England

Sonntag, 26. September 2010

Alles Käse!

Ich fühle mich extrem käsig. Heute morgen habe ich mich auf zum Cardiff Castle gemacht, um zu schauen ob das Käsefestival hält was es mir gestern versprochen hat. Und es war groß! Käsehersteller aus ganz Großbritannien haben hier versucht, mit Proben ihren Käse an den Mann zu bringen. Alles-KaeseAn jedem Stand konnte man probieren, und es gab alles! Käse, der nach Toffee schmeckt, Käse mit Honig, Käse mit Zitrone, Käse mit Whiskey, Käse mit Cider, Käse mit Früchten drin, Cheddar, Stilton, Wensleydale, Soft Cheese, Käse in Brennesselblättern, Höhlenkäse, Bergkäse, Ziegenkäse (hart), Ziegenkäse (weich) Schafskäse (hart), Schafskäse (weich) usw. Dann natürlich alles, was im entferntesten mit Käse zu tun hat, wie Frischkäse, Creme Fraiche, Butter, süße Sahne, saure Sahne, Milch usw.
Und dann noch alles andere. Wein, Bier, Cider, Säfte, Eis und alles, was man sich auf dem Grill überhaupt nur vorstellen kann. Herrlich!
Mein erster Kauf war ein YARG! Cornish Cheese . Woher der Name stammt weiß ich nicht, ich hoffe es ist nicht die lautmalerische Beschreibung des Geräuschs, das man nach dem Verzehr macht. Es ist ein in Brennesselblätter eingehüllter Danach kam ich an einen Stand, der Cheddar in allen Variationen verkauft hat, unter anderem mit Whisky, Cider Chilli, Knoblauch und allen möglichen Früchten. Dort hat man Tüten mit 6 verschiedenen wild zusammengemischten Sorten für 5 Pfund verkauft. Ich habe eine davon ergattert (yummy!) In der nächsten Zeit wird meine Ernährung sehr Käselastig werden.
Nachdem ich mich durch das Käsefestival gefuttert hatte, hatte ich endlich genug Muße, mir den Rest der Burg anzuschauen.
Die Burg ist eigentlich eine Ansammlung von Gebäuden aus den verschiedenen Zeiten der Besiedlung. Der älteste Teil sind die Außenmauern, die z.T. aus der Römerzeit stammen. Bis spät ins 19. Jahrhundert hat man angenommen, dass die Burg aus der Zeit der Normannen stammt. Die Normannen hatten entlang der römischen Grundmauern einen Wall aufgehäuft, der zur besseren Verteidigung diente, und erbauten darauf wiederum eine neue Mauer, so dass die römischen Mauern in Vergessenheit gerieten, und erst 1888 wieder zum Vorschein kamen, als der damalige Lord of Glamorgan, Lord Bute, Grabungen im Wall zwecks eines Tunnels machen ließ. Die zu der Zeit gefundenen römischen Mauern wurden freigelegt und komplett wieder aufgebaut.
Motte-im-Cardiff-CastleIm hinteren Teil des Innenhofs steht eine sogenannte "Motte", eine normannische Befestigungsanlage, auf einem Kegelförmigen künstlichen Hügel, der wiederum von einem Wassergraben umgeben ist. Wer sich hier drin befand, war absolut sicher, denn Angreifer mussten zuerst die Außenmauer einnehmen, einmal quer über den Innenhof ungeschützt rennen, den Wassergraben überqueren, den kegelförmigen Hügel erklimmen UND dann noch über die Mauern der Motte kommen. Das schafft niemand. Niemand? Ihr habt nicht mit der Hartnäckigkeit der Walliser gerechnet.

Ifor Bach war anscheinend kein Mann, der allzu schnell aufgibt. Das walisische Königreich Morgannwg (das heutige Glamorgan, wo auch Cardiff zugehört), war schon zu großen Teilen an die Normannen gefallen, aber Ifor und seine Gefolgsleute hörten nicht auf, Widerstand zu leisten. Er war der damalige Lord of Senghennydd, einer Gegend, die zwar auch zu Morgannwg gehörte, aber noch nicht unter normannischer Herrschaft stand.
Dass mit ihm nicht zu spaßen war, bewies er im Jahr 1158, als er Morgan ab Owain, Lord of Caerleon, attackierte und umbrachte. Das Husarenstück, für das er heute noch bekannt ist, lieferte er sich aber im selben Jahr.
Der damalige Statthalter von Cardiff Castle war William Earl of Gloucester. Dieser hat Land für sich beansprucht, welches nach walisischem Recht zu Ifor's Gebiet gehörte. Daraufhin hat Ifor, anscheinend von Wachen vollkommen unbemerkt, alleine und (so die Geschichte) mit seinen bloßen Händen die Außenmauer erklommen, sich heimlich über den Innenhof geschlichen und ist dann über die Mauer der Motte gestiegen. Wie er es dann geschafft hat den Earl of Gloucester samt seiner Frau zu kidnappen, aus der Stadt heraus zu bringen und im Wald versteckt zu halten bis der Earl seinen Forderungen, das Land zurückzugeben, nachgekommen war, bleibt mir zwar Schleierhaft, aber er hat es geschafft. Er muss zumindest außerhalb der Mauern Verstärkung dabei gehabt haben.

Cardiff-CastleDas Haupthaus der Burg, das auch noch vollkomen instand ist sowie der angrenzende, sehr ornamentale Uhrturm sind erst im viktorianischen Zeitalter dazu gebaut worden. Das innere dieses Hauses ist mit pompös sehr treffend umschrieben. Der "Arabic Room" z.B. ist sehr ornamental und die Decke ist komplett mit Blattgold überzogen. Die Schlafzimmer und die Bibliothek sind ähnlich ziseliert und mit sehr wertvoll aussehenden Bildern behängt. Insgesamt macht es einen Eindruck allgemeinen Protzes. Leider sind aber nur wenige Räume öffentlich zugänglich, so dass ich schnell wieder draussen war. Da man dan Uhrturm nur mit einer Führung besichtigen konnte, habe ich mich dazu entschlossen, das Castle hinter mir zu lassen, und mich zum modernisierten Hafen von Cardiff, der "Cardiff Bay" aufzumachen.

