Donnerstag, 11. Dezember 2008

Mein erstes Sinfonie – Konzert

Christian hatte in einer Zeitung eine Werbung für ein kostenloses Sinfoniekonzert gesehen und war sofort Feuer und Flamme, dahin zu gehen. Dabei sollten mehr als 300 Akteure auf der Bühne stehen, das 7. Battalion von Schießmichtot sollte seine Kanonen abfeuern dürfen und die Swan Bells wurden auch noch involviert. Die Swan Bells sind ein Glockenspiel aus 18 riesigen Glocken und ist somit eines der größten Musikinstrumente der Welt. Für dieses „Instrument“ musste eigens ein großer Turm am Swan River gebaut werden.
Angesichts dessen und weil es umsonst war sind wir zu fünft dahin. Zu fünft deshalb, weil Dani und Michi noch dabei waren, ein Pärchen aus München, die wir immer wieder auf den verschiedensten Caravan Parks entlang der Westküste getroffen haben, und eben auch in Perth wieder.

Also haben wir uns früh mit einer Decke in den Park gesetzt, und was wir gesehen haben war schon nicht schlecht. Eine ziemlich große Bühne war da aufgebaut, mit zwei großen Leinwänden rechts und links. Erst vor Ort haben wir erfahren, dass das Konzert vom West Australian Symphony Orchestra gegeben wird, einem der größten Symphonieorchester Australiens. Dementsprechend voll wurde es auch nach einiger Zeit. Wir hatten Glück, dass wir so früh waren, eine Stunde später hätten wir keinen Platz mehr gefunden.

In Deutschland sind Sinfonie – Konzerte eine relativ ernste Angelegenheit (so ist zumindest mein Eindruck). In Australien ist das ganz anders. Die Lieder sind die gleichen wie bei uns. Angefangen hat es mit einem Stück aus Carmen (nicht der Bolero), Tschaikowsky, der Säbeltanz von Khatchaturian (einfach mal bei youtube eingeben. Ihr werdet ihn kennen, wenn ihr ihn hört.) Alles in allem sehr schmissige, rasante Stücke. Aber was wirklich den Unterschied ausmachte war der Dirigent, der nämlich zwischen jedem Stück als Stand-Up Comedian diente. Unter anderem hat er gemeint, dass man bei dem Gefangenenchor aus Aida den Originaltext auch durch seine Einkaufsliste ersetzen kann, weil es versteht ja eh niemand, was gesungen wird.

Als letztes wurde ein 16minütiges Stück gespielt, während dessen auch das 7. Battalion zum Einsatz kam und die Swan Bells geläutet wurden. Ein wahrhaftig bombastisches Erlebnis!

Bei der Zugabe hab ich dann was erlebt, was man in Deutschland nun wirklich so schnell nicht sehen wird. Die erste Zugabe war der Radetzky – Marsch, den der Dirigent folgendermaßen ankündigte:„Now I don’t care who this Radetzky was, cos we’re in Australia. I want you all to shout „Oi!“ when we repeat the chorus!“ Was dann auch das ganze Publikum gemacht hat.

Als zweite Zugabe kam dann der Bolero aus Carmen. Und dann hab ich was erlebt, was mich total baff gemacht hat. Denn die ganzen jüngeren Zuschauer sind sitzen geblieben, während die Älteren Semester wie von der Tarantel gestochen aufgesprungen sind und wild getanzt haben. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes!

Der Abend war ein tolles Ereignis. Wenn Symphonie – Konzerte auch bei uns so wären (und wenn sie nichts kosten würden), würde ich auch in Deutschland gerne dahin gehen.


P.S.: Ich hab grad noch mal bei youtube nach dem Säbeltanz geschaut. Mir gefällt diese Version davon nicht schlecht :-)

http://de.youtube.com/watch?v=NfYFMkPvMnk

Von Esperance zurück nach Perth

Den Weg von Esperance bis Perth möchte ich euch nur kurz bschreiben. Es gab zwar viel zu sehen, aber leider hatten wir nicht mehr so viel Zeit. Deshalb habe ich beschlossen, dass ich Anfang nächsten Jahres noch einmal dort hin fahre, um das alles wirklich genießen zu können.

Denn in und um Esperance gibt es einige der schönsten Strände, die es überhaupt gibt. Im Cape LeGrand National Park ein paar Kilometer östlich gibt es Strände so weiß wie unbedrucktes Papier, Wasser so Türkis wie aus dem Malkasten, und jede Menge Tiere am Strand. Mit viel Glück kann man in dieser Kulisse einige große rote Känguruhs vorbei hoppeln oder grasen sehen. Sprich: Traumhaft schön! Auf der anderen Seite habe ich in eben diesem Nationalpark auch meine erste Giftschlange gesehen, eine „broad headed snake“. Ich weiß nicht, wie giftig sie ist, aber in meinem Kartenspiel der giftigsten Tiere Australiens hat sie 3 von 4 Sternen auf der Skala der Gefährlichkeit.

