Australien

Montag, 13. Juli 2009

In 10 Tagen um Tasmanien

Moin! Zuerst mal muss ich mich fuer die lange Wartezeit entschuldigen, in der es von mir nix neues gab. Da mein Computer aber immer noch nicht einsatzfaehig ist (in ganz Tasmanien scheint es keinen Laden zu geben, der Ladegeraete fuer alte iBooks verkauft; selbst der Apple Store hier in Hobart hat die nicht mehr), kann ich weder schreiben wenn ich auf Tour bin noch Bilder hochladen, da das hier in der Staatsbibliothek nicht erlaubt ist. Internetcafes kosten hier mehr als das doppelte als auf dem Festland.

Nun aber zum wesentlichen. Ich habe mir zusammen mit Christian (den ich hier wieder getroffen habe) ein Auto gemietet, um 10 tage lang die Wunder von Tasmanien zu bestaunen. Wunder sind es wahrlich, denn ich habe noch keine Insel gesehen, in der so viele verschiedene Vegetationszonen so nah beieinander sind. Tasmanien ist ungefaehr so gross wie NRW, und hat doch von schneebedeckten Bergen ueber grosse Regenwaelder bis hin zu weissen Straenden alles zu bieten, was das Herz begehrt.

Unsere Reise fuehrte uns zunaechst zu einem Fleck, der ein eher dunkles Kapitel in der tasmanischen Geschichte darstellt. Urspruenglich war Tasmanien als Strafkolonie gedacht fuer Gefangene aus England und Irland. Diese wurden Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts zu Tausenden nach Australien und Tasmanien ausgesiedelt, weil die hiesigen Gefaengnisse zu klein geworden waren und Australien schoen weit weg war. Als Insel eignete tasmanien sich besonders als Strafkolonie, daher wurden hier weit mehr Gefangene hin verfrachtet.
Die groesste "Gefaengnissiedlung" wurde auf der Tasman Peninsula im Osten des Landes errichtet, heute als Port Arthur Im Laufe der Jahre wurden hier tausende von Gefangenen zur Arbeit in Kohleminen und Fabriken gezwungen.

Das besondere an Port Arthur ist aber etwas anderes. Als ein Ort, an dem den Gefangenen oft unrecht getan wurde und viele Menschen durch Umstaende zu Tode gekommen sind, fuer die sie nicht verantwortlich waren, zaehlt Port Arthur heutzutage zu den Orten auf der Welt, die am meisten von Geistern heimgesucht werden. Seit den 1870er Jahren wollen Bewohner und Besucher immer wieder Geister gesehen haben, mal in der Kirche, mal im ehemaligen Gefaengnis oder im Kinderheim. Davon natuerlich fasziniert haben wir uns dazu entschlossen, eine naechtliche Geistertour durch den Ort zu machen. Unser Tourguide hat uns an den verschiedenen Orten der Geistersichtungen die Geschichten zu den Personen erzaehlt, die dort als Geist erschienen sind. die "Erscheinungen" gab es allerdings nicht nur in Form von Geistern, sondern auch von bestimmten Geruechen. Angeblich haben z.B. ein Besucher an einer Stelle den starken Geruch von Formaldehyd wahrgenommen, waehrend die anderen nichts rochen. Es stellte sich heraus, dass an diesem Ort ca. hundert Jahre vorher Experimente mit formaldehyd gemacht wurden. Wir haben an diesem Abend zwar keinen Geist gesehen oder gerochen, trotzdem war die Fuehrung spannend und gut.

Nach einer Nacht im Auto (Daihatsu Charade, nicht empfehlenswert fuer zum drin schlafen) haben wir uns zur Freycinet Peninsula aufgemacht, einer Halbinsel etwas weiter im Norden der Ostkueste. Auf dieser Halbinsel liegt "Wineglass Bay", eine Bucht, die wie ein Weinglas geformt ist. Ausserdem zeichnet diese sich aus durch kristallklares Wasser, weissen Sandstrand und Regenwald, der bis an den Strand heran reicht. Der Nachteil: Um zu dieser Bucht hin zu kommen, muss man erst einmal einen zweistuendigen Marsch durch Berg und Tal auf sich nehmen. Die Haelfte der Zeit braucht man allerdings nur, um zum Wineglass Bay Lookout hoch oben auf dem Berg zu gelangen, was uns dann auch gereicht hat. Ausser der schoenen Aussicht hatte diese Halbinsel auch viel Wildlife zu bieten, es wimmelte hier nur so von Wallabies, Voegeln und anderen Tieren. Bei einem anderen kleineren Spaziergang in die Bucht von Sleepy Bay bin ich am dortigen Strand fast ueber einen Seehund gestolpert, der dort faulenzend vor einem Stein lag. Ich hab ihn erst gesehen, als ich zwei Meter vor ihm stand, aber er hat sich von uns auch in keinster Weise aus der Ruhe bringen lassen.

Der folgende Tag brachte eine willkommene Abwechslung: Etwas weiter inlands nordwestlich von der Freycinet Peninsula liegt der Evercreech Forest Reserve Park, ein Stueck Regenwald, in dem man gemuetlich auf sich eng windenden Pfaden die Natur geniessen kann. Dort fuehrte zwar eine Teerstrasse hin, aber das haette einen Umweg von 50 km bedeutet, also haben wir unseren Daihatsu ueber unbefestigte Strassen durch die Berge gejagt, was uns einen Mordsspass bereitet hat und die Leute von unserer Autovermietung in den Wahnsinn getrieben haette. Im Winter ist Tasmanien kein sehr beliebtes Reiseziel, und so waren wir auch die einzigen, die an diesem Tag zu dieser Zeit die Wunder des Regenwaldes erkunden wollten. Wir hatten (wie die Tage zuvor auch schon) Glueck mit dem Wetter, und so konnten wir ungestoert durch den Regenwald wandern. Und es gab eine ganze Menge zu entdecken, von exotischen Pflanzen (ich weiss jetzt wie Myrrhe aussieht) ueber eine ganze Menge Tiere, die sich im Dickicht versteckten. Der Weg ging entlang eines groesseren Baches hin zu einem stattlichen Wasserfall. Da es in den Wochen zuvor viel geregnet bzw. in den hoeheren Regionen geschneit hatte, fuehrte der Bach viel Wasser, was uns auf dem Rueckweg zum Carpark ein kleines Problem bereitete. Auf dem Hinweg gab es zur Ueberquerung des Baches eine Bruecke. Auf dem Rueckweg jedoch hatte man sich eine einfachere Loesung einfallen lassen: Man hatte an einer Stelle, an der relativ viele Steine waren, einfach eine Leine gespannt. Das Problem war nur, dass die meisten Steine unter Wasser waren, und der Bach war an dieser Stelle etwa 7-8 Meter breit. Also hiess es entweder Seiltaenzer spielen oder baden gehen. Ich entschied mich fuer letzteres und versuchte, von Stein zu Stein zu huepfen, was mir allerdings schon im Ansatz misslang. Danach ist mir eingefallen, dass ich ja zumindest meine Schuhe haette ausziehen koennen. Naja. Auf dem Rueckweg zur Ostkueste hatten wir dann unsere erste Begegnung mit wild lebenden Wombats, die unsere Strasse kreuzten. Leider waren diese beiden Exemplare eher scheu und liefen weg, als wir sie filmen wollten. Nachdem wir die letzte Nacht im Hostel geschlafen hatten, musste heute wieder das auto herhalten. Um Kosten zu sparen hatten wir uns entschlossen, Hostel und Auto als Uebernachtungsstaette immer abzuwechseln.

