Noch viel mehr alte Orte

Ich wurde von mehreren Leuten darauf angesprochen, warum ich denn nichts mehr schreiben würde auf meinem Blog. Ich hab mir dabei immer gedacht, dass mein letzter Eintrag doch gar nicht so lange her ist. Ein Blick auf meine Blogseite heute hat mich eines besseren belehrt. Fünf Wochen sind es nun, die für mich wie im Flug vergangen sind. Und ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass ich erst jetzt, da ich ein paar Tage in Deutschland bin, wieder die Zeit und Muße habe, mich um meinen Blog zu kümmern. Nicht nur die Arbeit hat mich davon zurückgehalten, sondern auch die Tatsache, dass ich bei dem guten Wetter in den letzten Wochen nicht zu Hause bleiben konnte, insbesondere weil ich Besuch von meinen Eltern bekommen habe. Es gibt also viel zu erzählen.

Das wichtigste zuerst: Ich habe jetzt ein Auto. Nikki, meine Mitbewohnerin, wollte ihren alten Ford Fiesta los werden, und da habe ich sofort zugegriffen. Das Auto hat zwar schon 12 Jahre auf dem Buckel, aber es fährt imer noch grandios und ist auch ziemlich gut im Verbrauch. Meine Eltern hätten sich sonst ein Auto gemietet, das wäre genau so teuer geworden.

Der Besuch von meinen Eltern hat natürlich bedeutet, dass, wenn ich nicht arbeiten musste, ein volles Programm auf mich gewartet hat. Neben dem obligatorischen Programm, das bedeutete, die Städte hier in der Nähe (Oswestry und Shrewsbury) näher unter die Lupe zu nehmen, haben wir uns auch weiter weg begeben nach Chester und Liverpool. Beides war auch für mich eine Bereicherung, da wir uns in Chester die große Kathedrale angeschaut haben, die ich zuvor noch nicht von innen gesehen hatte, und in Liverpool hat es die ganze Zeit geregnet, so dass wir den ganzen Tag in den brillanten Museen Liverpools verbracht haben, die im Übrigen alle umsonst sind. Auf dem Plan waren da das riesige World Museum, die weltberühmte Tate Gallery und das Maritime Museum.

Das wirkliche Highlight hatten wir aber dann letzte Woche. Da ich unerwarteterweise ein paar Tage frei hatte, haben wir uns kurzerhand dazu entschlossen, mit meinem neuen Autochen (das übrigens auf den Namen Phoebe, sprich: Fiebie, hört) an die walisische Küste zu fahren und uns dort in einem Bed & Breakfast einzuquartieren. So haben wir ein nettes Plätzchen in dem Ort Barmouth gefunden, welcher, untypisch für walisische Orte, sich so aussprechen lässt wie man ihn schreibt.

Die Landschaft in Nordwales ist nicht einzigartig, aber wahnsinnig schön. Speziell dann, wenn man ein solch gutes Wetter hat, wie wir es erfahren durften, nur am letzten der vier Tage hatten wir ein bisschen Regen.
Die Anfahrt nach Barmouth hat uns am ersten Tag schon viel Zeit gekostet, da wir es uns nicht haben nehmen lassen, uns auf dem Weg solche Sehenswürdigkeiten wie den Pontcysllte - Aquädukt bei Llangollen (sprich: Thlangothlen), Lake Bala oder Dolgellau (sprich: Dolgethli) anzuschauen.
Barmouth an sich liegt in einer Bucht und wurde direkt an den Hang gebaut und wird dominiert von einer riesigen Kirche, die mitten am Berg steht. Eine kleine Burg, ein uriger Hafen und ein großer, feiner Sandstrand runden das erfreuliche Bild Barmouths ab. Das Bed & Breakfast wurde geführt von einem sehr freundlichen und zuvorkommenden Ehepaar und ließ nichts zu wünschen übrig. Am nächsten Tag sind wir an der Küste entlang nach Norden auf die Llyn Peninsula gefahren. Auf dem Weg kommt man ungefähr alle 30 Minuten an einer großen Burg vorbei, wie z.B. Harlech oder Criccieth Castle. Diese Burgen wurden alle von Edward I. König von England im 13. Jahrhuhderts während seiner Feldzüge gegen die Walliser erbaut worden. Edward I. ist aber heutzutage eher wegen seiner späteren Feldzüge gegen die Schotten bekannt, denn da hat er sich mit William Wallace angelegt.

Nachdem wir uns im Regen ausgiebig Criccieth Castle angeschaut haben, setzten wir unseren Weg in Richtung Spitze der Halbinsel fort zum Ort Abersoch. Inzwischen hatten wir strahlendten Sonnenschein, und das wurde diesem Ort auch gerecht, denn dort gibt es wunderschöne Strände, und auch bei den Surfern ist Abersoch durchaus ein Begriff. Nach einem Kaffee am Strand und einem kurzen Rundgang durch den Ort haben wir uns über kleinste Hinterlandstraßen zum nördlichen Teil der Halbinsel aufgemacht, in dem es auch wunderschöne Strände und eine noch schönere Landschaft zu sehen gibt. Auf dem Rückweg nach Hause haben wir in dem schönen Örtchen Porthmadog gehalten, um uns mit Fish & Chips zu verstärken. Die Tatsache, dass die Engländer übrigens Essig über ihre Pommes tun klingt erst einmal befremdlich, aber wenn man es mal probiert hat, ist es eigentlich gar nicht schlecht.

