Alles Käse!
Ich fühle mich extrem käsig. Heute morgen habe ich mich auf zum Cardiff Castle gemacht, um zu schauen ob das Käsefestival hält was es mir gestern versprochen hat. Und es war groß! Käsehersteller aus ganz Großbritannien haben hier versucht, mit Proben ihren Käse an den Mann zu bringen.
An jedem Stand konnte man probieren, und es gab alles! Käse, der nach Toffee schmeckt, Käse mit Honig, Käse mit Zitrone, Käse mit Whiskey, Käse mit Cider, Käse mit Früchten drin, Cheddar, Stilton, Wensleydale, Soft Cheese, Käse in Brennesselblättern, Höhlenkäse, Bergkäse, Ziegenkäse (hart), Ziegenkäse (weich) Schafskäse (hart), Schafskäse (weich) usw. Dann natürlich alles, was im entferntesten mit Käse zu tun hat, wie Frischkäse, Creme Fraiche, Butter, süße Sahne, saure Sahne, Milch usw.
Und dann noch alles andere. Wein, Bier, Cider, Säfte, Eis und alles, was man sich auf dem Grill überhaupt nur vorstellen kann. Herrlich!
Mein erster Kauf war ein YARG! Cornish Cheese . Woher der Name stammt weiß ich nicht, ich hoffe es ist nicht die lautmalerische Beschreibung des Geräuschs, das man nach dem Verzehr macht. Es ist ein in Brennesselblätter eingehüllter Danach kam ich an einen Stand, der Cheddar in allen Variationen verkauft hat, unter anderem mit Whisky, Cider Chilli, Knoblauch und allen möglichen Früchten. Dort hat man Tüten mit 6 verschiedenen wild zusammengemischten Sorten für 5 Pfund verkauft. Ich habe eine davon ergattert (yummy!) In der nächsten Zeit wird meine Ernährung sehr Käselastig werden.
Nachdem ich mich durch das Käsefestival gefuttert hatte, hatte ich endlich genug Muße, mir den Rest der Burg anzuschauen.
Die Burg ist eigentlich eine Ansammlung von Gebäuden aus den verschiedenen Zeiten der Besiedlung. Der älteste Teil sind die Außenmauern, die z.T. aus der Römerzeit stammen. Bis spät ins 19. Jahrhundert hat man angenommen, dass die Burg aus der Zeit der Normannen stammt. Die Normannen hatten entlang der römischen Grundmauern einen Wall aufgehäuft, der zur besseren Verteidigung diente, und erbauten darauf wiederum eine neue Mauer, so dass die römischen Mauern in Vergessenheit gerieten, und erst 1888 wieder zum Vorschein kamen, als der damalige Lord of Glamorgan, Lord Bute, Grabungen im Wall zwecks eines Tunnels machen ließ. Die zu der Zeit gefundenen römischen Mauern wurden freigelegt und komplett wieder aufgebaut.
Im hinteren Teil des Innenhofs steht eine sogenannte "Motte", eine normannische Befestigungsanlage, auf einem Kegelförmigen künstlichen Hügel, der wiederum von einem Wassergraben umgeben ist. Wer sich hier drin befand, war absolut sicher, denn Angreifer mussten zuerst die Außenmauer einnehmen, einmal quer über den Innenhof ungeschützt rennen, den Wassergraben überqueren, den kegelförmigen Hügel erklimmen UND dann noch über die Mauern der Motte kommen. Das schafft niemand. Niemand? Ihr habt nicht mit der Hartnäckigkeit der Walliser gerechnet.
Ifor Bach war anscheinend kein Mann, der allzu schnell aufgibt. Das walisische Königreich Morgannwg (das heutige Glamorgan, wo auch Cardiff zugehört), war schon zu großen Teilen an die Normannen gefallen, aber Ifor und seine Gefolgsleute hörten nicht auf, Widerstand zu leisten. Er war der damalige Lord of Senghennydd, einer Gegend, die zwar auch zu Morgannwg gehörte, aber noch nicht unter normannischer Herrschaft stand.
Dass mit ihm nicht zu spaßen war, bewies er im Jahr 1158, als er Morgan ab Owain, Lord of Caerleon, attackierte und umbrachte. Das Husarenstück, für das er heute noch bekannt ist, lieferte er sich aber im selben Jahr.
