Sonntag, 7. Dezember 2008

Gründe dein eigenes Land. In sieben einfachen Schritten.

Einige von euch haben hoffentlich schon Post mit lustigen Briefmarken drauf bekommen. Allen, die nicht zu diesen gehören, sei gesagt, dass unser nächster Ausflug uns in die Hutt River Province Principality geführt hat, dem einzigen Land auf der ganzen Erde, welches um 16 Uhr nachmittags schliesst. Ja, ihr habt richtig gelesen. Die Hutt River Province ist tatsächlich ein eigenes Land innerhalb von Australien. Es ist allerdings auf keiner Landkarte zu finden, da es nur 75 qkm groß ist und nur aus etwa 5 Gebäuden besteht. Und dieses Land schliesst tatsaechlich um Punkt 4 pm seine Pforten.
Regiert wird das Land seit dem 21. April 1970 von HRH (was glaub ich für „His/Her Royal Honesty“ steht) Prince Leonard und HRH Princess Shirley. Eben jene beiden haben beschlossen, aus dem Commonwealth auszutreten und ihren eigenen Staat zu gründen, da ihnen die Weizenpreise zu hoch waren. Und tatsächlich gab es damals im Gesetz von Western Australia eine Lücke die Farmern erlaubt hat, ihr eigenes Land zu gründen. Diese Lücke ist kurz danach natürlich geschlossen worden, und Australien hat mehrfach versucht, dieses „Land“ wieder einzugliedern, bisher allerdings erfolglos.
In Hutt River leben vielleicht 20 Leute, da die Staatsangehörigkeit aber käuflich erwerbbar ist, gibt es inzwischen etwa 13.000 Staatsangehörige in der ganzen Welt.

Anhand dieses Beispiels möchte ich nun ein paar unerlässliche Dinge auflisten, die man nicht vergessen sollte, wenn man seinen eigenen Staat gründet.

1. Eigene Währung. Auch wenn man die Währung des einen umgebenden Staates akzeptiert braucht man unbedingt eine eigene Währung, um diese für teueres Geld an zahlungswillige Touristen zu verkaufen

2. Ein eigenes Postsystem. Jedes noch so kleine Land braucht ein eigenes Postsystem. Auch wenn das Land nur aus fünf Häusern besteht, auch diese fünf Häuser haben meistens einen Briefkasten, ergo muss es auch jemanden geben, der diesen Briefkasten füllt, ergo muss es auch einen Postboten geben, ergo auch eine Staatseigene Post. Dafür ist es unerlässlich,

3. seine eigenen Postkarten zu haben. Naja, und natürlich wieder für die Touristen (nicht vergessen: Vertrag mit der Post abschließen, die in dem umgebenden Land operiert. Andererseits bräuchtet ihr eure eigene Auto- Schioff und Flugzeugflotte. Das könnte ein bisschen teuer werden).

4. Den Genfer Konventionen beitreten. Hutt River Province hat dies im Jahre 1978 getan. In der ganzen Welt war die Erleichterung ob diesen Schrittes spürbar.

5. Gründe dein eigenes College. Ebenfalls ein Muss ist ein eigenes College, mit eigenem Logo und Briefkopf und all dem Schnickschnack. Auch wenn die einzige Fakultät sich mit kosmischer Numerologie beschäftigt. Es sieht trotzdem cool aus, vor allem wenn ihr euch dann noch eine Wellblechpyramide in den Vorgarten stellt und fest behauptet, dass man in dieser Pyramide kosmische Energien empfangen kann. Das zieht Touristen en masse an!

6. Du brauchst eine eigene Kirche. Warum? Ganz einfach: Sich im eigenen Wintergarten zum König krönen zu lassen hat einfach keinen Style.

7. Eine eigene Flagge. Wenn Du ein Kind hast, gib ihm Fingerfarbe und eine weiße Flagge und fertig ist die Laube..
8. Eine eigene Staatskarosse. Das kann die rostigste Rostlaube sein, Hauptsache sie hat eine Antenne, wo man die Flagge aufhängen kann.

So, mit diesem Wissen versuche ich jetzt mein Glück. Ich lass euch wissen, wie es ausgegangen ist.

P.S.: An alle, die einen Brief erhalten haben: Schmeisst die Briefmarken nicht weg! Die wurden von Princess Shirley herself angeleckt (ist wirklich wahr!)