Bis vor wenigen Jahren war hier ein Industriehafen, der mit dem graduellen Verlust der Kohleindustrie immer mehr vereinsamte und mit Indstrieruinen gespickt war. Dann hat man sich in den 1980er Jahren dazu entschlossen, einen totalen Neuanfang zu wagen. Industrieruinen sind hier nun kaum noch zu sehen. Als Fußgänger kann man dem "Cardiff St. David's Hotel an der Cardiff BayBay Trail" folgen, der einen einmal rund um den komplett erneuerten Hafen zu führen. Der Start ist am sehr teuer aussehenden St. Davids Hotel direkt am Wasser. Mit diesem Hotel hat man ein modernes Gebäude mit architektonsichem Wiedererkennungswert geschaffen. Von dort aus wandert man über den Mermaid Quay, eine breite Fussgänger - Esplanade mit vielen Cafés und angrenzendem Shopping Center, bis man zu einem Gebäude kommt, das etwas "out of place" scheint: das alte Pierhead Building, welches meiner bescheidenen Meinung nach das alte Hafenamt sein könnte. Dies ist so ziemlich das einzige Gebäude, was an dieser Stelle üerlebt hat. Biegt man vor dem Pierhead Building nach links ab, steht man auf einem großen, Mermaid Quay und das alte Pier Head Buildingovalen Platz, dem "Roald Dahl Plass". Dahl, Sohn eines norwegischen Diplomatenehepaares, ist vermutlich der bekannteste Sohn der Stadt, schließlich sind Bücher wie "Matilda", "Der fantastische Mr Fox" und "Charlie und die Schokoladenfabrik" zu Weltbestsellern geworden. Rechts von einem ragt das enorme "Millennium Center" auf , eine Arena für Großveranstaltungen auf.
Im Gebäude daneben finden Großveranstaltungen anderer Art statt, denn im "Y Senedd" befindet sich das walisische Parlament. Dieses existiert zwar schon seit 1999, allerdings wurde es von London nicht als offizieller Senat anerkannt. Erst im Jahre 2006 wurde dem walisischen Senat mit dem Government of Wales Act politische Bedeutung zugemessen, so dass Wales nun zumindest innenpolitisch eigene Entscheidungen treffen kann. Das ist nach dem Versuch von Owain Glyndwr im Jahre 1400, ein eigenständiges walisisches Parlament aufzustellen, seit über 600 Jahren das erste eigenständig walisische Parlament.
Kehren wir aber nun zum Wasser zurück. Wenn man dem Trail weiter folgt, kommt man nach ein paar Metern zu einem weiteren Gebäude, was scheinbar nicht wirklich dorthin gehört: einer alten norwegischen Holzkirche. Diese Kirche stand ursprünglich in einem Vorort von Cardiff, sollte dort aber aufgrund von einem Neubau abgerissen werden. Aber nicht mit der Kirche, in der Roald Dahl getauft wurde! Die Nachkommen Dahls haben kurzerhand die Kirche aufgekauft und in einem Lagerhaus untergebracht (!!!) bis ein neuer, angebrachterer Platz gefunden wurde. Als dann die alten Hafengebäude Stück für Stück abgerissen wurden, hat man sich dazu entschlossen, die Kirche als eine Art Dahl - Gedenkstätte am Hafen neu aufzubauen.
Die Bay of Bristol ist die Mündung des River Severn, der auch durch Shrewsbury fließt.Nach einem weitern Kilometer kommt man zur ""Great Barrage", einem etwa eine Meile langen Damm, durch den das Wasserlevel im Hafenbecken reguliert wird. Denn außerhalb dieses Damms liegt die Bay of Bristol, die auf Grund der Gezeiten doch sehr launisch sein kann. Als ich über den Damm ging war gerade Ebbe, und ich konnte bis zum Horizont nur Watt sehen. Damit der Hafen in dieser Zeit nicht trocken läuft, wird das Wasser des River Taff und des Ely hier aufgestaut. Der Trail verläuft weiter durch den Vorort Penrath, der auf einem Hügel liegend über dem Hafen thront. Weiter geht es über den River Ely zum Olympischen Dorf, das allerdings nicht sehr viel hergibt. Von hier aus kann man sich entscheiden, über den River Taff wieder zurück zum Mermaid Quay zu gehen, oder entlang des Taff wieder in die Stadtmitte zu wandern. Es war schon spät und die Sonne verschwand schon am Horiziont, daher habe ich mich wieder in mein Hostel verzogen, von wo aus ich euch jetzt über meine Taten am heutigen Tage berichte.
Morgen muss ich mich leider schon wieder aus Cardiff verabschieden, aber ich mache das beste aus meinem letzten freien Tag ud fahre raus in die Brecon Beacons, um mich nach zwei Tagen in der großen Stadt mal wieder ein bisschen in hügeliger Natur umzutun, bevor ich dann abends nach Hause zurückkehre(n muss).
Davon erzähle ich aber ein anderes Mal.
Bis dann

Ingo

Samstag, 25. September 2010

Einmal Cardiff und zurück

Ich sollte öfter auf meinen Instinkt hören. Verkopfte Entscheidungen zu treffenführt oft nur dazu, dass man stundenlang hin und her überlegt, was man tun soll, und es dann am Ende doch zu spät ist, entweder das eine oder das andere zu tun. MIt dem Instinkt ist das anders, da geht das flutsch und weg und vor allem kein Zurück mehr.
Heute morgen hat mein Instinkt zu mir gesprochen und mir folgendes gesagt: "Ingo, Du hast jetzt drei Tage frei, also mach dich auf die Socken und erleb was. Geh nach Cardiff!". Ich schwöre, das waren exakt seine Worte. Also packte ich meine sieben Sachen und machte mich auf in Richtung Bahnhof. Ich hatte zwei Tage und Nächte auf Arbeit hinter mir und wollte mich mit Bedacht auf die anderen Straßenbenutzer nicht hinters Steuer setzen. Außerdem wollte ich auch aus dem Fenster schauen und die Landschaft genießen können.
Das konnte ich dann zur Genüge. In Shrewsbury musste ich umsteigen in einen Zug, der das unheimliche Glück hatte, hinter einem Güterzug herfahren zu müssen, der mit ungefähr Schrittgeschwindigkeit die Strecke entlang ächzte. Es hat eine gefühlte halbe Stunde gedauert, bis der Zug überhaupt aus dem Stadtgebiet heraus kam. Dieser nette Güterzug ist dann bis Hereford vor uns her gefahren, was ca. 60 km südlich von Shrewsbury entfernt ist. Wie gesagt, es gab viel Gelegenheit, sich die Gegend anzusehen. Das war aber auch gar nicht so schlimm, denn der Zug fuhr entlang der wunderschönen Shropshire Hills und der Brecon Beacons, bevor er dann im Süden von Wales durch die Hügel hindurch seinen Weg nach Cardiff fand und endlich ans Meer gelangte, wo er dann an der Küste entlang weiter fahren würde bis nach Carmarthen, letzteres allerdings ohne mich.
Das Empfangskommittee am Bahnhof von Cardiff bestand aus einer Hundertschaft Polizisten, in das übliche grellgelbe Warnleibchen gekleidet. Was ist bloß aus der guten alten Bobby-Uniform geworden? Davon ist nämlich nur der Helm geblieben.
Millennium-StadiumNeben dem Bahnhof ist direkt ein Travelodge - Hotel, aber das war (zum Glück) ausgebucht. Der nächste Versuch, eine Unterkunft führte mich zum Riverside Backpackers, einem kleinen aber feinen Hostel direkt gegenüber von Cardiffs neuem Millennium Stadium. Dort sitze ich jetzt gerade, im "Common Room" bei einem Glas Cider (vom Haus gesponsert) und bin mit meiner Wahl sehr zufrieden.
Ungefähr fünf Minuten zu Fuß von meiner Unterbringung aus schlängelt sich der Bute Park über mehrere Kilometer entlang des River Taff. Mit diesem Park hat sich Cardiff eine riesige Grünfläche geleistet, in der man spazieren gehen, radfahren, picknicken, fotografieren, Feste feiern oder einfach nur chillen kann. Von der Machart erinnert er ein bisschen an den Englischen Garten in München, vor allem weil es überall ein bisschen was zu sehen gibt: hier ein Blumengarten, da ein Kunstwerk, hier und da ein paar Kioske zum Kaffeetrinken, eine Bootsanlegestelle (für die Wassertaxis zum Hafen). Und eine Burg. Cardiff Castle, in einer Ecke des Bute Park gelegen, ist die Geburtsstätte dieser emsigen Handelsstadt. Cardiff-Castle Die Römer haben hier im 3. Jhdt. n. Chr. zuerst ihre Zelte aufgeschlagen und diese dann möglichst schnell durch ein Fort ersetzt. Als dann die Normannen kamen, haben diese ihre Motte (Holzburg) auf exakt demselben Punkt errichtet, bevor diese dann von den Wallisern 1404 (angeführt vom walisischen Nationalhelden Owain Glyndwr) im Aufstand gegen die Engländer stark beschädigt wurde. Heutzutage steht an dieser Stelle eine monströse Burganlage, was wir hauptsächlich dem Größenwahn der Victorianer im 19. Jahrundert zu verdanken haben. Zur Zeit findet in der Burg ein großes Käsefestival statt. Dafür war ich heute leider zu spät, aber morgen früh stürze ich mich auf den Käse, auch wenn der Eintritt mit 8.50 Pfund ganz schön teuer ist. Als ich heute vor dem Haupteingang stand, kamen große Menschenmassen von dem Käsefestival herausgeströmt, also muss das gut sein.
Den Rest des Tages habe ich damit verbracht, durch Cardiffs Fußgängerzone zu wandeln. Mein Eindruck war etwas zwiegespalten darüber. Zum einen gibt es kaum noch alte Häuser in der Innenstadt, da diese riesigen Einkaufszentren weichen mussten. Auch dort, wo kein Einkaufszentrum den Blick verstellt wurde die Fußgängerzone komplett modernisiert. ABER, und das ist extra groß geschrieben, moderne Architektur wurde hier so geschickt angewendet und mit altem vermischt, dass man hier nicht den Eindruck hat, in einer modernisierten Stadt zu sein. Es gibt weiterhin die kleinen verwinkelten Gassen wie z.B. im Café - Viertel, in dem zur Straße offene Ladenlokale nicht nur durch ihre tollen Gerüche zum Verweilen einladen. Inmitten der modernen Fußgängerzone (und ich meine wirklich mittendrin) steht eine alte Kirche, wie eine Matrone über die jüngeren Gebäude unter ihr wachend. Man hat sich aber nicht nur dazu entschlossen, die Kirche in die neu entstandene Fußgängerzone einzubetten, sondern auch den dazugehörigen Friedhof an der Rückseite. Cardiff ist somit die einzige mir bekannte Stadt mit einem Friedhof in der Fußgängerzone.
Es war Samstag Abend, 18.30 Uhr. Die Bars und Cafés füllten sich langsam mit den üblichen Wochenendausgängern und mit Rugbyfans. Es muss wohl ein bedeutendes Match im Millennium Stadium stattgefunden haben (was auch die Hundertschaften am Bahnhof erklären würde). Zeit für mich, langsam aber sicher wieder zum Hostel zurückzukehren. Nach ausgehen war mir nicht zumute, so hab ich es mir dann mit meinem Computer im Gemeinschaftsraum bequem gemacht.
Der Plan für morgen ist: Erst gehe ich zum Käsefestival, bevor ich mit dem Wassertaxi zum Hafen fahre und mich dort umtue. Danach komme was wolle. Bis dahin sag ich zum Abschied leise Servus.
Ingo