St. Helens an der Ostkueste als Uebernachtungsstaette zu waehlen war ein guter Zug, denn von da aus konnte man sowohl die "Bay of fires" als auch die "Peron Dunes" besichtigen und es am gleichen Tag noch nach Launceston, der zweitgroessten Stadt Tasmaniens, schaffen. Wenn man im Auto schlaeft, wird man automatisch beim ersten Sonnenstrahl wach, was in diesem Fall nur von Vorteil ist. So haben wir uns die nahe gelegenen Duenen beim Sonnenaufgang anschauen koennen (was allerdings den Umstand nicht aenderte, dass wir davon etwas enttaeuscht waren, da die Bilder, die wir von denen gesehen hatten, wesentlich spektakulaerer aussahen). Die Bay of fires hingegen sah ziemlich fantastisch aus. Die Felsen an dieser Kueste enthalten allesamt Eisen. Und was passiert mit Eisen, das mit Sauerstoff in Verbindung kommt? Richtig, es rostet. Die gesamte Bay of fires bestand aus rostroten Felsen und Gesteinsbrocken, die einfach Klasse aussahen. Das hoert sich jetzt vielleicht langweilig an, aber wenn ihr die Bilder seht werdet ihr eines besseren belehrt.

Fuer den Weg inlands nach Launceston haben wir uns wieder fuer die "Road Less TRavelled" entschieden, denn der Highway brachte uns nicht dorthin, wo wir hin wollten. Also verliessen wir bei Pyengana (auch als "Pjoengjang" bekannt, ich konnte mir den Namen einfach nciht merken...) den Highway und setzten unsere Raeder wieder auf eine unbefestigte Strasse, die uns aber zu zwei Naturschauspielen brachte, die (fast) einzigartig waren. Zum ersten gab es hier die St. Columba Falls, angeblich mit 91 Metern die hoechsten Wasserfaelle in Tasmanien. Ob das stimmt oder nicht, auf jeden Fall waren sie gewaltig und sahen fantastisch aus, vor allem, da sie mitten im Regenwald waren. Von dort aus fuehrte eine noch schlechter erhaltene Strasse einen steilen Berg rauf bis zur oberen Kante der Ralph Falls. Diese waren deshalb so atemberaubend, weil diese Wasserfaelle an einer geraden Wand ca. 80 Meter in die Tiefe stuerzten, und man von dem dortigen "Lookout" einen Ausblick auf halb Tasmanien hatte. Ausserdem ging es von der Kante des Lookouts ebenfalls 80 m gerade in die Tiefe. Der Weg von dort aus fuehrte uns ueber mehrere Kilometer gravel road wieder bergab, bis wir ungefaehr eine Stunde spaeter wieder Teer unter unseren Reifen hatten und die Fahrt mit hoeherer Geschwindigkeit in Richtung Launceston fortsetzen konnten.

Den Nachmittag haben wir in Launceston damit verbracht, die "Cataract Gorge" rauf- und wieder runter zu wandern, eine Schlucht, die direkt am Rande der City anfaengt und sich mehrere Kilometer entlang des oertlichen Flusses erstreckt. Ein paar Kilometer Flussaufwaerts kann man sich dann entscheiden, ob man die Schlucht mit hlfe eines Sessellifts (dem laengsten einspannigen Sessellifts der Welt) oder einer Schwingbruecke die Schlucht ueberqueren moechte. Auf der anderen Seite der Schlucht gab es ein Restaurant, welches uns nicht durch die Auswahl an Speisen beeindruckte, sondern die Abzahl der Pfauen und Possums, die frei auf dem Anwesen ihr Unwesen trieben. Ich kann nur immer wieder betonen, wie unheimlich niedlich Possums sind. Der Abend wurde noch dazu genutzt, im Kino "Transformers 2" anzuschauen. Der Film ist zwar ganz in Ordnung, aber wenn man ihn nicht sieht hat man nichts verpasst. Im Hostel in Launceston gab es dann noch eine weitere Sehenswuerdigkeit: Die dickste Katze der Welt.

Am naechsten Tag ging es von Launceston ueber Devonport an der Nordkueste, nach Stanley, einem verschlafenen kleinen Fischernest. Devonport ist das erste was man von Tasmanien sieht, wenn man sich entschliesst, diese Insel per Faehre zu erreichen. Die "Spirit of Tasmania" bedient die einzige Faehrverbindung zum Festland. Spontan habe ich mich dazu entschlossen, meine Rueckreise nach Melbourne auf diesem Schiff zu buchen. Es war nicht viel teuerer als das Flugzeug und es ist mal wieder eine Abwechslung zum ewigen fliegen (ganz davon zu schweigen dass es umweltfreundlicher ist).
Stanley ist ein kleiner Ort, der an sich nicht viel zu bieten haette, waere da nicht die Nuss."The Nut" ist ein Berg bzw. Monolith, der eine nicht geringe Aehnlichkeit von der Form her mit dem Uluru aufweist. Er ist zwar nicht so gross wie der rote Bruder, aber er zeichnet sich durch seine geographische Lage aus: Er liegt auf einer Halbinsel im Meer, die nicht groesser ist als der Berg selber und die nur durch einen sehr schmalen Isthmus mit einer anderen Halbinsel verbunden ist. Es gibt zwei Wege, auf die Spitze des Berges zu gelangen, zum einen per Sessellift, zum anderen ueber einen sehr steilen Fussweg. Wir hatten die Nacht im Auto am Fusse des Berges hinter uns gebracht, und kamen so in den Genuss, die aufgehende Sonne von der Spietze des Berges zu betrachten. Da der Sessellift allerdings noch nicht in Betrieb war, mussten wir den mit Muskelkatergarantie ausgestatteten Weg per Fuss auf uns nehmen. Aber es hat sich gelohnt!

