Samstag, 6. März 2010

Update

Seit dem letzten Beitrag ist wieder viel passiert. Zum einen habe ich jeden Tag genutzt, um mir die Gegend und die umliegenden Städte etwas näher anzuschauen, aber viel wichtiger ist, dass ich jetzt eine Bleibe habe.
Ich wohne vom 8. März an in einer Houseshare – WG mit Steven in St. Martin, dem Dorf in dem auch meine Arbeitsstelle ist. Es klingt vielleicht etwas pathetisch, aber ich glaube, das Schicksal hat mich in dieses Haus geführt, denn Steven und ich haben so viele Sachen gemeinsam, dass es schon fast unheimlich ist. Es ist zum Beispiel praktisch mit jemandem zusammen zu wohnen, der am selben Tag Geburtstag hat, wie man selbst. Dann hat er in seiner Wohnung zwei Instrumente stehen, und zwar ein Didgeridoo und eine Akustikgitarre, genau wie ich auch, und genau wie ich kann er sie nicht spielen. Dass wir außerdem in etwa denselben Musikgeschmack und ähnliche Hobbies haben toppt das ganze eigentlich nur noch. Das Haus liegt zwei Minuten Fußweg vom nächsten Supermarkt und der nächsten Bushaltestelle und 15 Min zu Fuß von meiner Arbeit entfernt.
Mein letzter Beitrag schloss damit, dass ich einen Ausflug nach Chirk geplant hatte. Das habe ich ann auch wahr gemacht, nur bin ich die knapp 8 km nicht gefahren, sondern gewandert. Der Weg führte an einem der Kanäle entlang durch einige kleine idyllische Dörfer. Es ist durchaus sympathisch, dass es entlang des Kanals alle paar Kilometer einen Pub oder Inn gibt, in dem man einkehren kann, wenn man mit dem Boot auf dem Kanal unterwegs ist. Chirk ist (in dieser Gegend) bekannt für seine große Burg und seinen Aquädukt bzw. Viadukt. Letzteren konnte ich besichtigen, die Burg war leider über Winter geschlossen. Chirk ist ansonsten ein schöner, wenn auch sehr kleiner Ort
Ganz im Gegensatz zu Chester in Wales. Letzten Samstag habe ich mich auf anraten meiner Gastfamilie in den Zug gesetzt und den Tag in dieser römischen bzw. mittelalterlichen Stadt verbracht, und es war ein guter Tipp. Chester ist eine von zwei Städten in GB, die noch eine intakte Stadtmauer haben, die man auch ganz begehen kann. Der größte Teil der Innenstadt ist auf Grund der engen Gassen und der sehr alten Häuser zur Fußgängerzone gemacht worden. Chester wurde schon von den Römern gegründet, und die meisten Häuser in der Innenstadt stammen entweder aus dem Mittelalter oder wurden originalgetreu wieder aufgebaut. Außerdem ist die Stadt regelrecht umzingelt von Wasserwegen (Kanäle auf der einen Seite, und auf der anderen der recht große River Dee). Es hat sich also definitiv gelohnt, dorthin zu fahren.
Morgen beginnt meine „Induction week“. Dafür muss ich morgen früh um 9.30 Uhr am Flughafen Manchester sein, d.h. ich muss hier um 6.57 Uhr los fahren! Brrr
Ich hab beim letzten Blog übrigens vergessen zu schreiben, dass die die Mutter und Tochter meiner Gastfamilie übrigens sehr gut Deutsch sprechen und verstehen. Schöne Grüße und herzlichen Dank für die tolle Gastfreundschaft!
Ingo

Freitag, 26. Februar 2010

Land, ländlicher, am ländlichsten

Steinzeitliches-FortOswestry ist Land. Obwohl dieses Städtchen kulturell einiges zu bieten hat, verkörpert sie den Begriff „Marktflecken“ sehr gut. Denn Oswestry, das mit 17.000 Einwohnern nicht zu den größten Städten zählt, ist eine typische Marktstadt. 2-3x in der Woche findet dieser hier statt, und dann herrscht grosser Andrang, denn auch aus den benachbarten Dörfern kommen alle in die Stadt. Ansonsten hat Oswestry (das auf walisisch übrigens „Croesoswallt“ heißt; fragt mich nicht, wie das ausgesprochen wird) für eine Stadt dieser Größe viel zu bieten: Es gibt ein altes Steinzeitliches Fort außerhalb, eine alte Burgruine innerhalb der Stadt, ein großes Whitington-CastleGildenhaus, wo heute die Stadtverwaltung und ein Theater drin sind, viele kleine Gässchen mit Fachwerkhäusern, ein Eisenbahnmuseum, einen kleinen Park usw. Und das sind nur die Sehenswürdigkeiten unmittelbar in Stadtnähe. Es gibt in dieser Gegend ganz viele befestigte Anlagen – klar, hier haben die Engländer gegen die Walliser gekämpft. Nichtsdestrotz hat Oswestry keinen eigenen Eisenbahnanschluss, sondern der nächste Bahnhof ist in dem Vorort, wo ich gerade wohne, in Gobowen.
Hügel um OswestrySt. Martins ist ländlicher. Es liegt etwa 7 km außerhalb von Oswestry und ist ein kleiner Ort von ca. 3.000 Einwohnern. Das ist der Ort, wo ich eigentlich gerne hinziehen möchte. Denn: Meine Arbeitsstelle liegt nur unweit von hier, es hat einen großen Supermarkt, wo ich alles bekommen kann, was ich brauche, und Gobowen mitsamt der Eisenbahnstation sind auch nur ca. 2 km entfernt. Von hier aus kann man außerdem verschiedene Wanderungen und Radtouren durch die Cambrian Mountains machen. Morgen schaue ich mir hier eine vielversprechende Wohnung an. Drückt mir die Daumen!
Glyn Morlas ist aber noch viel ländlicher. Hier ist meine Arbeitsstelle, fernab von jeder Zivilisation! Nein, das ist übertrieben, nach St. Martins sind es (von dem Haus aus) 10 Min zu Fuß, aber der „Ort“ ist sehr weitläufig, da es keine direkten Nachbarn gibt. Stellt euch einfach die ländlichste Gegend vor, die ihr kennt, und ihr habt Glyn Morlas. Ein kleiner Fluss fließt hierdurch, an dem sich die örtliche Bevölkerung im Sommer zum Angeln und Baden trifft. Die Gegend ist ziemlich hügelig, d.h. wenn man auf einer der engen Straßen in eine Kurve fährt, muss man immer erst vorher hupen, um ja sicherzugehen, dass einem niemand entgegen kommt. Das Haus übrigens ist tatsächlich nur 10 min Fußweg von der walisischen Grenze entfernt.
Hausboote auf KanalWas ich aber am tollsten hier finde, ist das Kanalsystem, das Länderübergreifend zwischen Nordwales und Shropshire besteht. Das sind kleine Wasserwege, die bis vor wenigen Jahren noch für die Industrie genutzt wurden, heute aber nur noch touristischen Zwecken dient. Man kann sich an verschiedenen Stellen Boote ausleihen, und damit bis zu einer Woche die Sehenswürdigkeiten der Gegend mit dem Boot bereisen. Unter anderem gibt es zwei riesige Aquaedukt-bei-ChirkAquädukte zu überqueren. Wer Lust hat, darf sich gerne melden, es gibt Boote für 4-5 bzw. 8 Personen…
Heute habe ich Wittington Castle (wie der Name schon sagt, in Wittington, einem ähnlich kleinen Dorf bei Oswestry) und Ellesmere besucht, und beides war klasse! Wittington Castle ist eines dieser alten Normannischen Festungen, die im Kampf gegen die Waliser besonders wichtig waren. Leider ist auch hiervon nur noch eine Ruine übrig.
EllesmereEllesmere hat etwas anderes zu bieten: Hier gibt es einen großen See, den man auf einem interessanten „Woodlands Walk“ umrunden und dabei recht viele Tiere beobachten kann. Ein sehr ruhiges, aber schönes Plätzchen.
Morgen fahre ich nach Chirk. Auch der Ort ist nah an meiner Arbeitsstelle, aber schon auf Walisischer Seite. Dort gibt es eine große Burg, einen der alten und großen Aquädukte und vor allem Zimmer, die ich mir anschaue. Also wünscht mir Glück, das tu ich euch auch!

Ingo

Pleiten, Pech & Pannen II

Der zweite Tag verlief ähnlich chaotisch wie der erste. Nach einem gemütlichen Frühstück verließ ich, etwa 1,5 Stunden vor der geplanten Abfahrt meines Zuges nach Gobowen /Oswestry, das Bed & Breakfast. Ich hatte ja am Vortag mein Gepäck an der Abgabestelle am Bahnhof St. Pancras gelassen, mein Zug fuhr aber von London Marylebone Station ab, 5 Stationen entfernt von St. Pancras. Obwohl das B&B ziemlich weit außerhalb war, dauerte die Fahrt nach St. Pancras nur 45 Min. Mir blieb also immer noch genug Zeit. Bis ich an der Gepäckausgabestelle kam. Nach der Schlange gestern in Lille beim Eurostar war die Schlange vor diesem Schalter, die zweitlängste der Welt. Es waren mindestens 50 Leute vor mir da. Also hieß es warten und hoffen, dass ich noch rechtzeitig drankommen würde. Als ich als Teil der Schlange um die letzte Ecke vor dem Schalter gebogen war, merkte ich schließlich, dass die Schlange nur für den Gepäck Check-In Schalter war, der Check-Out Schalter aber komplett leer war! Also hab ich schnell meine Sachen geholt und bin gerannt:
Von St. Pancras in die Metropolitan Line drei Stationen bis Baker Street, da einmal quer durch den ganzen Bahnhof bis zur Bakerloo Line gelaufen (die Bahn fuhr mir dort direkt vor der Nase weg) – drei min auf die nächste Bahn warten – dann eine Station gefahren bis Marylebone Station, dort zwei Stockwerke hochgerannt (mit drei Taschen und einem Fotoapparat), um dort herauszufinden, dass mein Zug gerade ohne mich abgefahren ist.
„Kein Problem“ sagte, der nette Typ von der Bahngesellschaft, „mit ihrem Ticket können Sie ganz einfach den nächsten Zug nehmen“. Der nächste Zug fuhr fünf Stunden und 10 Minuten später. Als ich meine Gastgeber in Gobowen (die ich über die Couchsurfing – Community kennen gelernt habe) davon in Kenntnis gesetzt und mich selbst auch damit abgefunden habe, fragte ich, wo ich mein Gepäck lassen könnte, damit ich noch mal in die Stadt gehen kann. „An dieser Station gibt es keine Möglichkeit, sein Gepäck abzugeben“ bekam ich als Antwort. „Sie können aber mit der U-Bahn bis Paddington fahren, und dort ihr Gepäck abgeben und später wieder abholen. Das müssen Sie allerdings diesmal rechtzeitig tun!“ Mit diesem väterlichen Rat im Sinn beschloss ich, mich lieber mit meinem Gepäck in ein ruhiges Café zu setzen, an meinem Blog zu schreiben und mich um meine möglichen zukünftigen Wohnungen zu kümmern, sprich Besichtigungstermine auszumachen.
Irgendwann waren diese 5 Stunden und 10 Minuten dann auch mal vorbei, und ich durfte mich auf die 3 Stunden und 32 Minuten dauernde Reise ins beschauliche Gobowen bei Oswestry aufmachen. Obwohl die Fahrt lange dauert finde ich es schon toll, dass ich von meinem zukünftigen Wohnort aus eine direkte Verbindung nach London habe.
Am Bahnhof in Gobowen wurde ich auch schon von Amelia erwartet, der Tochter von der Familie, bei der ich wohnen würde. Als wir an ihrem Haus ankamen, wurde ich sehr überrascht: Man hatte mir ein eigenes Zimmer abgestellt, mit eigenem Fernseher, CD-Player und einem bequemen Ausziehsofa. Die Familie (sprich Vater, Mutter und Tochter) sind alle sehr nett und hilfsbereit, ich bekomme hier jeden morgen meinen Kaffee und Essen wird abends für mich mit gekocht. Das ist mehr als eine Entschädigung für die Reise voller Pleiten, Pech und Pannen bis hierhin.