Werkstatt Nr. 4: Kalbarri

Shark Bay war wirklich eine Reise Wert. Nicht nur die Delfinfütterung in Monkey Mia, die Stromatoliten und das Ozeanarium sind spannend, es gibt auch noch den Shell Beach, einen Strand, dessen „Sand“ aus einer 7 m dicken Muschelschicht besteht, eine heiße Quelle, in die man springen kann (auch wenn die „Quelle“ in eine Betonwanne eingefasst war und das Wasser darin eher brackig aussah; na ja, immerhin war es heiß). Aber trotzdem mussten wir uns von diesem Himmel auf Erden wieder verabschieden. Von hier an ging es (nach einer Übernachtung an einem Zeltplatz, der sich durch die offensichtliche Abwesenheit jeglicher Anzeichen von Zeltplatz auszeichnete) in den Kalbarri National Park.

Der Park war auch ganz toll. Eine Landschaft wie im Grand Canyon erwartete uns, mit bizarren Sandsteinformationen wie dem Natures Window (einer Sandsteinbrücke, durch die man ganz tief hinab ins Tal schauen konnte). Nicht so schön war allerdings die Straßenkondition in dem Park. Gerade als wir wieder auf die Hauptstraße zurückkehren wollten, merkten wir, dass am Armaturenbrett alle Lampen auf Alarm standen: das Kühlwasser kochte, die Batterie war im Begriff, auszugehen und die Öllampe leuchtete. Was tun? Mitten im Outback hilft nichts ausser Abwarten und Tee trinken. Also warteten wir bis das Wasser sich wieder beruhigt hat, füllten ein bisschen Öl nach und weiter ging es. Nach 10 km kamen wir nach Kalbarri, unserer finalen Destination für diesen Tag. Bereits nach diesen 10 km war das Wasser wieder am kochen. Was war kaputt?? Wir öffneten den Motorraum, was aber völlig unnötig war, weil keiner von uns wirklich Ahnung von der Materie hatte.

Der nächste Tag begann verheißungsvoller. Wir konnten an einer Pelikanfütterung direkt vor unserem Carvan Park aktiv teilnehmen. Hieß: Ingo durfte Pelikane füttern! Ich war der einzige, der gleich zweimal von der älteren Dame aus der Menge herausgepickt wurde. Sollte mir das zu denken geben?

Als wir unseren Weg mit neuem Kühlwasser fortsetzen wollten, kam schnell die nächste kalte Dusche. Nach 2 km war das Kühlwasser wieder am kochen. Nichtsdestotrotz haben wir noch den Rainbow Valley Vogelzoo besucht (in dem alle Kakadu- und Papageienarten Australiens zu sehen gab, und das sind nicht wenige), bevor wir uns dann entschlossen haben, Freitag Nachmittags um 14 Uhr nach einer Werkstatt zu suchen. Zum Glueck gilt das Prinzip "Freitags um 1 macht jeder seins" nicht in Australien, und wir haben noch eine offene Werkstatt gefunden. Der Typ dem die Werkstatt gehört hat, hat den Motorraum geöffnet und mit einem sehr erstaunten Blick festgestellt, dass uns ein Keilriemen abhanden gekommen ist. Einfach futsch! Kein Wunder, dass alle Lampen auf Alarm standen, da unsere nigelnagelneue Lichtmaschine (die wir ja erst ein paar Tage zuvor haben einbauen lassen) und der Kühler nicht mehr angetrieben wurden. Ergo wurde a) die Batterie nicht mehr geladen, und b) das Wasser nicht mehr gekühlt, was c) dazu geführt hat, dass der Motor das Öl verklumpt hat. Dass nicht weiterer Schaden am Motor entstanden ist, war pures Glück. So sind wir mit einem blauen Auge und einem neuen Keilriemen davon gekommen.

Unsere Liste von besuchten Werkstätten sieht nun so aus:

Darwin: Ölleck verdichtet, neue Abblendleuchten, neuer Zigarettenanzünder
Kununurra: Neuer Benzinfilter und neuer Benzinschlauch
Broome: Neue Lichtmaschine
Kalbarri: Neuer Keilriemen

Und es war nicht der letzte Werkstattbesuch ...