Noch am selben Tag ging es dann in Richtung des Herzen von Tasmanien, dem atemberaubend schoenen "Cradle Mountain Lake St. Clair National Park". Vom cradle Mountain im Norden des Parks bis zum Lake St. Clair im Sueden sind es 80 km, die nicht per Auto oder Fahrrad, sondern nur per pedes zu bewaeltigen sind, denn hier erstreckt sich der bekannteste Mehrtages-Wanderweg von Australien, der "Overland Track". Vom Fusse des Cradle Mountain geht es an der Westflanke dieses gewaltigen Berges entlang bis ins Waterfall Valley, wo die erste Huette steht, in der man uebernachten kann. Um den ganzen TRack zu laufen, braucht man 5 - 7 Tage, wenn nichts dazwischen kommt. Im Sommer ist dieser Weg ein beliebtes Ziel fuer fortgeschrittene Wanderer, im Winter allerdings trauen sich nur wenige, diesen Weg zu laufen, da die Bedingungen sehr widrig sind. Wir hatten uns in den Kopf gesetzt, den ersten Teil bis zur Waterfall Valley Huette zu laufen und dann wieder umzukehren. Allerdings haben uns da verschiedene Faktoren einen Strich durch die Rechnung gemacht

1. Wir haben verschlafen. Der Wecker stand auf 7 Uhr, um 8.30 Uhr waren wir dann wach. Der Weg vom Anfang des Tracks bis zur Waterfall Valley Huette dauert mindestens 6 Stunden fuer erfahrene Wanderer. Im Winter ist die Zeit knapp bemessen, und wenn man in eisigen Hoehen wandert, sollte man dies nicht im dunkeln tun, weil da ein Fehltritt fatale Folgen haben koennte

2. Wir waren nicht auf diese Masse Schnee vorbereitet, die uns an der Westflanke des Cradle Mountain erwartete. Bis zu den Hueften!

Trotzdem haben wir uns noch auf den Weg gemacht, da wir uns die Aussicht auf die schneebedeckten Berge und die Bergseen rundherum doch nicht entgehen lassen wollten. Wir hatten es bereits bis zum hoechsten Punkt der ersten Etappe geschafft (Marions Lookout auf 1220 Metern), als wir einsehen mussten, dass der Schnee zu tief und die Zeit zu knapp werden wuerde, noch bis zur Huette zu kommen. Trotzdem hatte es sich gelohnt, da die Aussicht von Marions Lookout auf den Cradle Mountain und die umgebenden Berge grandios war.

Teil 2 der Geschichte folgt bald!

Ingo

Montag, 29. Juni 2009

...

Moin!

Gute und schlechte Neuigkeiten. Die schlechte zuerst: Mein Computer ist momentan in einem unbenutzbaren Zustand, da mein Ladekabel kaputt gegangen ist. Ich kann also erst wieder einen laengeren Bericht posten, wenn ich ein neues Kabel hab.

Die gute Nachricht ist, dass ich im Vorhinein meine besten Fotos von den Expeditionen der letzten Wochen auf meinem USB Stick gespeichert hab, und ihr jetzt Zugang habt zu neuen Fotos von meiner Tour von Alice nach Adelaide, Barossa Valley und Kangaroo Island. Viel Spass

Ingo

P.S. Bilder von Kangaroo Island gibts doch erst beim naechsten mal. Keine Zeit mehr!

Sonntag, 21. Juni 2009

Wasted in Barossa

Kaum erholt von der Tour von Alice Springs nach Adelaide bin ich zusammen mit Christian und Eike mit derselben Tour Company nach Barossa Valley gefahren, um mir dort ein paar Wineries und vor allem deren Inhalt „reinzuziehen“.

Wie bei jeder Tour ging es morgens zu einer unmenschlichen Zeit los. Diesmal wurde uns aber Gnade gewährt und wir sind erst um 7 Uhr vom Hostel abgeholt worden. Die Gruppe war wieder einmal recht klein, und erfreulicherweise waren diesmal nur junge Leute an Bord.

Die Fahrt ins Barossa Valley hat fast schon Heimweh in mir geweckt. Die Gegend dort sieht aus wie der Schwarzwald bzw. andere deutsche Mittelgebirge, in denen Wein wächst. Ausser ein paar Eukalyptusbäumen und Palmen (die dort aber nicht natürlich wachsen) war wirklich alles wie in Schland.

Unsere erste Station war das größte Schaukelpferd der Welt. Dieses Hottehü ragt etwa 100 m in die Höhe, und gegen einen Obolus von 2 Dollar darf man darauf steigen. Nur Steph (eine Holländerin, von der später noch mehr zu lesen sein wird) und ich haben uns darauf gewagt, alle anderen haben den Schwanz eingezogen und die Zeit dafür genutzt, sich einen Kaffee und ein Sandwich einzuverleiben. Letzteres habe ich mir auf die Schnelle auch noch geholt, um für den Besuch beim ersten Winzer etwas im Magen zu haben. Als erstes ging es zum Jacobs Creek Visitor Center. Jacobs Creek ist eine der bekannteren Marken in Australien und wird in die ganze Welt exportiert. Dort gab es die ersten sechs Weine zum probieren und eine kleine Tour durch das Visitor Center.
Bei der Weinprobe hat Eike sich als Biertrinker geoutet, wenn auch unfreiwillig. Während alle anderen der Prozedur einer Weinverkostung folgten (riechen, schwenken, noch mal riechen, nippen, den Wein auf der Zunge tanzen lassen bevor man den Abgang mit einem genießenden Schlucken vorbereitet und das wohlige schaudern und nachschmecken des Abgangs, nachdem der Wein seinen Weg durch die Speiseröhre gefunden hat), nahm er das Glas, kippte es auf Ex und verlangte nach mehr. Der verstörte Blick unserer jungen Weinchefin verriet deutlich, dass sie sich nicht ganz sicher war, ob sie sich nun Mensch oder Tier gegenübersah.

Den Namen des zweiten Winzers habe ich schon wieder vergessen, aber ich glaube es war Peter Lehmann. Der Name sagt übrigens einiges über die Geschichte von Barossa Valley aus.

