenehm weil relativ klein und sauber. Es wurde von drei älteren Herren geführt, die sich damit allesamt etwas zu ihrer Pension dazuverdienen wollten. Das Zimmer war sauber und die Küche und sanitären Anlagen sahen einigermaßen gepflegt aus. Zudem war es in Laufdistanz von der City und der Fussgängerzone. Leider mussten wir allerdings ncoh 2 Stunden warten, bis wir einchecken konnten, da Check-In erst ab 10 am möglich war. Die Zeit verbrachten wir damit, einen Bankautomaten zu suchen und in einem Café zu frühstücken, das mit einem ähnlich intelligenten Spruch warb wie das Hospital in Cook („Come and buy your lunch HERE, we need the money! :) ). Dann ging es auf Erkundungstour durch den Central Market. Das muss man sich vorstellen wie eine Markthalle in Deutschland, vielleicht mit ein bisschen weniger ausgefallenen Spezialitäten, dafür aber mit leckersten Lebensmitteln aller Art. Lukas hatte versprochen, uns am Abend ein Kokos-Curry zu kochen, wofür wir uns hier und im angrenzenden Coles-Supermarkt wappneten.

Punkt 10 Uhr standen wir beim Hostel auf der Matte, weil wir es alle nicht erwarten konnten, endlich ins Bett zu gehen und ne Runde zu ratzen. Den Rest des Tages haben wir damit verbracht, noch mal in den Market zu gehen und ansonsten Filme anzuschauen, weil keiner mehr Elan hatte für mehr.

Am nächsten Tag waren wir nur noch zu dritt, da Lukas, unser verrücktes Kind, wieder zum Zug musste, diesmal „nur“ 24 Stunden mit dem „The Ghan“ Zug nach Alice Springs. Oma, Mama und ich hingegen haben uns im botanischen Garten an einem Kaffee und den vielen Tier- und Pflanzenarten erlabt, bevor wir am späten Nachmittag im Hostel bzw. Oma im Fitness-Studio landeten (Warum Caro als jüngste die Oma war, weiß allerdings keiner mehr).

Am nächsten morgen war ich der nächste, der weiter musste. Mama und Oma hatten sich dazu entschlossen, ihre Reise gemeinsam in Richtung Melbourne und Tasmanien fortzusetzen, aber noch nicht an dem Tag. Ich hingegen musste mich erst Richtung Airport und dann Alice Springs verabschieden (ich muss ja schauen was der Sohnemann so treibt J). Das lustige an der ganzen Angelegenheit war, dass ich zwar einen Tag später als Lukas los geflogen bin, aber trotzdem drei Stunden vor ihm da war (er hatte sich ja für den Zug entschieden).

Am Schalter von Tiger Air angekommen, merkte ich erst einmal,. Dass mein Gepäck 3 kg zu schwer war, und ich nachzahlen musste. 45 Dollar!! Naja egal. Ansonsten hätte ich mein Schnrochelset wegschmeissen müssen, und das hat mich noch mehr gekostet. Der Flug verging wie im Flug und schon war ich in Alice gelandet. Auf dem Airport hatte ich erst mal einen Hitzeschock, da sich die Temperaturen an der Küste schon ein wenig gesenkt hatten, im Herzen Australiens waren sie aber immer noch so hoch wie zuvor.

Kurz nach meiner Ankunft in Alice hatte ich dann ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten. Christian, mein alter Kumpane von der Westküste, war hier inzwischen auch angekommen und hatte bereits Platz in einer WG gefunden, zusammen mit Eike, einem anderen gemeinsamen Kumpel mit dem ich in Perth im Hostel zusammen gelebt habe, und einem Koreaner. Ausserdem arbeitet Ceri (mit der ich in einem Zimmer gewohnt hab die meiste Zeit in Perth über) auf einer Cattle Station unweit von Alice. Australien kann so verdammt klein sein wenn es will.

Heute habe ich mich erst mal bei einer Job Agency beworben. Die haben gemeint, dass es hier gerade für Sozialarbeiter viel Arbeit gibt, hauptsächlich in Zusammenhang mit Aborigines. Das würde mich schon extrem reizen, in dieses Arbeitsfeld mal reinzuschnuppern. Fingers crossed!

Das war mal wieder ein langes update. Falls ich ab und an mal die Umlaute falsch schreibe, sei es mir vergeben. Ich tippe zwar gerade auf meinem eigenen Computer, habe aber das ae und oe und ue schon so drin, dass ich es nicht so schnell abstellen kann (und ich bin grad zu faul, die kompletten 4 Seiten Fehler zu lesen).

Lasst’s euch gut gehen!

Der Papa.

P.S.: Ein neues Bilderalbum gibt es natuerlich auch zu bestaunen: Indian Pacific and Adelaide

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