Freitag, 31. Juli 2009

We want More(ton) - 2-Tages-Tour nach Moreton Island

Falls ich euch mit meinen vorherigen Berichten nicht schon genug neidisch gemacht habt, nach diesem werdet ihr es auf jeden Fall sein, auch wenn das eigentlich nicht mein Ziel ist. Alles was ich hier Berichte ist allerdings tatsächlich wahr und hat sich exakt so zugetragen.

Es war eher eine Intuition als Planung, die mich hier in Brisbane in ein Reisebüro getrieben hat, um eine 2-Tages-Tour nach Moreton Island zu buchen. Diese Insel vor der Küste Brisbanes ist nach Fraser island die zweitgrößte Sandinsel Australiens. Da aber Fraser Island touristisch total überlaufen ist, hab ich mich kurzerhand dazu entschlossen, Moreton den Vorzug zu geben, und ich glaube, das war eine gute Entscheidung.

Mein Travel Agent war Hannes (die schlauen unter euch wissen welcher Nationalität er angehört), der mir diese Tour wärmstens empfohlen hat. Das Beratungsgespräch endete mit dem Satz „Ach weißt Du was, ich glaub ich komm mit auf die Tour!“ Als Angestellter der Agentur konnte er sich kurzfristig Urlaub nehmen und hat die Tour umsonst bekommen, während unsereins mit Fährticket und Schlafsack 289 Dollar latzen musste. Aber das wurde dadurch wieder gelindert, dass ich einen 100 Dollar Fluggutschein von Virgin Blue geschenkt bekommen habe (hier in Australien hat Richard Branson seine Finger wirklich in jeder Branche drin, mit der sich ein bisschen Kohle machen lässt).

Tag 1: Am abgemachten Pick Up Ort angekommen war ich etwas erstaunt über die Größe der Gruppe, denn ausser mir waren nur noch Hannes und Jens (Erdkundelehrer im Sommerurlaub) da, und natürlich Haiden, unser Tourguide. Das Vehikel unserer Wahl war diesmal nicht ein 20-Sitzer sondern ein normaler Toyota Landcruiser. Auf dem Weg zur Fähre angekommen haben wir noch zwei deutsche Mädels (Melanie und Gabrielle) und einen Quotenengländer (Steve) abgeholt. Die Tatsache, dass er auf Tour mit fünf deutschen war, hat er aber erstaunlich gut weggesteckt.

Die Fährfahrt nach Moreton dauerte etwa 1,5 h. Noch bevor wir auf der Insel angekommen waren wartetetn schon die ersten Sehenswürdigkeiten auf uns: Vor der Insel hatte man eine Reihe von Schiffswracks hin verfrachtet, und zwar aus einem bestimmten Grund: Auf der Insel gibt es keinen Hafen, an dem die Fähre anlegen kann, stattdessen legt die Fähre direkt am Strand an. Um diesen bestimmten Strandabschnitt vor heftigen Wellen oder Strömungen zu schützen, hat man einfach ein paar der über die Jahre auf Grund gegangenen Wracks dorthin gebracht.

Wir landeten also am Strand, welcher gleichzeitig auch die Hauptverkehrsstraße auf Moreton Island ist. Nur kleine Teile des Strandes, der natürlich rund um die Insel herum geht (klar, ist ja schließlich ne Sandinsel) waren nicht befahrbar und mussten auf holprigen Straßen inlands umfahren werden. Moreton ist zwar bewohnt, aber insgesamt leben weniger als 100 Menschen auf der Insel. Die meisten davon sind Ranger oder andere Arbeiter, die helfen, den Nationalpark, der 98 % der Fläche der Insel einnimmt, auf Trab zu halten. Die restlichen 2 % werden leider von einem hässlichen Resort eingenommen. Was den Aussies da eingefallen ist, auf eine der schönsten Inseln so einen Betonklotz hinzupacken ... unglaublich.