Dienstag, 23. Februar 2010

Pleiten, Pech & Pannen

Meine Reise nach England steht bisher noch unter keinem guten Stern. Angefangen hat alles mit einer überaus tragischen Nachricht.
Am Montag, 15.2.2010 sind im belgischen Ort Hal zwei Nahverkehrszüge miteinander kollidiert, wobei 20 Menschen zu Tode kamen und über 150 Menschen verletzt wurden. Der Grund dafür war wohl, dass der Fahrer eines dieser Züge übermüdet war und ein rotes Signal überfahren hat.
Um erläutern zu können, warum das meine Reisepläne beeinträchtigt hat, muss ich ein wenig weiter ausholen. Kurz nachdem ich vor rund 6 Monaten aus Australien zurück nach Deutschland gekommen bin, habe ich mal auf der Internetseite des Umweltbundesamtes einen sogenannten „CO2-Rechner“ bemüht um herauszufinden, um wie viele Tonnen CO2 ich unsere Atmosphäre im letzten Jahr bereichert habe. Es ist müßig zu sagen, dass ich, obwohl ich kein Auto besitze und auch sonst versuche, einigermaßen verträglich zu leben, der Klimasünder schlechthin war. Das Resultat dieses Tests sah fast normal aus, nur die Menge an CO2, die ich allein durch den Flug nach Australien und zurück verballert habe, war astronomisch hoch. Also habe ich mir vorgenommen, innerhalb von Europa in dem nächsten Jahr nur mit Bus oder Bahn zu reisen (na gut, nach Irland wird das wirklich schwer, obwohl es auch seinen Reiz hat, einmal wie Heinrich Böll seinerzeit nur mit Bahn und Schiff dorthin zu fahren).
Die Deutsche Bahn hat ganz interessante Angebote für Auslandsreisen, z.B. kann man für 54 € von jedem Bahnhof innerhalb Deutschlands aus nach London reisen. Dieses Angebot habe ich dann auch sofort genutzt und einen Zug für Sonntag, 21.02. um 6.27 Uhr ab Schwerte gebucht. Die Reise sollte dann über Köln mit einem ICE weiter nach Brüssel gehen, um dort in den Eurostar nach London zu steigen. So weit so gut, aber an dieser Stelle möchte ich gerne Hildegard Knef zitieren: „Von nun an ging’s bergab!“
Denn oben beschriebener Unfall ereignete sich leider auf der Strecke, die auch der Eurostar normalerweise befährt. So ging ab Montag das bange Warten los, ob die Strecke bis zum Wochenende wieder geräumt sein würde. Am Montag stand auf der Seite vom Eurostar so etwas wie „Heute und morgen bleibt die Strecke gesperrt. Wer nicht reisen muss, sollte dies auch nicht tun, Für die Leute, die dringend reisen müssen, gibt es einen Shuttle Bus nach Lille, von wo aus der Eurostar nach London abfahren wird.“ Diese Information änderte sich am Dienstag nicht, und auch am Mittwoch gab es noch keinerlei neue Informationen, bis wann die Strecke gesperrt sein würde. Erst am Donnerstag war klar: Die Strecke bleibt bis einschließlich Sonntag, 21.02.2010, gesperrt. Bis Samstag hat sich dann diese Information auch nicht geändert, nur das Datum wurde ausgetauscht. Statt „Sonntag, 21.02.2010“ stand jetzt „Sonntag, 28.02.2010“ da.
Das allein wäre aber noch kein Problem gewesen. Leider hatte man vergessen, Informationen bereit zu stellen, wann die Busse nach Lille abfahren würden, wann man dort ankommen und vor allem nach London weiter reisen konnte. Eine Hotline war nicht zu erreichen, auf zugegeben recht inquisitorische E-Mails wurde nicht geantwortet, und bei der Bahn konnte man mir auch nicht weiter helfen.
So begann ich Sonntagmorgen um 6.27 Uhr meine Fahrt ins Blaue mit der Ungewissheit, wann ich wo bzw. ob ich überhaupt ankommen würde. Obwohl der deutsche Winter mich noch mal mit heftigem Schneefall verabschiedete, gestaltete sich meine Fahrt bis Brüssel problemlos. Dort angekommen bekam ich auch schnell Gewissheit über den weiteren Verlauf meiner Reise. Um 11 Uhr würde ein Shuttle-Bus nach Lille fahren, wo ich dann sehr wahrscheinlich um 14.06 Uhr einen von Paris kommenden Eurostar nach London besteigen dürfe. Die Überfahrt nach Lille dauerte knapp 90 Minuten, so dass ich bereits um 12.30 da war. Viel zu früh, wie ich dachte, aber weit gefehlt. Die Schlange vor dem Eurostar-Schalter war L A N G ! (Dieses Wort normal auszuschreiben würde jeglicher Beschreibung spotten. Im Ernst, ich habe solche Schlangen bisher nur an Flughäfen gesehen!) Und in der Tat der Check-In Schalter hatte ein gewisses Flughafenflair. Erst musste man durch zwei Passkontrollen durch, dann sein Gepäck durchleuchten lassen, bevor man in einen übervollen Wartesaal geführt wurde, in dem man sich die Zeit verdingen durfte / musste, bis die Türen zum Gleis geöffnet wurden, wo man noch einmal von Stewards kontrolliert wurde. Irgendwann hatte ich dann alle Kontrollen hinter mir und wurde in den Wartesaal geleitet und tat das wofür ein Wartesaal da ist, nämlich warten. Das wäre gar nicht so schlimm gewesen, wenn nicht der einzige Kaffeeautomat in dieser Aufbewahrungshalle kaputt gewesen wäre!!!
Ich will allerdings auch nicht verschweigen, dass es etwas positives an der Organisation gab: Während wir in der Warteschlange vor der Zollkontrolle standen, sind Mitarbeiter rum gegangen und haben den Reisenden ihre reservierten Plätze im Zug zugewiesen. Allerdings war es so, dass der Eurostar von Paris schon so voll gebucht war, dass nicht alle Leute aus dem Bus noch einen Platz in diesem Zug bekommen haben. Die durften dann in Lille noch eine Stunde länger warten. Ich habe aber Glück gehabt und einen Platz in dem Zug zugewiesen bekommen, der Lille um 14.06 verließ und um 14.33 Ortszeit in London St. Pancras ankommen sollte.
Dieses ganze Geplänkel war deshalb sehr ärgerlich, da ich mich in London mit meiner Schwester und ihrem Freund treffen wollte. Wir waren so verblieben, dass ich kurz Bescheid sage, wenn ich Gewissheit habe wann ich ankommen würde, und das habe ich auch getan. Punkt 14.33 lief der Zug in London St. Pancras ein, und am Ende eines labyrinthartigen Checkout-Areals warteten die beiden auch schon auf mich. Endlich war ich angekommen!
Die beiden hatten schon ein dichtes Programm geplant, daher blieb keine Zeit, erst zu deren B&B zu fahren um meine Sachen da abzuladen. Also habe ich die wichtigsten Sachen in meinen kleinen Rucksack gepackt und hab die restlichen Taschen abgegeben, um diese dann morgen vor meiner Weiterfahrt wieder abzuholen. Es gibt in England keine Schließfächer, sondern nur Schalter, bei denen man die Sachen abgeben und dann auch wieder abholen muss. Das sollte mir am nächsten Tag zum Verhängnis werden.
Auf jeden Fall haben wir uns danach in Richtung London Dungeon begeben, ein mittelmäßig gruseliges Horrorpandemonium, wo mittelmäßige Schauspieler mittelmäßig gruselige Geschichten erzählen und sich redlich darum bemühen, einen zu erschrecken (meine Schwester wird mir in diesem Punkt sicher widersprechen  ). Nur der Freefall Tower am Ende der Tour hat es geschafft, mir Angst einzuflößen. Normalerweise kann man mich mit solchen Sachen echt scheuchen, aber ich hab ja schließlich dafür bezahlen lassen …
Chinesische Friedensnudelsuppe, gepaart mit Dumplings, Wonton und Kräutertee, war eine gute Entschädigung für diese Strapazen. Ein kurzer Rundgang durch Chinatown hat uns ein sehr uriges Antiquariat entdecken lassen, welches uns durch „Clearance Sale for Basement Books“, also Räumungsverkauf für alle Bücher im Keller angelockt hat. Der Duft von alten Büchern schlug uns schon beim öffnen der Tür mit einer rechten Geraden auf die Nase. So etwas uriges wie den Keller dieses Geschäftes habe ich selten gesehen. Zuerst wurde man oberirdisch von dem eigentlichen Verkaufsraum durch ein Labyrinth von kahlen Gängen geführt, in denen dort, wo genug Platz war, gelegentlich auch einzelne Regale mit fast vergessen wirkenden Büchern standen. Die Treppe in den Keller lag ganz versteckt, und der Keller glich in einigen Punkten fast einer Räuberhöhle: einem Versteck, dass nur wenigen bekannt, aber dafür angefüllt mit allen Schätzen der Welt ist.
Nach einem Kaffee sind wir dann völlig ermüdet in Richtung Bed & Breakfast gefahren, das wirklich weit außerhalb lag. Positiv aber war, dass die Wirtin von sich aus angeboten hatte, mir ein kostenloses zusätzliches Zimmer zur Verfügung zu stellen, und zwar als Entschädigung dafür, dass das Haus gerade von innen saniert wurde und es im Flur aussah wie auf einer Baustelle. Die Zimmer aber waren in einem super Zustand, und das Frühstück am nächsten Tag war auch klasse. Ich habe geschlafen wie ein Brett.
Aber damit war die Chaos-Reise noch nicht beendet. Mehr dazu gibt es aber beim nächsten Update.

Donnerstag, 4. Februar 2010

Endlich wieder bloggen

Fast ein halbes Jahr ist vergangen, seitdem ich diesen Blog das letzte Mal beschrieben habe. Eine viel zu lange Zeit eigentlich, und daher wird sich das nun auch wieder ändern.
Zum einen steht in naher Zukunft mal wieder ein weiterer Umzug an, und ich will natürlich all diejenigen, die es interessiert, über meinen Werdegang informiert halten. Zum anderen habe ich mir aber auch als Vorsatz für das neue Jahr vorgenommen, mich per Blog über Themen auszulassen, die mich beschäftigen und interessieren. Es wird also nicht ein reiner Reiseblog bleiben.

Aber erst mal muss ich mich dafür entschuldigen, dass meine Reiseberichte aus Südkorea noch nicht komplett online sind. Das wird natürlich auch sehr bald nachgeholt, bevor ich mich hier über weitere Themen auslassen werde. Ich bin allerdings gerade nicht zu Hause, sondern auf einer PC-Schulung bei der VHS, bei der ich solch nützliche Sachen wie Adobe Photoshop, InDesing und Illustrator lerne (was wirklich sehr interessant ist, das hätte ich selber nicht gedacht).

Schaut doch einfach mal ab und zu hier vorbei, wenn ihr Lust dazu habt. ich freue mich über alle Kommentare und Rückmeldungen zu meinen Beiträgen, sei es per Mail oder als Kommentar auf dieser Seite.

Bis bald
Ingo

Samstag, 5. September 2009

Einfach fallen lassen

Seoul ist bekanntlich eine Weltstadt. Weltstaedte haben es so an sich, dass Sie Weltbuerger beherbergen, sprich Menschen, die mit anderen Kulturen und somit auch mit anderen Sprachen vertraut sind. Auch wenn viele Menschen hier des Englischen nicht so sehr maechtig sind, so kann man sich doch mit Hilfe von Satzbrocken und Pantomime verstaendigen.

Je weiter man sich allerdings von eben jener Grossstadt weg bewegt, desto eher kann man Gewiss sein, dass gewisse Kommunikationsschwierigkeiten auftauchen. Meine Reise fuehrte mich zunaechst von Seoul nach Mokpo, einem fuer suedkoreanische Verhaeltnisse kleinem Fischerdorf: es hat nur 84.000 Einwohner (Suedkorea hat 48 Millionen Einwohner, was fuer die winzige Groesse dieses Landes enorm ist; die Bevoelkerungsdichte hier liegt bei 480 pro Quadratkilometer, in Deutschland liegt sie bei 231 pro Quadratkilometer!)

Mokpo ist eine dieser weltabgewandten kleinen Staedte, in denen der Fortschritt durch Technik zwar schon angekommen ist, es aber noch niemand weiss.
Der Busbahnhof liegt etwas ausserhalb der Stadt, deswegen musste ich mir ein Taxi nehmen zu dem Hotel, welches die nette Dame vom Touristenbuero in Insadong am Tag zivor fuer mich angerufen hatte. Der Taxichauffeur verstand kein Wort Englidsch und war auch des Lesens unserer Buchstaben nicht maechtig, denn auch nachdem ich ihm den Namen meines Hotels gezeigt hatte, wusste er nicht, was ich von ihm wollte. Er fuhr aber schon mal los. Nachdem er mich durch die halbe Stadt kutschiert hatte, machte er einen erneuten Versuch des Verstehens: Er rief jemanden an, redete mit dieser4 Person kurz auf koreanisch und hielt mir dann sein Handy hin. Ich, schlau wie ich bin, hab natuerlich gedacht, dass er jemanden angerufen hat, der Englisch spricht und ihm uebersetzen kann, was ich will. Pustekuchen. Auf meine Frage "Do you speak English" kam mir ein Schwall in Koreanisch entgegen. Offensichtlich wollte dieser jemand mich etwas fragen, ich hatte aber keine Ahnung, also versuchte ich es noch einmal, mit demselben Resultat. Das Spielchen wiederholte sich noch einmal (das Taxameter lief in der Zeit froehlich weiter), bis mir einfiel, dass irgendwo in meinem Reisefuehrer auch der Name des Hotels auf Koreanisch stand. Es machte Klick beim Fahrer und er setzte sich und sein Taxi in Bewegung. Und zwar zum falschen Hotel. Nichtsdestotrotz dankte ich ihm, stieg aus und checkte ein. Denn mir war klar was ich zu tun hatte um diese Reise zu einem Erfolg werden zu lassen: Einfach fallen lassen, Gelegenheiten nehmen wie sie kommen und aus jeder Situation das beste zu machen. Statt mich also zu aergern dankte ich dem Fahrer und trat ein. Ich hatte Glueck: in diesem Hotel geb es jemanden, der ein bisschen Englsich sprach, und dieser jemand arbeitete auch noch an der Rezeption!