Der damalige Statthalter von Cardiff Castle war William Earl of Gloucester. Dieser hat Land für sich beansprucht, welches nach walisischem Recht zu Ifor's Gebiet gehörte. Daraufhin hat Ifor, anscheinend von Wachen vollkommen unbemerkt, alleine und (so die Geschichte) mit seinen bloßen Händen die Außenmauer erklommen, sich heimlich über den Innenhof geschlichen und ist dann über die Mauer der Motte gestiegen. Wie er es dann geschafft hat den Earl of Gloucester samt seiner Frau zu kidnappen, aus der Stadt heraus zu bringen und im Wald versteckt zu halten bis der Earl seinen Forderungen, das Land zurückzugeben, nachgekommen war, bleibt mir zwar Schleierhaft, aber er hat es geschafft. Er muss zumindest außerhalb der Mauern Verstärkung dabei gehabt haben.
Das Haupthaus der Burg, das auch noch vollkomen instand ist sowie der angrenzende, sehr ornamentale Uhrturm sind erst im viktorianischen Zeitalter dazu gebaut worden. Das innere dieses Hauses ist mit pompös sehr treffend umschrieben. Der "Arabic Room" z.B. ist sehr ornamental und die Decke ist komplett mit Blattgold überzogen. Die Schlafzimmer und die Bibliothek sind ähnlich ziseliert und mit sehr wertvoll aussehenden Bildern behängt. Insgesamt macht es einen Eindruck allgemeinen Protzes. Leider sind aber nur wenige Räume öffentlich zugänglich, so dass ich schnell wieder draussen war. Da man dan Uhrturm nur mit einer Führung besichtigen konnte, habe ich mich dazu entschlossen, das Castle hinter mir zu lassen, und mich zum modernisierten Hafen von Cardiff, der "Cardiff Bay" aufzumachen.
Bis vor wenigen Jahren war hier ein Industriehafen, der mit dem graduellen Verlust der Kohleindustrie immer mehr vereinsamte und mit Indstrieruinen gespickt war. Dann hat man sich in den 1980er Jahren dazu entschlossen, einen totalen Neuanfang zu wagen. Industrieruinen sind hier nun kaum noch zu sehen. Als Fußgänger kann man dem "Cardiff
Bay Trail" folgen, der einen einmal rund um den komplett erneuerten Hafen zu führen. Der Start ist am sehr teuer aussehenden St. Davids Hotel direkt am Wasser. Mit diesem Hotel hat man ein modernes Gebäude mit architektonsichem Wiedererkennungswert geschaffen. Von dort aus wandert man über den Mermaid Quay, eine breite Fussgänger - Esplanade mit vielen Cafés und angrenzendem Shopping Center, bis man zu einem Gebäude kommt, das etwas "out of place" scheint: das alte Pierhead Building, welches meiner bescheidenen Meinung nach das alte Hafenamt sein könnte. Dies ist so ziemlich das einzige Gebäude, was an dieser Stelle üerlebt hat. Biegt man vor dem Pierhead Building nach links ab, steht man auf einem großen,
ovalen Platz, dem "Roald Dahl Plass". Dahl, Sohn eines norwegischen Diplomatenehepaares, ist vermutlich der bekannteste Sohn der Stadt, schließlich sind Bücher wie "Matilda", "Der fantastische Mr Fox" und "Charlie und die Schokoladenfabrik" zu Weltbestsellern geworden. Rechts von einem ragt das enorme "Millennium Center" auf , eine Arena für Großveranstaltungen auf.
Im Gebäude daneben finden Großveranstaltungen anderer Art statt, denn im "Y Senedd" befindet sich das walisische Parlament. Dieses existiert zwar schon seit 1999, allerdings wurde es von London nicht als offizieller Senat anerkannt. Erst im Jahre 2006 wurde dem walisischen Senat mit dem Government of Wales Act politische Bedeutung zugemessen, so dass Wales nun zumindest innenpolitisch eigene Entscheidungen treffen kann. Das ist nach dem Versuch von Owain Glyndwr im Jahre 1400, ein eigenständiges walisisches Parlament aufzustellen, seit über 600 Jahren das erste eigenständig walisische Parlament.
