
Oswestry ist Land. Obwohl dieses Städtchen kulturell einiges zu bieten hat, verkörpert sie den Begriff „Marktflecken“ sehr gut. Denn Oswestry, das mit 17.000 Einwohnern nicht zu den größten Städten zählt, ist eine typische Marktstadt. 2-3x in der Woche findet dieser hier statt, und dann herrscht grosser Andrang, denn auch aus den benachbarten Dörfern kommen alle in die Stadt. Ansonsten hat Oswestry (das auf walisisch übrigens „Croesoswallt“ heißt; fragt mich nicht, wie das ausgesprochen wird) für eine Stadt dieser Größe viel zu bieten: Es gibt ein altes Steinzeitliches Fort außerhalb, eine alte Burgruine innerhalb der Stadt, ein großes

Gildenhaus, wo heute die Stadtverwaltung und ein Theater drin sind, viele kleine Gässchen mit Fachwerkhäusern, ein Eisenbahnmuseum, einen kleinen Park usw. Und das sind nur die Sehenswürdigkeiten unmittelbar in Stadtnähe. Es gibt in dieser Gegend ganz viele befestigte Anlagen – klar, hier haben die Engländer gegen die Walliser gekämpft. Nichtsdestrotz hat Oswestry keinen eigenen Eisenbahnanschluss, sondern der nächste Bahnhof ist in dem Vorort, wo ich gerade wohne, in Gobowen.

St. Martins ist ländlicher. Es liegt etwa 7 km außerhalb von Oswestry und ist ein kleiner Ort von ca. 3.000 Einwohnern. Das ist der Ort, wo ich eigentlich gerne hinziehen möchte. Denn: Meine Arbeitsstelle liegt nur unweit von hier, es hat einen großen Supermarkt, wo ich alles bekommen kann, was ich brauche, und Gobowen mitsamt der Eisenbahnstation sind auch nur ca. 2 km entfernt. Von hier aus kann man außerdem verschiedene Wanderungen und Radtouren durch die Cambrian Mountains machen. Morgen schaue ich mir hier eine vielversprechende Wohnung an. Drückt mir die Daumen!
Glyn Morlas ist aber noch viel ländlicher. Hier ist meine Arbeitsstelle, fernab von jeder Zivilisation! Nein, das ist übertrieben, nach St. Martins sind es (von dem Haus aus) 10 Min zu Fuß, aber der „Ort“ ist sehr weitläufig, da es keine direkten Nachbarn gibt. Stellt euch einfach die ländlichste Gegend vor, die ihr kennt, und ihr habt Glyn Morlas. Ein kleiner Fluss fließt hierdurch, an dem sich die örtliche Bevölkerung im Sommer zum Angeln und Baden trifft. Die Gegend ist ziemlich hügelig, d.h. wenn man auf einer der engen Straßen in eine Kurve fährt, muss man immer erst vorher hupen, um ja sicherzugehen, dass einem niemand entgegen kommt. Das Haus übrigens ist tatsächlich nur 10 min Fußweg von der walisischen Grenze entfernt.

Was ich aber am tollsten hier finde, ist das Kanalsystem, das Länderübergreifend zwischen Nordwales und Shropshire besteht. Das sind kleine Wasserwege, die bis vor wenigen Jahren noch für die Industrie genutzt wurden, heute aber nur noch touristischen Zwecken dient. Man kann sich an verschiedenen Stellen Boote ausleihen, und damit bis zu einer Woche die Sehenswürdigkeiten der Gegend mit dem Boot bereisen. Unter anderem gibt es zwei riesige

Aquädukte zu überqueren. Wer Lust hat, darf sich gerne melden, es gibt Boote für 4-5 bzw. 8 Personen…
Heute habe ich Wittington Castle (wie der Name schon sagt, in Wittington, einem ähnlich kleinen Dorf bei Oswestry) und Ellesmere besucht, und beides war klasse! Wittington Castle ist eines dieser alten Normannischen Festungen, die im Kampf gegen die Waliser besonders wichtig waren. Leider ist auch hiervon nur noch eine Ruine übrig.

Ellesmere hat etwas anderes zu bieten: Hier gibt es einen großen See, den man auf einem interessanten „Woodlands Walk“ umrunden und dabei recht viele Tiere beobachten kann. Ein sehr ruhiges, aber schönes Plätzchen.
Morgen fahre ich nach Chirk. Auch der Ort ist nah an meiner Arbeitsstelle, aber schon auf Walisischer Seite. Dort gibt es eine große Burg, einen der alten und großen Aquädukte und vor allem Zimmer, die ich mir anschaue. Also wünscht mir Glück, das tu ich euch auch!
Ingo
teegernseher82 - 26. Feb, 17:32