Davon mal abgesehen ist die Insel ein reinstes Paradies. Türkisblaues Meer, weißer Sandtstrand, gefolgt von dichtem Regenwald gleich dahinter. Getoppt wurde das im Prinzip nur vom Wetter, denn wir hatten Sonne pur. Unsere Campsite bestand aus ein paar Zelten, einer Kochstelle und einem Buschklo im Regenwald direkt am Strand, was an sich schon geil war. Unser erster Ausflug führte und auf die andere Seite der Insel zum Lighhouse, von wo aus man exzellente Sicht auf das Meer vor der Ostküste Moretons hatte. Und das war auch gut so, denn vor uns spielte sich ein wahres Wildlife – Spektakel ab: Mehrere junge Buckelwale spielten dort im Waser, sprangen immer wieder hoch und wedelten mit ihren Flossen. Gleichzeitig kamen in Küstennähe immer wieder Wasserschildkröten hoch, um Luft zu holen und sofort wieder unterzutauchen. Als sich dann noch zwei Delfine dazu gesellten, war die Vorführung perfekt. Etwa eine halbe Stunde haben wir da gestanden und wurden des Anblicks definitiv nicht überdrüssig. Kurze Zeit später haben wir dann an einer Stelle weiter südlich eine Gruppe von fünf Delfinen gesehen, die anscheinend ihren Spaß hatten, immer wieder zu springen.

Eine kleine Abkühlung brachte eine Runde schwimmen in einer blauen Lagune. Das Wasser war zwar relativ kalt, aber absolut klar, und (wie uns unser Guie erklärt hat) auch gut für die Haut, da das Wasser in der Lagune nachweislich Melaleucaöl-Extrakte enthält (das ist so ähnlich wie Teebaumöl). Es wirkt quasi wie ein Jungbrunnen.

Da wir noch Alkohol für den abend brauchten, mussten wir auf dem Weg zurück zum Camp noch schnell in der „Hauptstadt“ Bulwer vorbei fahren, um im einzigen Shop auf der Insel einkaufen zu können. Auf dem Weg dorthin (natürlich fuhren wir am Strand entlang) kam uns in nächster Nähe ein Delfin entgegen. „Wer hat Lust, mit einem Delfin zu schwimmen?“ Klang die fast schon sinnfreie Frage Haidens. Alle stürmten sofort raus und rannten den Strand entlang dem Delfin hinterher. Um mit einem Delfin zu schwimmen muss man ins Wasser waten und darauf hoffen, dass der Delfin sich zu einem gesellt. Und wir hatten tatsächlich Glück, dieser Delfin hatte absolut keine Angst sich zu uns zu gesellen und ein bisschen seines Könnens zu zeigen. Bis auf ca. 2 m kam er heran, tollte ein bisschen herum mit Luftsprüngen und zog dann weiter seines Weges auf der Suche nach Nahrung. Delfine sind phänomenale Tiere!

In Bulwer (bestehend aus etwa 20 Holzhäusern) angekommen, war die Enttäuschung gross. „Wednesday closed“ stand an der Tür, und wir konnten nichts machen. Aber wir hatten ja Hannes an Bord, unseren Travel Agent, der mit Hilfe von Beziehungen uns allen das Leben gerettet hat und Bier aus dem Resort-Shop geholt hat. Dort dürfen normalerweise nur Resort-Gäste hin. Der Abend mit Lagerfeuer, Gitarre und Bier war gerettet. Auf dem Weg zurück zur Campsite haben wir dann das einzig nicht so schöne gesehen: Eine Wasserschildkröte war wohl von der Ebbe überrascht worden, und hatte es nicht mehr geschafft, rechtzeitig ins Wasser zu kommen ...

Müßig zu sagen, dass der Sonnenuntergang einsame Spitze war. Man stelle sich vor, man sitzt am weißen Sandstrand und schaut sich an, wie die Sonne ohne das kleinste Wölkchen am Himmel über einem türkisblauen Meer untergeht ...