Leider haben wir hier nach ein paar Stunden unsere Zelte wieder abbrechen müssen, da wir weiter nach Kalgoorlie fahren wollten. Kalgoorlie hat die größte Goldmine von Australien, wenn nicht sogar von der Welt. Diese „Super Pit“ sieht von außen sehr majoestätisch aus. Das Loch ist 3,5 km lang und 1,3 km breit. Von einem Lookout aus kann man sich die ganze Grube aus ansehen. In der Grube sieht man ganz winzig kleine Laster herumfahren, die aussehen, wie aus einem Puppenhaus entnommen. In Wirklichkeit haben diese Monster 4 m hohe Reifen und sind größer als jeder LKW, der in Europa überhaupt auf der Straße fahren darf. In die Schaufeln der Bagger, die da in 500 m Tiefe rumfahren passt unser Van mehrfach rein. Ich hab ein Foto gemacht von mir in einer dieser Baggerschaufeln. Dieses Foto musste von so weit weg gemacht werden, dass man mich da kaum noch drauf sieht. Das war schon der Wahnsinn.

Kalgoorlie an sich ist eine ganz schöne Stadt, es hat viele alte Gebäude („alt“ heißt hier älter als 100 Jahre), aber es ist auch nur eine Stadt wie jede andere auch. Deswegen sind wir am nächsten Tag schnell weiter nach Norden gefahren zum Lake Ballard. Auf diesem Salzsee, der fast das ganze Jahr über ausgetrocknet ist, hat der Künstler Antony Gormley 51 Metallstatuen aufgestellt, die als die „Gormleys“ bekannt geworden sind. Geminerweise hat er nicht alle auf einen Fleck gestellt, sondern geschickt über den ganzen See drapiert, so dass man einige Stunden laufen muss, um wirklich alle Figuren zu sehen. Wir haben nach 10 den Eindruck gehabt, dass alle gleich aussehen, und sind deshalb wieder zurück zum Auto gegangen. Von denen war ich doch sehr enttäuscht, vor allem, weil wir dafür extra 360 km hin und zurück gefahren sind. Denn die nächste NAcht haben wir wieder in Kalgoorlie verbracht.

Am nächsten Tag ging es ganz früh weiter in Richtung Perth. Da wir die knapp 700 km aber nicht an einem Tag zurück legen wollten, sind wir noch zum Wave Rock gefahren, einer Felsformation, die exakt wie eine Welle aussieht. Das war zwar nicht der direkte Weg nach Perth, aber dieser Umweg hat sich gelohnt. Der Wave Rock ist touristisch noch nicht so ganz erschlossen, d.h. von Kalgoorlie kommend mussten wir 120 km über unbefestigte Straße fahren, bevor wir angekommen sind.

Was als erstes ins Auge gestochen hat waren die Mücken auf dem Caravan Park. Angenehm hingegen war, dass der Wave Rock nur 100 m zu Fuß entfernt war, und wir konnten das Bild machen, was jeder Tourist hier macht: Sich an den Wave Rock stellen und so tun, als ob man darauf surft (Dieses Foto war der eigentliche Grund warum wir dahin gefahren sind, nicht etwa die schöne Landschaft ... J).

Am nächsten Morgen, nach einem 4 km Spaziergang und gefühlten 10.000 Moskitobissen (trotz langer Kleidung und Insektenspray!) sind wir noch in den örtlichen Wildpark gegangen. Was cool war, denn dort haben sie eine ganz seltene Art von Känguruhs, nämlich weiße. Außerdem noch ein einsames Emu, einen Koala, und drei Wombats.

Glücklich, die Moskitos hinter uns zu lassen, ging es weiter nach Perth. Dort hatten wir ein Problem: Das Wochenende nahte und wir hatten vergessen, uns ein Hostel zu buchen. So sind wir spät am Abend hungrig herum geirrt, um ein Hostel zu finden, welches noch Betten frei hatte. Gelandet sind wir dann am Ende in einem relativ ekelhaften Hostel geschlafen, von dem wir nachher von anderen Backpackern erfahren haben, dass es dort bed bugs gibt. Das sind mehrere Zentimeter große Käfer, die in Matratzen leben und die lästige Angewohnheit haben, einen während der Nacht zu beißen und dabei Krankheiten zu übertragen. Glücklicherweise sind wir davon verschont geblieben.

Jetzt bin ich aber sicher untergebracht im Perth YHA Hostel (Youth Hostels Australia ist so was wie DJH bei uns), mit viel Komfort (u. a. einem Pool). Wir versuchen gerade, unser Auto zu verkaufen und seit heute bin ich endlich offiziell auf Arbeitssuche. Die nächsten Wochen und Monate werde ich erst einmal hier verbringen.

Rückmeldungen sind übrigens sehr willkommen. Ich will ja auch mal hören, wie es euch geht. Meine E-Mail Addy ist ingoesp@gmx.de

Bis die Tage

Ingo

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