Der nächste Tag hat uns wieder bestes Wetter beschert, so dass wir einmal über die Berge von Nordwales auf die Insel Anglesey gefahren sind. Die Strecke über die Berge war relativ abenteuerlich, da die straßen eng und oft mit Mauern eingefriedet waren, aber schön war es allemal. Der Ort Beddgelert zum Beispiel ist das Wander-Mekka in dieser Gegend, da man von hier aus relativ einfach auf den Mount Snowdon laufen kann, mit knapp über 1000 m der höchste Berg von Wales. Das hört sich erst mal nicht so schlimm an, aber er dient auf Grund seiner teils sehr schroffen Wände oft als Trainingsgelände für Hochgebirgsexpeditionen. Am Fuße der Berge und direkt an der Meerenge zwischen Festland und Anglesey liegt Caernarfon, ein Ort mit einer massiven und alles überstrahlenden Burganlage, die auch auf Edward I. zurück geht. Hier wurde Charles seinerzeit zum Prinzen von Wales gekürt. Nicht nur die Burg, auch ein großer Teil der Innenstadt ist mit einer dicken Mauer umgeben, die die Straßen und Gassen sehr verwinkelt wirken lassen.

Ein paar Kilometer weiter auf Anglesey liegt Beaumaris Castle, die "Mutter aller walisischen Burgen", wenn ich meinen Vater mal so zitieren darf. Diese Burg ist zwar im Gegensatz zu Caernarfon nur noch eine Ruine, die aber trotzdem noch relativ gut erhalten ist. Auch Anglesey kann mit seinen Pfunden wuchern, wenn man die Insel nach seinen Stränden beurteilt. Den Abend haben wir immer noch bei betem Wetter an der "Red Wharf Bay" verbracht, einem riesigen Sandstrand.

Am vierten Tag musste ich mich leider wieder von meinen Eltern Richtung Heimat verabschieden, da ich an dem Sonntag noch einmal arbeiten musste. Aber vorher haben wir uns bei diesmal schlechtem Wetter nach Süden in Richtung Machynnleth und Aberystwyth aufgemacht. Das "King Arthur's Labyrinth" in Corris bei Machynnleth kam bei dem Wetter genau richtig, denn dort hat man eine stillgelegte Schiefermine zu einer Touristenattraktion ausgebaut. Dort wird man nämlich auf eine Reise in die Vergangenheit geschickt, in die Zeit von König Artus und den Rittern der Tafelrunde. Das ganze kommt nicht von ungefähr, denn es gibt tatsächlich Historiker die behaupten, dass die Burg Camelot im walisischen Hinterland gestanden haben könnte. In dieser Miene wird man zunächst mit einem Boot über einen unterirdischen Kanal geführt, bevor die GRuppe durch ein Labyrinth von Gängen geführt wird, wo an verschiedenen Stellen die Sage von König Artus erzählt wird. Erstaunlich ist übrigens die Ähnlichkeit des letzten Teils der Artussage mit einer anderen Sage, die bei uns in Deutschland bekannt ist. Dieser besagt nämlich, dass König Artus mit seinen Gefolgsleuten auch heute noch in einer Höhle tief unter der Erde schlafend ihre Schätze hüten. In dieser Höhle befindet sich eine Glocke. Wann immer ihr Heimatland in Gefahr und dem Untergang gewiht ist, wird, so die Sage, diese Glocke ertönen, und Artus wird mitsamt seinen Tafelrundenrittern seinen Landsleuten zu Hilfe eilen.
Der deutsche Artus-Ersatz ist Friedrich Barbarossa. Von diesem wird gesagt, dass er zusammen mit einigen seiner Gefolgsleuten in einer Höhle tief unter dem Kyffhäuser (das ist ein Berg in Thüringen) liegt. In dieser Höhle befindet sich ein Gong (glaube ich), der auch dafür da ist, die Krieger aufzuwecken und in den Kampf um ihr Vaterland zu schicken, wenn denn der Untergang dräut.

Corris hat noch eine andere Sehenswürdigkeit. Denn da in diesem Gebiet früher sehr viel Schiefer abgebaut wurde, musste dieser auch wegtransportiert werden. Deswegen gab es in den walisischen Bergen sehr viele kleine Dampfeisenbahnen im 19. Jahrhundert. Diese wurden an vielen Orten sehr liebevoll restauriert und instandgesetzt. So auch hier. Da es immer noch in Strömen geregnet hat, haben wir uns eine kleine Ausfahrt in einer Dampfeisenbahn durch die nebligen Hügel gegönnt.

Sich nach diesem kleinen Urlaub wieder in den Arbeitsalltag einzugewöhnen war schon schwer. Aber zum Glück war das nur für einen Tag nötig, denn seit Montag dieser Woche habe ich zwei Wochen Urlaub und bin, sofort nachdem ich von der Arbeit nach Hause gekommen bin, nach Deutschland zurück gefahren/-flogen. Es ist wirklich sehr schön, wieder alle alten Freunde zu sehen. Dienstag Abend haben es sogar fast alle geschafft, ins Reich des Wassers zu kommen, was ich sehr klasse fand. Es ist einfach toll zu wissen, solche Freunde zu haben.

Morgen Abend geht es mit Kebe und Stefi zurück nach ENgland, diesmal it Auto und Fähre. Ich habe dann noch eine Woche Urlaub, so dass wir die Gegend bei mir uneingeschränkt unsicher machen können. Ich versuche auch, in nächster Zeit meine schriftlichen Ausführungen wieder regelmäßiger zu präsentieren.

Bis bald

Ingo

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