Als Australien noch aus 7 verschiedenen, voneinander unabhängigen Kolonien bestand, hat man in South Australia sich dagegen entschieden, wie die anderen Kolonien Strafgefangene aus England und Irland zur Ansiedlung zu übernehmen. Stattdessen hat man schon sehr früh nach der Gründung die Glaubens- und Religionsfreiheit ausgerufen. Dieser Ruf blieb nicht ungehört, und so machten sich aus ganz Europa Menschen auf nach Australien, um dort ungestört ihrem Glauben nachgehen zu können. Darunter waren auch viele Deutsche aus Ostpreußen und Schlesien. Diese deutschen Auswanderer gehörten zu einer kleinen lutheranischen Glaubensgemeinschaft, die Mitte des 19. Jahrhunderts in ihrem Gebiet immer mehr unter Druck von der katholischen Kirche geraten ist. So haben ein paar hundert Leute beschlossen, nach South Australia auszuwandern, um dort ihren Glauben frei ausleben zu können. Auf dem Weg dorthin hat man unter anderem auch ein paar Rebstöcke aufgegabelt, in der Hoffnung, diese dort anpflanzen und damit Geld verdienen zu können. Nach einer beschwerlichen und langen Überfahrt an der afrikanischen Küste und dem Kap der guten Hoffnung vorbei ist man bei Kangaroo Island in der Nähe von Adelaide an Land gegangen. Erste Versuche, dort Wein anzubauen verliefen erfolgreich, und so machte man sich später in Richtung Festland auf, um dort geeignetes Land zu finden, um dort den Weinanbau zu kultivieren. Etwa 20 km nördlich vom heutigen Adelaide stieß man dann auf Land, welches verheißungsvoll fruchtbar aussah: Barossa Valley.
Noch heute sind hier über 60 Winzer zu Hause, und fast alle haben einen deutschen Namen. Weiter südöstlich von Barossa Valley, in dem kleinen Städtchen Hahndorf, wird der deutsche Einfluss aufrecht erhalten. Dort bekommt man in fast jedem Geschäft Kuckucksuhren, Bierkrüge von deutschen Biermarken und ähnliches. Die Restaurants sind allesamt in bayrischem Stil gehalten, und aus den Lautsprechern plätschern deutsche Trinklieder. Als Krönung steht mitten im Dorf ein Schild aus Holzbalken mit der Aufschrift „Hahndorf – Unser Dorf soll schöner werden“ mit dem Niedersachsenwappen drauf.

Aber zurück zur Weinprobe. Bei Peter Lehmann gab es zu meinem Missfallen zur Hälfte Ports und Sherries, die ekelhaft süß waren. Schnell weiter nach Richmond Grove.

Dort hatten wir eine Führung von einer durchgeknallten Amerikanerin, Essy. Sie war, wie man so schön sagt, ein echtes Original, da sie mit ihrer verrückten Art zu erzählen wirklich jeden zum lachen gebracht hat. Sie war auch die einzige, die für unsere Kameras mit den Weinen posieren wollte. Wie, das seht am besten selbst...

Nach drei Winzern war es angebracht, mal wieder was in den Magen zu bekommen, also ging es zum lunch in einen typischen „Landgasthof“. Wir konnten wählen zwischen Chicken Schnitzel, Känguruh-Steak, Fish of the day („Perch“, was auch immer das ist) und Pasta. Ich hab mich für den Fisch entschieden, und es war eine sehr gute Wahl, wenn auch ein bisschen wenig. Aber da das Essen im Tourpreis zu 79 Dollar (etwa 50 Euro) mit drin war, will ich nicht meckern.

Der letzte Winzer trug den abstrusen Namen Seppeltsfield. Von den Weinen her war dies das absolute Negativhighlight, da 80 % der Weine Port oder Sherry waren, aber zu diesem Zeitpunkt war das eigentlich schon egal, weil wir alle schon gut einen sitzen hatten und alles alkoholhaltige genommen haben dessen wir habhaft werden konnten. Steph (oder auch einfach nur „Dutchy“) ist auch Sozialarbeiterin, daher empfanden wir es als unsere Pflicht, dieser Truppe von Alkoholikern unsere professionelle Hilfe anzubieten. Zum Glück nahm dieses Angebot niemand an.,

Abends gegen 5 waren wir dann wieder im heimischen Adelaide, alle ein bisschen beschickert aber Glücklich. Steph hatte im laufe der Tour angedeutet, dass sie mit derselben Company eine 2-Tages-Tour nach Kangaroo Island gebucht hat. Da ich das auch machen wollte, haben wir uns für die Tour am Mittwoch verabredet. Das ist allerdings eine andere Geschichte.

Going underground Teil 2 oder "Ich bin ein Tennisball"

Nach dem Abendessen war dann Party angesagt. Naja, was man so in Coober Pedy, einem verschlafenen Nest im Outback so unter Party versteht. Wir machten uns auf den Weg in einen der wenigen Pubs in Coober. Da angekommen, mussten wir leider feststellen, dass dort absolut gar nichts los war. Keine Leute, keine Musik und das Bier war teuer. Nach ein paar Partien Foosball (bei uns besser als Tischfussball bekannt) und Pool haben wir uns dann langsam aber sicher wieder auf den Rückweg gemacht. An unserem Schlafgemach war inzwischen auch die andere Gruppe, die die Tour in umgekehrter Reihenfolge gemacht hat, angekommen und schon heftig am Trinkspiele spielen. Das versprach noch interessant zu werden, also gesellte ich mich dazu. Der Tourguide ließ es sich nicht nehmen, an uns seine Deutschkenntnisse auszuprobieren. Diese beschränkten sich auf drei Sätze: „Das ist Scheiße!“, „Ich bin ein Tennisball“ und „Gute Nacht mein Schmetterling!“ Diese hat er dafür aber fleißig praktiziert. Der Abend ist dann doch noch ganz lustig geworden.

Der nächste Tag begann so grässlich, dass es gar nicht schlimmer geht. Um 5 Uhr morgens lief Shane, unser Tourguide mit Topf und Kelle umher und sang uns aus unserem wohlverdienten Schönheitsschlaf. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es dann weiter in Richtung Adelaide. Der Rest der Reise verlief Ereignislos, immerhin hatten wir noch glatt 700 km vor uns und von daher wenig Zeit, etwas anzuschauen (mal ganz abgesehen davon, dass es auf dem Weg ausser ein paar ausgetrockneten Salzseen nichts anzuschauen gab).Letzten Ende gab es dann aber noch etwas positives zu berichten: Fast alle, die auf der Tour dabei waren, stiegen in Adelaide im Cannon Street Backpackers ab. Da wir noch einiges an Essen von der Tour übrig hatten, gab Shane uns zwei große Kisten mit Fleisch, Käse, Obst und Gemüse mit, da wir die nicht aufgebraucht hatten. Die Verpflegung für die nächsten Tage war auf jeden Fall erst mal sichergestellt.

