Wasted in Barossa
Kaum erholt von der Tour von Alice Springs nach Adelaide bin ich zusammen mit Christian und Eike mit derselben Tour Company nach Barossa Valley gefahren, um mir dort ein paar Wineries und vor allem deren Inhalt „reinzuziehen“.
Wie bei jeder Tour ging es morgens zu einer unmenschlichen Zeit los. Diesmal wurde uns aber Gnade gewährt und wir sind erst um 7 Uhr vom Hostel abgeholt worden. Die Gruppe war wieder einmal recht klein, und erfreulicherweise waren diesmal nur junge Leute an Bord.
Die Fahrt ins Barossa Valley hat fast schon Heimweh in mir geweckt. Die Gegend dort sieht aus wie der Schwarzwald bzw. andere deutsche Mittelgebirge, in denen Wein wächst. Ausser ein paar Eukalyptusbäumen und Palmen (die dort aber nicht natürlich wachsen) war wirklich alles wie in Schland.
Unsere erste Station war das größte Schaukelpferd der Welt. Dieses Hottehü ragt etwa 100 m in die Höhe, und gegen einen Obolus von 2 Dollar darf man darauf steigen. Nur Steph (eine Holländerin, von der später noch mehr zu lesen sein wird) und ich haben uns darauf gewagt, alle anderen haben den Schwanz eingezogen und die Zeit dafür genutzt, sich einen Kaffee und ein Sandwich einzuverleiben. Letzteres habe ich mir auf die Schnelle auch noch geholt, um für den Besuch beim ersten Winzer etwas im Magen zu haben. Als erstes ging es zum Jacobs Creek Visitor Center. Jacobs Creek ist eine der bekannteren Marken in Australien und wird in die ganze Welt exportiert. Dort gab es die ersten sechs Weine zum probieren und eine kleine Tour durch das Visitor Center.
Bei der Weinprobe hat Eike sich als Biertrinker geoutet, wenn auch unfreiwillig. Während alle anderen der Prozedur einer Weinverkostung folgten (riechen, schwenken, noch mal riechen, nippen, den Wein auf der Zunge tanzen lassen bevor man den Abgang mit einem genießenden Schlucken vorbereitet und das wohlige schaudern und nachschmecken des Abgangs, nachdem der Wein seinen Weg durch die Speiseröhre gefunden hat), nahm er das Glas, kippte es auf Ex und verlangte nach mehr. Der verstörte Blick unserer jungen Weinchefin verriet deutlich, dass sie sich nicht ganz sicher war, ob sie sich nun Mensch oder Tier gegenübersah.
Den Namen des zweiten Winzers habe ich schon wieder vergessen, aber ich glaube es war Peter Lehmann. Der Name sagt übrigens einiges über die Geschichte von Barossa Valley aus.
Als Australien noch aus 7 verschiedenen, voneinander unabhängigen Kolonien bestand, hat man in South Australia sich dagegen entschieden, wie die anderen Kolonien Strafgefangene aus England und Irland zur Ansiedlung zu übernehmen. Stattdessen hat man schon sehr früh nach der Gründung die Glaubens- und Religionsfreiheit ausgerufen. Dieser Ruf blieb nicht ungehört, und so machten sich aus ganz Europa Menschen auf nach Australien, um dort ungestört ihrem Glauben nachgehen zu können. Darunter waren auch viele Deutsche aus Ostpreußen und Schlesien. Diese deutschen Auswanderer gehörten zu einer kleinen lutheranischen Glaubensgemeinschaft, die Mitte des 19. Jahrhunderts in ihrem Gebiet immer mehr unter Druck von der katholischen Kirche geraten ist. So haben ein paar hundert Leute beschlossen, nach South Australia auszuwandern, um dort ihren Glauben frei ausleben zu können. Auf dem Weg dorthin hat man unter anderem auch ein paar Rebstöcke aufgegabelt, in der Hoffnung, diese dort anpflanzen und damit Geld verdienen zu können. Nach einer beschwerlichen und langen Überfahrt an der afrikanischen Küste und dem Kap der guten Hoffnung vorbei ist man bei Kangaroo Island in der Nähe von Adelaide an Land gegangen. Erste Versuche, dort Wein anzubauen verliefen erfolgreich, und so machte man sich später in Richtung Festland auf, um dort geeignetes Land zu finden, um dort den Weinanbau zu kultivieren. Etwa 20 km nördlich vom heutigen Adelaide stieß man dann auf Land, welches verheißungsvoll fruchtbar aussah: Barossa Valley.