Die Top 5 der gefährlichsten Jobs, die man als Backpacker machen kann

All die unten aufgelisteten Jobs sind uns tatsächlich entweder angetragen worden oder wurden von anderen Backpackern ausgeübt, die wir auf dem Weg bisher getroffen haben.

Nummer 5:
Arbeiten auf einer Bananenfarm. Nicht nur, dass Du bei einem Gewicht von 30 – 40 kg, das auf Dir lastet, Dir leicht mal einen Hexenschuss einfangen kannst. Nein, die Bananenstauden sind auch Heimat für viele kleine und große Spinnen, welche die Kragenöffnung deines Hemdes als Höhle missdeuten, die es nach Nahrung abzusuchen gilt. Vorsichtsmaßnahmen: Tipp: Neoprenanzug und Taucherbrille tragen für besten Schutz.

Nummer 4:
Melonen ernten. Der Vorteil von Bananen gegenüber Melonen ist: sie hängen an einem Baum. Das bedeutet, Du musst sie nicht erst hochheben. Bei Melonen ist das anders. Du gehst eine Kilometer lange Reihe von Melonen ab, bückst dich, schneidest die Melone ab, stellst dich wieder hin, schmeißt die Melone auf einen Karren, gehst einen Schritt weiter, bückst dich, etc. Das machst Du gefühlte 10.000 mal, über 9 Stunden lang mit einer halben Stunde Pause, und wenn Du Glück hast, steht keiner hinter Dir, der dich verbal immer wieder antreibt. Nach zwei Wochen geht dein Rücken krachen. Tipp: Schließ vorher eine gute Arbeitsunfähigkeitsversicherung ab.

Nummer 3:
Mangos ernten in den Subtropen. Bei einer Luftfeuchtigkeit von 95 % und einer Temperatur von 40 Grad im Schatten stehst Du 10 Stunden am Tag auf einem Feld, kletterst auf Bäume und schneidest Mangos ab. Das fiese dabei sind nicht nur die Spinnen, die sich im Baum verkriechen (sonst wäre es ja nur auf Platz 5 gleichauf mit den Bananen), sondern wenn die Mangos vom Baum getrennt werden, fließt weiße Flüssigkeit aus dem Mango-Stiel. Jetzt kommts drauf an: Wenn Du Glück hast, bist Du dagegen nicht allergisch und es passiert nichts. Wenn Du Pech hast, bist Du gegen das Zeug allergisch, es brennt auf der Haut wie Zunder und hinterlässt ziemlich hässliche Narben, wenn es nicht sehr bald behandelt wird (was im Outback eher unwahrscheinlich ist). Tipp: Siehe Nummer 5.

Nummer 2:
Arbeiten auf einem Perlentaucherboot in der Zyklon – Saison. Du arbeitest mehrere Wochen lang als Deckhand auf einem Perlentaucherboot, d. h. du kochst, machst sauber etc. Alles kein Problem. Nur leider fängt gerade die Wet Season an und Du siehst jeden Abend Gewitter über das Meer ziehen. In den Nachrichten hast Du gehört, dass bald die ersten Zyklone (in Amerika heisst so etwas Hurricane) über das Wasser fegen sollen, und Du überlegst Dir mehrmals, ob es sich lohnt, den Heldentod zu sterben, damit die Damen sich dekorieren können. Du beschließt, doch lieber weiterleben zu wollen. Tipp: Falls Du Dich doch dazu entschliessen solltest, diesen Job anzunehmen, informier dich vorher, ob Toilette und Waschbecken direkt nebeneinander sind!!

Nummer 1:
Als Guide in einem Ozeanarium arbeiten. Du hast gehört, dass es in der Nähe ein tolles Aquarium geben soll. Also gehst Du hinein. An der Kasse wirst Du von dem zuständigen Guide als Deutscher identifiziert, und er redet mit Dir in Deutsch weiter. Er ist auch nicht viel älter als Du, aber Du nimmst an, dass er schon länger in Australien ist und fest hier arbeitet. Er führt dich und eine Gruppe von 10 anderen Leuten herum. Du siehst Alle möglichen Arten von Fischen (unter anderem Steinfische, die können ziemlich tödlich sein), Schildkröten, Haien, etc. das normale Programm halt. Dann erklärt er Dir, dass er nun zu seinem Lieblingsbecken kommen würde. Er greift herein, und was er herausholt ist nichts geringeres als eine ausgewachsene Seeschlange. Im gleichen Atemzug erklärt er Dir, dass diese Schlange 3x so giftig ist wie die giftigste Artgenössin zu Lande, und dass Du mit einem einzigen Biss innerhalb von 14 Sekunden sterben würdest
Nach der Tour unterhältst D dich mit ihm und stellst fest, dass er nur ein weiterer Backpacker ist und erst seit drei Wochen in diesem Aquarium arbeitet. Tipp: Erst der zweite Biss ist tödlich.