Einchecken in ein Hotel laeuft hier nach dem Vertrauenssprinzip. Man sagt, dass man gerne eine Nacht uebernachten moechte, dann zahlt man, bekommt den Zimmerswchluessel und das wars. Niemand fragt hier nach Namen, Passnummer oder zweiter Art der Identifikation, Das Zimmer allerdings entsprach allerdings einem angenehmen Standard. Ich hatte mein eigenes Zimmer mit Bad (sehr sauber), TV (Suedkorea hat einen englischsprachigen Sender mit teilweise interessanten Dokus), Heiss- und Kaltwasserspender fuer Kaffee oder Tee usw.

Ein bisschen Sorgen bereitete mir immer noch, dass ich fuer die Faehre nach Jeju am naechsten Morgen noch kein Ticket hatte. Das Faehrterminal lag nah beim Hotel, und so war meine erste Amtshandlung, mich dort kundig zu machen, ob und wie ich dort ein Ticket kaufen konnte. Die Dame am Schreibtisch im Buero der Faehrgesellschaft war gleube ich etwas ueberrascht, dass jemand schon am Tag vor der Faehrfahrt ein Ticket kaufen wollte. Solche Sachen vorher zu reservieren ist, wie ich spaeter gemerkt habe, nicht gang und gebe hier. Nichtsdestotrotz war ich gluecklich. Fuer die naechsten vier Tage war meine Planung komplett und ich konnte mich jetzt dem Vergnuegen hingeben.

Mokpo ist um einen Berg herum gebaut, den Mt. Yudalsan. Dieser Berg laed dank seiner vielen Pfade und seiner angeblich wunderbaren Aussicht von den zwei Gipfeln zum wandern ein. Ausserdem versprach mir mein Reisefuehrer noch einen botanischen Garten mit exotischen Orchideenarten und einen Skulpturpark am noerdlichen Hang des Berges. Das Klang doch alles super, also hab ich die restlichen Stunden bis zum Sonnenuntergang genutzt, den Berg zu erklimmen. Der Weg war gesaeumt mit koreanischen Pagoden und vielen Strassenhaendlern, die sich sofort auf mich geschmissen haben wie fliegen. Nachdem ich die alle abgewimmelt hatte nahm ich die Abzweigung zum botanischen Garten und zum Skulpturpark. Uebrigens waren die Schilder hier alle auf koreanisch, so dass ich eine nicht unbetraechtliche Zeit vor jedem Schild verbracht habe, meinen Reisefuehrer in der Hand und Schriftzeichen vergleichend.) Wenn ich eine Sache beim wandern gelernt habe, dann dies: Vertraue nie Kilometerangaben auf koreanischen Wanderschildern. Wenn da steht " botanischer Garten 200 m) dann kann das bedeuten, dass der 500 m oder 1 km entfernt ist, aber in den seltensten Faellen 200 m (und wenn dann ist es purer Zufall). Heute hatte ich das umgekehrte Extrem. Auf einem Schild stand "Beomeosa temple 0,8 km, dabei waren es hoechstens 150 bis 200 m.

Der Skulpturpark war ausserordentlich gut. Etwa 30 (grosse) Skulpturen standen hier in einem wunderschoen angelegten Garten, allesamt ueberlebensgross und fantasievoll. Es gab auch einen Kiosk, an dem ich mir ein Eis am Stiel goennte (mit ERdnussbuttergeschmack!) und mich neben einer koreanischen Familie niederliess. Koreaner machen es einem immer sehr einfach, mit ihnen in Kontakt zu kommen, zumindest dann, wenn einer in der Gruppe englisch spricht. In diesem Fall war es erstaunlicherweise der Grossvater! Grosseltern, Eltern und Enkel waren hier auf einem Tagesausflug und genossen die Zeit hier. Der Enkel (vielleicht 4 Jahre alt) sagte zu seinem Grossvater was der mir dann uebersetzte als "Der Mann da sieht aus wie ein Fremder!" Woraufhin der Grossvater mich bat, doch mit seinem Enkel fuer ein Foto zu posieren. Als er mich fragte, woher ich sei und ich meinte "from Germany", ueberraschte er mich ausserdem mit seinen Deutschkenntnissen. Zweimal sei er da gewesen meinte er, und es haette ihm sehr gefallen.

Der botanische Garten war etwas enttaeuschend, so dass ich mich auf zum Gipfel machte. Da der Yudalsan nicht der Mt. Everest it, brauchte ich dorthin nur 20 min, aber die Aussicht war toll. Vor der Kueste Mokpos liegen hunderte kleiner Inseln, die alle aus bizarren Granitfelsen bestehen. Gegen die untergehende Sonne ein grandioser Anblick. Der WEg zurueck fuehrte mich auch noch ueber den zweiten Gipfel des Berges, von dem aus ich dann einen wunderschoenen Sonnenuntergang beobachten konnte.

Ich hatte Hunger und von daher beschlossen, mir in einem der vielen Seafood - Restaurants etwas zu essen zu holen (ich hatte keine Kochgelegenheit auf meinem Zimmer). JJedoch gab es da ein Problem: Kein einziges der Abertausenden von Restaurants hatte eine englsiche Speisekarte, geschweige denn eine Karte mit Bildern, wo drauf zu sehen war, was ich denn zu essen bekommen wuerde wenn ich was bestellen wuerde. Und keiner war da, der mir was uebersetzen konnte. Das bizarrste ERlebnis hatte ich im Restaurant meines Hotels. Ich kam rein, und da lag ueberall Waesche auf den tischen, zum trocknen. Es war kein einziger Gast im Raum, nur die der Besitzer, der mir auf koreanisch weiter helfen wollte. Sogar die Englischkenntnisse des Rezeptionisten reichten nciht aus, um zu uebersetzen. Als der Besitzer wieder anfing, jemanden anzurufen, dankte ich ihm freundlich und verliess das Gebaeude. Ich wusste, wie das enden wuerde. Im Endeffekt kaufte ich mir eine Tuete Kekse und verzog mich auf mein Zimmer.

Am naechsten morgen verliess ich das Hotel, natuerlich ohne auszuchecken, ich hatte ja nie wirklich eingecheckt, nur den Schluessel an der Rezeption hinterlassend. Ich ging zum Terminal und war etwas perplex, dass man hier auf einmal alles ganz genau wissen wollte: Name, Passnummer und wie man telefonisch erreichbar sei. Kurz darauf machte ich Bekanntschaft mit dem "wirklich koreanischen" reisen. In Korea ist es traditionell nicht ueblich, Stuehle oder Betten in der Wohnung zu haben. Man schlaeft auf yo-Matratzen, duennen ausrollbaren Matten, und sitzt auf dem Fussboden. Dementsprechend sahen die Kabinen in den Schiffen aus. Sie waren voll mit ... Nichts. Fussboden zum draufhocken oder -schlafen gab es. Es kommt ganz gelegen, dass es in Korea auch ueblich ist, die SChuhe auszuziehen, bevor man eine Wohnung, ein Restaurant oder eine Kabine auf einem SChiff betritt. Ganz angenehm, wenn man auf dem Fussboden schlafen soll.

Ich zog es vor, mir draussen auf dem Deck auf einer der wenigen Baenke, die das Schiff zu bieten hatte, einen dicken Sonnenbrand zu holen. Die Brise war frisch, und so merkte ich die knallende Sonne nicht wirklich, sondern erst am Abend, als ich ins Bett gehen wollte.

4,5 h spaeter auf Jeju Island angekommen wartete die naechste herausforderung: Den Bus zu finden, der mich nach Seogwipo auf der anderen Seite der Insel bringen wuerde. Der freundliche Mitarbeiter auf dem sChiff meinte in aeusserst gebrochenem Englisch, dass es keinen Bus von Jeju City aus geben wuerde, sondern nur vom International Airport, und da muesse ich mit dem taxi hin fahren. Mein Ehrgeiz war geweckt, ihn eines besseren zu belehren. Ich fand folgendes heraus> Ich musste Bus Nr. 92 in die Innenstadt nehmen, dann umsteigen in Bus Nr. 100 bis zum Intercity Bus Terminal, und von dort aus wuerde ein Bus nach Seogwipo fahren. Nach weiteren zwei Stunden war ich in Seogwipo, wusste aber nicht, wo ich aussteigen sollte. Netterweise hatte ich im Ferry Terminal eine Karte von Jeju mit Inlet Seogwipo bekommen, so dass ich versuchen konnte, anhand der Karte herauszufinden, wo der Bus gerade entlang fuhr. Als der Bus dann an einer Kreuzung hielt, die ich prompt auch auf meiner Karte drauf hatte, sprang ich dort aus dem Bus und wanderte, Karte in Hand, von dort zu meinem Hotel (das Risiko, wieder ein Taxi zu nehmen, ging ich diesmal lieber nicht ein). Stolz wie Oskar, (fast) alles selbst gefunden zu haben, checkte ich ein.

Ich hatte das Hotel gebucht, weil es preiswert war, und weil in meinem Lonely Planet stand, dass der Besitzer des englischen maechtig ist. Ausser mir waren auch noch andere Backpacker da, was mir nach zwei Tagen nur unter Koreanern mal wieder ganz gelegen kam.

Koreaner sind ein sehr homogenes Volk, und so ist es auch nicht verwunderlich, dass ihre inlaendischen Ur;aubsziele sich auf Busan und Jeju Island beschraenken. Waehrend der koreanischen Sommersaison von Mitte Juli bis Mitte August quillt diese Insel ueber von Koreanischen Touristen, deren Aktivitaeten sich auch wiederum auf wenige Sachen konzentrieren. Man sagt, dass jeder Koreaner einmal in seinem Leben den Sonnenaufgang auf dem Mt. Ilchulbong (einem Vulkan, der nur durch eine schmale Landzunge mit dem Festland verbunden ist) gesehen haben muss, und jeder muss einmal auf den Olleh-Pfaden rund um die Insel gewandert sein. Ansonsten ist die Insel dafuer bekannt, ein Ziel fuer Flitterwoechler zu sein. Ich glaube, wirklich jeder verheiratete Koreaner hat seine Flitterwochen hier verbracht. Wo man hier hin schaute, turtelte und blitzte es gewaltig. Koreaner lieben ihre Fotokamera und fotografieren wirklich alles, angefangen von der eigenen Nudelsuppe beim lunch und aufhoerend bei der Freundin im Supermarkt an der Fleischtheke. Wenn Koreaner auf "Honeymoon" sind, zeigt sich dieses Verhalten in doppelter Staerke, denn hier muss jeder kleinste Bewegung fotografisch festgehalten werden. Meistens dann mit der typisch koreanischen Pose, und die sieht folgendermassen aus:

Man lege den Kopf schief in einem 45 Grad Winkel zum Hals, setze ein kuenstliches laecheln auf, hebe beide Haende und mache mit ihnen das Victory-Zeichen (ganz wichtig! Ohne Victory-Zeichen kein typisch koreanisches Foto).

Nun aber zurueck zu Jeju. Der Mt. Halla in der Mitte der Insel ist der groesste Berg Suedkoreas. Auch er ist (wie die meisten erhebungen auf Jeju) ein schlafender Vulkan, ca. 1950 meter hoch, und er wurde auf Grund der vielfaeltigen Flora und Fauna an seinen Haengenzum Nationalpark erklaert. Zur Spitze allerdings fuehrt nur ein Weg: ein 10 km langer Wanderweg von Osten her. Vom Westen kann man den Berg auch besteigen, allerdings wurde der WEg auf den letzten paar hundert Metern aus regenerierungsgruenden vorerst geschlossen. Ich hatte mir wirklich vorgenommen, in meinen 3 Tagen in Seogwipo den Berg zu besteigen, allerdings machte mir das Wetter da einen Strich durch die Rechnung: Waehrend es im ganzen Rest der Insel immer schoen sonnig war, war der Mt. Halla immer in den Wolken, so dass es sich nicht gelohnt haette. Schade, denn der Krater ist ein wunderschoener Bergsee.

In Seogwipo selbst kann man viel machen: Es gibt ein paar hohe Wasserfaelle zu bestaunen, der schoenste Strand vn Jeju ist nur ein paar km weit entfernt, dann gibt es da noch das World Cup Stadium von 2002 und ... es gibt ein Korallenriff zu entdecken. Das kann man auf zwei WEisen sehen a) man macht einen Tauchlehrgang, oder b) man betritt ein U/Boot, welches einen auf bis zu 40 m Tiefe herunter bringt. Letzteres habe ich gemacht, und es hat sich gelohnt. Der Tauchgang dauerte nicht ganz eine Stunde, und wir haben viele Korallen, Tropenfische und ein Schiffswrack gesehen. Fuer umgerechnet ca. 17 Euro ... nicht schlecht.