Sonntag, 29. August 2010

...

Und schon wieder sind zwei Wochen ins Land gezogen, ohne dass ich einen neuen Eintrag geschrieben habe. Wenn ich welche hätte, würde ich jetzt Asche über mein Haupt streuen, aber für den Moment müsst ihr euch mit der Vorstellung abgeben, dass ich es wirklich tun würde, um mit dieser bescheidenen Geste zu symbolisieren, wie sehr es mir in der Seele weh tut, dass ihr so lange auf ein weiteres spannendes Kapitel aus mienem Leben habt warten müssen.

Ich habe eigentlich immer gedacht, dass ich mich einigermaßen fit halten würde. Ich gehe regelmäßig laufen, ab und zu mal Fahrrad fahren und gelegentlich mache ich auch mal ein Fitness-Workout. Vor ein paar Tagen musste ich aber mal wieder feststellen, wie sehr ich mich in dieser Annahme getäuscht habe. Ich hatte mich mit Patrick, einem Freund aus Irland, in Birmingham verabredet. Patrick kommt eigentlich aus Belfast, hat aber die letzten zwei Jahre an einem Forschungsauftrag für die Universität in Birmingham gearbeitet. Wir hatten schon mehrfach versucht, uns an einem Tag mal zu treffen, haben es aber nie so wirklich hin bekommen, da er für seine Arbeit ziemlich viel rumreisen muss (zur Zeit ist er glaube ich auf einem Kongress an der Uni in Bochum) und cih auch nicht sehr viel Freizeit habe. Endlich hatten wir also einen Tag gefunden, an dem wir beide Zeit gefunden haben.
Es war ein Donnerstag, und Donnerstag ist Fußballtag. Patrick spielt zusammen mit ein paar Studenten von der Uni in einem Freizeitteam Fußball, mehrmals die Woche und das seit zwei Jahren. Das bedeutete für mich, dass ich natürlich mitmachen musste.
Nach einer halben Stunde hatte ich schon Probleme mit der Luftzufuhr. Meine Lungen waren gefühlterweise kurz vor dem Kollaps. Aber ich habe versucht mir nichts anmerken zu lassen. Nach ca. 45 Minuten waren meine Beine ungefähr so beweglich wie Holzklötze, und der Fakt, dass ich in der NAcht vorher eine Nachtschicht hatte, hat mir auch nicht viel geholfen. Aber ich habe weitergespielt, schließlich war der Platz nur für eine Stunde gemietet.
Falsch gedacht. Nach einer Stunde kam zwar das nächste Team, um den Platz zu bespielen, aber nebenan ar noch ein anderer Platz frei, und so wurde einfach dort weiter gespielt. Ich habe mir aber erst mal eine wohlverdiente Auszeit genommen, bevor ich mich für weitere 45 Minuten auf den Platz gestellt habe. Danach war ich nicht nur kaputt, sondern auch extrem nass. Es hat nämlich gegossen wie aus Kübeln.
Der angenehme Part kam danach: eine Kühle Erfrischung in Form eines Bieres und ein gutes indisches Essen haben die ganzen Strapazen wieder wett gemacht. Die Nacht habe ich bei Patrick und seiner Freundin auf der Couch verbracht.

Nach einem gewöhnungsbedürften Frühstück am nächsten morgen (Porridge!!) habe ich mich aufgemacht, die Stadt zu erkunden. Als ich das erste Mal in Birmingham war, habe ich nicht viel gefunden, was mich beeindruckt hat. Das war auch diesmal nicht anders, auch wenn das schlechte Wetter mich in das "Birmingham Museum & Art Gallery" getrieben hat. Wirklich umgehauen hat mcih das allerdings nicht. Viel interessanter fand ich aber das "German Wine Festival", das auf dem MArktplatz stattgefunden hat. Dort habe ich mich erst mal ausgestattet mit Gastgeschenken sowohl für Patrick als auch für meine Mitbewohner.

Ein Grund, warum ich so lange nicht geschrieben habe, ist meine neue Kamera. Ich habe mir im Juli eine Spiegelreflexkamera gekauft und komme davon nicht mehr los. Fast jeden freien Tag verbringe ich mit meiner Kamera irgendwo in der Pampa und versuche, die vielen Funktionen so gewinnbringend wie möglich auszunutzen. Aber die eigenltiche "Arbeit" kommt erst hinterher.

Die Shropshire Hills, im Süden unsererer schönen Grafschaft gelegen sind offiziell eine "Area of Outstanding Natural Beauty". Und das ist durchaus eine angemessene Beschreibung. Von dem kleinen Örtchen Church Stretton aus habe ich mich aufgemacht die Hügel zu besteigen. Die Natur dort ist wirklich atemberaubend schön. Wenn man oben angekommen ist, erwartet einen dort ein Hochmorr, das sich über mehrere 1000 Quadratkilometer erstreckt. Die Tierwelt dort oben ist ebenso vielfältig ie die Pflanzenwelt, die besten Voraussetzungen also um gute Bilder zu machen. Mehrere Stunden habe ich mich da oben in der Wildnis herumgetrieben und es hat sich definitiv gelohnt.

In zwei Wochen bin ich wieder in Schwerte, ich hoffe, dass ich bis dahin wieder einen Eintrag in diesem Blog zustande bringe.

Bis dahin macht's gut

Ingo

Donnerstag, 29. Juli 2010

Noch viel mehr alte Orte

Ich wurde von mehreren Leuten darauf angesprochen, warum ich denn nichts mehr schreiben würde auf meinem Blog. Ich hab mir dabei immer gedacht, dass mein letzter Eintrag doch gar nicht so lange her ist. Ein Blick auf meine Blogseite heute hat mich eines besseren belehrt. Fünf Wochen sind es nun, die für mich wie im Flug vergangen sind. Und ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass ich erst jetzt, da ich ein paar Tage in Deutschland bin, wieder die Zeit und Muße habe, mich um meinen Blog zu kümmern. Nicht nur die Arbeit hat mich davon zurückgehalten, sondern auch die Tatsache, dass ich bei dem guten Wetter in den letzten Wochen nicht zu Hause bleiben konnte, insbesondere weil ich Besuch von meinen Eltern bekommen habe. Es gibt also viel zu erzählen.

