Sonntag, 21. Juni 2009

Wasted in Barossa

Kaum erholt von der Tour von Alice Springs nach Adelaide bin ich zusammen mit Christian und Eike mit derselben Tour Company nach Barossa Valley gefahren, um mir dort ein paar Wineries und vor allem deren Inhalt „reinzuziehen“.

Wie bei jeder Tour ging es morgens zu einer unmenschlichen Zeit los. Diesmal wurde uns aber Gnade gewährt und wir sind erst um 7 Uhr vom Hostel abgeholt worden. Die Gruppe war wieder einmal recht klein, und erfreulicherweise waren diesmal nur junge Leute an Bord.

Die Fahrt ins Barossa Valley hat fast schon Heimweh in mir geweckt. Die Gegend dort sieht aus wie der Schwarzwald bzw. andere deutsche Mittelgebirge, in denen Wein wächst. Ausser ein paar Eukalyptusbäumen und Palmen (die dort aber nicht natürlich wachsen) war wirklich alles wie in Schland.

Unsere erste Station war das größte Schaukelpferd der Welt. Dieses Hottehü ragt etwa 100 m in die Höhe, und gegen einen Obolus von 2 Dollar darf man darauf steigen. Nur Steph (eine Holländerin, von der später noch mehr zu lesen sein wird) und ich haben uns darauf gewagt, alle anderen haben den Schwanz eingezogen und die Zeit dafür genutzt, sich einen Kaffee und ein Sandwich einzuverleiben. Letzteres habe ich mir auf die Schnelle auch noch geholt, um für den Besuch beim ersten Winzer etwas im Magen zu haben. Als erstes ging es zum Jacobs Creek Visitor Center. Jacobs Creek ist eine der bekannteren Marken in Australien und wird in die ganze Welt exportiert. Dort gab es die ersten sechs Weine zum probieren und eine kleine Tour durch das Visitor Center.
Bei der Weinprobe hat Eike sich als Biertrinker geoutet, wenn auch unfreiwillig. Während alle anderen der Prozedur einer Weinverkostung folgten (riechen, schwenken, noch mal riechen, nippen, den Wein auf der Zunge tanzen lassen bevor man den Abgang mit einem genießenden Schlucken vorbereitet und das wohlige schaudern und nachschmecken des Abgangs, nachdem der Wein seinen Weg durch die Speiseröhre gefunden hat), nahm er das Glas, kippte es auf Ex und verlangte nach mehr. Der verstörte Blick unserer jungen Weinchefin verriet deutlich, dass sie sich nicht ganz sicher war, ob sie sich nun Mensch oder Tier gegenübersah.

Den Namen des zweiten Winzers habe ich schon wieder vergessen, aber ich glaube es war Peter Lehmann. Der Name sagt übrigens einiges über die Geschichte von Barossa Valley aus.

Als Australien noch aus 7 verschiedenen, voneinander unabhängigen Kolonien bestand, hat man in South Australia sich dagegen entschieden, wie die anderen Kolonien Strafgefangene aus England und Irland zur Ansiedlung zu übernehmen. Stattdessen hat man schon sehr früh nach der Gründung die Glaubens- und Religionsfreiheit ausgerufen. Dieser Ruf blieb nicht ungehört, und so machten sich aus ganz Europa Menschen auf nach Australien, um dort ungestört ihrem Glauben nachgehen zu können. Darunter waren auch viele Deutsche aus Ostpreußen und Schlesien. Diese deutschen Auswanderer gehörten zu einer kleinen lutheranischen Glaubensgemeinschaft, die Mitte des 19. Jahrhunderts in ihrem Gebiet immer mehr unter Druck von der katholischen Kirche geraten ist. So haben ein paar hundert Leute beschlossen, nach South Australia auszuwandern, um dort ihren Glauben frei ausleben zu können. Auf dem Weg dorthin hat man unter anderem auch ein paar Rebstöcke aufgegabelt, in der Hoffnung, diese dort anpflanzen und damit Geld verdienen zu können. Nach einer beschwerlichen und langen Überfahrt an der afrikanischen Küste und dem Kap der guten Hoffnung vorbei ist man bei Kangaroo Island in der Nähe von Adelaide an Land gegangen. Erste Versuche, dort Wein anzubauen verliefen erfolgreich, und so machte man sich später in Richtung Festland auf, um dort geeignetes Land zu finden, um dort den Weinanbau zu kultivieren. Etwa 20 km nördlich vom heutigen Adelaide stieß man dann auf Land, welches verheißungsvoll fruchtbar aussah: Barossa Valley.
Noch heute sind hier über 60 Winzer zu Hause, und fast alle haben einen deutschen Namen. Weiter südöstlich von Barossa Valley, in dem kleinen Städtchen Hahndorf, wird der deutsche Einfluss aufrecht erhalten. Dort bekommt man in fast jedem Geschäft Kuckucksuhren, Bierkrüge von deutschen Biermarken und ähnliches. Die Restaurants sind allesamt in bayrischem Stil gehalten, und aus den Lautsprechern plätschern deutsche Trinklieder. Als Krönung steht mitten im Dorf ein Schild aus Holzbalken mit der Aufschrift „Hahndorf – Unser Dorf soll schöner werden“ mit dem Niedersachsenwappen drauf.