Mittwoch, 17. Juni 2009

Die Ulurutour

Erst kommt die Arbeit, dann das Vergnügen. Dieser Maxime streng folgend habe ich mich in dieser Woche genuesslich zuruecklehnen koennen, da ich nach dreimonatiger Schaffenszeit in Alice Springs meine Meriten verdient und ein weiterreisen möglich gemacht hatte. Obwohl ich liebend gerne so frueh wie moeglich aus Alice springs abgehauen waere, habe ich den Abschied aus Alice noch um eine Woche verschieben muessen, da ich das wichtigste noch nicht gesehen hatte: Den grossen Stein, das Wahrzeichen der Aborigines Zentralaustraliens, oder einfach nur „The Rock“: den Uluru, un(reise)gebildeten Nichtaustraliern meist immer noch bekannt unter seinem kolonialistischen Namen Ayers Rock.

So haben Christian und ich eine Dreitaegige Tour gebucht, die uns an drei Tagen zu drei verschiedenen landschaftlich bedeutenden Sehenswürdigkeiten bringen würde: den Kings Canyon, die Kata Tjutas und den Uluru. Die lautsprachliche Betonung beim letzten liegt uebrigens auf der letzten Silbe, da dieser Name aus der Sprache der Anangu-Aborigines entnommen wurde, die seit 1985 wieder die rechtmaessigen Eigentümer des Landes und des Berges sind.

Montags morgens um 6.30 Uhr ist normalerweise keine Zeit, in der man mich mit der Erwartung ansprechen sollte, mehr als undefinierte Grunzlaute als Antwort zu bekommen. Die Umstände an diesem Tag erzwangen es aber, dass wir um diese Zeit schon schlotternd und frierend (ja es wird kalt im Winter!) mit gepackten Sachen vor unserer Herberge standen und auf den Tourbus warteten. Gottseidank war die Verspätung nur minimal, und wir konnten nach ein oder zwei anderen Stopps aufbrechen auf unsere 450 km lange Fahrt zum Kings Canyon.
Von der Gruppe hat man auf dem ersten Teil der Fahrt nicht viel mitbekommen, da alle gepennt haben. Kein Wunder, wenn man mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen wird. Die Gruppe bestand aus 5 Deutschen, 4 Australiern, 3 Franzosen, 2 Holländern, 1 Israelin, 1 Schottin, 1 Brite, 1 Däne und 1 Schweizer. Die deutschen waren mit Ausnahme von Christian und mir alle zwischen Schule und Uni, was für deutsche Backpacker typisch ist. Die 4 Australier (2 Pärchen) waren schon älteren Semesters (tw. Ende 50). Ein französisches Pärchen war noch dabei, die sich aber total von der Gruppe abgesondert und ihr eigenes Ding gemacht haben. Der Brite und die Schottin waren auch schon nicht mehr die jüngsten, so dass unsere Gruppe ein aussergewoehnlich hohes Durchschnittsalter bekommen hat.

Die erste Station war Kings Canyon, ein großes Felsmassiv, welches über eine Strecke von mehreren Kilometern in einem 90 (oder mehr) Grad winkel mehrere 100 Meter in die Tiefe abfällt. Entstanden ist er durch ein Erdbeben vor 200 Millionen Jahren, in der Nähe, wo das heutige Alice Springs liegt. Im übrigen ist der Grand Canyon in den USA im Gegensatz zu diesem gar kein Canyon, sondern eine Gorge, also eine Schlucht. Ein Canyon ist nur ein Canyon, wenn das Felsmassiv an einer Seite steil nach unten geht.

Leider waren zu dem Zeitpunkt als wir da waren noch ca. 10 andere Touren da, so dass es dort ziemlich voll geworden ist. Gen Abend sind wir dann zu unserem Campground gefahren, einer Feuerstelle mitten in der Pampa. Vorher hatten wir noch gut Feuerholz gesammelt. Nachdem wir das Lagerfeuer in Gang gebracht hatten, gab es erst mal Abendessen: Känguruh Chilli con carne mit Reis, Kartoffeln und Salat. Dann haben wir noch lange ums Lagerfeuer herum gesessen, bevor wir in unsere Swags gekrochen sind. Swags sind Leinenschlafsäcke mit eingebauter dicker Isomatte. Darin konnte man wiederum seinen eigenen Schlafsack legen, und wenn man sich dann noch alle Winterklamotten, deren man habhaft werden kann, anzieht, dann ist es auch einigermaßen warm gewesen. Trotzdem habe ich mir für den Notfall eine kleine Flasche Whiskey eingepackt. Geschlafen hab ich in der ersten Nacht nicht wirklich gut.

Der nächste Tag begann schrecklich. Um 5.30 Uhr (!!) Wurden wir lauthals geweckt und dazu getrieben, das Camp zu räumen und zu frühstücken. Schließlich hatten wir wieder mal eine lange Fahrt von mehreren 100 km vor uns, bevor wir an unserem Tagesziel, den Olgas bzw. den Kata Tjutas ankamen. Das erste was einem bei der Anfahrt auf die Kata Tjutas auffällt ist das Gesicht von Homer Simpson, wie es auf dem Boden liegend gen Himmel starrt. In wirklichkeit besteht dieses „Gesicht“ aber aus mehreren Hügeln, die so angeordnet sind, dass sie von der Seite, von der die Strasse kommt, so aussehen wie Homer. Wie als ob das beabsichtigt gewesen wäre. Die Kata Tjutas sind eine Anhäufung von Kuppelartigen, ca. 350 meter hohen Hügeln, zwischen denen man gut herumwandern kann. Da aber diese Hügel genau wie der Uluru für die Aborigines ein Heiligtum ist, ist die Besteigung ein absolutes No-go. Ganz davon abgesehen wäre das auch nur ein Job für Extremkletterer, da alle Wände von den Hügeln glatt sind und extrem wenig Halt bieten. Trotzdem haben wir einen kleinen Spaziergang von 7 km gemacht und dabei wunderbarste Natur gesehen.

Nach einem ausgiebigen Lunch sind wir dann weiter zum diesmal nahe gelegenen Uluru gefahren, um dann dort einen kleinen Spaziergang zu machen und den Berg während des Sonnenuntergangs zu beobachten. Bei dem Spaziergang am Uluru ist mir zum ersten Mal aufgefallen, wie grün es um den Berg herum eigentlich ist. Der Grund ist offensichtlich: Nach Regenfällen fließen fast überall kleine Wasserfälle runter, so dass es rund um den Berg richtig feucht ist.

An dem Sunset Viewing Point angekommen waren nur wenige Gruppen dort, so dass wir uns einen guten Platz sichern konnten. Aber nach und nach kam Reisebus nach Reisebus an, und am Ende standen dort ca. 15 Busse, und es waren 100e von Leuten da, um sich den Sonnenuntergang anzuschauen. Wir hatten vorher noch unsere Biervorräte aufgefüllt, so dass einem genussvollen Untergang nichts im Wege stand. Alle anderen Gruppen hatten die Nobelvariante mit eigenem Tisch und Wein bzw. Champgner gewählt, was für uns sehr zum Vorteil war, aber dazu später.