Zurueck im Hotel hab ich eon paar Finnen kennengelernt mit denen ich mich gut verstanden habe. An den letzten beiden Abenden haben wir uns jeweils auf der Dachterrasse auf das ein oder andere Bier und komische lokale Getraenke wie Ginsengwein und ein anderes nicht identifizierbares alkoholisches Getraenk getroffen (letztere Sachen hab ich im Supermarkt gefunden und fuer testenswert befunden). Am zweiten Abend war noch ein Inder dabei, den ich insgeheim immer Dong genannt habe, weil ich mir seinen Namen nicht merken konnte, ich aber wusste, dass er mit Dong oder so aehnlich anfing. Heikki, Petka, Hannu, Dong und ich haben im Laufe des Abends beschlossen, am naechsten Tag gemeinsam nach Seongsan Ilchilbong (zu dem Vulkan im Meer) zu fahren. Die anderen mussten abends wieder zum Flughafen, ich wollte dort fuer eine Nacht bleiben. Dong hatte noch den Vorschlag gemacht, ausserdem gemeinsam nach udo ISland zu fahren, einer kleinen Insel in der Naehe des Ilchilbong, die ganz schoen sein sollte. Besagt, getan, und so sind wir am naechsten Tag zu fuenft aufgebrochen

In Seongsan Ilchilbong angekommen mietete ich mich in mein Guesthouse ein, die anderen und ich schmissen unser Zeug rein und machten uns sofort daran, den Vulkan (der uebrigens genau vor dem Fenster meines Zimmers empor ragte) zu erklimmen. 30 min spaeter waren wir kaputt, aber oben angekommen, und die Sicht war fantastisch. Allzu viel Zeit hatten wir allerdings nicht, da wir ja noch nach udo island wollten und die anderen ja abends schon wieder zum Flughafen mussten. Ausserdem wollte ich ja am naechsten Tag den ersten SChritt begehen, mich zum Koreaner zu machen - den ilchulbong vor Sonnenaufgang besteigen. Also auf nach udo Island, Die Faehrfahrt dauerte nur 15 Minuten. Dort angekommen bschlossen wir, uns Scooter zu mieten, um die 17 km um die Insel bewaeltigen zu koennen. Roller zu fahren macht extrem Spass, auch wenn ich mir den Roller mit Heikki teilen musste, der nicht gerade leicht war. Die STraende auf Udo Island waren wirklich toll. Ausserdem hat die Insel noch etwas anderes zu bieten: Hier ist es TRadition, dass alte Frauen jeden Tag mehrmals in (sehr spartanischer) Taucherausruestung ins Meer hinaus gefahren werden, um Algen, Seegras und anderes verwendbare Zeug hervorzuholen. Die Taucherausruestung betraegt dabei nur eine Taucherbrille, und einige der Frauen (die wirklich im Omaalter sind) tauchen damit bis zu 20 m tief und koennen die Luft bis zu 2 min anhalten. Wahnsinn! Leider konnten wir das nicht live miterleben, weil diese "Praesentaion" nicht in unserem Zeitfenster drin war. Einige Hoehlen, Klippen, Straende und vor allem 2 Stunden udn 17 km spaeter mussten wir wieder die Faehre zurueck nehmen, und ich nahm Abschied von meinen Mitreisenden fuer einen Tag.

Fuer meine Uebernachtung hatte ich ein "minbak" ausgesucht, eigentlich eine traditionell koreanische Herberge. Komischerweise hatte mein Zimmer aber dann doch ein Bett, ganz im Gegensatz zu meinem Zimmer im Hotel in Seogwipo, wo ich nur eine yo-Matratze hatte (Komischerweise hab ich darauf besser geschlafen als auf dem Bett).

Mitten in der Nacht, um halb 4 Uhr morgens, wurde ich geweckt, und zwar von der riesigen Glocke im busshistischen Tempel nebenan. Den Tempel samt Glocke hatte ich mir am Abend vorher noch angeschaut und fuer wunderschoen befunden. Dieses Gefuehl stellte sich jetzt nicht wirklich ein. Aber etwas gutes hatte es dennoch: Ich wollte ja den Berg vor Sonnenaufgang besteigen, ahtte aber keinen Wecker. Da ich eh nicht mehr einschlafen konnte, goennte ich mir ein sehr ausgedehntes Fruehstueck und machte mich beim ersten Anzeichen von Helligkeit auf, den Krater zu besteigen. Oben angekommen musste ich feststellen, dass schon an die 100 Koreaner da waren, und hinter mir kamen bestimmt noch einmal 100. Alle warteten gespannt auf die Sonne. Leider vergeblich, da das Wetter nicht ganz mitspielte, und die Sonne dank Wolken erst dann zu sehen war, als sie schon relativ hoch am Himmel stand. Schoen sah es aber trotzdem aus.

Kurz darauf bestieg ich den Bus zurueck nach Jeju City, um mir dort am Faehrterminal eine KArte fuer die Faehre nach Busan zu kaufen, die um 19 Uhr abfahren wuerde. Selbst ein paar Stunden vorher war es nicht moeglich, wirklich ein Ticket zu bekommen, ich konnte nur resvervieren. Viel aergerlicher war aber, dass es am Terminal keine Locler gab, die gross genug waren, um mein Gepaeck hinein zu tun. Eigentlich wollte ich mir noch ein bisschen die Stadt ansehen, aber da es sehr heiss war, wollte ich nciht mein ganzes Gepaeck mitschleppen, und war daher dazu gezwungen, die naechstenm Stunden am Terminal zu verbringen und auf die Faehre zu warten.

Die Ueberfahrt nach Busan (der zweitgroessten stadt Suedkoreas) dauerte 13 Stunden. Auf diesem Schiff gab es mehrere Klassen: 1. Klasse waren Viererzimmer mit Doppelbetten, 2. Klasse 10er-Zimmer ohne Betten und 3. Klasse Massenschlafsaele. Klassen eins udn zwei waren ausverkauft, also blieb nur noch Klasse 3 fuer mich. ERst aergerte ich mich ein wenig darueber, aber dann erinnerte ich mich wieder daran: Einfach fallen lassen und alles nehmen wie es kommt. Ich hatte mir bereits einen SChlafplatz abgesteckt, als sich eine Gruppe aelterer Koreaner neben mir breit machte, und auf Zeitungspapier zum Abendessen alle SChaetze des Orients auspackten> Getrockneten Fisch, Reis, Seaweed, Chips , Waffeln, komisches Ingwergebaeck, Alkohol usw. Nach einer kleinen Weile, ich war gerade am lesen, wurde mir von links eine handvoll Waffeln unter die Nase gehalten. Verfuehrerisch. Ich nahm sie, packte dann meine Mandarinen aus und teilte sie mit meinem Nachbarn, der mich daraufhin einlud, ihre Runde zu bereichern. Einer von ihnen sprach Englisch, der aelteste von ihnen. Er konnte auch ein bisschen Deutsch sprechen, da er das frueher in der SChule lernen musste (was schopn lange her gewesen sein muss, denn er war wirklich alt). Er war derjenige, der die ganze Runde unterhielt und am lebhaftesten war. Ich musste alles mindestens einmal probieren, in den meisten Faellen tat ich es gerne. Vor allem den Sochung, einen SChnaps aus Suesskartoffeln, testete ich mit Vorliebe. Als er mir dann noch ein Bier besorgen wollte, lehnt eich aber dankend ab. Ich war sehr muede, wollte aber nicht schlafen gehen ohne auch meinen Teil beizutragen, also besorgte ich am Bordkiosk das einzige, was es dort wirklich zu essen gab, naehmlich zwei Packungen Kekse, schmiss sie in die Runde und ging kurze Zeit spaeter schlafen. Das sind Erlebnisse, die die Muehen einer Reise wirklich entschaedigen!

Um 6 Uhr morgens kam ich in Busan an und hatte SChwierigkeiten, mein Hostel zu finden. Grund: Es war im 15. Stock eines riesigen Gebaeudes, welches 1000 Eingaenge hatte. Jeder Eingang hatte einen eigenen Pfoertner, und keiner hatte bisher von dem Hostel gehoert, geschweige denn dass einer von ihnen Englsich sprach. Einer verstand dann aber doch meine hilflosen Gesten und wusste, wo ich hin wollte. ER rief meinen Herbergsvater an, dass der mich doch bitte an seinem Eingang abholen solle. Ein paar Minuten spaeter fuehrte dieser mich dann zu einem Eingang, an dem ich vorher schon gewesen war und dessen Pfoertner mich abgewiesen hatte. Das Hostel war eine Wohnung, und diese Wohnung gehoerte June, einem sehr jungen Koreaner, der selbst lange als Backpacker in allen Teilen der Welt unterwegs gewesen ist. Es gab 4 Zimmer, eins davon gehoerte ihm, die anderen wurden vermietet. Die gesamte Wohnung war extrem gut eingerichtet und sauber. Sowohl Gastgeber, Gaeste als auch die Wohnung an sich verdienten 100 Gummipunkte.

Nichtsdestotrotz hatte ich nur einen Tag um die Millionenstadt Busan zu sehen, viel zu wenig. Also machte ich mich direkt nach Ankunft um 7.30 Uhr morgens wieder auf, die Stadt zu sehen. June hatte auf die Schnelle eine Route fuer mich abgesteckt, auf der sowohl touristisches als auch nicht-touristisches abgesteckt war. Zunaechst musste ich wieder zurueck zur Faehrwerft und eine Faehre von dort nach Haeundae Beach nehmen, dem schoensten Strand Busans. Die Faehrfahrt sollte 1,5 Stunden dauerm, und wenn cih dei Faehre um 9 Uhr morgens nehmen wuerde, wuerde ich 50 % Rabatt bekommen. Gesagt getan. Ich bekam die 50 % Rabatt und ... war der einzige Gast auf der Faehre!

Busan vom Wasser aus zu sehen gab schon mal einen ganz guten Eindruck ueber die Groesse dieser Stadt (Busan hat mehr Einwohner als Berlin!) Die groesste Spannbruecke Suedkoreas, Straende und vor allem Hochhaeuser ueberall. 1,5 Stunden spaeter kam ich dann bei Haeundae Beach an, einem riesigen Strand mit vielen Cafes, wo ich mir erst mal ein ausgedehntes Fruehstueck goennte. Entlang des Strands schlendernd kam ich zum Busan Aquarium, ebenso auf Junes Liste. Das Aquarium war relativ gross, hatte gute Ausstellungen ueber das Leben im Pazifik und ein riesiges Haibecken, in dem man tauchen oder mit einem Glasbodenboot drueber fahren konnte.

Junes naechste Station, das groesste Kaufhaus der Welt, liess ich aber gerne aus, da ich noch etwas sehen wollte, was nciht auf seiner Liste stand. Auf einem der Berge von Busan stand einmal ein grosser Palast. Um diesen Palast hat einer der Herrscher eine riesige, 20 km lange MAuer mit vier Toren in die vier Himmelsrichtungen bauen lassen. Heutzutage ist eines dieser Tore leicht mit einer Seilbahn zu erreichen. Die Sicht ueber ganz Busan von hier aus war einmalig, und trotzdem hatte man das Gefuehl auf Grund der Geschichte dieser Mauern in einer voellig anderen Welt zu sein. Um 19 Uhr abends war ich dann wieder am Hostel, gluecklich und zufrieden.

Heute bin ich dann mit dem Bus nach Gyeongju gefahren. Wenn es einen Ort in Suedkorea gibt, an dem Geschichte gross geschrieben wird, dann hier. Mitten in Gyeongju gibt es einen Park mit Huegelgraebern aus der Shilla-Dynastie, die zwischen 1500 und 1700 Jahre alt sind. Mehr hab ich heute aber nicht geschafft. Morgen geht es zurueck nach Seoul und uebermorgen bin ich dann wieder in Deutschland.

Also bis bald

Ingo

Mittwoch, 2. September 2009

Zooerfahrungen

Ich lebe momentan in einem Zoo. Einem riesigen grossen Zoo, mit nur einem Tier da drin. Mir. Nein, eigentlich gibt es auch noch andere Tiere in diesem Zoo, aber ich bekomme sie hier selten zu Gesicht. Manchmal kreuzen sich unsere Wege und wir gehen ein Stueck gemeinsam, aber dann bin ich wieder alleine, umgeben von einer Horde Besucher. Die sind eigentlich alle sehr putzig. Die meisten sind klein, haben schwarze HAare und setzen ein uebertriebenes Grinsen auf und machen mit beiden Haenden Peace-Zeichen wenn sie fotografiert werden - also eigentlich staendig.

Die kleineren der Besucher stehen meistens nur da und starren mich mit grossen Augen an. Die groesseren hingegen sind sehr freundlich und begruessen mich auf Englisch oder Koreanisch, freundlich laechlnd behauptend, ich sei "welcome to Korea". Manchmal schmeissen Sie mir Essen hin. Heute habe ich von einem alten Mann ein Stueck Reiskuchen bekommen. Der war sehr lecker, wenn auch fuer mich total ungewoehnlich.

MAnche Besucher sind der englischen Sprache maechtig. Bei den meisten jedoch werden die eh schon grossen Augen noch viel groesser. Einen Taxifahrer in Mokpo hab ich fast in den Wahnsinn getrieben (und umgekehrt), weil er nicht verstehen konnte, wo ich hin wollte. Zweimal hat er jemanden angerufen und mir dann den Hoerer hingehalten. Ich war der Meinung, dass am anderen Ende der LEitung jemand sei, der Englisch verstand, aber Fehlanzeige. Wahrscheinlich hatte mein Taxifahrerfreund der anderen Person vorher folgendes gesagt: " Hallo Schatz, ich hab hiier grad jemanden im Auto sitzen, der spricht total wirres Zeug. Hoer mal!"