Das wichtigste zuerst: Ich habe jetzt ein Auto. Nikki, meine Mitbewohnerin, wollte ihren alten Ford Fiesta los werden, und da habe ich sofort zugegriffen. Das Auto hat zwar schon 12 Jahre auf dem Buckel, aber es fährt imer noch grandios und ist auch ziemlich gut im Verbrauch. Meine Eltern hätten sich sonst ein Auto gemietet, das wäre genau so teuer geworden.

Der Besuch von meinen Eltern hat natürlich bedeutet, dass, wenn ich nicht arbeiten musste, ein volles Programm auf mich gewartet hat. Neben dem obligatorischen Programm, das bedeutete, die Städte hier in der Nähe (Oswestry und Shrewsbury) näher unter die Lupe zu nehmen, haben wir uns auch weiter weg begeben nach Chester und Liverpool. Beides war auch für mich eine Bereicherung, da wir uns in Chester die große Kathedrale angeschaut haben, die ich zuvor noch nicht von innen gesehen hatte, und in Liverpool hat es die ganze Zeit geregnet, so dass wir den ganzen Tag in den brillanten Museen Liverpools verbracht haben, die im Übrigen alle umsonst sind. Auf dem Plan waren da das riesige World Museum, die weltberühmte Tate Gallery und das Maritime Museum.

Das wirkliche Highlight hatten wir aber dann letzte Woche. Da ich unerwarteterweise ein paar Tage frei hatte, haben wir uns kurzerhand dazu entschlossen, mit meinem neuen Autochen (das übrigens auf den Namen Phoebe, sprich: Fiebie, hört) an die walisische Küste zu fahren und uns dort in einem Bed & Breakfast einzuquartieren. So haben wir ein nettes Plätzchen in dem Ort Barmouth gefunden, welcher, untypisch für walisische Orte, sich so aussprechen lässt wie man ihn schreibt.

Die Landschaft in Nordwales ist nicht einzigartig, aber wahnsinnig schön. Speziell dann, wenn man ein solch gutes Wetter hat, wie wir es erfahren durften, nur am letzten der vier Tage hatten wir ein bisschen Regen.
Die Anfahrt nach Barmouth hat uns am ersten Tag schon viel Zeit gekostet, da wir es uns nicht haben nehmen lassen, uns auf dem Weg solche Sehenswürdigkeiten wie den Pontcysllte - Aquädukt bei Llangollen (sprich: Thlangothlen), Lake Bala oder Dolgellau (sprich: Dolgethli) anzuschauen.
Barmouth an sich liegt in einer Bucht und wurde direkt an den Hang gebaut und wird dominiert von einer riesigen Kirche, die mitten am Berg steht. Eine kleine Burg, ein uriger Hafen und ein großer, feiner Sandstrand runden das erfreuliche Bild Barmouths ab. Das Bed & Breakfast wurde geführt von einem sehr freundlichen und zuvorkommenden Ehepaar und ließ nichts zu wünschen übrig. Am nächsten Tag sind wir an der Küste entlang nach Norden auf die Llyn Peninsula gefahren. Auf dem Weg kommt man ungefähr alle 30 Minuten an einer großen Burg vorbei, wie z.B. Harlech oder Criccieth Castle. Diese Burgen wurden alle von Edward I. König von England im 13. Jahrhuhderts während seiner Feldzüge gegen die Walliser erbaut worden. Edward I. ist aber heutzutage eher wegen seiner späteren Feldzüge gegen die Schotten bekannt, denn da hat er sich mit William Wallace angelegt.

Nachdem wir uns im Regen ausgiebig Criccieth Castle angeschaut haben, setzten wir unseren Weg in Richtung Spitze der Halbinsel fort zum Ort Abersoch. Inzwischen hatten wir strahlendten Sonnenschein, und das wurde diesem Ort auch gerecht, denn dort gibt es wunderschöne Strände, und auch bei den Surfern ist Abersoch durchaus ein Begriff. Nach einem Kaffee am Strand und einem kurzen Rundgang durch den Ort haben wir uns über kleinste Hinterlandstraßen zum nördlichen Teil der Halbinsel aufgemacht, in dem es auch wunderschöne Strände und eine noch schönere Landschaft zu sehen gibt. Auf dem Rückweg nach Hause haben wir in dem schönen Örtchen Porthmadog gehalten, um uns mit Fish & Chips zu verstärken. Die Tatsache, dass die Engländer übrigens Essig über ihre Pommes tun klingt erst einmal befremdlich, aber wenn man es mal probiert hat, ist es eigentlich gar nicht schlecht.

Der nächste Tag hat uns wieder bestes Wetter beschert, so dass wir einmal über die Berge von Nordwales auf die Insel Anglesey gefahren sind. Die Strecke über die Berge war relativ abenteuerlich, da die straßen eng und oft mit Mauern eingefriedet waren, aber schön war es allemal. Der Ort Beddgelert zum Beispiel ist das Wander-Mekka in dieser Gegend, da man von hier aus relativ einfach auf den Mount Snowdon laufen kann, mit knapp über 1000 m der höchste Berg von Wales. Das hört sich erst mal nicht so schlimm an, aber er dient auf Grund seiner teils sehr schroffen Wände oft als Trainingsgelände für Hochgebirgsexpeditionen. Am Fuße der Berge und direkt an der Meerenge zwischen Festland und Anglesey liegt Caernarfon, ein Ort mit einer massiven und alles überstrahlenden Burganlage, die auch auf Edward I. zurück geht. Hier wurde Charles seinerzeit zum Prinzen von Wales gekürt. Nicht nur die Burg, auch ein großer Teil der Innenstadt ist mit einer dicken Mauer umgeben, die die Straßen und Gassen sehr verwinkelt wirken lassen.

Ein paar Kilometer weiter auf Anglesey liegt Beaumaris Castle, die "Mutter aller walisischen Burgen", wenn ich meinen Vater mal so zitieren darf. Diese Burg ist zwar im Gegensatz zu Caernarfon nur noch eine Ruine, die aber trotzdem noch relativ gut erhalten ist. Auch Anglesey kann mit seinen Pfunden wuchern, wenn man die Insel nach seinen Stränden beurteilt. Den Abend haben wir immer noch bei betem Wetter an der "Red Wharf Bay" verbracht, einem riesigen Sandstrand.

Am vierten Tag musste ich mich leider wieder von meinen Eltern Richtung Heimat verabschieden, da ich an dem Sonntag noch einmal arbeiten musste. Aber vorher haben wir uns bei diesmal schlechtem Wetter nach Süden in Richtung Machynnleth und Aberystwyth aufgemacht. Das "King Arthur's Labyrinth" in Corris bei Machynnleth kam bei dem Wetter genau richtig, denn dort hat man eine stillgelegte Schiefermine zu einer Touristenattraktion ausgebaut. Dort wird man nämlich auf eine Reise in die Vergangenheit geschickt, in die Zeit von König Artus und den Rittern der Tafelrunde. Das ganze kommt nicht von ungefähr, denn es gibt tatsächlich Historiker die behaupten, dass die Burg Camelot im walisischen Hinterland gestanden haben könnte. In dieser Miene wird man zunächst mit einem Boot über einen unterirdischen Kanal geführt, bevor die GRuppe durch ein Labyrinth von Gängen geführt wird, wo an verschiedenen Stellen die Sage von König Artus erzählt wird. Erstaunlich ist übrigens die Ähnlichkeit des letzten Teils der Artussage mit einer anderen Sage, die bei uns in Deutschland bekannt ist. Dieser besagt nämlich, dass König Artus mit seinen Gefolgsleuten auch heute noch in einer Höhle tief unter der Erde schlafend ihre Schätze hüten. In dieser Höhle befindet sich eine Glocke. Wann immer ihr Heimatland in Gefahr und dem Untergang gewiht ist, wird, so die Sage, diese Glocke ertönen, und Artus wird mitsamt seinen Tafelrundenrittern seinen Landsleuten zu Hilfe eilen.
Der deutsche Artus-Ersatz ist Friedrich Barbarossa. Von diesem wird gesagt, dass er zusammen mit einigen seiner Gefolgsleuten in einer Höhle tief unter dem Kyffhäuser (das ist ein Berg in Thüringen) liegt. In dieser Höhle befindet sich ein Gong (glaube ich), der auch dafür da ist, die Krieger aufzuwecken und in den Kampf um ihr Vaterland zu schicken, wenn denn der Untergang dräut.