Der Untergang war fantastisch. Obwohl Dominik, einer der anderen Deutschen, in einem gestellten Foto versucht hatte, den Uluru aufzuessen, blieb dieser standhaft und wechselte wie nach Fahrplan die Farbe von gelblich über Orange, hellrot, dunkelrot, lila-blau bis hin zu grau die Farbe.

Nachdem der Sonnenuntergang abgeschlossen war, verließen alle anderen Gruppen fluchtartig die Szenerie. Das hieß, die Tische mit dem Wein wurden mitsamt den Bediensteten stehen gelassen. Diese wollten natuerlich ihren Wein und ihr Essen loswerden und verteilten dies an uns arme Backpacker. So muss das sein!

Abends haben wir im Ayers Rock Resort Campground übernachtet. Wieder am Lagerfeuer, wieder in Swags, aber diese Nacht war wesentlich wärmer. Das eigentlich Highlight kam aber erst später: Kurz nachdem die meisten schlafen gegangen waren, hörte ich es auf einmal im Gebüsch rascheln, und plötzlich kam, 10 meter von uns entfernt, ein Dingo die Böschung runter und lief in Richtung Campingplatz, etwa 5 m an unserem Campground entfernt vorbei. Ich hatte vorher schon mal einen Dingo aus dem Auto heraus gesehen, aber noch nie so nah und so deutlich. Die Schuhe hatten wir übrigens alle unter unserem Swag versteckt, denn Dingos lieben Schuhe.

Die Nacht war außerordentlich kurz, denn am nächsten Morgen wurden wir schon um 5 (!!!) aus den Federn gescheucht. Diesmal ging es direkt ohne Frühstück zum Sunrise Viewing Point am Uluru, wo wir letzteres dann nachgeholt haben. Der Sonnenaufgang war mindestens genau so toll wie der Untergang, mit umgekehrter Farb-Reihenfolge.

Danach hatten wir die Option, entweder den Uluru zu besteigen oder den 9 km Walk darum herum zu machen. Trotz Aufklärung und deutlicher Missfallensäußerung seitens unseres Tourguides Jason haben sich ein paar doch dazu entschieden, den Berg zu besteigen, was aus meiner Sicht ein absolutes No-go ist. Unser Guide hat gemeint, das wäre das selbe, als würde man mit Schuhen und Shorts in einen islamischen Tempel gehen. Die Spitze des Uluru ist ein Ort, der in der Aboriginal-Kultur nur von Aboriginal-Männern betreten werden, die den Initiationsritus vollziehen oder schon vollzogen haben.

Eigentlich gehört der Uluru den Anangu Aboriginals, da die Regierung ihnen das Land Mitte der 80er Jahre zurück gegeben hat. Ursprünglich hatte es von regierungsseite damals geheißen, dass die Anangu alle Rechte über das Land bekommen würden, und zwar uneingeschränkt. Über ein Jahr lang hat dann die Regierung über der Ausarbeitung eines Vertrages gearbeitet, und in dieser Zeit hat sich herauskristallisiert, dass die Eigeninteressen der Regierung am Uluru viel zu groß und damit die Einbußen im Tourismus riesig gewesen wären. So hat man lange versucht, einen Vertrag auszuarbeiten, der einem eigene Optionen offen ließ. Am Ende kam dann dabei heraus, dass man den Anangu das Angebot gemacht hat, ihnen das Land zurück zu geben, allerdings mit drei Bedingungen: 1. Der Weg auf den Gipfel muss weiter für Touristen offen bleiben, und 2. die Regierung darf Teerstraßen durch das Gebiet der Anangu bis zum Uluru bauen, und 3. die Anangu mussten das Land für weitere 99 Jahre an die Regierung verpachten. Wenn diese Bedingungen nicht erfüllt werden könnten, würde das Land nicht zurück gegeben. So hat man die Anangu mehr oder weniger dazu gezwungen, dem zuzustimmen, obwohl es gegen ihre eigene Gesinnung war.

Es ist eine Sache von Respekt gegenüber anderen Kulturen nicht auf diesen Berg zu steigen. Sogar unser Tourguide, der diese Tour zweimal pro Woche macht, hat gemeint, er sei noch nie auf den Berg gestiegen und wird das auch niemals tun. Auf der anderen Seite ist der Aufstieg saugefährlich. 36 Menschen sind dabei in den letzten drei Jahren schon ums Leben gekommen oder an den Nachwirkungen gestorben (bspw. Herzinfarkt). Der Aufstieg ist extrem Steil, komplett ohne Schatten und man hat nur ein Seil, an dem man sich festhalten kann. Da fiel mir die Wahl, um den Berg herum zu gehen, nicht schwer.

8 km lang war der Weg um den Uluru herum, und kein bisschen langweilig, weil auf jeder der drei Seiten des Uluru eine andere Vegetation wächst. In der Ferne haben wir ein ganzes Rudel Dingos heulen gehört, und der Uluru sah von nahem noch viel fantastischer aus als in der Totalen.

Um ca. halb elf hiess es dann Abschied nehmen vom großen Stein und wieder zurück in Richtung Alice. Aber eine letzte Attraktion blieb noch. So ca. 100 km vor Alice haben wir an einer Kamelfarm gehalten, bei der wir für einen kleinen Obolus von 5 Dollar die Möglichkeit hatten, für ein paar Minuten auf einem Kamel zu reiten. Das war extrem lustig, vor allem als das Kamel aufgestanden ist und sich wieder hingesetzt hat. Erst ging es ein paar 100 Meter in langsamem Trott dahin, bevor es dann im Trab wieder zurück lief. Da ich noch nie vorher in irgendeinem Sattel gesessen bin, war das eine lustige Erfahrung.

Am späten Nachmittag waren wir dann zurück. Es war gerade noch Zeit für eine Dusche und ein kleines Schläfchen, bevor wir uns dann im Toddys zum gemeinsamen Dinner wieder getroffen haben. Später ging es dann auch mit den Jüngeren Crewmitgliedern in den Pub, wo der Abend noch feuchtfröhlich ausgeklungen ist. Insgesamt war es eine geile Tour, bei der sich jeder Cent gelohnt hat.

Mittwoch, 20. Mai 2009

Das fliegende Klassenzimmer II. Teil

Heute stand ein Besuch bei der „Alice Springs School of the Air“ an, einer der interessanteren Schulen auf dieser Welt, da das Klassenzimmer mehrere Millionen Quadratkilometer umfasst.