Noch heute sind hier über 60 Winzer zu Hause, und fast alle haben einen deutschen Namen. Weiter südöstlich von Barossa Valley, in dem kleinen Städtchen Hahndorf, wird der deutsche Einfluss aufrecht erhalten. Dort bekommt man in fast jedem Geschäft Kuckucksuhren, Bierkrüge von deutschen Biermarken und ähnliches. Die Restaurants sind allesamt in bayrischem Stil gehalten, und aus den Lautsprechern plätschern deutsche Trinklieder. Als Krönung steht mitten im Dorf ein Schild aus Holzbalken mit der Aufschrift „Hahndorf – Unser Dorf soll schöner werden“ mit dem Niedersachsenwappen drauf.
Aber zurück zur Weinprobe. Bei Peter Lehmann gab es zu meinem Missfallen zur Hälfte Ports und Sherries, die ekelhaft süß waren. Schnell weiter nach Richmond Grove.
Dort hatten wir eine Führung von einer durchgeknallten Amerikanerin, Essy. Sie war, wie man so schön sagt, ein echtes Original, da sie mit ihrer verrückten Art zu erzählen wirklich jeden zum lachen gebracht hat. Sie war auch die einzige, die für unsere Kameras mit den Weinen posieren wollte. Wie, das seht am besten selbst...
Nach drei Winzern war es angebracht, mal wieder was in den Magen zu bekommen, also ging es zum lunch in einen typischen „Landgasthof“. Wir konnten wählen zwischen Chicken Schnitzel, Känguruh-Steak, Fish of the day („Perch“, was auch immer das ist) und Pasta. Ich hab mich für den Fisch entschieden, und es war eine sehr gute Wahl, wenn auch ein bisschen wenig. Aber da das Essen im Tourpreis zu 79 Dollar (etwa 50 Euro) mit drin war, will ich nicht meckern.
Der letzte Winzer trug den abstrusen Namen Seppeltsfield. Von den Weinen her war dies das absolute Negativhighlight, da 80 % der Weine Port oder Sherry waren, aber zu diesem Zeitpunkt war das eigentlich schon egal, weil wir alle schon gut einen sitzen hatten und alles alkoholhaltige genommen haben dessen wir habhaft werden konnten. Steph (oder auch einfach nur „Dutchy“) ist auch Sozialarbeiterin, daher empfanden wir es als unsere Pflicht, dieser Truppe von Alkoholikern unsere professionelle Hilfe anzubieten. Zum Glück nahm dieses Angebot niemand an.,
Abends gegen 5 waren wir dann wieder im heimischen Adelaide, alle ein bisschen beschickert aber Glücklich. Steph hatte im laufe der Tour angedeutet, dass sie mit derselben Company eine 2-Tages-Tour nach Kangaroo Island gebucht hat. Da ich das auch machen wollte, haben wir uns für die Tour am Mittwoch verabredet. Das ist allerdings eine andere Geschichte.
Wie bei jeder Tour ging es morgens zu einer unmenschlichen Zeit los. Diesmal wurde uns aber Gnade gewährt und wir sind erst um 7 Uhr vom Hostel abgeholt worden. Die Gruppe war wieder einmal recht klein, und erfreulicherweise waren diesmal nur junge Leute an Bord.
Die Fahrt ins Barossa Valley hat fast schon Heimweh in mir geweckt. Die Gegend dort sieht aus wie der Schwarzwald bzw. andere deutsche Mittelgebirge, in denen Wein wächst. Ausser ein paar Eukalyptusbäumen und Palmen (die dort aber nicht natürlich wachsen) war wirklich alles wie in Schland.
Unsere erste Station war das größte Schaukelpferd der Welt. Dieses Hottehü ragt etwa 100 m in die Höhe, und gegen einen Obolus von 2 Dollar darf man darauf steigen. Nur Steph (eine Holländerin, von der später noch mehr zu lesen sein wird) und ich haben uns darauf gewagt, alle anderen haben den Schwanz eingezogen und die Zeit dafür genutzt, sich einen Kaffee und ein Sandwich einzuverleiben. Letzteres habe ich mir auf die Schnelle auch noch geholt, um für den Besuch beim ersten Winzer etwas im Magen zu haben. Als erstes ging es zum Jacobs Creek Visitor Center. Jacobs Creek ist eine der bekannteren Marken in Australien und wird in die ganze Welt exportiert. Dort gab es die ersten sechs Weine zum probieren und eine kleine Tour durch das Visitor Center.
Bei der Weinprobe hat Eike sich als Biertrinker geoutet, wenn auch unfreiwillig. Während alle anderen der Prozedur einer Weinverkostung folgten (riechen, schwenken, noch mal riechen, nippen, den Wein auf der Zunge tanzen lassen bevor man den Abgang mit einem genießenden Schlucken vorbereitet und das wohlige schaudern und nachschmecken des Abgangs, nachdem der Wein seinen Weg durch die Speiseröhre gefunden hat), nahm er das Glas, kippte es auf Ex und verlangte nach mehr. Der verstörte Blick unserer jungen Weinchefin verriet deutlich, dass sie sich nicht ganz sicher war, ob sie sich nun Mensch oder Tier gegenübersah.