Im grossen und ganzen geht es mir aber gut hier. Ich werde von allen Seiten gehegt und gepflegt, und wenn ich mich einmal verlaufe, dann ist sofort jemand da, der mir weiterhelfen moechte (jedoch leider oft nicht kann).

Ich sollte aber demnaechst Geld dafuer nehmen, wenn jemand ein Foto von mir und seinem Kind haben moechte. Das waere eine absolute Goldgrube ...

Samstag, 29. August 2009

Goodbye Australia, Annyeong South Korea!

Hier passier t momentan alles so schnell, dass ich kaum nachkomme mit dem Blog schreiben. Aber bald bin ich ja wieder in Deutschland, da kann ich ja euch ja auch persoenlich erzaehlen, was mir hier so passiert ist.

Gestern habe ich beklagenswerterweise Australien den Ruecken kehren muessen, nach genau 341 Tagen in Down Under (Flugtage nicht mitgerechnet). Nach planmaessigen 10 Stunden und 45 Minuten bin ich dann sicher und wohlbehalten in Seoul angekommen.

Der Bus vom Flughafen in die Stadt hat mal wegen traffic jam locker 1,5 Stunden gebraucht, und bei der Ankunft an meiner Bushaltestelle begann es bereits zu dunkeln. Der Busfahrer hat sich partout geweigert, mir meinen Rucksack ohne die Vorlage meiner Fahrkarte zu geben, die ich aber komischerweise nicht mehr hatte (auf mysterioese Art und Weise ist sie dnn spaeter, nachdem ich Reisepass, ID und Flugschein vorgezeigt habe um zu beweisen, dass der Gepaeckschein an der Tasche dazu passt, in meinem Portmonnee wieder aufgetaucht).

Stellt euch vor, ihr kommt in einer fremden Stadt an, in der alles in unleserlichen Schriftzeichen geschrieben ist, deren Strassen KEINE NAMEN haben (dazu spaeter) und der Anfahrtsplan, den ihr von eurer Herberge geschickt bekommen habt, ist unleserlich. Der Weg von der Bushaltestelle von der Haltestelle zu meinem Guesthouse ist nur 5 Minuten zu Fuss. Fuer mich genug, um mich restlos zu verirren. Gluecklicherweise hatten zwei nette, gutaussehende Koreanerinnen Mitleid mit mir und haben mich auf Englisch angesprochen, b ich denn Hilfe braeuchte. Die brauchte ich definitiv und zeigte den beiden meine unbrauchbare Karte. Zwei grose Fragezeichen formten sich ueber ihren Koepfen, aber sie hatten ja noch den Telefonjoker. Mein australisches Handy hat natuerlich hier nicht funktioniert, so haben sie fuer mich beim Guesthouse angerufen und nach einer Beschreibung gefragt. Danach haben mich die beiden netterweise noch bis in die Naehe meines Guesthouses gebracht, um sicher zu gehen, dass ich auch wirklich ankomme! Danke, unbekannte Koreanerinnen!

Das Guesthouse an sich ist spitze. Es ist klein, familiaer, und die Besitzer haben frueher als Backpacker selber die Welt bereist. Die Zimmer sind sauber, es gibt jeden morgen ein gemuetliches Fruehstueck, heute gab es zudem noch Guksun (oder so), ein traditionelles Nudelgericht, zum Mittag, zu dem auch alle ehemaligen Gaeste eingeladen waren.

Jetzt aber mal zum Strassensystem: In Korea haben nur die allergroessten Strassen Namen. Klingt komisch, ist aber so. Die Adresse eines Hauses besteht aus a) dem Stadtteil, in dem das Haus steht, und b) einer Nummer, die danach vergeben wird, wann das Haus gebaut wurde. Anhand dieser Angaben ein Haus in diesem Gebiet zu finden, ist gegen null. Die sprichwoertliche Nadel im Heuhaufen zu finden ist dagegen ein Kinderspiel. Wenn man ein Haus sucht, bekommt man eine Angabe nach dem Motto " An der dritten Ampel links, dann bis zum McDonalds, danach rechts und dann 200 m auf der rechten Seite". Und dasauf Koreanisch!

Nichtsdestotrotz, nach meinem ersten Tag hier (gestern zaehlt da nicht) hab ich mich in Seoul verliebt. Ja, man koennte fast von Liebe auf den ersten Blick sprechen. Nach unserem Nudelessen hab ich mich aufgemacht, den Changdeokgung Palace zu besichtigen, ein Palast der als Weltkulturerbe gehandelt wird. Bereits in der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde hier der erste Palast gebaut, bevor diser Ende des 16. Jahrhunderts von den invasierenden Japanern zu Klainholz gemacht worden ist. Aber bereits 10 Jahre spaeter, als die Japaner wieder abgehauen waren, stand hier schon der naechste Palast, und der staht bis heute noch. Hintendran wurde im 18. Jahrhundert noch ein "Secret Garden" und mehrere Palastgebaeude angebaut. Das Gebiet, das der Palast und der umgebende Park umfasst, ist riesig. Unsere Tour hat unsgesamt 2,5 km umfasst, und wir haben nicht mal die Haelfte vom Park gesehen.
Der Palast grenzt an einen Teil von Seoul der Bukchong heisst. Bukchong ist ein Teil des alten Seoul inmitten einer riesigen Grossstadt. Die Haeuser in diesem Gebiet sind traditioneller Bauart und sehen noch genau so aus wie vor 300 Jahren. Zwischen den Haeusern gibt es immer kleine Gassen, durch die kaum zwei Radfahrer aneinander vorbei passen, die aber voll von traditionellen Teehaeusern und Koreanischen Restaurants sind (@Svenja: es sah ungefaehr so aus wie die Hutongs in Peking, die Du mir mal gezeigt hast).

Und Ingo hatte doppelt Glueck: Am heutigen Samstag war Seoul Open Night. Sprich viele Museen, Galerien usw, hatten bis 24 Uhr geoeffnet, und auf den Strassen gab es Musik und Streetart. In Bukchong hatte ich die Gelegenheit, dadurch einige der traditionellen Haeuser von innen zu begutachten und fand das absolut faszinierend. Da es aber schon Abend wurde und ich langsam zurueck musste, aber noch zumindest einmal einen Blick nach Insadong (einer der zentralen Fussgaengerzonen werfen wollte, hab ich mir den Rest von Bukchong fuer morgen aufgehoben. Und Insadong hat mich fast noch mehr fasziniert als Bukchong. Denn es gab dort zwar die zentrale Fussgaengerzone (Insadong-gil) mit all den modernen Bauten, aber die Nebenstrassen sahen allesamt genau so aus wie in Bukchong: Kleine, alte Haeuschen, in denen entweder Menschen whnten oder ein Teehaus zum verweilen einlud. In einem dieser Teehaeuser hab ich mich dann selbstzufrieden mit einer Tasse Pflaumentee niedergelassen, gluecklich, mein ganzes Spektrum an koreanischen Phrasen hier anwenden zu koennen (leider beschraenkt sich das z.Zt. auf Annyeong haseo (Hallo wie gehts), gansa namsida (Danke) und sillye namsida (Entschuldigung): na gut, letzteres musste ich nicht anwenden, ioch wollte nur mal ein bisschen angeben. Ach so und das wichtigste hab ich noch vergessen: "None arim tawa" heisst "Du bist huebsch"!)

Als ich dort wieder raus kam war es bereits dunkel, und ich hab mich auf den Heimweg gemacht, aengstlich, mich ja nicht wieder irgendwo in der grossen stadt zu verlaufen. Morgen fahre ich nach Panmunjeom und mache eine Tour durch die Demilitarisierte Zone im Norden Suedkoreas mit. Verspricht, spannend zu werden!

Bis dann

Ingo

Mittwoch, 26. August 2009

Island-Hopping

Da das Festland an der Ostkueste neben Betonburgen, Themenparks und der ein oder anderen Moeglichkeit einen Skydive zu machen nichts besonderes zu bieten hat, hab ich mich darauf konzentriert, die Inseln rund um das Great Barrier Reef zu begutachten. Ganz abgesehen davon, dass ich es nicht als notwendige Freizeitbeschaeftigung ansehe, aus einem Flugzeug zu fallen, oder meine hart verdienten Kroeten in ueberdimensionalen Zentrifugen zu verballern, nach deren Besuch man sich fuehlt wie ein 1000-Teile Puzzle nach einem Orkan.

Da versprach ein Segeltrip durch die wunderbaren Whitsunday Islands doch eine bessere Art des Geldausgebens zu sein. Mit einer Gruppe von 24 Leuten brachen wir Nachmittags auf unserem Segelboot (der "Habibi", sehr australischer Name!) auf in Richtung Whitehaven Beach, der ersten Raststaette. Am ersten Tag war nur segeln angesagt, da Whitehaven Beach ein paar Segelstunden entfernt lag und somit uns als Nachtlager dienen wuerde.
Das Boot wurde als "Partyboot" angepriesen. Das hatte mich zwar etwas suspekt gemacht, da ich eigentlich eher fuer gemuetlich chillen war, aber der Preis hat mich dann doch umgestimmt. Leider war das absolute Gegenteil der Fall von dem, was mir da von meinem travel agent angepriesen worden war: Die meisten Leute auf dem Boot waren Paerchen, die anscheinend an ein bisschen Sozialisierung nicht interessiert waren, sondern die ganze Zeit ueber mit sich selbst beschaeftigt waren (3 Tage lang!) Ein kleines Grueppchen fand sich dann doch, die der Langeweile auf dem Boot trotzig entgegen standen und die Zeit bis spaet in die Nacht genutzt haben, Spass zu haben (ganz zum Missfallen der Crew, die ab 22 Uhr Bettruhe haben wollten). Sarah, Kait, Matt, James, Michael und ich hatten allerdings unseren Spass.

Am naechsten Morgen war dann erst mal relaxen angesagt. Whitehaven Beach hat seinen Namen durchaus verdient, denn ich hab kaum einen Strand gesehen, der purer und weisser ist. Der Silika-Anteilan einem normalen weissen Sandstrand liegt bei ca. 93 %. An diesem Strand sind es ueber 99%! Das bedeutet, dass dieser Sand feiner ist als an jedem anderen Strand in der Welt! Schoen fuer uns, aber gefaehrlich fuer Fotokameras und Handys, denn dieser Sand kommt ueberall rein!

Nach guten zwei Stunden am Strand fuhren wir dann zu unserer ersten Tauchstation. Erst hatte ich ein bisschen Schiss, weil wir nicht vom Strand aus Schorcheln gegangen sind, sondern vom Boot aus im tiefen Wasser. Aber was ich gesehen hab, hat das schnell vergessen lassen. Korallen in den buntesten Farben von Neongelb ueber gruen, rot und blau bis hin zu schwarz), sehr komisch aussehende Fische (wie z. B. den "Bump headed Parrotfish" (buckelkoepfiger Papageienfisch), Dori, Nemo und so weiter. Leider liessen Haie, Delfine, Wale und Schildkroeten zumindest beim Schnrocheln auf sich warten (wir haben allerdings spaeter welche vom Boot aus gesehen).
Am zweiten Schnorchelspot waren die Korallen noch besser, aber leider nicht so viele Fische da (und auch keine Schildkroeten, wie unser Skipper versprochen hatte).

Am Abend war es wieder das selbe Bild: Um 22 Uhr war jeder im (etwas beengten) Bett, nur wir 6 und drei andere trotzten der allgemeinen Langeweile und feierten noch bis spaet in die Nacht.

Am naechsten morgen ging es nach dem Fruehstueck wieder ins (kalte) Wasser, auch dieser Schnorchelgang hat sich wieder gelohnt, weil die Korallen wieder total anders waren als bei den ersten beiden Schnorchelgaengen, Kurz nachdem wir wieder auf dem Boot waren kam eine Gruppe von fuenf Delfinen an, die anscheinend gefallen daran gefunden hatten, immer wieder aus dem Wasser zu springen. Was fuer ein eleganter Anblick. Kurze Zeit spaeter bakem wir noch Besuch von einem Seeadler, nachdem es uns gelungen war, ihn durch pfeifen und die Aussicht einer Fuetterung zu uns zu lotsen.

Am dritten Tag war dann wieder relaxen angesagt, unterbrochen von der ein oder anderen Hilfestellung bei einem Segelmanoever. Viel war allerdings nicht mit Segeln, da fast kein Wind vorhanden war, und die Sonne hat wahrlich auf uns herunter gebrannt. Meine vorher erworbene Flasche 30+ Sonnencreme war ruckzuck wieder fast leer.

Abends gab es dann noch eine "Boat PArty" in einem Pub in Airlie Beach. Um 7 Uhr sollte es los gehen, um 8 standen Sarah, Kait, Matt, James, Michael und ich auf der Matte ... alleine! Wie traurig war das denn bitte! Wir mussten andere Leute anheuern sich zu uns zu setzen, dass der gemietete Tisch nicht allzu leer aussah (und wir noch mehr Freibier bekommen, denn wir bekamen pro vier Personen einen freien Eimer Bier umsonst...) Nach kurzer Zeit haben sich doch noch ein paar andere dazu gesellt, aber insgesamt ist nicht einmal die Haelfte der Leute erschienen. Die anderen hatten sich dann auch relativ schnell wieder verabschiedet, und wir haben die Location gewechselt in einen Club, wo dann doch noch etwas mehr los war.