Als der Flying Doctor Service immer mehr beliebtheit erfuhr und die meisten Einwohner auf den abgelegenen Farmen technisch aufgerüstet und sich ein 2-Way-Radio zugelegt hatten, entstand hier in Alice Springs die idee, dass man diese technischen Voraussetzungen ja auch auf andere Weise nutzen könnte, nämlich, um die Kinder schulisch zu unterrichten. Sonst hätten die Kinder schon ab dem frühesten Kindesalter in ein Internat teilweise 600 km weit weg gehen müssen. Deswegen wurde vor 57 Jahren die ASSOA (Alice Springs School of the Air) gegründet. Inzwischen gibt es die Schule nicht nur in Alice Springs, sondern auch in den meisten anderen größeren Städten.

Trotzdem umfasst das Einzugsgebiet der ASSOA im Durchmesser etwa 1200 km (wer mir aus dieser Information heraus jetzt die Quadratkilometerzahl berechnen kann kriegt ein Eis wenn ich wieder da bin).

Das „Klassenzimmer“, also der Raum, in dem der Lehrer sitzt kann man sich vorstellen wie bei der Tagesschau bevor das Hintergrundbild dazuanimiert wird. Das Pult ist riesig und alles ist blau. Auch die ASSOA ist im Internet-Zeitalter angekommen, und die Übertragung der Schulstunden wird nicht mehr über das Funkgerät gemacht wie noch bis 2005, sondern nur noch per Webcam. Dass die Einwohner auf den Farmen mit dem dafür nötigen Zubehör ausgestattet werden, dafür sorgt der Staat. 15.000 Dollar werden pro Schulkind für technische Geräte wie Fax, Scanner, Computer, Webcam aber auch für Bücher und andere Unterrichtsmaterialien usw. ausgegeben. Der Schulraum selbst war auch gespickt mit Webcams. Eine natürlich für den Lehrer, eine andere hing an der Decke und war auf das Pult gerichtet. Diese war dafür da, dass der Lehrer dort das Buch hinlegen kann, damit die Kinder aus diesem Buch vorlesen können.

In der School of the Air werden verschiedene Altersklassen unterrichtet, von Vorschülern bis 4. klasse-Alter. Es gibt aber nur ein Klassenzimmer, daher kann jede Klasse nur etwa eine Stunde pro Tag Unterricht am Computer haben. Da das natürlich viel zu wenig ist, hat jede Familie einen Home Tutor (meistens die Mutter des Kindes), der in Absprache mit dem Lehrer den restlichen Unterricht mit den zur Verfügung gestellten Materialien leistet. Diese Materialien und die Arbeiten des Kindes werden dann wöchentlich an die School of the Air geschickt und dann dort ausgewertet.

Eine Webcam ist auch im Zuschauerraum, so dass die Kinder auch sehen können, wer ihnen denn gerade bei der Schulstunde zuschaut. Der zuständige Lehrer hatte daran wohl gefallen gefunden und hat immer, wenn ein Kind etwas richtig gemacht hatte, in den Zuschauerraum geschaltet und uns gebeten, Jury zu spielen und Punkte dafür zu verteilen. Da wir zwar per Webcam sichtbar aber nicht hörbar waren, ging das aber nur mit Handzeichen. Wir haben natürlich immer 10 Punkte gegeben.

Laut Eigenwerbung ist die Schulbildung, die dort vermittelt wird, genau so gut wie auf jeder anderen Schule auch. Ich kann zumindest sagen, dass bei der ASSOA alles menschenmögliche getan wird, um den Kindern in den abgelegenen Gebieten eine Chance auf einen angemessenen Bildungsstand zu geben. Find ich gut!

Dienstag, 19. Mai 2009

Und schon wieder ein neuer Eintrag ...

So langsam geht meine Zeit hier in Alice Springs ja nun auch zu Ende, und ich will diesen Ort nicht verlassen, ohne dass ich alles interessante, was es hier zu sehen gibt, auch wirklich gesehen habe. Heute habe ich dem Royal Flying Doctor Service einmal einen Besuch abgestattet, was auch ziemlich interessant war, denn man konnte quasi live bei der Arbeit zuschauen. Erst musste man ein Werbefilm über sich ergehen lassen, bevor man dann in den Raum geleitet wurde, in dem die Funkzentrale ist.

Auf der Karte rechts ist das gesamte Einzugsgebiet der fliegenden Ärzte eingezeichnet. Von Alice Springs aus werden alle Communities im Umkreis von 600 km um Alice herum angeflogen. Die Pins auf der Karte markieren die Landebahnen, auf denen die Flugzeuge landen können, Einige davon sind geteert, die meisten sind aber nur Buckelpisten, die bei Nacht mit Öllampen beleuchtet werden müssen.
Zu dem Zeitpunkt als ich da war, waren gerade zwei Flugzeuge im Einsatz, von denen man die Route hier auf der Karte anhand der roten Fäden erkennen kann.

Danach hab ich mich noch auf nen Kaffee und Kuchen im hauseigenen Café gegönnt, bevor ich mich dann wieder auf Richtung Arbeit machen musste.

Was ich morgen mache weiß ich noch nicht. Vielleicht statte ich mal der "School of the Air" einen Besuch ab. Werdet ihr ja sehen :)

Ingo

No matter where you are or whatever you do, always remember ...

Montag, 18. Mai 2009

Und am Anfang war die Quelle

Servus. Heute habe ich meinen freien Vormittag mal dazu benutzt, ein bisschen auf der Schiene der Geschichte von Alice Springs zu wandeln, denn ich habe mich per Pedes aufgemacht zur alten Telegraph Station, die etwa 3km nördlich von der heutigen Stadt Alice liegt.
Um den bis Ende des 19. Jahrhunderts von der Welt fast abgeschotteten Süden Australiens ein Stück näher mit der europäischen Welt zu verbinden, wurde von Seiten des englischen Mutterlandes und der 5 australischen Kolonien (damals gab es das Land Australien so noch nicht) ein Großprojekt geplant: Eine Telegrafenleitung bis nach Down Under. Bei der Frage, ob es besser sei, eine Überseeleitung bis nach Perth zu verlegen und von dort aus eine Überlandleitung zu bauen, oder die Überseeleitung nur bis nach Darwin zu bauen und die Leitung durch Central Australia zu verlegen entschied man sich aus mehreren Gründen für die letztere:
1. Überseekabel sind damals deutlich im Preis gestiegen
2. Kurz zuvor wurde der Entdecker john McDouall Stuart losgeschickt um eine mögliche Trasse für die Überlandleitung zu finden. Was sich anhört wie ein Himmelfahrtskommando war am Ende doch erfolgreich, denn Stuart hat als erster Mensch die Süd-Nord Traversierung durch die Mitte lebendig überstanden und auch noch eine mögliche Trasse für die Telegrafenleitung gefunden.

