Freitag, 6. Februar 2009

Australia Day oder der Tag, an dem Australien erfunden wurde.

Der 26. Januar ist für die Australier das, was für uns der 3. Oktober ist, der höchste Nationalfeiertag überhaupt, und hier in Perth wurde dieser Tag auch würdigst zelebriert. War das Feuerwerk zu Silvester doch eher enttäuschend, so bekam man im Vorfeld von allen Einheimischen zu hören, dass das Feuerwerk beim Australia Day alle Feuerwerke in den Schatten stellen würde, welche wir vorher gesehen haben (außer vielleicht das Silvesterfeuerwerk in Sydney). Was die Abhandlung dieses Tages angeht seien schon mal zwei Dinge vorweg verraten: 1. eine Bank ist zerstört worden, und 2. jemand hätte fast einen linken Haken abbekommen.

Aber nun mal von vorne. Das offizielle Festtagsprogramm sah so aus, dass tagsüber eine Flugshow über dem Swan River stattfinden und auf den dazugehörigen Wiesen Zerstreuung musikalischer und essenstechnischer Natur geboten werden sollte. Eine kleine Gruppe von 6 Leuten aus meinem Hostel, namentlich Mandy (die eigentlich Margot heißt) Tim, Rick, Andy, Kai und ich haben uns bewaffnet mit Whiskey Cola und allerlei anderem unerlaubten Zeugs (trinken in der Öffentlichkeit ist strengstens verboten) auf den Weg gemacht, den Tag wie unseren eigenen Feiertag zu zelebrieren. Ein kurzer zwischenstopp bei Burger King, der hier in Australien wegen einem irrwitzigen Rechtsstreit übrigens Hungry Jacks heißt, hat uns nur temporär davon abgehalten, die Wiesen am Swan River unsicher zu machen. Auf dem Weg dahin wurde schon klar, wie es unten am Fluss aussehen würde, denn die Strassen waren vollgestopft mit bemalten Gesichtern und Australischen Flaggen, die von ihren Eigentümern alle in die selbe Richtung getragen wurden.

Da es zu einigen Uneinigkeiten über die Wahl des zu besetzenden Gebietes gab, sind wir einige Zeit am River hin- und wieder zurück gewandert oder besser gewankt, denn wir hatten schon ein paar Promille in der Glomse. Etwa zu diesem Zeitpunkt war es, als Punkt 1 geschah. Als eine Aborigine-Familie mitsamt Kinderwagen an uns vorbei ging, hat Kai aus lauter Jux und Dollerei nach dem Leuchtstab gegriffen, den das kleine Kind in der Hand hatte, nur um den zu berühren. Als Folge walzte eine 150 kg Walze auf ihn zu, die sich als der Onkel des Kindes herausstellte, der es nicht auf sich beruhen lassen wollte, dass einfach so ein Fremder Mensch seine Hand nach seinem Neffen ausstreckt. Onkel Walze aber hatte aber schon ein paar Promille mehr in der Glomse, und als er Kai mit einem linken Haken niederstrecken wollte, strich seine Faust leicht über Kais Haut, verfehlte aber ansonsten ihr Ziel so dass Onkel Walze, überrascht von der Wucht des eigenen Schlages in Zeitlupe vornüber auf die Straße fiel. Tim und Andy verfielen in Jubel, denn sie hatten zu diesem Zeitpunkt schon wetten über den Ausgang des Kampfes abgeschlossen. Onkel Walze wollte zwar immer noch nicht aufhören, wurde jedoch vom Rest der eigenen Familie zurückgehalten. So blieb ihm nur die Schmach, im Kampf von sich selbst besiegt worden zu sein. Das schaffen nicht viele.

Kurz danach hat das Feuerwerk angefangen, und ich muss sagen, es wurde nicht zu viel versprochen. Sowohl vor uns über dem Fluss als auch hinter uns auf den Wolkenkratzern wurde ein regelrecht großartiges Feuerwerk abgehalten. Fast 45 Minuten lang standen wir da mit offenen Mündern und haben gestaunt, was bei so einem Feuerwerk alles möglich ist. Das Feuerwerk wurde übrigens gesponsort von Lotterywest, dem größten Lotterieunternehmen hier in Australien. Klar, dass die nicht geizen dürfen. Es gab Raketen in solchen Formen und Farben, von denen ich nicht mal wusste, dass sie existieren. Auf jeden Fall war das Feuerwerk mit nichts vergleichbar, was ich vorher in der Hinsicht gesehen habe.

Nach Ende des Feuerwerkes setzte eine wahre Völkerwanderung ein. Denn gefühlte 3 Millionen Menschen brachen gleichzeitig in Richtung Heimat auf, was hieß, dass die meisten nach Northbridge wollten, wo auch unser Hostel liegt. Selbst wenn die Autofahrer gewollt hätten, sie hätten keine Chance gehabt, durch die nicht abgesperrten Straßen in der Innenstadt zu fahren.

Zurück im Hostel ging die Party dann weiter. Zunächst war es noch ganz ruhig, da die meisten Ir(r)en noch nicht angekommen waren. Also haben wir lässig Musik gehört und Spaß gehabt, bis sie dann doch da waren. Mit einem Mal wurde auf den Tischen getanzt, Teller am Kopf zerdeppert und generell etwas am Rad gedreht. Und da muss es passiert sein, dass Punkt zwei eingetreten ist, denn als ich am nächsten Tag aufgestanden bin lag im Innenhof eine fein säuberlich zerlegte Bank, die mittelschwere bis tiefgreifende Gebrauchsspuren vom Vortag aufwies.

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