Kehren wir aber nun zum Wasser zurück. Wenn man dem Trail weiter folgt, kommt man nach ein paar Metern zu einem weiteren Gebäude, was scheinbar nicht wirklich dorthin gehört: einer alten norwegischen Holzkirche. Diese Kirche stand ursprünglich in einem Vorort von Cardiff, sollte dort aber aufgrund von einem Neubau abgerissen werden. Aber nicht mit der Kirche, in der Roald Dahl getauft wurde! Die Nachkommen Dahls haben kurzerhand die Kirche aufgekauft und in einem Lagerhaus untergebracht (!!!) bis ein neuer, angebrachterer Platz gefunden wurde. Als dann die alten Hafengebäude Stück für Stück abgerissen wurden, hat man sich dazu entschlossen, die Kirche als eine Art Dahl - Gedenkstätte am Hafen neu aufzubauen.
Nach einem weitern Kilometer kommt man zur ""Great Barrage", einem etwa eine Meile langen Damm, durch den das Wasserlevel im Hafenbecken reguliert wird. Denn außerhalb dieses Damms liegt die Bay of Bristol, die auf Grund der Gezeiten doch sehr launisch sein kann. Als ich über den Damm ging war gerade Ebbe, und ich konnte bis zum Horizont nur Watt sehen. Damit der Hafen in dieser Zeit nicht trocken läuft, wird das Wasser des River Taff und des Ely hier aufgestaut. Der Trail verläuft weiter durch den Vorort Penrath, der auf einem Hügel liegend über dem Hafen thront. Weiter geht es über den River Ely zum Olympischen Dorf, das allerdings nicht sehr viel hergibt. Von hier aus kann man sich entscheiden, über den River Taff wieder zurück zum Mermaid Quay zu gehen, oder entlang des Taff wieder in die Stadtmitte zu wandern. Es war schon spät und die Sonne verschwand schon am Horiziont, daher habe ich mich wieder in mein Hostel verzogen, von wo aus ich euch jetzt über meine Taten am heutigen Tage berichte.
Morgen muss ich mich leider schon wieder aus Cardiff verabschieden, aber ich mache das beste aus meinem letzten freien Tag ud fahre raus in die Brecon Beacons, um mich nach zwei Tagen in der großen Stadt mal wieder ein bisschen in hügeliger Natur umzutun, bevor ich dann abends nach Hause zurückkehre(n muss).
Davon erzähle ich aber ein anderes Mal.
Bis dann
Ingo

Und dann noch alles andere. Wein, Bier, Cider, Säfte, Eis und alles, was man sich auf dem Grill überhaupt nur vorstellen kann. Herrlich!
Mein erster Kauf war ein YARG! Cornish Cheese . Woher der Name stammt weiß ich nicht, ich hoffe es ist nicht die lautmalerische Beschreibung des Geräuschs, das man nach dem Verzehr macht. Es ist ein in Brennesselblätter eingehüllter Danach kam ich an einen Stand, der Cheddar in allen Variationen verkauft hat, unter anderem mit Whisky, Cider Chilli, Knoblauch und allen möglichen Früchten. Dort hat man Tüten mit 6 verschiedenen wild zusammengemischten Sorten für 5 Pfund verkauft. Ich habe eine davon ergattert (yummy!) In der nächsten Zeit wird meine Ernährung sehr Käselastig werden.
Nachdem ich mich durch das Käsefestival gefuttert hatte, hatte ich endlich genug Muße, mir den Rest der Burg anzuschauen.
Die Burg ist eigentlich eine Ansammlung von Gebäuden aus den verschiedenen Zeiten der Besiedlung. Der älteste Teil sind die Außenmauern, die z.T. aus der Römerzeit stammen. Bis spät ins 19. Jahrhundert hat man angenommen, dass die Burg aus der Zeit der Normannen stammt. Die Normannen hatten entlang der römischen Grundmauern einen Wall aufgehäuft, der zur besseren Verteidigung diente, und erbauten darauf wiederum eine neue Mauer, so dass die römischen Mauern in Vergessenheit gerieten, und erst 1888 wieder zum Vorschein kamen, als der damalige Lord of Glamorgan, Lord Bute, Grabungen im Wall zwecks eines Tunnels machen ließ. Die zu der Zeit gefundenen römischen Mauern wurden freigelegt und komplett wieder aufgebaut.