Trotzdem war es ein angenehmer Trip. Das weswegen ich eigentlich hergekommen war (schnorcheln am Great Barrier Riff) war super und hat sich definitiv gelohnt. Und sonst kann cih nur sagen, dass wir definitv unseren Spass hatten...

Montag, 24. August 2009

Back in Sydney

Jaja so ein Jahr geht viel zu schnell rum. Gestern bin ich wieder in Sydney gelandet und bereite mich so langsam aber sicher auf meine baldige Ausreise aus Australien vor (drei Woerter mit "Aus" hintereinander, mal sehen ob ich da noch mehr hinkriege...)

In der Zwischenzeit hat sich allerdings wieder einiges ereignet: Ich habe die Whitsunday Islands besegelt, dort am Great Barrier Reef geschnorchelt (leider nicht getaucht, davon hat mich eine dumme Stirnhoehlenentzuendung abgehalten; ist aber wieder weg jetzt). Danach bin ich drei Tage auf Magnetic Island geblieben und hab den Nudist Beach getestet.

Dann hab ich zwei Tage im absoluten tropischen Norden verbracht, und zwar in Cape Tribulation mitten im Dschungel (der tropische Norden Queenslands ist "Dschungelcamp-Country").

Last but not least hab ich einen Tag in Cairns verbracht, zufaelligerweise genau zum Auftakt des jaehrlichen "Cairns Festival", ein riesiges Festival das drei Wochen dauert und just an diesem Abend mit einer grossen Parade und einem fantastischen Feuerwerk direkt vor der Haustuer von meinem Hostel eroeffnet worden ist.

Leider hab ich grad nicht die Zeit und Musse ausschweifend darueber zu berichten, aber das kommt noch. Ich habe hier in dem Buero von meiner Work & Travel Company unbegrenzten Internetzugang (auch wenn die Geschwindigkeit minimal und die Moeglichkeit, Bilder hochzuladen extrem begrenzt ist).

Naechster Stop: Seoul. Am 28. verlasse ich Australien, werde mich aber vorher denke ich noch mal mit genaueren Berichten zurueck melden.

Bis die Tage

Ingo

Sonntag, 9. August 2009

Noch mehr Sand

Nach der atemberaubenden Erfahrung von Moreton Island hab ich es mir nicht nehmen lassen, nun auch die weltgroesste Sandinsel der Welt zu erkunden. Fraser Island gehoert mit zu einer der Hauptattraktionen, die die australische Tourismusindustrie zu bieten hat. Von den wenigen Nachteilen, die das mit sich bringt mal abgesehen versprach es von Anfnag an eine (fast) einzigartige Erfahrung zu werden.

Die Tour wurde von unserem Hostel in Rainbow Beach organisiert, und war in vielen Punkten anders als die meisten anderen Touren. Zum einen> Es gab diesmal keinen Tourguide. Wir haben uns am Tag vor der Tour im Hostel getroffen (11 Leute aus England, irland und Deutschland) und eine grobe Einfuehrung zum fahren in schwierigem Gelaende mit einem Gelaendefahrzeug bekommen sowie eine Liste mit Essen, welches uns fuer unsere Tour empfohlen wurde. Das einkaufen dafuer mussten wir selbst besorgen. Wir haben usn erstaunlich schnell geeinigt, was wir wann zu essen machen wollten. Da wir rein zufaellig einen Chefkoch mit dabei hatten, war die Frage wer diesen Tail uebernimmt schon geklaert.

Am naechsten Morgen haben wir noch eine Karte, einen Zeitplan wann wir wo sein sollten und Campingutensilien bekomnen, bevor wir in unserem Toyota Landcruiser Richtung Faehre brausen konnten. Da die Hauptstrasse auf Fraser Island der Strand ist, mussten wir uns strikt an den Zeitplan halten weil dieser mit den Gezeiten abgestimmt war.

Fraser Island liegt nur etwa 200 m vom Festland entfernt, so dass die Ueberfahrt schnell beendet war. Die Strassen (wenn es denn welche gab) waren extrem hart zu fahren, aber fuer die die hinten sassen hat es extrem Spass gemacht, das war besser als jede Achterbahnfahrt. Fraser Island ist zwar umgeben von den schoensten Straenden mit dem blauesten Wasser, aber trotzdem kann man nicht schwimmen gehen darin. Der Grund: Haie. Und zwar alle. Bullenhaie, Hammerhaie, Riffhaie, Weisse Haie usw. usf. Nicht zu sprechen von Mantarochen und Stachelrochen. Daher haben wir an jedem unserer drei Tage mindestens einen der vielen Suesswasserseen im Inland besucht, die zum schwimmen absolut top geeignet waren. Der Strand am Lake McKenzie, den wir am ersten Tag besuchten, war absolut weiss und das Wasser tuerkisblau. Und es gab keine Kreaturen, die uns potenziell haetten toeten koennen. Leider hat man hier die Nachteile des Massentourismus schnell gemerkt, denn obwohl grad Wintersaison war, war der Strand rappelvoll.

Viel zu schnell mussten wir wieder los, alles wegen den Gezeiten. Unsere Campsite war direkt am Strand, was absolut top war. Unser Chefkoch hat ein wunderbares Mahl gezaubert, wir hatten ein einigermassen grosses Lagerfeuer und eine angemessene Ladung Bier dabei. Alles in allem war es ein gelungener Tag.

Am naechsten morgen hat es sich gelohnt um kurz nach fuenf aufzustehen, zum einen um noch bei Ebbe zu unserer naechsten Station zu kommen, aber vor allem, um den Sonnenaufgang ueber dem Pazifik zu beobachten. Nach einem kurzen aber buendigen Fruehstueck und einer kurzen Fahrt haben wir uns auf den langen Marsch vom Strand zum Lake Wabby gemacht. Dort wa ausser uns nur eine andere Gruppe nur Deutsche (und nach uns kam noch eine andere Gruppe (fast nur Deutsche). Abern ansonsten war es relativ leer. Der See war wieder einmal einmalig, obwohl das Wasser ein bisschen frischer war. Wenn man aber 5 Minuten drin blieb, hat man das gar nicht gemerkt.

Naechste Station an diesem Tag waren Indian Head und die Champagne Pools. Von Indian Head aus hatte man eine wahnsinnstolle Aussicht auf den Ozean, und da auch hier das Wasserkristallklar war, konnte man genau sehen was sich dort fuer Tierchen aufhielten: Extrem viele Stingrays (teilweise haben wir vier auf einmal gesehen, Riffhaie und Buckelwale. Letztere hatten extrem Spass daran, immer wieder aus dem Wasser zu springen und ihre massigen Koerper zu praesentieren. Die Champagne Pools waren mehrere von Meerwasser gespeiste Pools, in denen sich alle Arten von Fischen tummelten. Von dort aus haben wir eine Gruppe von Walen gesehen, die anscheinend eine Art Wettbewerb hatten, wer am hoechsten springen kann.

Abends haben wir unser Camp in der einzigen Aboriginal Campsite auf der Insel bezogen. Daniel, Hueter des Camps und seines Zeichens Badtjala Aboriginal, hat sich fuer den Abend zu uns gesellt und uns Geschichten erzaehlt, eine DVD ueber die Geschichte der Badtjalla gezeigt und uns Didgeridoo beigebracht. Ich brauch nicht zu sagen, dass dieser Abend wieder genial war.

Der dritte Tag begann mit dem was wir uns alle laengst verdient hatten: Ausschlafen. Dank der Flut konnten wir das Camp nicht vor 11 Uhr verlassen. Am drittern tag stand auch nur ein kurzer Besuch am Wrack der Maheno an, einem Luxusdampfer der1907 auf Fraser gestrandet ist. Danach gab es noch eine Moeglichkeit der Erfrischung, einem Bad im Eli Creek. Ein Boardwlk fuehrte vom strand aus 500 m inlands wo man in diesen kristallklaren Bach steigen konnte, und sich von dort aus bis zum Strand treiben lassen konnte. Das war so toll, dass wir darauf glatt die Zeit vergessen haben und unsere Faehre aufs Festland verpassten. Das war nicht ganz so dramatisch, da diese alle 20 min fuhr. Nur der Typ im Hostel war etwas angepisst, weil er wegen uns etwas laenger arbeiten musste. Etwas getruebt hat unsere Erfahrung nur, dass waehrend unserer Reise die Gepaeckablage auf dem Dach um ein paar cm verrutscht ist und einen kleinen Lackschaden angerichtet hat, der uns noch mal 220 Dollar gekostet hat. Aber durch 11 geteilt sind das 20 Dollar (also ca. 13 Euro) fuer jeden gewesen, was nicht wirklich die Welt ist. Alles in allem war es al wieder eine wahnsinnig tolle Erfahrung!

Freitag, 31. Juli 2009

We want More(ton) - 2-Tages-Tour nach Moreton Island

Falls ich euch mit meinen vorherigen Berichten nicht schon genug neidisch gemacht habt, nach diesem werdet ihr es auf jeden Fall sein, auch wenn das eigentlich nicht mein Ziel ist. Alles was ich hier Berichte ist allerdings tatsächlich wahr und hat sich exakt so zugetragen.

Es war eher eine Intuition als Planung, die mich hier in Brisbane in ein Reisebüro getrieben hat, um eine 2-Tages-Tour nach Moreton Island zu buchen. Diese Insel vor der Küste Brisbanes ist nach Fraser island die zweitgrößte Sandinsel Australiens. Da aber Fraser Island touristisch total überlaufen ist, hab ich mich kurzerhand dazu entschlossen, Moreton den Vorzug zu geben, und ich glaube, das war eine gute Entscheidung.

Mein Travel Agent war Hannes (die schlauen unter euch wissen welcher Nationalität er angehört), der mir diese Tour wärmstens empfohlen hat. Das Beratungsgespräch endete mit dem Satz „Ach weißt Du was, ich glaub ich komm mit auf die Tour!“ Als Angestellter der Agentur konnte er sich kurzfristig Urlaub nehmen und hat die Tour umsonst bekommen, während unsereins mit Fährticket und Schlafsack 289 Dollar latzen musste. Aber das wurde dadurch wieder gelindert, dass ich einen 100 Dollar Fluggutschein von Virgin Blue geschenkt bekommen habe (hier in Australien hat Richard Branson seine Finger wirklich in jeder Branche drin, mit der sich ein bisschen Kohle machen lässt).

Tag 1: Am abgemachten Pick Up Ort angekommen war ich etwas erstaunt über die Größe der Gruppe, denn ausser mir waren nur noch Hannes und Jens (Erdkundelehrer im Sommerurlaub) da, und natürlich Haiden, unser Tourguide. Das Vehikel unserer Wahl war diesmal nicht ein 20-Sitzer sondern ein normaler Toyota Landcruiser. Auf dem Weg zur Fähre angekommen haben wir noch zwei deutsche Mädels (Melanie und Gabrielle) und einen Quotenengländer (Steve) abgeholt. Die Tatsache, dass er auf Tour mit fünf deutschen war, hat er aber erstaunlich gut weggesteckt.

Die Fährfahrt nach Moreton dauerte etwa 1,5 h. Noch bevor wir auf der Insel angekommen waren wartetetn schon die ersten Sehenswürdigkeiten auf uns: Vor der Insel hatte man eine Reihe von Schiffswracks hin verfrachtet, und zwar aus einem bestimmten Grund: Auf der Insel gibt es keinen Hafen, an dem die Fähre anlegen kann, stattdessen legt die Fähre direkt am Strand an. Um diesen bestimmten Strandabschnitt vor heftigen Wellen oder Strömungen zu schützen, hat man einfach ein paar der über die Jahre auf Grund gegangenen Wracks dorthin gebracht.

Wir landeten also am Strand, welcher gleichzeitig auch die Hauptverkehrsstraße auf Moreton Island ist. Nur kleine Teile des Strandes, der natürlich rund um die Insel herum geht (klar, ist ja schließlich ne Sandinsel) waren nicht befahrbar und mussten auf holprigen Straßen inlands umfahren werden. Moreton ist zwar bewohnt, aber insgesamt leben weniger als 100 Menschen auf der Insel. Die meisten davon sind Ranger oder andere Arbeiter, die helfen, den Nationalpark, der 98 % der Fläche der Insel einnimmt, auf Trab zu halten. Die restlichen 2 % werden leider von einem hässlichen Resort eingenommen. Was den Aussies da eingefallen ist, auf eine der schönsten Inseln so einen Betonklotz hinzupacken ... unglaublich.

Davon mal abgesehen ist die Insel ein reinstes Paradies. Türkisblaues Meer, weißer Sandtstrand, gefolgt von dichtem Regenwald gleich dahinter. Getoppt wurde das im Prinzip nur vom Wetter, denn wir hatten Sonne pur. Unsere Campsite bestand aus ein paar Zelten, einer Kochstelle und einem Buschklo im Regenwald direkt am Strand, was an sich schon geil war. Unser erster Ausflug führte und auf die andere Seite der Insel zum Lighhouse, von wo aus man exzellente Sicht auf das Meer vor der Ostküste Moretons hatte. Und das war auch gut so, denn vor uns spielte sich ein wahres Wildlife – Spektakel ab: Mehrere junge Buckelwale spielten dort im Waser, sprangen immer wieder hoch und wedelten mit ihren Flossen. Gleichzeitig kamen in Küstennähe immer wieder Wasserschildkröten hoch, um Luft zu holen und sofort wieder unterzutauchen. Als sich dann noch zwei Delfine dazu gesellten, war die Vorführung perfekt. Etwa eine halbe Stunde haben wir da gestanden und wurden des Anblicks definitiv nicht überdrüssig. Kurze Zeit später haben wir dann an einer Stelle weiter südlich eine Gruppe von fünf Delfinen gesehen, die anscheinend ihren Spaß hatten, immer wieder zu springen.