Corris hat noch eine andere Sehenswürdigkeit. Denn da in diesem Gebiet früher sehr viel Schiefer abgebaut wurde, musste dieser auch wegtransportiert werden. Deswegen gab es in den walisischen Bergen sehr viele kleine Dampfeisenbahnen im 19. Jahrhundert. Diese wurden an vielen Orten sehr liebevoll restauriert und instandgesetzt. So auch hier. Da es immer noch in Strömen geregnet hat, haben wir uns eine kleine Ausfahrt in einer Dampfeisenbahn durch die nebligen Hügel gegönnt.

Sich nach diesem kleinen Urlaub wieder in den Arbeitsalltag einzugewöhnen war schon schwer. Aber zum Glück war das nur für einen Tag nötig, denn seit Montag dieser Woche habe ich zwei Wochen Urlaub und bin, sofort nachdem ich von der Arbeit nach Hause gekommen bin, nach Deutschland zurück gefahren/-flogen. Es ist wirklich sehr schön, wieder alle alten Freunde zu sehen. Dienstag Abend haben es sogar fast alle geschafft, ins Reich des Wassers zu kommen, was ich sehr klasse fand. Es ist einfach toll zu wissen, solche Freunde zu haben.

Morgen Abend geht es mit Kebe und Stefi zurück nach ENgland, diesmal it Auto und Fähre. Ich habe dann noch eine Woche Urlaub, so dass wir die Gegend bei mir uneingeschränkt unsicher machen können. Ich versuche auch, in nächster Zeit meine schriftlichen Ausführungen wieder regelmäßiger zu präsentieren.

Bis bald

Ingo

Dienstag, 22. Juni 2010

Noch mehr alte Orte

Mit jedem freien Tag, den ich hier in der Umgebung meiner neuen Heimat in Shropshire verbringen darf, wächst mir diese Gegend immer weiter ans Herz. Und wenn ich nicht jedesmal sofort Rapport über mein Treiben auf diesem Blog gebe, so sei es mir dadurch verziehen, dass ich entweder arbeiten muss oder schon wieder irgendwo anders unterwegs bin.

Mein Erkundungsdrang hat mich heute in ein entlegeneres Fleckchen dieser Grafschaft geführt, welches den Namen "Much Wenlock" trägt. Obwohl diese Ortschaft im wahrsten Sinne des Wortes sehr klein ist, so trägt er doch viel zur Begehrtheit Shropshires bei, und zwar aus drei Gründen.
1. Much Wenlock liegt am nördlichen Ende der "Wenlock Edge", einer 15 Meilen (24 km) langen Klippe, die sich wie aus dem Nichts heraus über die Gegend erhebt, und die unzählige Möglichkeiten für Wanderer bietet, das wilde Shropshire zu erleben.
2. "Wenlock Priory" ist die Ruine eines alten Klosters aus dem 12. Jahrhundert, welche sih sehr pittoresk umgeben von grünen Wiesen und maßgeschneiderten Hecken - Formschnitten am Rande des Örtchens erhebt. Am Eingang kann man sich berechtigten Eintritt erwerben und bekommt dazu einen kostenlosen Audio - Guide, mit dem man stundenlang über das doch recht große Gelände laufen kann. Die Geschichte dieses Klosters ist recht interessant, da der Zerfall des Klosters eng mit der GRündung der anglikanischen Kirche von Heinrich dem VIII; um Geld zu sparen hat der gute Heinrich mal eben ein paar hundert Kirchenbauten privatisiert bzw. stillgelegt. Im Dorf jedoch wurden ab und zu immer noch neue Häuser gebaut oder alte repariert, und wo kann man bessere Steine dafür herbekommen als von einem alten, stillgelegten Kloster? Wenlock Priory hat mich schon allein durch die Größe beeindruckt, so etwas hatte ich in einem so kleinen Ort nicht erwartet.
3. Der Ort an sich ist sehr ansehnlich, mit vielen alten Fachwerkhäusern und Steinbauten. Das ganze wird abgerundet durch eine feine Auswahl von Einzelhandelsgeschäften. Denn der schönste Ort kann durch eine Anhäufung von Ketten in der Innenstadt verschandelt werden. Hier jedoch gibt es immer noch den alten Tante-Emma-Laden, umgeben von Antiquitätengeschäften, urigen Buchläden und kleinen Cafés. Hier lässt es sich noch in aller Ruhe durch die Läden schlendern und mit den Eigentümern kommunizieren.
Und was ist ein besseres Thema, eine solche Kommunikation zu starten, als das Wetter? Heute auf jeden Fall, gab es kein besseres, denn die Sonne hat geschienen als gäbe es kein Morgen mehr. Der längste Tag des Jahres war auch gleichzeitig der wärmste. Das hat einen durch und durch schönen Tag aufgs positivste abgerundet.

Übrigens: dass das Maskottchen der Olympischen Spiele in London 2012 "Wenlock" heißt, kommt nicht von irgendwo her, denn Much Wenlock ist die Wiege der modernen olympischen Spiele. Denn ein gewisser Dr. William Penny Brooke, praktizierender Arzt in Much Wenlock, hat hier 1850 die ersten "Wenlock Olympian Games" veranstaltet, die nahher zu den Shropshire Olympic Games und ab 1866 die "National Olympic Games" wurden. ImJahre 1890 kam ein gewisser Baron Pierre de Coubertin nach Much Wenlock, der ähnliche Ansichten zur Popularisierung der körperlichen Ertüchtigung wie Dr. Brooke teilte. Speziell für den Baron wurde während seines Besuches zusätzliche Spiele abgehalten. Dieser war von der Idee so begeistert, dass er 4 Jahre später das Internationale Olympische Kommittee (IOC) gründete, mit dem Ziel, solche Spiele im großen Maßstab in Athen auszutragen, was 1896 auch passierte. So trugen Dr. Brooke und die Enwohner Much Wenlocks essenziell zur Gründung der modernen olympischen Spiele bei

Leider kann ich momentan keine Photos (ein Gedenken an die alte Rechtschreibung) online stellen, da ich gerade keinen Speicherplatz auf diesem Blog mehr zur Verfügung habe, aber das Problem werde ich mit dem Anbieter noch lösen.

Sonntag, 20. Juni 2010

Ferry, cross the Mersey

Diesen gutgemeinten Vorschlag von Gerry &The Pacemakers aus dem Jahre 1965 habe ich heute wörtlich genommen und mich in das nicht allzu weit entfernte Liverpool aufgemacht, das wie wir alle wissen, an der Mündung des Mersey River in die Irische See liegt (wer das Lied nicht kennt kann seine Wissenslücke gerne bei youtube schließen).

Aber Gerry & The Pacemakers, obwohl sie solche Hymnen wie "You'll never walk alone", "I like it" oder eben jenes "Ferry, cross the Mersey" hervorgebracht haben, sind nicht die musikalischen Flaggschiffe Liverpools. "Hey Jude", "Yesterday", "She loves you", "Penny Lane" ... ich könnte jetzt eine ganze seite mit den Nummer 1 Hits der wohl bekanntesten Band der Welt füllen: den Beatles. Selbst mehr als 40 Jahre nach dem Ende dieser Band lebt Liverpools Tourismusindustrie zu einem großen Tail von dem Ruhm der Fab 4. Sei es durch en Club "The Cavern", wo sie zuerst aufgetreten sind, oder die Elternhäuser von John, Paul, George und Ringo oder durch das große Beatles Museum, die Memorabilia - Läden, die ""Magical Mystery Tour" ... die Beatles waren mit Sicherheeit das beste, was Liverpool hat passieren können. Denn unter anderem dadurch konnte Liverpool sich von einer Hafen- bzw. Arbeiterstadt zu einer modernen und ansehnlichen "Kulturhauptstadt 2008" weiterentwickeln.