Ifor Bach war anscheinend kein Mann, der allzu schnell aufgibt. Das walisische Königreich Morgannwg (das heutige Glamorgan, wo auch Cardiff zugehört), war schon zu großen Teilen an die Normannen gefallen, aber Ifor und seine Gefolgsleute hörten nicht auf, Widerstand zu leisten. Er war der damalige Lord of Senghennydd, einer Gegend, die zwar auch zu Morgannwg gehörte, aber noch nicht unter normannischer Herrschaft stand.
Dass mit ihm nicht zu spaßen war, bewies er im Jahr 1158, als er Morgan ab Owain, Lord of Caerleon, attackierte und umbrachte. Das Husarenstück, für das er heute noch bekannt ist, lieferte er sich aber im selben Jahr.
Der damalige Statthalter von Cardiff Castle war William Earl of Gloucester. Dieser hat Land für sich beansprucht, welches nach walisischem Recht zu Ifor's Gebiet gehörte. Daraufhin hat Ifor, anscheinend von Wachen vollkommen unbemerkt, alleine und (so die Geschichte) mit seinen bloßen Händen die Außenmauer erklommen, sich heimlich über den Innenhof geschlichen und ist dann über die Mauer der Motte gestiegen. Wie er es dann geschafft hat den Earl of Gloucester samt seiner Frau zu kidnappen, aus der Stadt heraus zu bringen und im Wald versteckt zu halten bis der Earl seinen Forderungen, das Land zurückzugeben, nachgekommen war, bleibt mir zwar Schleierhaft, aber er hat es geschafft. Er muss zumindest außerhalb der Mauern Verstärkung dabei gehabt haben.

Bis vor wenigen Jahren war hier ein Industriehafen, der mit dem graduellen Verlust der Kohleindustrie immer mehr vereinsamte und mit Indstrieruinen gespickt war. Dann hat man sich in den 1980er Jahren dazu entschlossen, einen totalen Neuanfang zu wagen. Industrieruinen sind hier nun kaum noch zu sehen. Als Fußgänger kann man dem "Cardiff


Im Gebäude daneben finden Großveranstaltungen anderer Art statt, denn im "Y Senedd" befindet sich das walisische Parlament. Dieses existiert zwar schon seit 1999, allerdings wurde es von London nicht als offizieller Senat anerkannt. Erst im Jahre 2006 wurde dem walisischen Senat mit dem Government of Wales Act politische Bedeutung zugemessen, so dass Wales nun zumindest innenpolitisch eigene Entscheidungen treffen kann. Das ist nach dem Versuch von Owain Glyndwr im Jahre 1400, ein eigenständiges walisisches Parlament aufzustellen, seit über 600 Jahren das erste eigenständig walisische Parlament.
Kehren wir aber nun zum Wasser zurück. Wenn man dem Trail weiter folgt, kommt man nach ein paar Metern zu einem weiteren Gebäude, was scheinbar nicht wirklich dorthin gehört: einer alten norwegischen Holzkirche. Diese Kirche stand ursprünglich in einem Vorort von Cardiff, sollte dort aber aufgrund von einem Neubau abgerissen werden. Aber nicht mit der Kirche, in der Roald Dahl getauft wurde! Die Nachkommen Dahls haben kurzerhand die Kirche aufgekauft und in einem Lagerhaus untergebracht (!!!) bis ein neuer, angebrachterer Platz gefunden wurde. Als dann die alten Hafengebäude Stück für Stück abgerissen wurden, hat man sich dazu entschlossen, die Kirche als eine Art Dahl - Gedenkstätte am Hafen neu aufzubauen.

Morgen muss ich mich leider schon wieder aus Cardiff verabschieden, aber ich mache das beste aus meinem letzten freien Tag ud fahre raus in die Brecon Beacons, um mich nach zwei Tagen in der großen Stadt mal wieder ein bisschen in hügeliger Natur umzutun, bevor ich dann abends nach Hause zurückkehre(n muss).
Davon erzähle ich aber ein anderes Mal.
Bis dann
Ingo
teegernseher82 - 26. Sep, 23:23