Ein Delfin müsste Mann sein

Delfine. Wilde Delfine. Du machst große Augen. Delfine kommen freiwillig zu Dir. Freiwillig, weil es für sie die einfachste Art und Weise ist, ihr Futter zu bekommen, nicht weil, wie manche humanoide Wesen es sich einbilden, sie Dich mögen. Trotzdem große Augen und der Wunsch, Delfin anzufassen.

Delfin freut sich auf das Futter, nicht auf Dich. Aber hauptsache Delfin freut sich. D. mag es trotzdem nicht angefasst zu werden, weil D. davon krank wird (denn D. ist ein Säugetier und somit vulnerabel für Säugetierkrankheiten). Trotzdem darf D. von Touristen per Hand gefüttert werden. Unverständlich, weil trotzdem Risiko von Krankheit!!

D. ist ein schönes Tier. D. weiß das auch und stellt es immer wieder unter Beweis, indem er rücklinks vor dir herschwimmt und dich mit großen lidlosen Augen und einer Mundform, die manch humanoider als Lächeln missdeutet, anschaut. D. kennt die Menschen (schließlich kommt er schon seit Jahren jeden Tag mehrfach zu dieser Stelle) und weiss auch, wie er Dir gefallen kann, damit Du ihm das allzu ersehnte Futter gibst. Du fällst natürlich drauf rein, denn Du kannst Dir in dem Moment kein schöneres, braveres, niedlicheres Tier vorstellen und willst D. am liebsten mit nach Hause ins eigene Aquarium nehmen.

Das allerdings würde D. nicht zulassen, denn D. kann auch ganz anders. Wenn nicht in der Nähe von Menschen, wird D. zum gnadenlosen Treibjäger und Mörder, indem D. zusammen mit seinen Kumpels kleinere Fische in die Enge treibt und frisst. Dieses tut D. im übrigen häufiger als jeder Hai, ist also demzufolge auch gefährlicher als diese (was allerdings auch nicht schwer ist, da sogar Kokosnüsse gefährlicher sind als Haie. Es kommen jährlich mehr Menschen durch Kokosnüsse ums Leben als durch Haiattacken. Ich finde es demzufolge unverantwortlich, einfach so Kokosnüsse in Supermärkten zu verkaufen. d. A.).

Diese Fakten werden von deiner selektiven Wahrnehmung aber bereitwillig und ohne Probleme ausgeblendet, wenn D. grazil vor Dir her schwimmt. Du träumst davon, ein Delfin zu sein. Träumst davon, ewig weit in den Ozean hineinzuschwimmen und frei zu sein. Wenn Du eine Frau bist, kannst Du das aber mal ganz schnell vergessen, denn die Rollenverteilung bei Famiilie D. ist ganz klar konservativ. Mann kann tun und lassen was er will, denn sobald er eine Dame beglückt hat, zieht er wieder wie ein einsamer Cowboy seiner Wege und lässt Mama D. mit Großmama D. und Baby D. alleine. Die Emanzipation ist an Familie D. definitiv vorbei gegangen.

Wenn D. Mann ein bisschen zuviel Testosteron ausschiesst, kann er ganz schön nervig werden, vor allem, wenn er wie ein betrunkener Ehemann Frau und Kinder attackiert. Deswegen bleiben Großmama D., Mama D. und Baby D. immer zusammen, für immer und ewig.

Du stehst am Strand und hörst Dir den Vortrag des Rangers an. Du nimmst all diese Informationen über Treibjagden, herumhurende und schlagende Ehemänner und konservative Rollenverteilung auf, vergleichst sie mit den Informationen, die Augen und Ohren dir geben und denkst Dir: Ach sind sie nicht niedlich?

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