Nachdem ich vorher von Birmingham und Manchester ziemlich enttäuscht wurde, bin ich mit gemischten Gefühlen in Liverpool angekommen. Aber sobald ich aus dem Bahnhof gestiegen war, hat Liverpool angefangen, mich zu überzeugen. Auf der anderen Seite der Straße springt einem die riesige "St. Georges Hall" direkt ins Gesicht. Wenn es nicht so negativ klingen würde, wäre "monströs" eine treffende Beschreibung für dieses 1854 in neogriechischem Stil errichtete Gebäude. Damit dieses Gebäude aber nicht wie ein Riese unter Zwergen aussieht, hat man gleich mehrere gleichartige Gebäude drumherum gestellt, die unter anderem die sehr bekannte Walker Art Gallery, die Bibliothek und das eher moderne "World Museum Liverpool". Letzteres wird in meinem Reiseführer als "Highly recommended", also "sehr zu emfehlen" beschrieben. Aber das Wetter war heute so fantastisch, dass ich mich nicht dazu bewegen konnte, mehrere Stunden in einem dunklen Museum zu verbringen. Der größte Unterschied zwischen Liverpool und MAnchester ist, dass Liverpool tatsächlich auch ein paar (wenn auch nur wenige) Fleckchen Grün hat. Angefangen mit dem sehr stilvollen Garten hinter der St. Georges Hall über den fast wilden Garten an der Rückseite der Liverpool Cathedral bis hin zu den Gartenterrassen von ""Liverpool One", einem sehr modernen Einkaufszentrum, an dessen Fuß man mit Hilfe von Pools, Statuen und in Sandsteinblöcke eingelassene "Höhlen", die ein Café beherbergen, die Landschaft zur Gründungszeit Liverpools darzustellen versucht hat. Sehr geschmackvoll.

Die Innenstadt von Liverpool ist sehr modern. In den meisten Fällen ist das eher ein negatives Prädikat, hier hat man sich aber darauf konzentriert, durchaus unkonventionelle Architektur so zu verwenden, dass man immer wieder Überraschungen erleben kann, sobald man um eine Straßenecke biegt. So habe ich z.B. in einer Seitengasse das "Rucksack-Haus" entdeckt, ein modernes vergalstes Haus, das aussieht wie jedes normale Haus, nur hat es an einer Seite in etwa im 10. Stock einen Rucksackartigen Anbau, der recht interessant aussieht. Andere Häuser sehen aus wie halb eingestürzte Jenga - Türme oder wie aus Legobausteinen gebaut. So habe ich den NAchmittag zuerst damit verbracht, durch den großen Fußgängerbereich zu streunen und mich über dies und jenes zu wundern. Liverpool wurde dem Ruf der ehemaligen Kulturhauptstadt auch musikalisch gerecht. Egal, wohin ich ging, an jeder Straßenecke schallte mir Musik aus einem anderen Teil der Welt entgegen. Einmal bin ich mitten in eine Samba - Prozession geraten, dann wieder schallte mir die Panflötenmusik der allgegenwärtigen Inka-Band entgegen, bevor der irische Barde diese Mixtur mit der ewigen traurigen Ballade über die Kartoffelpest, die Engländer und/oder die nötige Auswanderung abrundete. Zwischendrin gab es die Abwechslung des ein oder anderen Beatles - Songs, meistens, wenn ich in der Nähe eines Souvenirshops war.

Die Beatles waren übrigens nicht "Liverpooler", sondern "Liverpudlians" oder auch "Scousers". Das eine sowie auch das andere hat mit dem befremdlichen Dialekt zu tun, den man hier spricht. "Scouse" wird nur in Liverpool und Umgebung gesprochen und ist einzigartig auf der dialektischen Landkarte Großbritanniens. Meine persönliche Meinung ist, dass der Grund dafür ist, dass Liverpool in der Vergangenheit ein Auffangbecken für arbeitslose Iren war, die Arbeit in den Docks gesucht haben. Manche hat hier aber auch ein hartes Schicksal ereilt, denn von hier liefen Ende des 18. und Anfang des 19. Jhdt. viele Gefangenenschiffe in Richtung Australien aus.

Die Docks in Liverpool sind auch sehr sehenswert. Ein Teil davon ist, wie z.B. auch die Hamburger Speicherstadt, Weltkulturerbe. Die Gebäude im "Albert Dock" sind nur im Innern im Sinne einer Zweckentfremdung verändert worden, äußerlich aber immer noch im alten Zustand. Neben vielen Cafés und Klamottenläden ist hier auch die weltberühmte Tate Gallery beheimatet, in der gerade eine Picasso - Ausstellung beherbergt ist. Von hier aus kann man auch eine ganz spezielle Stadttour machen: mit der "Yellow Duckmarine" Tour kann man in einem zu einem Bus umgebauten WWII - Amphibienfahrzeug zuerst die Stadt auf dem Landwege und dann auf dem Wasserweg erkunden. Da man das aber vorher buchen muss, habe ich mich dazu entschlossen, mit einer normalen Ferry den Mersey zu crossen. Eine Stunde hat die Rundfahrt gedauert, und ich habe mich nicht gelangweilt, denn ich war viel zu sehr damit beschäftigt, zu versuchen, gute Fotos von Liverpools Skyline und Waterfront zu machen. Ein paar davon sind mir auch gelungen (ich habe mir übrigens eine digitale Spiegelreflexkamera gekauft. Dieses Baby macht viiel bessere Fotos als meine alte Kamera und macht auch viiel mehr Spaß. Allein der Sound, wenn der Shutter sich schließt ... brrr)

6 Stunden in Liverpool waren nicht genug. Bitte mehr davon, Städte Großbritanniens!

Sonntag, 6. Juni 2010

...

Nach einer für England unwahrscheinlih langen Zeit der sonnigen Tage hat uns das schlechte Wetter hier eingeholt. Was im ersten Augenblick schlecht klingt ist aber gar nicht so schlimm; ich habe jetzt endlich mal wieder Zeit, den Blog auf dem laufenden zu halten und mein Zimmer etwas umzudekorieren.

Vor ein paar Wochen hat mich der Ruf der See das erste Mal ereilt. Gar nicht weit von hier liegt das viktorianische Resort Llandudno. NAchdem ich von vielen meiner Kollegen nur gutes darüber gehört habe (und weil es mit dem Zug von mir aus einfach zu erreichen ist). Und es hat sich definitv gelohnt. Die Stadt Llandudno an sich ist (wie vorher schon beschrieben) prosperierte hauptsächlich während der Regentschaft von Queen Victoria im 19. Jahrhundert. Die Architektur in dieser Zeit war sehr pompös, und so ist es kaum verwunderlich, dass die Strandpromenade von riesigen mehrsternigen Hotels, einem Theater und einem Koferenzzentrum gesäumt ist. Etwas , das aber in keinem britischen Seebad fehlen darf, ist der Pier. Gesäumt von Spielhallen, Fahrgeschäften, Kiosken, Souvenirshops und Cafés wird man als Tourist dazu eingeladen, sein letztes Hemd zu verscherbeln und die erworbenen 10 Pence in eine der zahlreichen 10 Pence Schiebemaschinen einzuschmeißen (man schmeißt 10 Pence ein und versucht so viele 10 Pence Stücke wie möglich wieder raus zu bekommen, die andere Leute vorher erfolglos eingeschmissen haben).