Da es aber auf Grund der geringen Signalstärke nicht möglich ist, von Darwin nach Adelaide in einem durch zu telegrafieren, mussten auf der Strecke bemannte Telegrafenstationen gebaut werden, von denen die Nachrichten weiter gegeben wurden. Eine dieser Stationen war Alice Springs. Benannt wurde die Telegrafenstation nach einem kleinen Wasserloch im Flussbett des Todd River. Da dieses Wasserloch nicht austrocknet über die Dry Season, hat man damals dort eine Quelle vermutet (was aber gar nicht stimmt), und deshalb hat man dieses Wasserloch "Alice Spring" getauft, nach der Frau des damaligen Gouverneurs Charles Todd.

Erst in den 1920er Jahren, als man nahebei in den McDonnells Ranges Gold gefunden hatte, wurde 3 km südlich von der Station eine Stadt gegründet, die zu ihrer Gründungszeit noch Stuart (nach dem Entdecker) hieß. Erst als sich herausstellte, dass diese Stadt im Volksmund auch Alice Springs genannt wurde, hat man die Namensänderung vorgenommen.

Bis in die 1980er Jahre hinein blieb Alice auf Grund schlechter infrastruktureller Anbindung nur ein kleines Dorf. Der Zug war sehr unzuverlässig, da die Gleise bei Regenzeit ständig unterspült und beschädigt wurden (einmal ist der Zug sage und schreibe 10 Tage zu spät in Alice Springs angekommen, die Reisenden wären unterwegs fast verhungert) und die Straßen waren nur schlecht befahrbar. ERst Anfang der 80er, als eine neue moderne Zugstrecke und der Stuart Highway ausgebaut wurden, wuchs Alice Springs langsam aber sicher. Heute leben hier 28.000 Menschen, die meisten leben dabei vom Tourismus, da der bekannteste Berg Australiens j bekanntlich "nur" 450 km von hier entfernt ist.

Soviel erst mal dazu. Für mich war das eigentlich aber nur Nebensache, denn für mich war eher der Weg das Ziel. Denn die Telegrafenstation liegt nur in Spuckweite von den McDonnell Ranges entfernt und ist damit ein wunderbarer Ausgangspunkt zum wandern. Hier startet der sogenannte Larrapinta Trail, ein 225 km langer Wanderweg in den McDonnell Ranges, für den man laut offizieller Auskunft 2 Wochen braucht, und zwar One Way. Ich habe aber nur den Trigg Hill erklommen, von dem man aus eine wunderbare Sicht über die Landschaft hat. Auf dem Weg zurück entlang des Todd River konnte ich einen Schwarm Wedge Tailed Eagles (neben Seeadlern die einzige Adlerart Australiens) beobachten und hab einfach nur die Zeit in der Natur dort genossen. Leider musste ich viel zu früh schon wieder nach Hause, da die Arbeit gerufen hatte. Aber die Idee des wanderns in den McDonnell Ranges hat mich nicht losgelassen. Ich werde wohl an meinem nächsten freien Tag die erste Etappe des Larrapinta Trails bewandern. Diese geht von der Telegraph Station über 24 km moderates Terrain bis zur Simpson Gap westlich von Alice Springs. Als ich das einem Arbeitskollegen erzählt habe, hat der mir spontan angeboten, dass er mich dann mit dem Auto da wieder abholen würde. Darauf freue ich mich jetzt schon.

Mehr Bilder als hier gibt es natürlich in dem Fotoalbum zu bestaunen. Dass die Fotos so schön geworden sind liegt weder am Fotografen noch an der Kamera ...

Donnerstag, 14. Mai 2009

...

Nach langer Zeit der Dürre und Askese hier im einsamen Alice Springs (ja ich weiß, ich habs schon schwer ...) ist endlich mal wieder was passiert. Bisher hab ich es viel zu selten ausgenutzt, dass wir hier eine der schönsten Landschaften Australiens in der Umgebung haben, die McDonnell Ranges. Bis letzte Woche Samstag. Eike, Christian und ich haben uns für einen Tag ein Geländefahrzeug ausgeliehen (Toyota Landcruiser) und sind damit durchs Gelände geheizt. Der gute Eike schuftet hier für ne Autovermietungsfirma, und bei denen haben wir dann das teuerste Auto für den Preis vom billigsten bekommen (normalerweise hätte der 250 Dollar gekostet für einen Tag, bezahlt haben wir 60 :) )

Und zwar ging es nach Palm Valley. Das ist ein abgelegenes Tal ca. 150 km westlich von Alice Springs in den West McDonnell Ranges. Die ersten 120 km ging es noch über normale geteerte Straßen, aber die restlichen 25 km ... waren einfach nur geil. Die "Straße" war mehr ein felsiger Trampelpfad, bei dem die Stoßdämpfer ordentlich in Mitleidenschaft gezogen wurden. Aber Spaß hats gemacht. Belohnt wurden wir dafür mit einer der tollsten Landschaften überhaupt. Aufgrund besonderer klimatischer Bedingungen wachsen in diesem abgelegenen Tal total viele Palmen, die es sonst in Australien nicht gibt. Wir waren zwar nicht die einzigen Besucher an diesem Tag, aber gemessen an der Schönheit dieses Fleckchens Erde waren doch erstaunlich wenig Besucher da.

Da wir den Tag voll ausnutzen wollten sind wir dann noch weiter gefahren um ein paar Stellen uns anzuschauen, die uns vorher von Chris, einem Arbeitskollegen bei Woolworths empfohlen worden sind. Das waren zum einen die Ochre Pits, wo es Gestein in allen Farben zu bestaunen gab. Diese Steine wurden früher von den Aborigines für ihre Felsmalereien benutzt. Danach ging es noch weiter nach Ormiston Gorge, einer tiefen SChlucht in den McDonnell Ranges.

Dort angekommen habe ich festgestellt, dass mein iPod nicht mehr da war. Ich hab das ganze Auto auf den Kopf gestellt, aber nix. Da ist mir eingefallen, dass ich ca. 80 km vorher rausgegangen bin zum Wasser abschlagen, dabei musste der wohl rausgefallen sein. Als wir bei Ormiston Gorge dann losgefahren sind war es fast schon dunkel, und als wir dann an der Stelle angekommen waren, wo wir angehalten hatten, war es schon Stockduster. Aber kaum waren wir an den Rand gefahren, da fielen die Scheinwerfer auf etwas schwarzes im Schotter. Auf den zweiten Blick stellte sich dieses schwarze als meine Kopfhörer mitsamt iPod heraus. Über 5 Stunden lang lagen die da, und waren immer noch unberührt. Das ist Outback!

Ausserdem hatten wir auf dem Rückweg noch die Chance, den Mondaufgang über den McDonnell Ranges zu bewundern. Spektakulär sag ich da nur! Will mehr davon.


Ingo

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