Den Namen des zweiten Winzers habe ich schon wieder vergessen, aber ich glaube es war Peter Lehmann. Der Name sagt übrigens einiges über die Geschichte von Barossa Valley aus.
Als Australien noch aus 7 verschiedenen, voneinander unabhängigen Kolonien bestand, hat man in South Australia sich dagegen entschieden, wie die anderen Kolonien Strafgefangene aus England und Irland zur Ansiedlung zu übernehmen. Stattdessen hat man schon sehr früh nach der Gründung die Glaubens- und Religionsfreiheit ausgerufen. Dieser Ruf blieb nicht ungehört, und so machten sich aus ganz Europa Menschen auf nach Australien, um dort ungestört ihrem Glauben nachgehen zu können. Darunter waren auch viele Deutsche aus Ostpreußen und Schlesien. Diese deutschen Auswanderer gehörten zu einer kleinen lutheranischen Glaubensgemeinschaft, die Mitte des 19. Jahrhunderts in ihrem Gebiet immer mehr unter Druck von der katholischen Kirche geraten ist. So haben ein paar hundert Leute beschlossen, nach South Australia auszuwandern, um dort ihren Glauben frei ausleben zu können. Auf dem Weg dorthin hat man unter anderem auch ein paar Rebstöcke aufgegabelt, in der Hoffnung, diese dort anpflanzen und damit Geld verdienen zu können. Nach einer beschwerlichen und langen Überfahrt an der afrikanischen Küste und dem Kap der guten Hoffnung vorbei ist man bei Kangaroo Island in der Nähe von Adelaide an Land gegangen. Erste Versuche, dort Wein anzubauen verliefen erfolgreich, und so machte man sich später in Richtung Festland auf, um dort geeignetes Land zu finden, um dort den Weinanbau zu kultivieren. Etwa 20 km nördlich vom heutigen Adelaide stieß man dann auf Land, welches verheißungsvoll fruchtbar aussah: Barossa Valley.
Noch heute sind hier über 60 Winzer zu Hause, und fast alle haben einen deutschen Namen. Weiter südöstlich von Barossa Valley, in dem kleinen Städtchen Hahndorf, wird der deutsche Einfluss aufrecht erhalten. Dort bekommt man in fast jedem Geschäft Kuckucksuhren, Bierkrüge von deutschen Biermarken und ähnliches. Die Restaurants sind allesamt in bayrischem Stil gehalten, und aus den Lautsprechern plätschern deutsche Trinklieder. Als Krönung steht mitten im Dorf ein Schild aus Holzbalken mit der Aufschrift „Hahndorf – Unser Dorf soll schöner werden“ mit dem Niedersachsenwappen drauf.
Aber zurück zur Weinprobe. Bei Peter Lehmann gab es zu meinem Missfallen zur Hälfte Ports und Sherries, die ekelhaft süß waren. Schnell weiter nach Richmond Grove.
Dort hatten wir eine Führung von einer durchgeknallten Amerikanerin, Essy. Sie war, wie man so schön sagt, ein echtes Original, da sie mit ihrer verrückten Art zu erzählen wirklich jeden zum lachen gebracht hat. Sie war auch die einzige, die für unsere Kameras mit den Weinen posieren wollte. Wie, das seht am besten selbst...
Nach drei Winzern war es angebracht, mal wieder was in den Magen zu bekommen, also ging es zum lunch in einen typischen „Landgasthof“. Wir konnten wählen zwischen Chicken Schnitzel, Känguruh-Steak, Fish of the day („Perch“, was auch immer das ist) und Pasta. Ich hab mich für den Fisch entschieden, und es war eine sehr gute Wahl, wenn auch ein bisschen wenig. Aber da das Essen im Tourpreis zu 79 Dollar (etwa 50 Euro) mit drin war, will ich nicht meckern.
Der letzte Winzer trug den abstrusen Namen Seppeltsfield. Von den Weinen her war dies das absolute Negativhighlight, da 80 % der Weine Port oder Sherry waren, aber zu diesem Zeitpunkt war das eigentlich schon egal, weil wir alle schon gut einen sitzen hatten und alles alkoholhaltige genommen haben dessen wir habhaft werden konnten. Steph (oder auch einfach nur „Dutchy“) ist auch Sozialarbeiterin, daher empfanden wir es als unsere Pflicht, dieser Truppe von Alkoholikern unsere professionelle Hilfe anzubieten. Zum Glück nahm dieses Angebot niemand an.,
Abends gegen 5 waren wir dann wieder im heimischen Adelaide, alle ein bisschen beschickert aber Glücklich. Steph hatte im laufe der Tour angedeutet, dass sie mit derselben Company eine 2-Tages-Tour nach Kangaroo Island gebucht hat. Da ich das auch machen wollte, haben wir uns für die Tour am Mittwoch verabredet. Das ist allerdings eine andere Geschichte.
teegernseher82 - 21. Jun, 13:36