Letzteres sollte man aber nicht tun, wenn man noch nicht auf dem Great Orme Hill gewesen ist. Dieser Hügel ist zwar nicht sehr hoch, aber die Lage an der Spitze einer LAndzunge macht einen Spaziergang auf dem Hügel sehr malerisch. Das kostet zunächst mal kein Geld. Um aber da rauf zu gelangen, gibt es drei Möglichkeiten. Möglichkeit Nummer 1: zu Fuß. Das ist durchscnittlich, das kann man auch überall sonst machen, das ist langweilig. Möglichkeit Nummer 2: der Sessellift. Das ist schon etwas spezieller, aber auch das gibt es überall dort wo es Berge gibt, die 200m übersteigen. Möglichkeit Nummer 3: Die Great Orme Tramway. Diese ist ein extraordinäres Gefährt, die die 5 Pfund für einmal rauf und runter wirklich Wert ist. Die Great Orme Tramway funktioniert ähnlich wie die Cable Car in San Francisco auf dem ersten Teil der Strecke durch ein unterirdisch verlaufendes Kabel, das von der nach unten fahrenden Bahn angetrieben wird. Auf halber Höhe befindet sich eine Station, bei der man in eine andere Bahn (derselben Bauart) umsteigen muss, um zr Spitze zu gelangen. Der einzige Unterschied ist, dass hier das Kabel oberirdisch verläuft. Diese Bahn ist eine von 3 Kabelstraßenbahnen auf der Welt.
1902 wurde diese Bahn enigeweiht, und die Wagen, in denen man heute noch befördert wird, sind alle noch aus dieser Zeit. Das Tempo ist zwar so langsam, dass man als Fußgänger zwar fast schneller wäre, aber darum geht es ja nicht. Mehr Infos über die Great Orme Tramway gibt es unter http://de.wikipedia.org/wiki/Great_Orme_Tramway oder http://www.greatormetramway.co.uk/

Auf dem Weg zurück von Llandudno kommt man durch den Ort Llandudno Junction. Dort, auf der anderen Seite des Flusses, ist Conwy Castle. Von weitem sieht diese Burg sehr pompös und riesig aus. Leider blieb mir dafür aber keine Zeit mehr (Kurioserweise, so habe ich gerade eben auf Grund meiner Recherchen für diesen Artikel herausgefunden, liegt in direkter Nachbarschaft zum riesigen Conwy Castle das kleinste Haus Großbritanniens; so viel zum Unterschied zwischen Arm und Reich in vergangenen Zeiten).

So viel nun zu meinem Abenteuer Llandudno. Ab Dienstag habe ich drei Tage frei, Mal schauen, wo es mich diesmal hin verschlägt ...

Ingo

Freitag, 4. Juni 2010

Jetzt aber mal ein längerer Beitrag

Jeden Tag habe ich Ideen, über was ich einen Eintrag in diesem Blog schreiben könnte. Leider passiert das meistens bei der Arbeit oder wenn ich sonst nichts zu schreiben dabei habe. Wenn ich dann mal wieder die Chance habe, den Computer zu benutzen (was momentan nicht allzu oft der Fall ist), dann fällt es mir entweder nicht mehr ein oder ich bin zu müde. Letzteres bin ich auch jetzt, aber der Drang, mal wieder ein Update zu geben, ist größer.

Shropshire steckt voll von Geschichte und Geschichten. In den grünen Hügeln des Grenzlandes alleine gibt es zwei Stellen, die von Historikern als möglicher Standort von "Camelot" gehandelt werden, eine davon ist die eisenzeitliche Hügelfestung in Oswestry (eine dritte Stelle befindet sich unweit in Wales in der Nähe von Llangollen); außerdem gab es hier in der Gegend auch einen Anwärter auf den Titel "historisches Vorbild für Robin Hood", nämlich einen gewissen Herrn Fulk Fitz Warine, der Ende des 12. Jahrhunderts die Gegend um Whittington (ca. 5 km von mir entfernt) als outlaw unsicher gemacht hat. Ob das alles so stimmt kann ich nicht sagen (fast jeder Ort in England, der ein bisschen was aufzweisen hat, was an die Geschichte von Artus oder Robin Hood erinnert, versucht daraus Geld zu machen). Fakt ist aber, dass diese Gegend so malerisch ist, dass man für sich selbst, wenn man die Plätze besucht, die Geschichte weiterspinnen und sich ausmalen kann, wie es wohl vor 1000 oder mehr Jahren ausgesehen haben mag.

Die grünen Hügel der Shropshire Hills im Südwesten der Grafschaft geben diesen Phantasien weiteren Nährstoff. Sie sind nicht hoch genug, um einen Spaziergang in ihnen anstrengend zu machen, aber sie sind gerade hoch genug, um majestätisch zu wirken und die umgebende Landschaft zu beherrschen. Die Ortschaften Craven Arms, Bishops Castle und Church Stretton bieten die besten Möglichkeiten für Tageswanderungen. Es gibt zwar in allen diesen Orten Touristeninformationen, aber Shropshire zählt nicht zu den Top-Tourie-Zielen in UK, das heißt, man ist die meiste Zeit unter sich und kann ungestört die Sicht von den Bergkämmen über Shropshire und Wales genießen.
Mein erster Ausflug in die Hügel hat mich nach Church Stretton geführt, einem kleinenOrt mit ganz vielen alten Häusern, kleinen Cafès und einem alten Kloster mit einem dazugehörigen Park, in dem man sich verlieren kann. Von dort aus kann man den "Long Mynd" ("Mynydd Hir" in Walisisch = Langer Berg) besteigen. Wenn man möchte, kann man den 7 Meilen (oder 11,2 km) langen Bergkamm auf- und abwandern, oder seinen Weg machen zu den "Stiperstones", einem weiter östlich gelegenen Berg, der für seine aus dem Boden herausragenden Steinformationen bekannt ist.
Dorthin hat mich mein zweiter Ausflug in die Shropshire Hills geführt. Kurioserweise habe ich da zwei meiner Kollegen mit samt einem der Mädels die wir betreuen, getroffen. Nachdem ich zwei Stunden lang mit ihnen dort rumgewandert bin habe ich mich wieder alleine auf den Weg gemacht, um zu einem Ort namens Snailbeach zu gelangen (wo auch immer dieser Name herkommt, denn der Ort liegt an einem Berg und nicht an einem Strand), wo eine stillgelegte Bleimine zu besichtigen ist. Schon die Römer haben gewusst, was dieser Berg so unter sich begräbt und haben hier die erste Grabungen vorgenommen. Die jetzige Mine zählt zu den besterhaltensten in ganz England.

Die Fotos zu diesem Beitrag könnt ihr euch in dem Album "Shropshire Hills" anschauen ...

Bis zum nächsten Mal, ich muss jetzt ins Bett. Morgen ist wieder Arbeiten angesagt.

Freitag, 21. Mai 2010

Bilder aus Manchester, London und Nesscliffe Hill sind online

Diese Woche war ich in Manchester und auch für ein paar Stündchen in London, außerdem habe ich heute einen Ausflug nach Nesscliffe Hill gemacht, einem Naturschutzgebiet hier in der Nähe. Viel Spaß beim durchschauen.

Sonntag, 16. Mai 2010

Jetzt aber mal ernsthaft

Ich gebe zu, ich war faul, doch dies sei mir bitte verziehen. Die ersten Wochen in der neuen Arbeit waren hart, aber so langsam finde ich die Zeit und Muße wieder, mich anderen Dingen zu widmen. Ich gebe allerdings auch zu, dass ich meine Freizeit dank guter Wetterlage mehr draußen als drinnen verbracht habe, um zu erkunden. was mir meine Umgebung so alles zu bieten hat. Und das ist, gemessen an dem Fakt, dass diese Gegend den meisten Reiseführern nur mehr oder weniger eine Randnotiz wert ist, erstaunlich viel. Aber eins nach dem anderen, oder erst die Arbeit, dann das Vergnügen.

