Die Fabel von Sammy dem Seelöwen

In einem Land weit weit hinter den sieben Meeren lebte einst ein Seelöwe, der den schönen Namen „Sammy“ sein eigen nennen konnte. Sammy wurde von seiner Mutter auf einer Insel in der Nähe vom Festland auf die Welt gebracht, und er hatte in seiner Jugend eine Reihe von Spielkameraden, mit denen er seine Zeit verbringen und jede Menge Abenteuer erleben durfte. Da waren die Kormorane, die sich für Pinguine hielten, mit denen er gemeinsam auf Fischfang gehen konnte, die Möwen, mit denen er sich um die gerade erworbene Nahrung balgte, die majestätischen Pelikane, die er insgeheim ob ihrer Grazie bewunderte und viele, viele mehr. Sammy genoss sein Leben hier auf dieser Insel, die jeden Komfort bot, die sich ein Seelöwe nur wünschen kann. Dort gab es eine Sandbank mit dem schönsten und reinsten weißen Sand, den Sammy sich nur vorstellen konnte. Von dort aus brauchte er nur wenige Meter zu schwimmen, um die fischreichen Gründe des Southern Ocean zu erreichen, und beizeiten, wenn es im Norden sehr heiß wird und die Wale ihren Weg gen Süden starten, konnte er diese majestätischen Geschöpfe vorbeiziehen sehen und sie ein Stück auf ihrem Weg in die große weite Welt begleiten. Auf diese Zeit des Jahres freute Sammy sich ganz besonders, denn die Wale hatten immer sehr viel von ihren langen Reisen zu berichten (Sammy konnte nämlich ziemlich gut walisch sprechen!)
Doch eines Tages hat Sammy realisiert, dass ihm etwas fehlt auf dieser Insel. Dieses unbestimmte Gefühl trug Sammy lange Zeit mit sich herum, aber er konnte nicht heraus finden, was ihn plagte. Eines Tages beschloss Sammy, dass sich etwas ändern muss in seinem Leben. Er beschloss, die Insel, sein zu Hause, seine Freunde zu verlassen und in die weite Welt hinaus zu ziehen.

Er hatte von den Walen gehört, dass es da draussen ein Land gäbe, in dem einem die Fische in großen Massen fertig zubereitet ins Maul fliegen würden, ein Land wie für hungrige Seelöwen geschaffen. Also trommelte Sammy alle seine Freunde auf der Insel zusammen und berichtete ihnen von seinem Vorhaben, die Insel zu verlassen. Alle Tiere waren sehr traurig, denn Sammy war einer ihrer liebsten Spielkameraden gewesen. Aber er versprach ihnen, wenn er seine Reise beendet und das Land der fliegenden Fische gefunden habe, werde er wieder zurück kommen und ihnen allen den Weg dorthin zeigen, so dass alle davon profitieren können. Mit diesem Versprechen auf den Lippen robbte Sammy vom Strand ins Meer und schwamm in die Ferne.

Die Angaben der Wale waren nicht sehr genau. Sie hatten ihm nur gesagt, dass Sammy sich nahe an der Küste des Festlandes halten musste, wenn er sein Ziel erreichen wollte. Also machte er sich auf direktestem Weg in Richtung der großen Landmasse auf, die einige Kilometer entfernt von seiner Insel lag.

Als er dort ankam sah er dort nichts als langen, weißen Sandstrand und ein paar Klippen, aber keine Anzeichen von fliegenden Fischen. Also beschloss er sein Glück ein wenig weiter westlich zu suchen. Er schwamm mehrere Kilometer entlang der Küste von Stränden und Klippen, bis er schließlich eine Veränderung in der Umgebung bemerkte. Es gab auf einmal nicht nur Klippen und Strand, sondern große, kastenähnliche Gebilde, die offensichtlich von komischen Tieren bewohnt wurden, die Sammy noch nie vorher in seinem Leben gesehen hatte. Diese Tiere hatten zwar zwei Beine wie die Pelikane oder die Kormorane, aber überhaupt keine Federn und auch keine Flügel. Stattdessen hatten sie ein buntgerschecktes Fell, welches bei jedem dieser Tiere anders aussah. Sammy starrte verwundert auf diese seltsamen Kreaturen, schwamm dabei immer weiter bis er gegen einen Holzpfosten knallte.

In Sammys Kopf schwirrte alles. Er wunderte sich, was dieser Holzpfosten mitten im Meer zu suchen hatte. Aber da waren noch mehr. Ganz viele Holzpfosten standen hier in einer Reihe nebeneinander. Was noch komischer war: Die Holzpfosten trugen andere Holzpfosten, die quer darauf gelegt waren. Sammy sah jetzt erst , dass auf diesen anderen Holzpfosten einige der Tiere mit dem buntgescheckten Fell standen. Sie mussten ihn bemerkt haben, als er gegen den Holzpfosten geschwommen ist. Alle stießen spitze Schreie aus aus und schienen sehr aufgeregt zu sein ob seines Anblicks. Sammy bekam es mit der Angst zu tun, er wusste ja nicht, ob diese Kreaturen gut oder böse waren. Ängstlich zog Sammy sich unter Wasser zurück, und wollte gerade fliehen, als es geschah. Ein Fisch kam ins Wasser geflogen, fertig für ihn zubereitet. Sammy traute seinen Augen nicht. Konnte dieses hier das Land seiner Träume sein? Sammy schnappte sich den Fisch, zog sich wieder zurück und wartete. Nichts. Dann: der zweite Fisch. Diesmal hatte Sammy es genau gesehen: Eines der buntgescheckten Tiere hatte den Fisch ins Wasser geschmissen. Wollten sie ihn damit ködern, oder hatte er tatsächlich das Land seiner Träume gefunden? Sammy schnappte sich den Fisch und wartete erneut. Der dritte Fisch. Langsam wagte sich Sammy aus seinem Versteck heraus und beobachtete seine Futterspender erneut. Sie schienen nicht sehr böse zu sein, eher erfreut und erstaunt, dass er, Sammy, sich in ihre Gesellschaft begeben hat. Da beschloss Sammy, vorerst hier bei den Holzpfosten zu bleiben und abzuwarten, wie sich die Dinge entwickeln.

Sammys Träume waren Wirklichkeit geworden. Er hatte sein Schlaraffenland gefunden, denn der Strom an fertig zubereiteten Fischen ebbte nicht wieder ab. Sammy lebt seitdem glücklich und zufrieden bei seinen Holzpfosten. Seine Freunde hat er seitdem nie wieder gesehen, denn durch die vielen Fische ist er viel zu träge geworden, um weite Strecken zu schwimmen.

Moral: Nach dem Essen sollst Du pennen oder 1000 Meter rennen.




Sammy den Seelöwen gibt es wirklich. Er lebt seit Jahr und Tag in Esperance am Boots- und Angelsteg, und zwar wild. Woher er kam, weiß keiner, auf einmal war er da und ging nie wieder weg. Vermutlich tatsächlich, weil er seitdem nie wieder wirklich selber Nahrung suchen musste ...

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