Danach war wie gesagt Lagerfeuer, Gitarre und dank Hannes auch Bier angesagt, bevor wir in die Zelte gekrochen und uns dick eingemummelt haben. Wolkenloser Himmel heißt natürlich, dass es Nachts schweinekalt wird (schließlich haben wir hier immer noch Winter, auch wenn man das tagsüber nicht merkt).

Am nächsten Morgen ging der Spaß gleich weiter: Auf Moreton Island sind die höchsten Sanddünen Australiens und eine der größten der Welt zu finden. Bevor wir dort allerdings angekommen sind gab es erneut einen Schrecken: Schon wieder lag da eine gestrandete Schildkröte, die von der Ebbe überrascht worden ist. Ein kurzer Check hat aber ergeben, dass dieses Exemplar zwar schon sehr schwach aber immer noch am Leben war. Das Wasser war schon mehr als 100 m entfernt, also mussten wir schnell handeln. Da diese Schildkröte schon ziemlich alt war (ca. 80 Jahre) war sie extrem schwer und es mussten drei Leute mit anfassen, um sie überhaupt von der Stelle zu kriegen. Immer abwechselnd haben wir sie dann so weit getragen, bis sie im knietiefen Wasser wieder selbst schwimmen konnte. Was sie dann glücklicherweise auch sofort getan hat. So haben wir einer alten riesigen Wasserschildkröte das Leben gerettet. Zu dem Zeitpunkt als wir sie gefúnden haben muss sie etwa 3 Stunden im Trockenen gelegen haben. Die 6 Stunden bis zur nächsten Flut hätte sie sehr wahrscheinlich nicht überlebt.

So konnten wir uns stolzen Gewissens zu den Big Sandhills begeben. Und die waren wirklich big. Allein da hoch zu laufen hat schon eine Ewigkeit gedauert. Die Vorstellung, da runter zu brettern nur um wieder hoch zu laufen kam mir zuerst irrsinnig vor, aber nachdem ich das erste Mal gefahren bin konnte ich gar nicht genug davon bekommen. Die Düne war verdammt steil, so dass wir auf unseren einfachen Holzbrettern Spitzengeschwindigkeiten erreicht haben (unser Guide meinte bis zu 60 km/h, das halte ich allerdings für etwas übertrieben. Ich würd sagen 55!) Dreimal hab ich diesen blöden Berg erklommen, nur um wieder runter zu fahren, aber es hat sich definitiv gelohnt.

Zurück am Camp gab es erst einen kleinen Snack, danach konnte sich jeder ein Kajak und eine Weste greifen, und wir haben die 2 km zwischen Campsite und Schiffswracks paddelnderweise hinter uns gebracht. Am Wrack angekommen wurden Taucherbrillen und Schnorchel unter die Leute gebracht, und wir konnten schnorchelnderweise das Warck unter die Lupe nehmen. Ich hatte allerdings schon nach kurzer Zeit die Nase voll – und zwar voll Wasser. Meine Brille hat nicht richtig geschlossen und ich hab immer wieder Wasser rein bekommen, was das Schnorcheln nicht sehr angenehm gemacht hat. Deshalb habs ich’s auch nach kurzer Zeit dran gegeben und mich am Strand in die Sonne geflezt, was auch nicht zu verachten ist. Nur Steve und ich hatten danach noch den Willen und die Energie, den Weg zurück wieder mit dem Kajak zurück zu legen, die anderen haben sich abholen lassen.

Das letzte Highlight des Tages war: Essen. Nach so viel Bewegung ist Essen schon was tolles, auch wenn wir uns beeilen mussten, um die Fähre noch zu erreichen. Es war die einzige, die an dem Tag fuhr (obwohl ich es auch nicht bedauert hätte, die Fähre zu verpassen ...)

Ich hoffe ihr versteht, dass es unter diesen Umständen für mich schwer, ja fast schon unmöglich ist, einen Bericht so zu schreiben, dass niemand neidisch wird. Einzig und allein ihr könnt das ändern, indem ihr selber eure warmen Hütten verlasst und was erlebt.

Bis bald

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