Mein Arbeitgeber ist eine Firma, die häusliche Unterbringungen für Kinder und Jugendliche in ganz England bietet, die aus verschiedenen Gründen nicht zu Hause bleiben können. Die Jugendlichen sollen, laut Firmensatzung, in einem möglichst familiären Umfeld aufwachsen, daher beschränkt sich die Annzahl der Jugendlichen pro Haus auf 1 bis ca. 5 Jugendliche, das ist von Haus zu Haus verschieden. Alleine in der Gegend um Shrewsbury herum befinden sich ca. 10 solcher Häuser, 2 davon sind in meiner Nähe. Und in diesen zwei Häusern arbeite ich hauptsächlich. Die Schichten sind von morgens 8 Uhr bis Nachts um 22 Uhr. Dann kann man wenn man Glück hat nach Hause gehen, oder man ist für einen Sleep-In eingeteilt. In dem einen Haus befinden sich tagsüber 5 Mitarbeiter und nachts 2-3 (bei 3 Mädels) und in dem anderen 2 Mitarbeiter Tag und Nacht (bei einem Jugendlichen; dieses Haus steht zur Zeit aber leer). Wenn man dann noch mehr Pech hat, ist man für den nächsten Tag wieder von 8-22 Uhr eingeteilt. Es kann also vorkommen, dass man von Tag 1, 8 Uhr, bis Tag 2, 22 Uhr, auf Schicht ist (was nicht bedeutet, dass man dann nach Hause gehen kann, denn das geht erst, wenn alle im Bett sind und der ganze Papierkram erledigt ist). So eine Schicht kann verdammt lang sein! Nach so einer Doppelschicht hat man aber meistens auch zwei Tage frei. Leider grassiert bei uns gerade die Krätze oder irgend ein anderer Bösewicht, so dass wir kontinuierlich zu wenige Mitarbeiter haben. Da das bei allen Häusern hier in der Gegend gerade so ist, können wir uns von denen auch keine Kollegen "borgen", was sonst ab und zu der Fall ist.

In den ersten Wochen war es ganz schön hart, zu den Jugendlichen einen Bezug zu bekommen, vor allem als jemand, der Englisch nicht als Muttersprache spricht. Ich war zwar schon vorher ein Jahr lang auf Reisen, aber mein Englisch ist immer noch weit davon entfernt, perfekt zu sein. Das stört sowohl manchmal in der alltäglichen Kommunikation als auch vor allem im Erledigen des Papierkrams und in endlos langen "Staff Meetings". Aber die Mädels haben sich so langsam an mich gewöhnt und kommen mit mir inzwischen gut klar. Von meinen Kollegen bekomme ich alle Unterstützung die ich mir wünschen kann. Zwei meiner Kollegen haben sogar zu meinem Geburtstag "Zum Geburtstag viel Glück" einstudiert (und man konnte es sogar einigermaßen verstehen).

Mit vielen meiner Kollegen kann ich auch außerhalb der Arbeit was anfangen. Entweder ist es derselbe Musikgeschmack, der uns verbindet, oder die Liebe zu Outdooraktivitäten oder eben einfach die Arbeit. Es ist ein gutes Team, auch wenn wir fast 20 Leute sind und man dabei den ein oder anderen mal aus dem Auge verliert, wenn man längere Zeit nicht zusammen gearbeitet hat.

Was für eine Überleitung zu dem vergnüglichen Teil dieses Artikels (der wahrscheinlich wesentlich länger ausfallen wird als der erste Teil). Ich habe ja bereits in einem der vorigen Artikel beschrieben, wie und wo ich hier wohne (bezüglich der Wohnugssituation hat sich übrigens auch etwas geändert, aber dazu später). Es ist extrem ländlich. Damit ihr euch eine Vorstellung davon machen könnt, hier ein paar Zahlen. Shrewsbury ist die Hauptstadt der Grafschaft Shropshire und bei weitem die größte Stadt im Umland. Es hat ganze 67.000 Einwohner. Oswestry, 20 Meilen (also ca. 32 km) entfernt, ist die nächstgrößte "Stadt" in meiner Gegend, mit knappen 16.000 Einwohnern und gehört damit immer noch zu dengrößten Städten in der Grafschaft. Das Dorf in dem ich lebe ist nochmal 9 km weiter entfernt und hat sage und schreibe 1.500 Einwohner. Weil wir aber so weit von jeglicher Zivilisation sind, gibt es hier alles was man braucht: einen großen Supermarkt, 2 Tankstellen, einen "Laden um die Ecke", mehrere Pubs, 2 Pizzerien, 1 Friseur, 1 Autohändler und sogar 1 Kostümshop (um nur ein paar Einrichtungen zu nennen).
Ich fühle mich hier aber durchaus wohler als in einer großen Stadt, obwohl ich immer noch kein Auto besitze. Entweder Bus und Bahn oder mein Fahrrad bringen mich aber überall hin, wo ich hin will. Da unter euch ja vielleicht einige Menschen sind, die mich hier besuchen kommen wollen, muss ich hier versuchen, euch die Gegend so schmackhaft wie möglich zu machen. Das schöne daran ist: ich muss dafür an meinen Berichten gar nichts beschönigen, denn die Gegend ist wirklich absolut fantastisch. Und zwar nicht, weil es hier herausragendes zu sehen gibt wie etwa das Matterhorn, Machu Picchu in den Anden oder ähnliche Touristenbordelle, sondern weil man eine große Auswahl an verschiedenen Naturgegebenheiten hat. Da wären zum einen die Cambrian Mountains und der Snowdonia National Park in Wales, mit dem Mt. Snowdon als dem höchsten Berg von England & Wales (nur Ben Nevis in Schottland ist noch höher), da wäre das viktorianische Resort-Städtchen Llandudno an der Atlantikküste, da wäre das wunderschöne Tal des River Severn, der an der Englisch- Walisischen Grenze sich entlangschlängelt, bis er im Süden in der Bucht von Bristol mündet. Falls man gerne wandern geht, aber nciht so viel Zeit hat, so bieten auch die "Shropshire Hills" mehr als nur eine Entschädigung für die walisischen Berge. Aber ich fange von vorne an.

Ein Kollege von mir hat gemeint, wenn ich gerne wandern gehe und auch längere Strecken nicht scheue, dann wüsste er genau den richtigen Ort dafür. Also haben wir an einem Samstag, an dem wir beide frei hatten, unsere Rucksäcke gepackt und sind über die Grenze nach Wales gefahren, in einen kleinen Ort namens Llanrhaedr (wenn ihr das schwierig zu lesen oder auszusprechen findet, wie wird es euch dann erst mit dem Namen Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch ergehen?)
Von dem eigentlichen Ort ging es noch mal ein paar schmale Straßen hinauf in die Berge, bis wir nicht mehr weiter fahren konnten. Vom Auto aus konnte ich schon sehen, dass mein Kollege nicht übertrieben hat. 73 Meter in die Tiefe stürzte sich da das Wasser des Afon Rhaeadr vor uns in die Tiefe, und zwar so malerisch wie überhaupt nur möglich. Aber auch hier galt wieder, erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Mein Kollege war der Meinung, dass wir erst einen Rundgang über die verschiedenen Spitzen der umgebenden Berge machen sollten, bevor wir uns am Anblick des herabrauschenden Wassers ergötzen könnten. Das Problem war nur: Der Kollege war in der Armee und daher ein etwas anderes Marschtempo gewohnt als ich. Er ist mir buchstäblich davongerannt, während ich zum Schluss alle 10 Minuten eine Pause einlegen musste. Aber es hat sich gelohnt, wir haben so ungefähr die beste Sicht über halb Wales und ganz Shropshire gehabt. Etwas mehr als zwei Stunden später dann haben wir uns am Pistyll Rhaeadr, dem Wasserfall, niedergelassen, um das Spektakel zu bewundern. Es sind übrigens auch die höchsten Wasserfälle von Wales, 20 min mit dem Auto von mir entfernt.

An dieser Stelle muss ich leider meine Ausschweifungen unterbrechen. Wir haben schon wieder spät in der Nacht und ich muss morgen den ganzen Tag arbeiten. Zum Glück aber nur einen Tag und ohne Sleep-In!!

Bis bald

ingo

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