Eine kleine Abkühlung brachte eine Runde schwimmen in einer blauen Lagune. Das Wasser war zwar relativ kalt, aber absolut klar, und (wie uns unser Guie erklärt hat) auch gut für die Haut, da das Wasser in der Lagune nachweislich Melaleucaöl-Extrakte enthält (das ist so ähnlich wie Teebaumöl). Es wirkt quasi wie ein Jungbrunnen.

Da wir noch Alkohol für den abend brauchten, mussten wir auf dem Weg zurück zum Camp noch schnell in der „Hauptstadt“ Bulwer vorbei fahren, um im einzigen Shop auf der Insel einkaufen zu können. Auf dem Weg dorthin (natürlich fuhren wir am Strand entlang) kam uns in nächster Nähe ein Delfin entgegen. „Wer hat Lust, mit einem Delfin zu schwimmen?“ Klang die fast schon sinnfreie Frage Haidens. Alle stürmten sofort raus und rannten den Strand entlang dem Delfin hinterher. Um mit einem Delfin zu schwimmen muss man ins Wasser waten und darauf hoffen, dass der Delfin sich zu einem gesellt. Und wir hatten tatsächlich Glück, dieser Delfin hatte absolut keine Angst sich zu uns zu gesellen und ein bisschen seines Könnens zu zeigen. Bis auf ca. 2 m kam er heran, tollte ein bisschen herum mit Luftsprüngen und zog dann weiter seines Weges auf der Suche nach Nahrung. Delfine sind phänomenale Tiere!

In Bulwer (bestehend aus etwa 20 Holzhäusern) angekommen, war die Enttäuschung gross. „Wednesday closed“ stand an der Tür, und wir konnten nichts machen. Aber wir hatten ja Hannes an Bord, unseren Travel Agent, der mit Hilfe von Beziehungen uns allen das Leben gerettet hat und Bier aus dem Resort-Shop geholt hat. Dort dürfen normalerweise nur Resort-Gäste hin. Der Abend mit Lagerfeuer, Gitarre und Bier war gerettet. Auf dem Weg zurück zur Campsite haben wir dann das einzig nicht so schöne gesehen: Eine Wasserschildkröte war wohl von der Ebbe überrascht worden, und hatte es nicht mehr geschafft, rechtzeitig ins Wasser zu kommen ...

Müßig zu sagen, dass der Sonnenuntergang einsame Spitze war. Man stelle sich vor, man sitzt am weißen Sandstrand und schaut sich an, wie die Sonne ohne das kleinste Wölkchen am Himmel über einem türkisblauen Meer untergeht ...

Danach war wie gesagt Lagerfeuer, Gitarre und dank Hannes auch Bier angesagt, bevor wir in die Zelte gekrochen und uns dick eingemummelt haben. Wolkenloser Himmel heißt natürlich, dass es Nachts schweinekalt wird (schließlich haben wir hier immer noch Winter, auch wenn man das tagsüber nicht merkt).

Am nächsten Morgen ging der Spaß gleich weiter: Auf Moreton Island sind die höchsten Sanddünen Australiens und eine der größten der Welt zu finden. Bevor wir dort allerdings angekommen sind gab es erneut einen Schrecken: Schon wieder lag da eine gestrandete Schildkröte, die von der Ebbe überrascht worden ist. Ein kurzer Check hat aber ergeben, dass dieses Exemplar zwar schon sehr schwach aber immer noch am Leben war. Das Wasser war schon mehr als 100 m entfernt, also mussten wir schnell handeln. Da diese Schildkröte schon ziemlich alt war (ca. 80 Jahre) war sie extrem schwer und es mussten drei Leute mit anfassen, um sie überhaupt von der Stelle zu kriegen. Immer abwechselnd haben wir sie dann so weit getragen, bis sie im knietiefen Wasser wieder selbst schwimmen konnte. Was sie dann glücklicherweise auch sofort getan hat. So haben wir einer alten riesigen Wasserschildkröte das Leben gerettet. Zu dem Zeitpunkt als wir sie gefúnden haben muss sie etwa 3 Stunden im Trockenen gelegen haben. Die 6 Stunden bis zur nächsten Flut hätte sie sehr wahrscheinlich nicht überlebt.

So konnten wir uns stolzen Gewissens zu den Big Sandhills begeben. Und die waren wirklich big. Allein da hoch zu laufen hat schon eine Ewigkeit gedauert. Die Vorstellung, da runter zu brettern nur um wieder hoch zu laufen kam mir zuerst irrsinnig vor, aber nachdem ich das erste Mal gefahren bin konnte ich gar nicht genug davon bekommen. Die Düne war verdammt steil, so dass wir auf unseren einfachen Holzbrettern Spitzengeschwindigkeiten erreicht haben (unser Guide meinte bis zu 60 km/h, das halte ich allerdings für etwas übertrieben. Ich würd sagen 55!) Dreimal hab ich diesen blöden Berg erklommen, nur um wieder runter zu fahren, aber es hat sich definitiv gelohnt.

Zurück am Camp gab es erst einen kleinen Snack, danach konnte sich jeder ein Kajak und eine Weste greifen, und wir haben die 2 km zwischen Campsite und Schiffswracks paddelnderweise hinter uns gebracht. Am Wrack angekommen wurden Taucherbrillen und Schnorchel unter die Leute gebracht, und wir konnten schnorchelnderweise das Warck unter die Lupe nehmen. Ich hatte allerdings schon nach kurzer Zeit die Nase voll – und zwar voll Wasser. Meine Brille hat nicht richtig geschlossen und ich hab immer wieder Wasser rein bekommen, was das Schnorcheln nicht sehr angenehm gemacht hat. Deshalb habs ich’s auch nach kurzer Zeit dran gegeben und mich am Strand in die Sonne geflezt, was auch nicht zu verachten ist. Nur Steve und ich hatten danach noch den Willen und die Energie, den Weg zurück wieder mit dem Kajak zurück zu legen, die anderen haben sich abholen lassen.

Das letzte Highlight des Tages war: Essen. Nach so viel Bewegung ist Essen schon was tolles, auch wenn wir uns beeilen mussten, um die Fähre noch zu erreichen. Es war die einzige, die an dem Tag fuhr (obwohl ich es auch nicht bedauert hätte, die Fähre zu verpassen ...)

Ich hoffe ihr versteht, dass es unter diesen Umständen für mich schwer, ja fast schon unmöglich ist, einen Bericht so zu schreiben, dass niemand neidisch wird. Einzig und allein ihr könnt das ändern, indem ihr selber eure warmen Hütten verlasst und was erlebt.

Bis bald

Montag, 27. Juli 2009

Neue Fotos online

Moin! Hab mal wieder neue Fotos online gestellt in den Alben Tasmanian, Grampians und Great Ocean Road. Fotos von Melbourne kommen auch bald.

Ingo

Sonntag, 26. Juli 2009

Great Ocean Road

Hier geht’s zur Zeit Schlag auf Schlag. Ich hab von einigen von euch schon mitbekommen, dass ihr gar nicht mehr mit dem Lesen mitkommt, weil ich immer so viel schreibe. Wer nicht will, der hat schon, sag ich da nur, und deshalb gibt’s auch jetzt wieder zwei Berichte auf einen Schlag. Ich will euch aj schließlich auf dem Laufenden halten!

Die Great Ocean Road zwischen Melbourne und Adelaide hat den Ruf, eine der schönsten Küstenstraßen der Welt zu sein. Zwischen Torquay im Osten und Warrnambool im Westen erstreckt sie sich über 230 km, mit allen möglichen natürlichen Sehenswürdigkeiten sowohl auf See- als auch auf Landseite. Da ich ja hier kein Auto habe, musste ich mich wieder dem Zeitplan einer Tour unterwerfen. Um nicht wieder eine gehetzte Tour machen zu müssen, hab ich mich aber entschlossen, eine Zweitagestour zu machen, was sich im Endeffekt gelohnt hat. Nach zwei Stunden Fahrt ist unsere 17köpfige Gruppe am Tower Hill National Reserve angekommen, einem alten eingestürzten Vulkan, der Heimstatt für alle möglichen verschiedenen einheimischen Tierarten geworden ist. Gesichtet habe ich dort allerdings nur die üblichen Verdächtigen: Känguruhs, Koalas und Emus. Trotzdem war es ganz cool, da für eine Stunde rum zu wandern, auch wenn ich keine Echidnas sehen konnte (die sehen so aus wie eine Mischung aus Ameisenbär und Igel, mit ganz langen Stacheln am Hinterkörper).

Aber dafür wurde ich sofort in Warrnambool entschuldigt, wo wir an Logans Beach tatsächlich Wale sehen konnten! All die Monate des vergeblichen Walekuckens hatten ein Ende, vor uns tummelten sich ca. 3 Southern Right Whales. Mit bloßem Auge waren sie kaum zu erkennen, da sie nicht sehr bewegungsfreudig waren, aber der Zoom meiner Kamera hat dann doch noch ein paar Bilder hinbekommen, auf denen zumindest zu erkennen ist, dass dort etwas walähnliches schwamm.

Etwas östlich von Warrnambool konnten wir uns in einem kleinen Ort namens Gotnoclue eines Käsetastings erfreuen, bevor es endlich auf die Great Ocean Road ging. Entlang dieser Straße stehen hunderte von Limestone Rock Stacks im Wasser, d. h. Felsen, die früher mal zum Festland gehörten, aber durch Unterspülung des Festlandes nun von Mutter Festland getrennt im Wasser stehen. Hier und da kracht auch mal einer ein. So besteht die Hauptattraktion, die „12 Apostel“ seit 2005 nur noch aus 11 Felsen.

Die meisten Felsen waren bzw. sind mit dem Festland verbunden, aber diese Brücken sind auch nicht sehr stabil, wie die Geschichte der London Bridge zeigt. Dieser Felsen ist 1992 eingekracht, während eine Gruppe von 17 Leuten auf dem Felsen waren. 15 konnten sich noch aufs Festland retten, während 2 auf dem Felsen gestrandet blieben. Das lustige daran war, dass die Medien schnell Wind davon bekommen hatten und Kameraleute per Hubschrauber hinschickten. Die 2 gestrandeten merkten das und versuchten sich zu verstecken und das Gesicht zu verbergen. Alle wunderten sich darüber, warum die das machten, aber ein paar Tage später wurde der Grund doch publik: die beiden waren verheiratet, aber leider nicht miteinander. Sie hatten ein kleines Tete-a-Tete, von dem niemand etwas mitbekommen durfte, womit es natürlich nun Essig war.

Zum Sonnenuntergang waren wir rechtzeitig an den 12 Aposteln. Normalerweise scheint das ein tolles Spektakel zu sein, leider hatten wir ein bisschen zu viele Wolken, so dass wir nicht viel von dem Untergang an sich mitbekommen haben. ABER die Wolken hatten auch etwas gutes: An den 12 Aposteln leben mehrere Kolonien Zwergpinguine (oder auch Fairy Penguins), die bei Anbruch der Dunkelheit von der See zurück an Land watscheln. Durch die Wolken schien es dunkler zu sein, als es wirklich war, und schon wenige Minuten nach dem Untergang kamen die ersten Pinguine an Land. Das sah total lustig aus, weil die immer erst raus aus dem Wasser, dann wieder rein, noch mal raus und wieder rein gelaufen sind, so als ob sie sich nicht entscheiden könnten, wo sie hin wollen. Insgesamt haben wir vielleicht 90 – 100 Pinguine gesehen.

Im nahe gelegenen Port Campbell haben wir im Hostel übernachtet, wo es erst mal ein wahres Festessen gab. Ich bin noch nie auf einer Tour so satt geworden!

Der zweite Tag begann zum Glück nicht so früh wie bei allen anderen Touren, so dass wir fast ausschlafen konnten (6.30 Uhr aufstehen ist bei einer Tour ausschlafen!). Der zweite Tag war nicht ganz so spannend wie der erste, aber auch der hat sich gelohnt. Das Highlight war auf jeden Fall Bells Beach in der Nähe von Torquay, ein absolutes Paradies für (fortgeschrittene) Surfer. Wir hatten einen windstillen Tag erwischt, und trotzdem waren die Wellen mannshoch. Unser Tourguide hat gemeint, an windigen Tagen erreichen die Wellen 6m und mehr.

Der Rückweg von Torquay nach Melbourne wurde zum schlafen benutzt, da es hier nichts mehr zu sehen gab.

Diesmal hab ich mir wirklich Mühe gegeben, mich kurz zu fassen!

Rueckblick: Die Grampians

Bei meinem Abschied aus Deutschland hatte ich den meisten von euch eine lückenlose Berichterstattung versprochen. Dieses Versprechen habe ich nun zum ersten Mal gebrochen, und lange schlaflose Nächte haben mich nun dazu getrieben, Licht ins Dunkel dieses Kapitels meiner Reise zu bringen. Daher berichte ich euch nun von meinen Abenteuern in einem kleinen Gebirge zwischen Adelaide und Melbourne, den Grampians.