Aber zurück zur Weinprobe. Bei Peter Lehmann gab es zu meinem Missfallen zur Hälfte Ports und Sherries, die ekelhaft süß waren. Schnell weiter nach Richmond Grove.

Dort hatten wir eine Führung von einer durchgeknallten Amerikanerin, Essy. Sie war, wie man so schön sagt, ein echtes Original, da sie mit ihrer verrückten Art zu erzählen wirklich jeden zum lachen gebracht hat. Sie war auch die einzige, die für unsere Kameras mit den Weinen posieren wollte. Wie, das seht am besten selbst...

Nach drei Winzern war es angebracht, mal wieder was in den Magen zu bekommen, also ging es zum lunch in einen typischen „Landgasthof“. Wir konnten wählen zwischen Chicken Schnitzel, Känguruh-Steak, Fish of the day („Perch“, was auch immer das ist) und Pasta. Ich hab mich für den Fisch entschieden, und es war eine sehr gute Wahl, wenn auch ein bisschen wenig. Aber da das Essen im Tourpreis zu 79 Dollar (etwa 50 Euro) mit drin war, will ich nicht meckern.

Der letzte Winzer trug den abstrusen Namen Seppeltsfield. Von den Weinen her war dies das absolute Negativhighlight, da 80 % der Weine Port oder Sherry waren, aber zu diesem Zeitpunkt war das eigentlich schon egal, weil wir alle schon gut einen sitzen hatten und alles alkoholhaltige genommen haben dessen wir habhaft werden konnten. Steph (oder auch einfach nur „Dutchy“) ist auch Sozialarbeiterin, daher empfanden wir es als unsere Pflicht, dieser Truppe von Alkoholikern unsere professionelle Hilfe anzubieten. Zum Glück nahm dieses Angebot niemand an.,

Abends gegen 5 waren wir dann wieder im heimischen Adelaide, alle ein bisschen beschickert aber Glücklich. Steph hatte im laufe der Tour angedeutet, dass sie mit derselben Company eine 2-Tages-Tour nach Kangaroo Island gebucht hat. Da ich das auch machen wollte, haben wir uns für die Tour am Mittwoch verabredet. Das ist allerdings eine andere Geschichte.

Going underground Teil 2 oder "Ich bin ein Tennisball"

Nach dem Abendessen war dann Party angesagt. Naja, was man so in Coober Pedy, einem verschlafenen Nest im Outback so unter Party versteht. Wir machten uns auf den Weg in einen der wenigen Pubs in Coober. Da angekommen, mussten wir leider feststellen, dass dort absolut gar nichts los war. Keine Leute, keine Musik und das Bier war teuer. Nach ein paar Partien Foosball (bei uns besser als Tischfussball bekannt) und Pool haben wir uns dann langsam aber sicher wieder auf den Rückweg gemacht. An unserem Schlafgemach war inzwischen auch die andere Gruppe, die die Tour in umgekehrter Reihenfolge gemacht hat, angekommen und schon heftig am Trinkspiele spielen. Das versprach noch interessant zu werden, also gesellte ich mich dazu. Der Tourguide ließ es sich nicht nehmen, an uns seine Deutschkenntnisse auszuprobieren. Diese beschränkten sich auf drei Sätze: „Das ist Scheiße!“, „Ich bin ein Tennisball“ und „Gute Nacht mein Schmetterling!“ Diese hat er dafür aber fleißig praktiziert. Der Abend ist dann doch noch ganz lustig geworden.

Der nächste Tag begann so grässlich, dass es gar nicht schlimmer geht. Um 5 Uhr morgens lief Shane, unser Tourguide mit Topf und Kelle umher und sang uns aus unserem wohlverdienten Schönheitsschlaf. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es dann weiter in Richtung Adelaide. Der Rest der Reise verlief Ereignislos, immerhin hatten wir noch glatt 700 km vor uns und von daher wenig Zeit, etwas anzuschauen (mal ganz abgesehen davon, dass es auf dem Weg ausser ein paar ausgetrockneten Salzseen nichts anzuschauen gab).Letzten Ende gab es dann aber noch etwas positives zu berichten: Fast alle, die auf der Tour dabei waren, stiegen in Adelaide im Cannon Street Backpackers ab. Da wir noch einiges an Essen von der Tour übrig hatten, gab Shane uns zwei große Kisten mit Fleisch, Käse, Obst und Gemüse mit, da wir die nicht aufgebraucht hatten. Die Verpflegung für die nächsten Tage war auf jeden Fall erst mal sichergestellt.

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