Woher dieser Name stammt und warum er nur in der Mehrzahl vorkommt, das fragt ihr bitte euren lokalen Erdkundelehrer (Brigitte, Du hast jetzt noch lange genug Zeit dich schlau zu machen ...) Auf jeden Fall wurde mir eine Stippvisite in diesem Gebirge sehr ans Herz gelegt. Da ich Ratschläge von anderen Reisenden lieber befolge als denen aus irgendwelchen Büchern, habe ich mir diesen zu Herzen genommen und mir für zwei Tage ein Hostelbett in Halls Gap, dem einzigen wirklichen Ort in den Grampians, gemietet.

Die Reise nach Halls Gap war mehr als abenteuerlich. Von adelaide aus gab es keine direkte Verbindung dorthin, noch nicht mal eine Anschlussverbindung. Bei dem Versuch, mich an dem Bus Terminal zu erkundigen wurde mir folgende Reiseroute präsentiert: Ich musste Adelaide abends um 20.15 Uhr verlassen und den Bus in Richtung Melbourne nehmen. Nachts um 3 Uhr hätte ich diesen in einem kleinen Kuhkaff namens Stawell wieder verlassen müssen. Von dort aus hätte ich den einzigen Bus überhaupt am Tag nach Halls Gap nehmen müssen, und zwar um 12 Uhr Mittags.

Nach langer Suche nach anderen Möglichkeiten, dorthin zu gelangen, hab ich schließlich aufgegeben und mich diesem Reiseplan unterworfen, allerdings nicht ohne diesen ein bisschen zu verfeinern. Ich habe den Bus nicht in Stawell verlassen, sondern rund 1,5 h später in Ballarat, dem naechsten größeren Ort. Von dort aus konnte ich dann um 11 Uhr Mittags den Bus nach Stawell zurück nehmen, um dann in die Grampians zu fahren. Das hat sich als weiser Zug heraus gestellt, und zwar aus verschiedenen Gründen:

1.Das Bahnhofscafé in Ballarat hatte schon geöffnet, so konnte ich den vor mir liegenden Tag mit einem angemessenen Frühstück beginnen
2.Am dortigen Bahnhof gab es schließfächer, in denen ich das meiste Gepäck lassen konnte (was in Stawell nicht der Fall war).
3.Die Stadt Ballarat hat erstaunlich viel touristisches Potential zu bieten. So viel auf jeden Fall, dass ich in den 6 Stunden es nicht geschafft habe, mir alles anzuschauen, was interessant gewesen wäre.

Ballarat ist eine der älteren Städte in Australien, das macht sich vor allem durch die vielen viktorianischen Bauten in der Innenstadt bemerkbar. Ballarat hat davon so viele, dass sie Melbourne und anderen großen Städten was davon abgeben könnten und sie hätten immer noch mehr. Im Zwielicht der Morgendämmerung hatten diese Fassaden einen ganz besonderen Reiz und sahen fast schon gespenstisch aus. Ebenso wie von den alten Häusern ist das Stadtbild auch geprägt von breiten Promenaden mit ausgedehnten Grünflächen in der Mitte, auf denen alte Gaslampen, Denkmäler oder „Bandstands“ im chinesischen Stil das Straßenbild prägten.

Mich zog es so früh am morgen aber raus zum Lake Wendouree, einem künstlich angelegten See, der speziell zu den olympischen Spielen 1956 in Melbourne errichtet wurde, um die Rudermeisterschaften abhalten zu können. Der Sonnenaufgang über dem See brachte aber eine andere Wahrheit zum Vorschein:Aufgrund der lang anhaltenden Dürreperiode hat man sich dazu entschlossen, den See wieder zu entwässern, und nur das natürlich durchfließende Wasser darin zu erhalten. So bestand der „See“ hauptsächlich aus Grasflächen, die hier und da mit Tümpeln gespickt waren. Nichtsdestotrotz war dieser „See“ immer noch Heimat unzähliger Vogelarten und ich konnte auch Hasen und Wallabies sichten, die hier im Morgengrauen ihren Durst stillten. Am nördlichen Ende dieses Sees befindet sich der botanische Garten von Ballarat, von dem ich die Ehre hatte an diesem Tag der erste Besucher zu sein. Denn als ob wir uns abgesprochen hatten, öffnete einer der Mitarbeiter das Eingangstor gerade, als ich dort angekommen war. Der Garten dort ist echt schön angelegt, und es macht Spaß, allein am morgen dort her zu wandern.

So ging es den ganzen Vormittag über. Ich fand überall in Ballarat etwas, was mich überrascht hat, sei es der formidable botanische Garten, die natürliche Schönheit dieses „Sees“ (man hatte sich übrigens nicht darum geschert, die Schilder abzumontieren, die man heute immer noch überall entlang des Sees findet und die einem sagen, dass schwimmen in diesem See „nicht empfohlen“ sei) oder die kunstvollen Wandbilder in den Seitengassen der Fußgängerzone. Das eigentliche Wahrzeichen, das „Eureka Memorial“ und Sovereign Hill, welche die Vergangenheit als Kohlebergbaustadt hochhielten, konnte ich mir leider aus Zeitgründen nicht mehr anschauen.

Zurück am Bahnhof ging es fix in den Bus nach Stawell. Dieses Dorf war noch viel kleiner als ich es mir vorgestellt hatte. Zum Glück hatte ich aber nur 10 Minuten zu warten. Ein bisschen komisch fand ich, dass außer mir dort niemand auf den Bus wartete. Da dies ja die einzige Verbindung überhaupt am Tag nach Halls Gap war, hatte ich doch ein bisschen mehr Kunden erwartet. Aber ich war und blieb der einzige Fahrgast, und ich hatte den ganzen Bus für mich. Der Fahrer war ein geselliger Typ und da er auch ein begeisterter Hiker war, kannte er die Gegend wie seine Westentasche und verriet mir einige Walks und hikes, die ich in meinen zwei Tagen in Halls Gap unternehmen sollte. Seine Hilfsbereitschaft war danach kaum noch zu bremsen. In Halls Gap angekommen machte er zunächst kleinere Abstecher von seiner Route, um mir zu zeigen, wo die einzelnen Walks begannen bzw. endeten, und dann noch einen großen Abstecher, um mich als seinen einzigen Fahrgast vor meinem Hostel abzusetzen, welches 3 km ausserhalb des Ortes lag. Danke Bob!

Im Hostel angekommen erwartete mich trotz eines einladend heimelig aussehenden living rooms gähnende Leere. Von der Hauswirtin erfuhr ich, dass ausser mir an diesem Abend nur ein anderes Pärchen übernachten würde, die aber in einem Zweierzimmer schlafen würden. Ich hatte also mein eigenes Zimmer mit meinem eigenen Bad.

Der erste Walk, den Bob mir empfohlen hatte, führte vom nahe gelegenen National Park Visitor Centre entlang eines Baches durch dichten Wald zurück in den Ort Halls Gap. Da ich auf dem weg zurück noch meinen Essensvorrat aufstocken wollte, schien es mir eine gute Idee, den restlichen Nachmittag damit zu verbringen, das Visitor Centre und das Aboriginal Cultural Centre zu besuchen und danach diesen ersten leichten Walk zu walken. Kurz nachdem ich das Visitor Centre hinter mir gelassen hatte gab es die erste Überraschung: Auf einem Parkgelände grasten mehrere Dutzend Känguruhs und – Hirsche! Eine Gruppe von fünf Weißwedelhirschen (für die Ahnungslosen: Bambi ist in der Disney – Verfilmung in Wirklichkeit ein Weißwedelhirsch!) hatte sich unter die Känguruhs gemischt und ließ sich auch von meiner Ankunft beim grasen nicht stören. Die Hirsche, hab ich später erfahren, sind vor mehreren Jahren aus einem Reservat ausgebrochen und haben sich in dieser Gegend seitdem gut vermehrt.

Knapp einen Kilometer weiter gab es die nächste Überraschung: drei Emus grasten ruhig am Wegesrand. Emus machen sehr lustige Geräusche, wenn sie miteinander kommunizieren. Das klingt immer so, als würde gerade ein kleiner Truck an einem vorbei fahren.

Eine kleine Zusammenfassung der Tiere, die ich auf dem weiteren Weg auf den knapp 3 km in den Ort noch gesehen habe: Känguruhs, Wallabies, noch mehr Hirsche, einen Kookaburra (zu deutsch auch „Lachender Hans“) und enorm viele Kakadus. Icngo, dachte ich mir, hier bist Du richtig!

Halls Gap ist ein sehr kleiner Ort mit ca. 300 Einwohnern, der einzig und allein vom Tourismus lebt. Es gibt alleine 4 Hostels und ein knappes Dutzend B&Bs, nicht zu schweigen von den vielen Hotels. Im Winter jedoch wirkt alles ein wenig verschlafen, da die Zahl der Touristen enorm niedrig ist. Genau das, was ich wollte.

Den Abend habe ich mit meinem Buch vor dem Kaminfeuer verbracht. Entspannung hoch drei!

Am nächsten Tag wollte ich mich eigentlich daran machen, den Pinnacle zu erobern, das ist der höchste Berg mit der besten Aussicht in der Nähe von Halls Gap. Leider hat mir das Wetter da insofern einen Strich durch die Rechnung gemacht, dass der Pinnacle komplett in Wolken eingehüllt war und ein Aufstieg sich nicht gelohnt hätte. Deshalb ging es „nur“ auf den Chatauqua Peak, der wesentlich niedriger ist, aber bei dem war nur die absolut oberste Spitze in den Wolken. Der Rundweg entlang den Florence Falls und auf der anderen Seite zurück durch den „botanischen Garten“ (der leider durch Buschfeuer wenige Jahre zuvor völlig zerstört und jetzt gerade wieder aufgeforstet wurde) kostete mich rund 4 Stunden, aber die Flora und Fauna entlang des Weges machte diesen Spaziergang durchaus die Anstrengung Wert. In Halls Gap leben 1000e von den Western Grey Kangaroos. So viele, dass dies eine der wenigen Gebiete in ganz Australien ist, in dem Käguruhs geschossen werden dürfen. Fast überall sonst ist es total verboten, Känguruhs zu jagen.

Am nächsten Tag hieß es schon wieder Abschied nehmen von diesem Wildlife – Paradies. Allerdings fuhr Bob erst um 14.15 Uhr wieder zurück nach Stawell, daher hatte ich den Vormittag noch, um mich an dem nahe gelegenen Stausee einmal umzuschauen. Auf dem Weg dorthin hab ich mich erst einmal gründlich verirrt und kam an dem Town Oval an (ein Oval ist so was wie ein Sportplatz bei uns; Australian Rules Football wird nicht auf einem viereckigen, sondern einem ovalen Spielfeld gespielt). Dort erwarteten mich bereits sieben (!) Emus und ungefähr 30 Känguruhs, welche die frühmorgendliche Dämmerung nutzten, um genügend Futter für den Rest des Tages zu fassen. Dazwischen hoppelten ein paar Wallabies und obendrüber schwebte eine Gruppe Kakadus! Ich wollte diesen Platz eigentlich gar nicht mehr verlassen, und hätte ich nicht schon den Flug nach Tasmanien gebucht gehabt, ich wär sofort da geblieben.

Der See war nicht ganz so spektakulär wie erhofft, aber vielleicht lag das auch nur daran, dass das Erlebnis mit all den Wildtieren kurz zuvor eh alles andere nachfolgende in den Schatten gestellt hätte.

Mit Sack und Pack zog ich zurück in Richtung Ort, wo Bob schon an der Bushaltestelle auf mich wartete. Zeit für nen Kaffee war allerdings noch, und mein Chauffeur wollte natürlich detailgenau wissen, ob ich all seine Ratschläge befolgt habe. Sichtlich zufrieden, dass ich mich an alles gehalten habe (inklusive dem Ratschlag, bei Wolken nicht den Pinnacle zu besteigen) brachte er mich wiederzurück nach Stawell, wo ich sofort den Anschlussbus nach Melbourne nahm.

Donnerstag, 16. Juli 2009

Seebeben und Tsunamis

Moin!

Kaum fahr ich einmal mit der Faehre hier in Australien (von Tasmanien nach Melbourne), da passiert sowas

http://www.news.com.au/story/0,23599,25787792-2,00.html?from=public_rss

Zum Glueck haben wir auf der Faehre von den "kleinen Tsunamis" nichts mitbekommen, und ich hab diese Nachricht auch gehoert, als wir schon in Melbourne im Hafen waren. Kleinere Tsunamis sind bisher in Tasmanien und Sydney angekommen, fuer Melbourne, wo ich grad bin, besteht absolut keine Gefahr. Das einzige, was hier wohl passieren wird ist ein Anstieg des Meeresspiegels.

Das Erdbeben hat sich gestern Abend so gegen 19 Uhr vor der Kueste der Suedinsel Neuseelands abgespielt. Ungefaehr zur selben Zeit haben wir den Hafen von Devonport / Tasmanien verlassen, um die 11stuendige Ueberfahrt anzutreten.

Scary!

Ingo

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